Die Elfen der Dämmerung: 3 dicke Fantasy Sagas auf 1500 Seiten. Frank Rehfeld. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Frank Rehfeld
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Год издания: 0
isbn: 9783956179129
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nicht", verneinte Charalon bedauernd. "Jede Frage in diese Richtung hat er sofort abgeblockt. Aber ich habe das Gefühl, dass wir ihm vertrauen können. Er ist sehr undurchsichtig, aber ich bin davon überzeugt, dass er uns helfen will. Was die Weltenbresche betrifft, so bin ich sogar davon überzeugt, dass tatsächlich nur er allein eine Chance hat, sich ihr unbemerkt zu nähern."

      Maziroc nickte. Er wusste nicht, ob sie dem Fremden wirklich vertrauen konnten, dafür wussten sie noch zu wenig über ihn und seine Motive, aber auch er hatte das Gefühl, dass dieser Kenran'Del zumindest nicht ihr Feind war. Nachdenklich ließ er seinen Blick wieder über das Heer der Damonen wandern.

      "Diese ... Kreaturen. Was sind sie? Sie haben uns eine Falle gestellt, was auf Intelligenz hindeutet, aber wenn ich mir ihr Aussehen und ihr momentanes Verhalten ansehe, dann habe ich eher das Gefühl, es mit irgendwelchen Tieren zu tun zu haben."

      "Beides ist richtig", entgegnete Charalon. "Einzeln ist jeder dieser Damonen nicht nennenswert klüger als die meisten uns bekannten Tiere. Aber anders verhält es sich, wenn sie in Gruppen auftreten. Über eine kurze Entfernung hinweg existiert eine Art geistiger Verbundenheit zwischen ihnen, und je mehr von ihnen sich zusammenschließen, desto mehr gewinnen sie an Intelligenz."

      Abwehrend hob er die Hände, als er den Schrecken in Mazirocs Augen bemerkte. "Keine Sorge, selbst zu tausenden können sie niemals so intelligent wie Menschen werden, aber sie allein stellen auch nicht die größte Gefahr dar. Im Grunde sind sie nur Waffen. Lebende und in begrenztem Maße sogar denkende Waffen, aber letztlich trotzdem nicht viel mehr als nur Werkzeuge."

      Maziroc begann zu ahnen, worauf Charalon hinaus wollte, so unglaublich der Gedanke auch war.

      Das heißt ... Du meinst ... sie sind nicht einmal unsere wahren Feinde?", hakte er ungläubig nach.

      "Sie werden durch die gleiche Art geistiger Verbindung wiederum von anderen Wesen beherrscht, über die auch Kenran'Del kaum etwas sagen konnte", erklärte Charalon. "Aber es steht fest, dass diese Wesen uns lebend fangen wollen, zumindest uns Magier. Anscheinend kennen sie keine Magie. Deshalb fürchten sie gerade uns und wollen unbedingt mehr über uns herausfinden. Diesem Zweck dient diese ganze Falle. Diese Horde da draußen mag uns wie eine gewaltige Armee vorkommen, aber man will keinerlei Risiko eingehen. Noch einmal gut die doppelte Zahl Damonen ist bereits auf dem Weg hierher und dürfte in spätestens zwei Stunden hier eintreffen. Wenn wir eine Chance haben wollen, bleibt uns also gar nichts anderes übrig, als vorher einen Ausbruch zu versuchen."

      Maziroc antwortete nicht, doch er hoffte, dass man ihm nicht allzu deutlich ansah, wie blass er geworden war, als er seinen Blick erneut auf das Heer der Ungeheuer richtete.

      *

      Abgesehen von den Elbenkriegern, die noch schussbereit auf der Mauerkrone warteten, während ihre Pferde von anderen gehalten wurden, hatten alle bereits aufgesessen. Furcht, aber auch grimmige Entschlossenheit spiegelte sich auf den Gesichtern der Männer um Maziroc herum. Eibon hatte ihnen lediglich mitgeteilt, dass eine weitere, zahlenmäßig noch größere Armee der Damonen auf dem Weg zum Gehöft wäre, sodass sie alle wussten, dass diese Flucht ihre einzige Chance darstellte. Entweder gelang ihnen der Durchbruch, oder sie würden sterben oder in Gefangenschaft geraten, was den meisten wahrscheinlich noch als weitaus schlimmeres Schicksal erscheinen mochte.

      Besonders wichtig war es, dass Maziroc die Flucht gelang. Er würde nicht mit den anderen zur Hohen Festung zurückkehren und von dort entweder nach Cavillon oder zu den freien Städten weiterreiten, um sie vor der Gefahr zu warnen und sie für vereinte Abwehrmaßnahmen um die Bereitstellung von Soldaten zu bitten. Nein, er war von Charalon mit einer anderen Mission betraut worden, die keiner der Elben übernehmen könnte, und für die er von allen menschlichen Teilnehmern an dieser Expedition am besten geeignet war.

      Eskortiert von zwei Gardesoldaten, würde er nach Ravenhorst reiten, zur Heimat des Zwergenvolkes, um auch ihre Könige um Hilfe zu bitten. Jeder einzelne Zwergenkrieger stellte für eine Armee eine Bereicherung dar, doch galten die Zwerge als Eigenbrötler, die ihre Heimat nur selten verließen und den Kontakt mit anderen Völkern weitgehend mieden. Zudem schwelte schon seit Jahrhunderten gerade zwischen ihnen und den Elben ein permanenter Konflikt, deshalb hätte Eibon keinen seiner Späher als Boten schicken können, selbst wenn er von dem nur zwischen Maziroc und Charalon abgesprochenen Plan gewusst hätte.

      Um was es bei diesem Streit ging, wusste wahrscheinlich schon niemand mehr genau. Gerüchten zufolge ging es um irgendwelche lange zurückliegenden Intrigen, mit deren Hilfe die Zwerge einst einen beträchtlichen Teil des Elbenwissens erbeutet hatten. Anderen Gerüchten nach sollte sich der ganze Streit irgendwann einmal daran entzündet haben, welches der beiden Völker bereits älter sei. Maziroc seinerseits vermutete ganz prosaisch, dass die Zwerge für den Geschmack der Elben einfach ein zu sinnenfreudiges, ausschweifendes Leben führten, während das Alte Volk mit seinen hohen ethischen Ansprüchen von den Zwergen als Langeweiler und halb vergeistigte Moralapostel betrachtet wurde. Fest stand jedenfalls, dass die beiden Völker aus irgendwelchen Gründen schon seit urdenkbaren Zeiten miteinander befeindet waren.

      Maziroc hingegen genoss bei den Zwergen recht hohes Ansehen und hatte Ravenhorst bei seinen früheren Reisen mehrfach besucht. Wenn es irgendjemandem gelingen konnte, eine Allianz oder zumindest ein einmaliges Verteidigungsbündnis zu schmieden, an dem sich sowohl die Elben wie auch die Zwerge beteiligten, dann war er es. Allerdings wusste Maziroc auch nur zu gut, dass es keineswegs eine leichte Aufgabe werden würde, selbst wenn ihm die Flucht gelang und er die wochenlange Reise nach Ravenhorst unbeschadet hinter sich brachte.

      Er wurde aus seinen Grübeleien gerissen, als Eibon das Signal zum Angriff gab. Die Elbenkrieger auf der Mauerbrüstung schossen in rasend schneller Folge ihre Pfeile auf die Ungeheuer vor dem Tor ab. Gleichzeitig lösten sie auch die beiden Katapulte aus. Zusätzlich zu den Pfeilen regnete ein tödlicher Hagel aus Felsbrocken auf die Belagerer hinab.

      Die Kreaturen begannen wild zu toben und gaben dabei grauenhafte Laute von sich. Eine Mischung aus schrillem Kreischen, Brüllen, Krächzen und so vielen anderen Lauten, wie es unterschiedliche Arten von Damonen gab, erfüllte die Luft.

      Die Katapulte nachzuladen, wäre zu umständlich gewesen und hätte zu viel Zeit gekostet. Stattdessen schickten die Elbenkrieger den Angreifern Pfeil auf Pfeil in blitzschneller Folge entgegen, und auch ohne es zu sehen, wusste Maziroc, dass jeder Schuss traf. Angesichts der Masse der Damonen stellten diese Ausfälle jedoch nicht viel mehr als einen Tropfen auf dem heißen Stein dar.

      Eibon gab ein weiteres Signal. Nachdem sie ihre Pfeile verschossen hatten, kamen die Krieger von den Mauern herabgeeilt und schwangen sich auf ihre Pferde, während das Tor geöffnet wurde.

      In einer genau festgelegten Aufstellung preschten sie ins Freie. Die Elbenkrieger ritten an der Spitze und deckten die seitlichen Flanken; die Gardesoldaten übernahmen diese Aufgabe im hinteren Teil und sicherten die Kolonne außerdem nach hinten. Auf diese Art nach allen Seiten hin geschützt, ritten Eibon, die Magier und die Vingala in ihrer Mitte, wohlweislich allerdings nicht zusammen, sondern jeder räumlich etwas von den anderen getrennt, sodass es schwieriger würde, sie alle gemeinsam gefangen zunehmen oder zu töten.

      Zunächst jedoch trafen sie kaum auf Widerstand. Dies war Charalon zu verdanken, der die wichtigste Rolle bei ihrem Fluchtplan spielte. Um sich besser konzentrieren zu können, hatte er sich bereits zuvor in eine leichte Trance versetzt. Mit Hilfe seines Reifs schuf er nun die Illusion eines Ungeheuers, das sich anstelle der Reiter brüllend und schnaubend durch das geöffnete Tor ins Freie wälzte. Mit seinen schwarzen, stachelbewehrten Hornplatten, den mörderischen Krallen und Klauen an gut einem Dutzend Armen und Beinen, sowie seinem Maul voller gewaltiger Reißzähne war es den Damonen an Scheußlichkeit mindestens ebenbürtig, an Größe sogar noch um ein Mehrfaches überlegen. Ein zweites und drittes Ungeheuer folgte unmittelbar hinter dem ersten, um die gesamte Länge des Zuges unter dem Tarnbild zu verbergen.

      Der Plan gelang. Selbst unter den Damonen verbreiteten die drei Bestien Angst und Schrecken. Furchtsam wichen sie vor dem so unverhofft aufgetauchten neuen