Vampirjagd. Heike Möller. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Heike Möller
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738005189
Скачать книгу
behielt die Hand von Tobias einen Moment in ihrer. Sie sah in das hübsche Gesicht von Tobias, wartete darauf, dass er die Augen öffnete. Als er sie öffnete, sah sie eine ebenfalls obsidianschwarze Fläche, aber sie blickte auch kurz dahinter. Und holte erstaunt Luft.

      Tobias sah sie flehend an. >Bitte nicht!<, sendete er ihr direkt.

      Rowena nickte. >Später müssen wir reden, in Ordnung?<

      >Ja.<

      „Verdammt, welches Schwein tut so etwas?“, fragte Tristan. In seiner Stimme war ein tiefes Knurren, dass seiner Bassstimme noch etwas zusätzlich Bedrohliches gab. Erschüttert griff er nach seinem Weinglas und leerte es mit einem Schluck.

      „Das sollten wir versuchen herauszufinden und dann denjenigen stoppen.“ Jan schlug sein Bein über das andere und legte seine Fingerspitzen dachförmig zusammen.

      „Und wie?“, fragte Rowena.

      „Der beste Anhaltspunkt, den wir haben, ist Leclerc. Er ist das letzte Opfer.“

      Rowena schnalzte mit der Zunge. „Ich mochte ihn zwar nicht, aber einen solchen Tod hat er nicht verdient“, sagte sie leise.

      „Ich glaube, niemand mochte ihn wirklich“, ergänzte Tristan. „Aber ich gebe dir Recht. Das war barbarisch.“

      „Uns zu jagen und zu töten ist eine Sache.“ Jan blickte ins Leere, runzelte die Stirn. „Aber Folter?“

      „Sag ich doch“, knurrte Tristan.

      „Wir müssen versuchen herauszufinden, was Leclerc als letztes gemacht hat und wo. Vielleicht auch mit wem.“ Rowena versuchte die Angelegenheit so neutral als möglich anzugehen.

      „Richtig. Vorgestern hätte er einen Termin mit mir in der Firma gehabt. Um zehn Uhr morgens. Um vierzehn Uhr kam Tobi in mein Büro und erzählte mir von seiner Vision. Ich meine, er zeigte sie mir.“

      „Du hattest diese Vision in der Nacht zuvor?“, fragte Rowena.

      „Ja“, antwortete Tobias. „Etwa gegen drei Uhr morgens. Ich nehme an, dass das der Todeszeitpunkt war und ich einfach nur ein geballte Ladung Schmerz empfing.“

      „Wann hattest du das letzte Mal davor mit Leclerc gesprochen, Jan?“

      Er überlegte kurz. „Am Vortag, also vor drei Tagen. Leclerc war schon in Berlin, einen Tag früher als verabredet. Er meinte, er wolle das Berliner Nachtleben genießen.“

      „Persönlich oder telefonisch?“

      Jannik musste insgeheim über den analytischen Verstand von Tristan lächeln, hütete sich aber, es offen zu tun. Der Krieger hatte viele Schlachten geschlagen, wortwörtlich. Und oft führten seine Taktik und seine Präzision zum Ziel.

      „Telefonisch. So gegen 15 oder 15 Uhr 30. Er ist in einem Hotel in der Nähe des Potsdamer Platzes abgestiegen.“

      „Warst du schon da und hast dich umgesehen?“

      Jannik schüttelte den Kopf. „Alleingänge halte ich in der Situation für zu gefährlich.“

      Tristan grinste schief. „Kluges Kerlchen.“

      „Danke, alter Mann.“

      Tristan Kadian wurde in Lothringen im Jahre 1162 geboren. Er war ein Kreuzritter gewesen und wurde von einem bösartigen Vampir gegen seinen Willen gewandelt, nachdem Tristan ihn in einer Schlacht bei Akkon im Jahre 1191 besiegt hatte.

      „Hast du eine Ahnung, wo er sich ins Nachtleben stürzen wollte?“, fragte Tobias. Er hatte inzwischen sein Glas in die Hände genommen, ließ es vorsichtig zwischen seinen Handflächen hin und her gleiten. Dabei vermied er es, Rowena anzusehen.

      „Er bevorzugte das ´Psycho` und das ´Everage`. Aber ich weiß nicht, ob die dieses Mal auf seinem Weg lagen.“ Jannik spürte, dass zwischen Rowena und Tobias etwas vorging, vermied es aber aus Respekt gegenüber seinen Freunden in ihre Gedanken einzutauchen. Wenn es wichtig war, würde er es schon erfahren.

      „Ich denke, dass ist doch mal ein Anfang“, meinte Tristan. „Ich schlage vor, dass ihr beide die beiden Clubs besucht und Rowena und ich das Zimmer von Leclerc durchsuchen. Was haltet ihr davon?“

      Schmunzelnd blickte Tobias in Tristans Augen. „Zimmerdurchsuchung. Schon klar!“

      Tristan sah Tobias an, als ob er ihn gleich ohrfeigen würde. Rowena hingegen konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

      >Du hattest Recht, Jan<, sandte sie ihrem Freund zu. >Tobias ist wirklich nett und ich mag ihn!<

      >Nimmersatt!<, dachte Jan und schickte diesen Gedanken zärtlich an die schöne Frau.

      „Am besten machen wir uns sofort auf den Weg, ehe die Spur noch kälter wird. Drei Tage ist eine lange Zeit. Zeit genug um den Verbrechern die Möglichkeit zu geben, ihre Spuren zu verwischen.“

      Jannik schlug sich die flache Hand gegen die Stirn. „Verdammt. Ich hätte Ben rufen können! Er ist doch ein Profi.“

      „Benjamin van Güldensteen?“, fragte Rowena neugierig.

      Tristan zog indigniert eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts.

      „Ja. Er ist im Ruhrgebiet Polizist und hat reichlich Erfahrung im Lesen und Sichern von Spuren.“

      Tobias lachte leise. „Jan, nichts für ungut. Aber können Methoden der Polizei der Sterblichen uns weiterhelfen?“

      „Ben ist schon seit zweihundert Jahren Polizist, Tobi.“ Jannik trank den letzten Schluck Blut, stellte sein Glas ab. „Er hat beim Yard gearbeitet, beim FBI, beim BKA und in Paris und Moskau. Er hat einen guten kriminalistischen Spürsinn, den wir hier gebrauchen können. Ich rufe ihn an und frage ihn, ob er ein paar Tage Zeit hat und nach Berlin kommen kann.“

      „Fein, dann werden wir ja eine richtig tolle Truppe!“ Begeistert klatschte Rowena in die Hände. Tristan knurrte wieder.

      Jannik stand auf und ging zu dem Sideboard an der grob verputzten Wand des Lofts. Er öffnete eine Schublade und holte einen Fotoapparat heraus. Es war eine Digitalkamera, die er jetzt Tristan zuwarf, nachdem er überprüft hatte, ob der Akku auch noch voll war und genug Speicherplatz auf dem Chip vorhanden war.

      „Macht ein paar Fotos. Von dem Hotel, von dem Zimmer, von einigen Leuten, die sich vielleicht ein wenig auffällig benehmen.“ Jan ging zum Tresen der Küche und öffnete eine dünne Mappe, die darauf lag. Er holte zwei Fotos heraus, gab Rowena eins davon.

      „Wenn ihr im Hotel seid, braucht ihr das vielleicht, damit ihr von den Angestellten etwas in Erfahrung bringen könnt.“ Das Foto zeigte Bertrand Leclerc. Ein weltmännischer, blasierter Geschäftsmann.

      „Na dann mal los, Ro.“

      „Nach dir, mein Lieber“, schnurrte Rowena und ließ sich von Tristan hochziehen, nachdem sie ihren letzten Schluck AB Negativ getrunken hatte.

      „Passt auf euch auf“, sagte Jannik und umarmte Rowena kurz. „Wenn ihr irgendein komisches Gefühl habt oder etwas unklar ist, haut ab. Dann finden wir einen anderen Weg, an Informationen heranzukommen.“

      „Versprochen. Ich passe schon auf den Großen hier auf.“ Tristan rollte mit den Augen, lächelte aber etwas.

      Tobias blickte der Vampirfrau kurz in die Augen. >Seid bitte vorsichtig!<, dachte er.

      >Natürlich, Tobi. Wir sprechen uns dann später.<

      „Ach, ehe ich es vergesse.“ Jannik holte die beiden noch einmal mit seinen Worten zurück. „Reine Neugierde, aber was läuft da zwischen euch?“

      Rowena biss sich auf die Lippen um nicht laut aufzulachen. Tristan zog kurz seine Augenbraue hoch, dann schmunzelte er.

      >Sag´ du es ihm bitte!<, forderte Tristan Rowena auf.

      „Jan, ich habe dir doch mal erzählt, dass ich zweimal verheiratet war. Nun, Tris