Die Elfen der Dämmerung: 3 dicke Fantasy Sagas auf 1500 Seiten. Frank Rehfeld. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Frank Rehfeld
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Год издания: 0
isbn: 9783956179129
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darauf zog er es aus der Scheide, fuhr herum und deutete mit der Klinge auf Maziroc. "Ihr müsst es ihm verraten haben!", zischte er. "Nur Ihr wusstet, dass wir wieder über Drachen verfügen. Seit mehr als vierhundert Jahren hütet mein Volk dieses Geheimnis nun schon, doch Ihr habt es entgegen Eurem heiligen Schwur verraten. Dafür verdient Ihr den Tod!"

      "Nun sieh mal einer an. Der ganzen Aufregung zufolge scheine ich mit meiner Vermutung wohl einen Volltreffer gelandet zu haben", ergriff Scruul wieder das Wort. Auch er stand nun auf, stellte sich neben Maziroc und legte ihm die Hand auf die Schulter. "Allzu schwer war es ja auch nicht zu erraten, wenn man sich ein klein bisschen in der Geschichte des Zwergenvolkes auskennt."

      "Was willst du damit sagen?", herrschte Barkon ihn an.

      "Zunächst einmal, dass Maziroc überhaupt nichts verraten hat. Also beruhigt Euch erst mal und hört auf, Drohungen von Mord und Totschlag auszustoßen, dann können wir in Ruhe miteinander reden."

      "Ich kann bestätigen, dass er nichts verraten hat", mischte sich Miranya ein. "Ich habe ihn mehrfach versucht auszuhorchen, wie Ihr uns so schnell zu Hilfe kommen konntet, aber er hat geschwiegen wie ein Grab."

      Zweifel zeigten sich in Barkons Gesicht, und er senkte das Schwert ein bisschen, als er sich wieder Scruul zuwandte. "Woher wusstest du dann von dem Drachen, wenn Maziroc es dir nicht verraten hat?"

      "Wie schon gesagt, es war nicht schwer zu erraten, wenn man das nötige Hintergrundwissen besitzt. In alten Schriften habe ich gelesen, dass das Volk der Zwerge einst zahlreiche Drachen gezähmt und gezüchtet hat und auf ihnen geritten ist, ehe die Drachen ausstarben. Und nun seid Ihr so schnell zu uns gekommen, wie es eigentlich nur auf einem Drachen möglich ist, und habt etwas von Wegen erzählt, die nur Euch zur Verfügung stünden. Da brauchte ich nur zwei und zwei zusammenzurechnen."

      "Und als Ergebnis hast du offenbar fünf erhalten", blaffte Barkon.

      Lächelnd schüttelte Scruul den Kopf. "Gebt Euch keine Mühe", sagte er. "Durch Eure Reaktion habt Ihr Euch selbst verraten. Mich jetzt noch davon zu überzeugen, dass ich mich geirrt hätte, wäre ein vergebliches Unterfangen, wie Ihr wohl einsehen werdet."

      Barkon überlegte kurz, dann nickte er, wenn auch nur widerwillig und obwohl es ihm sichtlich schwer fiel. Er schien innerlich so angespannt zu sein, als ob er dicht davor stünde, einfach zu platzen.

      "Es hat wohl keinen Zweck, es länger zu leugnen", presste er hervor. Aller Kampfesgeist schien ihn plötzlich verlassen zu haben. Er setzte sich wieder und trank einen großen Schluck von dem Schnaps. "Vor mehr als eineinhalb tausend Jahren starben unseres Wissens die letzten frei lebenden Drachen aus uns unbekannten Gründen aus. Umso mehr Sorge haben wir seither auf die Pflege und weitere Aufzucht der von uns gezähmten Drachen gelegt. Wir haben sie gezüchtet, doch es blieben immer nur wenige, da jeder Drache in seinem Leben höchstens ein bis zwei Nachkommen hat."

      "Aber dann habt Ihr Eure Drachen durch die Invasion der Damonen verloren", warf Maziroc ein. "Auch die wenigen Tiere, die den Kampf überlebt haben, starben nur wenige Jahre später aus Kummer über den Tod ihrer Artgenossen, ohne noch einmal Nachwuchs bekommen zu haben. Seither galten die Drachen als ausgerottet."

      "So schien es", ergänzte Barkon. Er sprach nur noch leise und starrte mit leerem Blick vor sich hin, als würde er nichts von dem wahrnehmen, was um ihn herum geschah. "Wir haben alles verloren im großen Krieg. Ravenhorst ... Unsere Drachen ... Aber dann - vor gut vierhundert Jahren - entdeckten wir, worauf wir schon nicht mehr zu hoffen gewagt hatten. Tief in den Todessümpfen fanden wir eine Drachenhöhle mit einem Ei darin, dass selbst nach all der langen Zeit noch brutfähig war. Mit all unserem Wissen gelang es uns, das Ei tatsächlich auszubrüten. Ein junger Flugdrache schlüpfte daraus und bildete den Grundstock einer neuen Brut, die allerdings bis heute leider sehr klein geblieben ist. All die Jahre hindurch haben wir dieses Geheimnis gehütet. Maziroc ist einer der ganzen wenigen Menschen, die davon wissen, da wir ihm stets vertraut haben und er mehrfach als Gast bei uns geweilt hat. Auch er hat dieses Geheimnis all die vielen Jahre lang gewahrt." Er blickte Scruul, Miranya und den überlebenden Soldaten der Garde, der bislang noch gar nichts gesagt hatte, der Reihe nach an. "Wir können euch nur bei allem, was uns und Euch heilig ist, anflehen, euer Wissen nun ebenfalls für euch zu behalten."

      "Ich verspreche es", sagte Miranya als Erste. Sie konnte immer noch kaum glauben, was sie gerade gehört hatte. Drachen! Seit ihrer Kindheit hatte sie von Drachen gehört, aber sie stets für Ausgeburten der Fantasie gehalten, für Geschöpfe, die es nur in irgendwelchen frei erfundenen Abenteuergeschichten gab, ähnlich wie den schwarzen Mann.

      Allerdings war der schwarze Mann nun in Form der Damonen erneut zu einer realen Bedrohung geworden, auch wenn es sich streng genommen bei den Ungeheuern nicht einmal um Männer handelte. Und nun erfuhr sie, dass es Drachen nicht nur einst wirklich gegeben hatte, sondern dass sie auch heute noch - oder wieder - existierten, aufgezogen vom Volk der Zwerge, von dessen wirklicher Existenz sie bis vor einem Tag ebenfalls noch nicht überzeugt gewesen war. Das Kontingent an Wundern, das sie mittlerweile erlebt hatte und das ihr Verstand aufzunehmen und zu verarbeiten in der Lage war, war allmählich erschöpft.

      "Aber eines verstehe ich nicht", fügte sie schließlich hinzu. "Warum macht Ihr überhaupt ein Geheimnis daraus? Warum wollt Ihr nicht, dass irgendjemand von der Existenz der Drachen erfährt?"

      "Weil wir die Gier der Menschen mittlerweile besser kennengelernt haben, als uns lieb ist", antwortete Barkon. Zorn schwang nun in seiner Stimme mit. "Sie können nur zerstören oder an sich raffen. Wir haben uns schon so tief in die Todessümpfe zurückgezogen, dass sie uns kaum erreichen können, und die wenigen, die es doch schaffen, schicken wir meistens weg, aber wenn sich herumspräche, dass wir wieder über Drachen verfügen, wäre es mit unserer Ruhe mit Sicherheit vorbei. Unser Volk ist inzwischen zu klein, als dass wir einer solchen Invasion noch etwas entgegensetzen könnten."

      "Und erst recht nicht den Damonen", lenkte Maziroc das Gespräch wieder auf das ursprüngliche Thema zurück. "Umso wichtiger ist es, dass ich Kenran'Del erreiche."

      "Mir scheint, selbst Ihr wisst nicht, wovon Ihr sprecht", entgegnete Barkon. "Auf einem Drachen zu reiten, ist etwas anderes, als ein Ritt auf einem Pferd oder sonst einem Tier. Außerdem reagieren die meisten Drachen nervös auf die Gegenwart von Menschen, und dann gehorchen sie auch uns kaum noch. Schon deshalb könnten wir Euch auf diesem Weg nirgendwohin bringen."

      Maziroc schüttelte den Kopf. "Ich weiß durchaus, wovon ich spreche", behauptete er. "Denn ich bin bereits auf einem Drachen geflogen. Damals, im ersten großen Krieg, und das Tier hat meine Gegenwart und die eines menschlichen Begleiters ohne Schwierigkeiten akzeptiert. Für die Tiere macht es keinen Unterschied, wen sie auf ihrem Rücken tragen, auch wenn Ihr die Einzigen seid, die sie lenken können."

      Barkon stützte die Ellbogen auf seine Knie und barg sein Gesicht in die Händen. Miranya versuchte sich vorzustellen, was jetzt in ihm vorgehen mochte, doch es gelang ihr nicht. Mazirocs Bitte musste ihm wie ein Sakrileg erscheinen, das an die heiligsten Werte seines Volkes rührte. Ihr fiel nichts vergleichbar Heiliges ein, was es bei den Vingala gab, und deshalb konnte sie sich auch nicht wirklich in seine Lage versetzen.

      Doch, es gab etwas, wurde ihr gleich darauf bewusst. Ähnlich würde es sein, wenn ein Mann die absurde Bitte äußern würde, in den Hexenturm eingelassen zu werden.

      "Gebt Euch einen Ruck, Barkon", drängte Maziroc und setzte sich neben ihn. "Ihr wisst, wie viel auf dem Spiel steht. Eure Könige werden es verstehen, wenn Ihr Euch zu meinen Gunsten entscheidet. Schon einmal hat sich Euer Volk erst zu spät zum Handeln entschlossen, und es hätte fast seinen Untergang bedeutet. Ich beschwöre Euch, begeht nicht den gleichen Fehler noch einmal. Bringt mich auf Eurem Drachen nach Sharolan, zur Zitadelle Kenran'Dels."

      Lange Zeit herrschte Schweigen. Zumindest kam Miranya die Zeit endlos lange vor. Es war alles gesagt, was es zu sagen gab, alle Argumente waren ausgetauscht. Nun hing alles allein von Barkon ab.

      "Also gut", stimmte er schließlich zu. "Aber wir werden nur Euch allein hinbringen, Maziroc. Eure Begleiter werden hierbleiben."

      "Einverstanden", bestätigte Maziroc. "Aber auch wenn