„Na klar, schaffen wir das!“ Frank Maisetschläger war als Einziger von dieser Idee begeistert.
„Gut!“ Oberstaatsanwalt Höglmeier schaute auf seine teure Armbanduhr. „An die Arbeit! Ich muss zur Presse!“ Er nahm seinen Aktenkoffer und ging vor die Eingangstür, an der bereits mehrere Reporter auf ihn warteten.
„Puh!“ Jette setzte sich an ihren Schreibtisch und nahm die Nagelfeile in die Hand. „Den hast es aber gegeben, Boschi!“
„Sehr mutig Chef! Ich hätte mich nicht getraut, so mit dem Oberstaatsanwalt zu reden.“ Frank drückte sich dabei einen Espresso an der Kaffeemaschine.
„Sie halten besser ihren Mund, Herr Maisetschläger!“, rügte Boschi in ganz ruhigen Ton den Jungspund. „Das nächste Mal informieren Sie mich gefälligst rechtzeitig! Herbstfest! Was meinen Sie, wieviel Anrufe wir morgen früh bekommen, wenn die Zeitung ausgeliefert wird? Hunderte! Von verzweifelten Besoffenen, die seitdem ihren Autoschlüssel oder ihr Handy vermissen, geschweige denn von den einsamen Muttis, die Ansprache suchen und sich wichtigmachen wollen. Aber Sie schaffen das! Haha, ich freu mich jetzt schon!“, lachte Boschi. „Sepp! Meier und Müller müssen morgen wohl oder übel Telefondienst machen!“
Josef Brandl, der sich die ganze Zeit unauffällig im Hintergrund gehalten hatte, antwortete wie aus der Pistole geschossen. „Ja! Natürlich! Unter der Leitung von Kommissar Maisetschläger.“ Sepp verzog sich danach nachdenklich auf seine Dienststelle. „Boschi hätte den jungen Schnösel noch richtig aufmischen sollen. Der braucht dringend einen Denkzettel!“ Er dachte an den letzten Fall indem sich Frank Maisetschläger teilweise unmöglich benommen hatte und dadurch selbst in Lebensgefahr geraten war. Erst im letzten Moment konnten ihn Jette und Boschi retten.
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Den Abend verbrachten Jette und Boschi mit Andrea im Adria-Grill am Wörthsee, einem „bayrischen“ Wirtshaus mit hervorragender, kroatischer Küche. Petr, der Wirt begrüßte sie freundlich lächelnd mit Handschlag, lernte er doch endlich Boschis Freundin und gleich noch seine Tochter kennen. Er tischte ihnen stolz all seine Spezialitäten auf und schon vor dem Hauptgang mussten alle drei seinen hausgemachten Slivovitz probieren. Andrea erzählte Neuigkeiten aus Boschis Heimat Franken und Jette bemerkte bei sich einen kleinen Anfall von Eifersucht. Sie konnte den beiden nur zuhören und verstand teilweise nur Bahnhof, denn sie unterhielten sich meist in fränkischer Mundart. Jette kam sich vor wie das fünfte Rad am Wagen und spielte dauernd mit ihrem Weinglas.
„Du alte Laaberdaschn, jetzt hör mer aber auf mit dem Oarschgekäu. Jette versteht uns nämlich nicht und schaut schon ganz böse.“ Boschi drückte Jette einen Kuss auf die Wange. „Sorry Schatz, aber ich freu mich so mit meiner Tochter über Gott und die Welt zu labern.“
„Das ist schon Ok. Aber, wenn ihr euch hochdeutsch unterhalten würdet, könnte ich auch mitreden.“ Jette schaute zu Andrea. „Weißt du eigentlich schon, was du nach dem Abitur machen willst? Du gehst doch hoffentlich nicht zur Polizei, oder?“
Andrea lachte. „Hihi, sicher nicht! Ich möchte Biologie studieren und danach Ornithologin werden. Ich stelle mir die Fachrichtung Vögel in ihren natürlichen Lebensräumen in Süddeutschland vor.“
Boschi verschluckte sich fast an seinem dunklen Weißbier. „Was?“
„Ornithologin, Babba! Ich war heute schon am Ammersee auf der Schwedeninsel und hab viele Vögel beobachtet, die in Deutschland fast ausgestorben sind. Die leben da wie im Paradies. Es gibt dort noch Seeadler, Eisvogel, Rohrdommel und Goldammer und viele mehr, die auf der roten Liste stehen.“ Andrea kam ins Schwärmen und Boschi und Jette aus dem Staunen nicht heraus.
Boschi reagierte ein klein wenig enttäuscht von seiner Tochter. „Ich dachte immer, du wolltest Tierärztin werden, aber ich merk scha, du bist Feuer und Flamme für diesen Beruf. Du bist alt genug und wirst schon das Richtige tun. Hauptsache, du hast Spaß an der Arbeit!“
„Den werde ich haben. Danke Babba!“ Andrea legte den Arm um Boschi und drückte ihn fest.
Petr, der Wirt kam schon wieder mit einem Tablett voll Schnaps aus seiner Heimat. „Zwei so hübsche Frauen! Boschi, darf ich mit dir tauschen?“
„Da musst scha mehr mitbringen, als dei bisserl Schnaps! Die zwei gehören mir und die geb ich für nichts auf der Welt her.“ Petr setzte sich zu ihnen an den Tisch und der Abend endete feuchtfröhlich mit zwei stark angeheiterten Mädels und einem total betrunkenen Boschi.
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„Huhu!“ Der Ruf vom Waldkauz hallte durch die regnerische dunkle Nacht. Hans Köberlin machte sich vor Angst fast in die Hose. Er hatte seinen Wagen 500 Meter vor der kleinen Kapelle in Raisting geparkt. Die letzten Meter lief er zu Fuß. Der dicke Umschlag mit dem Geld in der Jackeninnentasche drückte auf seine Brust. Danach wartete er frierend vor der Kapelle St. Johann auf den alten Mann mit dem Goldbarren und dachte nach. „Wo hatte der nur den Barren her? Die Prägung besagte eindeutig Hitlergold. Hatte er vielleicht noch mehr davon? Hat er es zufällig gefunden oder gar selbst in den Kriegswirren als Altersversorgung beiseitegebracht?“ Viele Fragen sausten durch seinen Kopf. „Huhu!“ Der Waldkauz zehrte an seinen Nerven. Er blickte auf seine Uhr. „Schon fünf nach zwölf! Wo bleibt der nur?“
„Huhu!“ Erschrocken schaute sich Hans Köberlin um. Der Ruf war jetzt ganz laut. Eigentlich kam er von direkt hinter ihm, vom einzigen Baum, der in der Nähe der kleinen Kirche stand. Er drehte sich vorsichtig um und schaute direkt in eine teuflische Fratze.
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In Dießen am Ammersee ging Albert Ott im Morgengrauen, bewaffnet mit mehreren blauen Müllsäcken zu seinem Auto, kuppelte schnell noch den kleinen Anhänger an und fuhr gutgelaunt zur Schwedeninsel. Auf dem Weg zur Vereinshütte, dachte er an die Bewohner von Dießen im Dreißigjährigen Krieg, die auf der Insel vor den schwedischen Soldaten Zuflucht und Schutz gesucht hatten. Nur zu gern hätte er gewusst, welch Vogel- und Pflanzenvielfalt hätte man wohl damals vorgefunden? An der Vereinshütte zog er seine grüne Wathose über und wartete dann zehn Minuten auf die Schülerin, die ihn heute auf seiner Tour begleiten wollte. „Ha, Teenager! Bis drei Uhr in der Disco rumtanzen! Früh aufstehen und etwas arbeiten, geht anscheinend nicht!“, philosophierte er mit sich selbst. Er hasste Unpünktlichkeit! Nach 15 Minuten Wartezeit machte er sich fluchend alleine auf, um die Vogelzählung im östlichen Teil des Naturschutzgebietes beim Einlauf der Ammer abzuschließen. Danach fing Albert Ott an, den Müll auf der Schwedeninsel aufzusammeln. Anscheinend hatten in der Nacht wieder irgendwelche Idioten auf der Insel gefeiert, denn es lag der Geruch von verbrannten Holz in der Luft. Wutentbrannt ging der Vogelkundler auf die höheren Bäume am Ende der Halbinsel zu. Hinter den Überresten der alten Ausflugsgaststätte aus den 60er-Jahren, zwischen Ziegeln und vermoderten Dachbalken kräuselte sich eine Rauchfahne in den klaren Himmel, darunter glimmte der Rest eines Lagerfeuers. „Sind denn die wahnsinnig? Feuermachen in einem Vogelschutzgebiet!“ Albert Ott rannte aufgebracht näher. Niemand war zu sehen. Fluchend scharrte er mit den Füßen Sand und Erde in die Feuerstelle, um die Glut zu ersticken. „Knack!“ Hinter ihm zerbrach ein Ast. Ehe er sich umdrehen konnte, traf Albert Ott ein heftiger Schlag am Hinterkopf.
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Boschi erwachte mit einem Brummschädel. Das Bett neben ihm war leer. Stöhnend sortierte er seine Erinnerungen. Aus dem Esszimmer hörte er lautes Kichern. Schwerfällig stand Boschi auf und fasste sich sofort an den schmerzenden Kopf. „Ein Schnaps war wohl schlecht!“, murmelte er in seinen kratzigen Dreitagebart und trottete langsam ins Esszimmer. „Guten Morgen! Habt ihr eine Schmerztablette für mich?“
„Hihihi!“, kicherten Andrea und Jette, die gemeinsam beim Frühstück vor einer dampfenden Tasse Kaffee saßen. „Wer saufen kann, kann sich auch eine Kopfschmerztablette holen.“, bemerkte Jette mitleidslos und kicherte weiter mit seiner herzlosen Tochter. Seine Katze Minka hatte es sich auf seinen Stuhl bequem gemacht und schaute Boschi mit großen Augen an.
Enttäuscht von seinen Mitbewohnern drehte Boschi um und ging langsam ins Bad. Das kalte Wasser aus der