Die Elfen der Dämmerung: 3 dicke Fantasy Sagas auf 1500 Seiten. Frank Rehfeld. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Frank Rehfeld
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Год издания: 0
isbn: 9783956179129
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keine Rüstungen tragen und keine Waffen im eigentlichen Sinne besitzen, so stellten schon ihre monströsen Körper mit ihren Zähnen, Krallen, Scheren und Tentakeln selbst natürliche Waffen dar, die sich im Kampf möglicherweise sogar noch als weitaus wirksamer als Schwerter und Äxte erweisen mochten.

      Hinzu kam, dass man mittlerweile in einem Kellerraum die Leichen der früheren Bewohner des Hofes gefunden hatte. Viele von ihnen waren verstümmelt, und man hatte sie wahllos in dem Raum übereinander geworfen, sodass ihre wahre Zahl nur schwer zu ermessen war, doch es schienen mehr als anfangs geglaubt gewesen zu sein, und zu einem Großteil kräftige Männer. Anscheinend hatte man die meisten Frauen und Kinder doch in die nächste Stadt geschickt, um sie in Sicherheit zu bringen. Nun wurde auch ein kräftiger Bauer oder Knecht nur dadurch, dass er ein Schwert in die Hand nahm, noch lange nicht zu einem ausgebildeten Krieger, aber die offensichtliche Leichtigkeit, mit der die Damonen den Hof schon einmal erobert und alle Verteidiger getötet hatten, demoralisierte die Soldaten dennoch.

      Lange starrte Maziroc über die Brustwehr auf das im Mondlicht gut sichtbare Gewimmel der Damonen hinab, ließ seinen Blick aber zwischendurch auch immer wieder zu dem Haupthaus wandern, wohin sich Charalon und Eibon mit dem Fremden zurückgezogen hatten. Er wusste nicht, ob es sich tatsächlich um den legendenumwobenen Kenran'Del handelte. Im Grunde spielte es auch keine Rolle. Die wenigen Männer und Frauen, die ihm angeblich begegnet waren, hatten ihn eigentlich nie wirklich als übernatürliches Wesen geschildert. Er war lediglich auf so geheimnisvolle Art wie vorhin aus dem Nichts aufgetaucht, um sie aus einer ansonsten tödlichen Gefahr zu befreien, wobei er manchmal eine Art flammendes, blitzendes Schwert benutzt haben sollte, um kurz darauf auf ebenso geheimnisvolle Weise wieder zu verschwinden. Sah man davon ab, dass der Mythos bereits wesentlich älter als ihr mysteriöser Besucher war, so konnte es sich durchaus um die gleiche Person handeln. Das wahrhaft Faszinierende an ihm war vor allem die gänzlich unbekannte Form der Magie, über die er verfügte.

      Es dauerte gut eine Stunde, bis Charalon und Eibon das Haus wieder verließen. Kenran'Del befand sich nicht mehr bei ihnen, doch beide waren blass geworden, und sichtliche Erschütterung stand in ihren Gesichtern geschrieben. Angesichts des Alters und der Abgeklärtheit Eibons hätte Maziroc nicht gedacht, dass es irgendetwas geben könnte, das noch in der Lage wäre, den Elbenkönig so zu beeindrucken und zu verunsichern. Gleiches galt für Charalon, den vielleicht mächtigsten Magier, den es jemals gab, der tiefer in die Geheimnisse und die Grundlagen der Zauberei eingedrungen war, als jeder andere vor ihm.

      Der Elbenkönig ging direkt zu Bayron hinüber und begann mit ihm zu sprechen, während Charalon auf Maziroc zu kam.

      "Wo ist er geblieben?", erkundigte Maziroc sich. Er hatte gehofft, nach der offiziellen Besprechung auch selbst noch ein paar Worte mit dem Fremden wechseln zu können.

      Charalon schüttelte den Kopf. "Er ist weg", erklärte er. Seine Stimme klang brüchig. Was immer er gerade erfahren hatte, es musste die Grundfesten seines gesamten Weltbildes erschüttert haben. Sein Blick schien durch Maziroc hindurch zu gehen. "So spurlos, wie er gekommen ist. Aber er hat versprochen, uns zu helfen. Er ... er ist wirklich ein Abkömmling der Götter, auch wenn er es bestreitet."

      "Nun, mir scheint, er ist zumindest ein sehr mächtiger Magier, und die Art seiner Zauberei ist uns fremd", entgegnete Maziroc vorsichtig. "Aber das allein bedeutet noch nicht, dass er von den Göttern geschickt wurde."

      Für einen kurzen Moment klärte sich Charalons Blick, und ein fast zorniger Ausdruck huschte über sein Gesicht. "Denkst du, das wüsste ich nicht ebenfalls? Hältst du mich plötzlich für ein leichtgläubiges kleines Kind?" Erneut schüttelte er den Kopf, heftiger diesmal. "Nein, Maziroc, ich sage dir, dieser Mann ist nicht von dieser Welt. Er besitzt ein Wissen ... Es ist einfach unglaublich. Du weißt, dass ich normalerweise nicht leicht zu beeindrucken bin, aber allein das, was wir gerade besprochen haben, könnte Arcana in ein beispielloses Chaos stürzen, wenn alles öffentlich bekannt würde."

      "Ein guter Grund, es mir zu erzählen", behauptete Maziroc mit einem erzwungenen Lächeln.

      Charalon schüttelte ein drittes Mal den Kopf. "Nein, mein Freund, nicht einmal dir. Irgendwann einmal ja, wenn meine Zeit abgelaufen ist und du meine Nachfolge antreten wirst, aber nicht heute", antwortete er und rang sich ebenfalls ein Lächeln ab. "Nur so viel: Die Welt ist nicht annähernd so, wie sie uns oft erscheint, und sie gehorcht ganz anderen Regeln und Kräften, als wir uns bislang auch nur vorstellen können." Er räusperte sich. "Etwas anderes jedoch kann ich dir verraten, nämlich was wir als nächstes unternehmen. Wir werden einen Ausfall machen."

      "Einen Ausfall? Aber das ist ..."

      "Unsere einzige Chance", fiel Charalon ihm ins Wort. Er trat einen Schritt vor, sodass er nun direkt neben Maziroc stand, legte die Hände auf die Mauerbrüstung und starrte auf die Ungeheuer hinab. "Diese Damonen", sagte er. "Sie stammen nicht von dieser Welt."

      "Ich dachte es mir schon, als ich sie erstmals erblickte", murmelte Maziroc. "Ein solcher Schrecken kann seinen Ursprung nicht auf Arcana haben. Aber woher kommen sie dann? Und wie sind sie hierhergekommen?"

      "Sie stammen aus einer fremden, lebensfeindlichen Welt, die für uns tatsächlich so etwas wie die Hölle sein muss", erklärte Charalon bedächtig. "Möglicherweise handelt es sich sogar wirklich um genau den Ort, den die Priester und Prediger so bezeichnen, das ist jetzt nicht wichtig. Wie Kenran'Del berichtete, hat sich eine Art Bresche zwischen ihrer Welt und Arcana geöffnet." Er legte Maziroc eine Hand auf den Arm, als dieser etwas sagen wollte. "Ich kann es dir nicht besser erklären, als ich es selbst verstanden habe", murmelte er. "Auch Kenran'Del konnte uns nichts Genaueres über diese Weltenbresche sagen. Aber er behauptet, dass es außer unserer und ihrer noch zahllose andere Welten gibt, und die Damonen auf diesem Wege bereits über viele davon hergefallen sind. Solange die Bresche existiert, können die Damonen nach Belieben Nachschub in unsere Welt herüberbringen."

      "Dann müssen wir sie zerstören", stieß Maziroc impulsiv hervor. "Wir können unmöglich gegen einen Gegner Krieg führen, der über unbegrenzten Nachschub verfügt. Erst wenn diese Weltenbresche vernichtet ist, haben wir eine Chance, dieser Bedrohung Herr zu werden."

      "Grundsätzlich hast du recht", stimmte Charalon ihm zu. "Aber ganz so einfach ist die Sache nicht. Die Damonen hatten monatelang Zeit, hier einzufallen und ihre Position zu sichern. Wir hatten noch Glück im Unglück, dass sich die Weltenbresche ausgerechnet in den Barbarenländern geöffnet hat. Die Barbaren haben ihnen erbitterten Widerstand entgegengesetzt, und anfangs ist es ihnen mehrfach gelungen, die Eindringlinge zu schlagen. Aber da immer neue Damonen durch die Weltenbresche herüber kamen, mussten auch die Barbaren sich schließlich geschlagen geben und immer weiter zurückziehen. Ohne ihren heldenhaften Widerstand jedoch wären wir alle von den Damonen wahrscheinlich schon überrannt worden, bevor wir die Gefahr überhaupt erkannt hätten. Wie Eibon vermutet hat, haben sie tatsächlich versucht, Boten zu schicken, um die übrigen Völker zu warnen und um Hilfe zu bitten, doch keiner von ihnen ist durchgekommen."

      Charalon atmete tief durch, ehe er weitersprach: "Und aus genau diesem Grund hätte es auch keinerlei Sinn, wenn wir versuchen würden, uns bis zu ihnen durchzuschlagen. Die Barbaren mussten bereits bis weit in den Süden zurückweichen. Alles Land zwischen uns und ihnen wird von den Damonen beherrscht, und die Weltenbresche liegt im Zentrum des feindlichen Gebietes. Wir hätten nicht den Hauch einer Chance, uns bis dorthin durchzuschlagen. Wenn überhaupt jemandem, dann kann es nur Kenran'Del gelingen. Du hast selbst erlebt, wie er gewissermaßen aus dem Nichts auftauchen und ebenso plötzlich wieder verschwinden kann. Er wird versuchen, bis zu der Weltenbresche vorzudringen und sie zu zerstören. Uns bleibt nichts anderes übrig, als zu versuchen, selbst eine Verteidigung zu organisieren und die Damonen möglichst lange aufzuhalten, während wir darauf hoffen, dass ihm sein Vorhaben gelingt."

      Maziroc zögerte ein paar Sekunden. Auch ihm fiel es schwer, alles, was er gerade gehört hatte, richtig zu verstehen und zu verarbeiten.

      "Mir gefällt es nicht, dass wir uns so völlig von einem Wildfremden abhängig machen", wandte er dann ein. "Wenn man den Legenden um seine Person Glauben schenken darf, dann hat er stets nur uneigennützig geholfen, aber dennoch wissen wir so gut wie nichts über diesen Kenran'Del. Hat er wenigstens