Vampirjagd. Heike Möller. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Heike Möller
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738005189
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den Männern auf beinahe gleicher Augenhöhe begegnete.

      „Darf ich Ihnen meine Nichte Helena vorstellen? Sie ist meine Teilhaberin und meine rechte Hand. Falls wir ein geschäftliches Übereinkommen treffen sollten, wird Helena in Zukunft alle weiteren Gespräche mit Ihnen führen.“ Dimítrios hatte den Namen seiner Nichte griechisch ausgesprochen. Ein gewisser Stolz war in seiner Stimme zu hören und er trat einen halben Schritt zur Seite.

      Jannik war froh, das er sich für die Kontaktlinsen entschieden hatte. Nicht nur das Gesicht der Frau war wunderschön, ihre ganze Erscheinung war eine einzige Versuchung. Eine schlanke, aufrechte Gestalt steckte in einem eleganten Hosenanzug in dunkelbraun. Die weiße Bluse hob ihren dunklen Teint noch hervor, eine kleine goldene Kette mit einem orthodoxen Kreuz baumelte an ihrem schlanken Hals. Die Hände schmal, die Finger schlank und ohne Ringe, dafür aber die Nägel im French-Style manikürt, poliert und nicht lackiert. Jannik konnte erkennen, dass das Helenas echte Nägel waren, als er sich respektvoll über ihre Hand beugte und einen Handkuss andeutete.

      „Sie sind ein Gentleman“, sagte Helena und lächelte Jannik freundlich an.

      „Ich bemühe mich einer zu sein, Frau Kapodistrias. Aber bitte sehr, nehmen Sie doch Platz.“

      Jannik wies auf die Sitzgruppe und ließ seine Gäste Platz nehmen. Marie klopfte, kam herein und brachte ein Tablett mit Kaffee und Gebäck.

      „Möchte einer der Herrschaften vielleicht etwas anderes trinken als Kaffee?“, fragte sie freundlich.

      >Einen doppelten Schnaps bitte!<, dachte Jannik und musste sich zusammen reißen.

      „Wären Sie so freundlich und bringen mir bitte ein Glas Stilles Wasser?“ Helena lächelte Marie sanft an.

      „Sehr gern, Frau Kapodistrias.“

      Als Helena an Jannik vorbeiging, nahm er einen schwachen Duft an ihr wahr, der ihn an Pinienwälder und wildem Honig erinnerte. Er stellte fest, dass das kein Parfum war, sondern ihre ganz eigene Duftnote, die von ihrer Haut und ihrem Haar ausging.

      Nachdem Marie das Wasser für Helena gebracht hatte, begannen die Verhandlungen. Jannik bekundete sein Interesse, das Gerinnungsmittel, das ´Hellas Health` herstellte, beziehen zu wollen und es in der Forschung bei ´Cerný Blood and Health Development´ einzusetzen. Sie diskutierten eine Weile über die Menge, die Jannik jährlich beziehen wollte und den entsprechenden Preis. Nach einer Stunde waren die drei sich einig und die Männer gaben sich die Hände.

      „Unsere Notare und Anwälte müssen noch die Papiere aufsetzen und dann müssen wir uns noch einmal zur Unterschrift zusammenfinden, Herr Cerný.“ Dimítrios Kapodistrias lächelte ein Geschäftslächeln. Jannik hatte den Eindruck, dass das Lächeln seine Augen nicht erreichte.

      „Großartig“, sagte er. „Darf ich Sie und Ihre Nichte abschließend zu einem Lunch einladen?“ Täuschte sich Jannik oder zuckte Dimítrios Kapodistrias kurz überrascht mit den Augenbrauen?

      „Ich muss leider zurück in mein Büro, aber vielleicht kann Helena Ihnen Gesellschaft leisten?“ Fragend sah der Grieche seine Nichte an.

      Verblüfft starrte die Frau ihren Onkel an, dann: „Aber gern. Dann können wir uns vielleicht ein wenig näher kennen lernen, Herr Cerný.“

      Vorsichtig tastete Jannik sich in die Gedanken seiner beiden Gesprächspartner, aber er fand nur Rezitierungen von Gedichten. Das beunruhigte Jannik ein wenig, aber er ließ sich nichts anmerken. „Ich hole nur meinen Mantel und begleite Sie hinaus, Herr Kapodistrias. Ich werde Ihre Nichte dann nachher gern zu Ihrer Firma fahren.“

      Der Grieche lächelte etwas. „Das wäre sehr freundlich, Herr Cerný.“

      Im Hinausgehen sagte Jannik Marie Bescheid, dass er mit Helena Kapodistrias zu Mittag Essen würde und erst gegen Nachmittag wieder im Büro sei. „Hier sind die ganzen Unterlagen, die zum Firmennotar müssen, damit er die Verträge aufsetzen kann.“

      „Sehr wohl, Herr Cerný.“ Marie nahm die Papiere wie immer freundlich lächelnd entgegen, lächelte aber etwas zu süffisant, wie Jannik fand, als sie einen Blick zu ihm und Helena warf. Aber Jannik sagte nichts, dachte sich nur seinen Teil.

      Die Bodyguards im Foyer sprangen auf, als ihr Chef und seine Nichte durch den Korridor kamen. Jannik begleitete noch Kapodistrias und seine Bodyguards zusammen mit Helena in die Tiefgarage auf das Besucherparkdeck und verabschiedete sich dort von seinem neuen Geschäftspartner.

      „Worauf hätten Sie Lust?“, fragte Jannik und sah Helena in die dunklen Augen.

      „Wie meinen?“

      Jannik stutzte. „Ich meine kulinarisch!“ >Verdammt, das klang beinahe wirklich zweideutig!<

      Helena lächelte offen und perlweiße ebenmäßige Zähne blitzten hervor. Ein tiefes, weiches und melodiöses Lachen folgte. „Sie werden ja rot!“

      Tatsächlich merkte Jannik, wie seine Gesichtsfarbe sich änderte und er sogar heiße Ohren bekam. Ergeben seufzte er. „Frau Kapodistrias, das liegt einfach daran, dass mir selten, wirklich sehr selten eine so umwerfende Frau wie Sie begegnet ist.“

      „Helena.“ Sie sprach ihren Namen ebenfalls griechisch aus. „Und danke.“

      „Also, Helena.“ Jannik bot ihr seinen Arm an und wandte sich zum Ausgang der Tiefgarage. „Wir haben hier in der Nähe einen Griechen, der nicht zu empfehlen ist. Einen Italiener und einen Chinesen, die leidlich gut sind, einen Thailänder der recht ordentlich ist und einen bombastischen Inder. Wonach ist Ihnen?“

      Helena blinzelte schelmisch lächelnd zu ihren Gastgeber hinauf. „Bei der Reklame kommt nur der Inder in Frage, nicht wahr?“

      Ihre Stimme verursachte wohlige Schauer auf Janniks Rücken. „Ihr Wunsch ist mir Befehl, Helena.“ Er hielt ihr die Garagentür auf und sie traten auf die Straße. Es war Februar und es nieselte etwas, aber Jannik holte wie von Zauberhand einen Regenschirm im Pocket-Format hervor und klappte ihn schnell auf, hielt ihn schützend über Helena Kapodistrias.

      „Sie sind wirklich ein Gentleman, Herr Cerný.“

      „Jannik. Oder Jan, wenn Sie möchten, Helena.“

       Kapitel 3: Manipulationen

      Das Bathura kam dampfend auf den Tisch, noch fettig vom Frittieren. Dazu wurde in einem kleinen Schälchen ein Joghurt-Kräuter-Dipp gereicht.

      „Ich liebe dieses fluffige Brot!“, sagte Helena und griff zu, riss einfach ein wenig von dem Brot ab und aß es ohne den Dipp. „Hhm!“

      Erstaunt betrachtete Jannik, mit welchem Genuss Helena das Brot kaute. Sie schloss dabei die Augen, schien jede Komponente der Zutaten im Mund zu zerlegen. Danach wischte sie sich die fettigen Finger an der Serviette ab.

      „Sie sehen übrigens ganz anders aus als auf dem Foto. Der Bart macht Sie reifer, Jan.“

      Innerlich schmunzelte Jannik. >Aha, die Kapodistrias haben also auch Erkundigungen eingeholt.<

      „Der Bart ist ziemlich neu. Ich dachte mir, neues Land, neues Aussehen. Und hier habe ich nicht meinen Grund-seriösen Cousin neben mir, der sonst die Verträge abschließt.“

      „Also dachten Sie sich, ich werde mich ein wenig raus putzen und Eindruck in der Geschäftswelt schinden?“

      „So ungefähr. Ist doch gelungen, nicht wahr?“

      Helena grinste. „Allerdings. Aber Ihre Kompetenz ist auch nicht zu verachten.“

      Jan strich ein wenig von dem Dipp auf sein Bathura. „Wir haben jetzt genug ´Phishing-for-compliments` gespielt, finden Sie nicht?“ Sein Blick bohrte sich in ihre Augen.

      Helenas Augenbraue zuckte kurz in die Höhe. „Wie meinen Sie das?“

      Jannik schluckte sein Brot herunter, bevor er antwortete, wischte sich die Finger an der Serviette ab und trank einen Schluck Wasser.