Ammerseeherzen
Verlag epubli GmbH, Berlin
www.epubli.de
Mein Buch
Im Landkreis Starnberg geht ein grausamer Mörder um. Eine mumifizierte Leiche gibt der Kripo Starnberg Rätsel auf. Hauptkommissar Dippold und sein Team stoßen bei ihren Ermittlungen auf die DNA Spur eines totgeglaubten Serienmörders. Ein zweiter Mord auf der Schwedeninsel im Ammersee versetzt die Bevölkerung in Angst und Schrecken. Die Kommissare finden bei ihren Recherchen heraus, dass beide Fälle irgendwie zusammengehören. Als auch noch die Tochter von Hauptkommissar Dippold entführt wird, eskaliert die Lage.
Die Autorin
Christina Kreuzer, Jahrgang 1957, in einer Kleinstadt in Oberfranken geboren, lebt seit 2005 in der Nähe von Inning am Ammersee. Sie fand über die Sportberichterstattung einer Tageszeitung zum Schreiben. Nach den ersten zwei erfolgreichen Heimatkrimis, „Druidenweihe“ (2015) und „Leichenwasser“ (2016), ist dieses Buch der dritte Starnberg Krimi mit den Kommissaren Dippold und Jettenbach.
Christina Kreuzer
Ammerseeherzen
Ein Starnberg Krimi
Die Personen und die Handlung des Buches sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten oder lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.
Zur Rechtschreibung
In Franken spricht man kein P (= hartes B) und kein T (= hartes D) und das C oder Ch wird durch ein G ersetzt. Beispiel: Babba (= Papa) und Grisdkindla (= Christkind). Diese Besonderheiten wurden in einigen Passagen der wörtlichen Rede in diesem Buch angewendet.
Titelbild
„Herz“ Aquarell von Gisela Preuß
Copyright © 2018 Christina Kreuzer
Verlag epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
Die Personen:
Hauptkommissar – Robert Dippold – „Boschi“
Kommissar – Juliane von Jettenbach – „Jette“
Kommissar – Frank Maisetschläger – „Meise“
Revierleiter – Josef Brandl
Polizeiobermeister – Sascha Meier
Polizeiobermeister – Christian Müller
Oberstaatsanwalt – Franz Höglmeier
Leiter der Spurensicherung – Dr. Wolfgang Reiter
Kriminalkommissar – Hubert Rosenmüller – „Hubsi“
Andrea Dippold – „Boschis“ Tochter
Der Druide – Angus Streitberger
Antiquitätenhändler – Hans Köberlin
Vogelkundler – Albert Ott
Russischer Diplomat – Sergej Koslow
Seine zwei Bodyguards – Jurij und Igor
Spediteur – Otto Rasand
Student – Benjamin Sattler
Petr – Gastwirt vom Adria Grill
Gärtnermeister – Hans Peter Hübsch
Berlin, April 1945
Der Major der Luftwaffe, Erich Graf, erhielt seinen Einsatzbefehl am frühen Morgen. Er sollte einhundert Goldbarren und drei Holzkisten mit Goldmünzen auf den Obersalzberg nach Berchtesgaden bringen. Er überwachte die Anlieferung und verstaute persönlich die wertvolle Ware in seine Messerschmidt ME 262, den ersten Düsenjäger der Welt und der ganz Stolz von Adolf Hitlers Luftwaffe. Eigentlich wurden Transporte mit einer „Ju 52“ geflogen, doch die hatten keine Chance bei einem jederzeit möglichen Angriff der feindlichen Jagdverbände, die schon seit Monaten den Luftraum über Deutschland beherrschten. Erich Graf, mit 52 Abschüssen, Träger des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub und Schwertern, checkte auf dem Flugfeld die Instrumente und rollte seine ME 262 zum Start. Erich war in den letzten Wochen mehrmals die Strecke zum Regierungsflughafen Ainring bei Freilassing geflogen. Der Führer hielt sich seit Monaten fast nur noch auf dem Obersalzberg auf. Major Graf hatte wegen seiner schweren Ladung die beiden 250 kg Bomben am Boden gelassen, war dafür aber wendiger und konnte vor allem den zweiten Tank der Me 262 nutzen und damit seine Reichweite erhöhen. Amerikanische und englische Jagdstaffeln sorgten zurzeit mit ihrem überraschenden Auftauchen bei Start und Landung für hohe Verluste bei der deutschen Luftwaffe. Der Start ging gut, keine feindlichen Flieger waren in Sichtweite und schnell hatte Major Graf die Flughöhe von 6000 Metern erreicht. Leise vor sich hin pfeifend flog Erich, mit 800 km/h über den Wolken immer der aufgehenden Sonne entgegen.
Sein Flug ging über Dresden, zwischen Prag und der neuen Reichshauptstadt Nürnberg vorbei, in Richtung Landshut. „Tack, tack, tack!“ Plötzlich und unerwartet befand sich seine Maschine unter Beschuss. Eine amerikanische Jagdstaffel hatte zufällig seine Route gekreuzt. Sechs P-47 Thunderbolt feuerten sofort aus allen Rohren. Major Graf spürte die heftigen Einschläge in seine Maschine und drehte sofort seitlich ab. Ein Jäger löste sich aus der feindlichen Staffel und folgte seinem Manöver. Er wusste, seine Messerschmitt war fast doppelt so schnell wie die amerikanische P-47 und damit haushoch überlegen. Major Graf dachte noch „Glück gehabt!“, als er aufsteigenden Rauch in seinem Cockpit bemerkte. Außerdem schien sein Querruder beschädigt. Die Maschine ließ sich nur noch nach rechts oder geradeaus fliegen. Anscheinend hatte einer der Treffer die Steuerseile getroffen. Erich Graf fluchte, blieb aber die Ruhe selbst. Ihn ärgerte es, dass er weiter auf seinen 53. Abschuss warten musste. Er hatte einen Befehl und zudem war die wichtige Fracht für den Führer vorrangig. Er gab Vollgas, war schnell außerhalb der Reichweite der Thunderbolt und suchte einen sicheren Platz für eine Notlandung. Der Angriff hatte ihn weit weg von seiner Flugroute gebracht und diese konnte er mit dem beschädigten Querruder auch nicht mehr erreichen. Direkt unter ihm befand sich München. Vor ihm tauchte der Starnberger See und rechts von ihm der Ammersee auf. Eigentlich hatte er nur die Chance Stoppelfeld. Konnte er vielleicht doch noch den Flughafen in Fürstenfeldbruck erreichen? Der Qualm im Cockpit wurde immer dichter. Die Sicht war jetzt gleich Null und der Sauerstoff in seiner Atemmaske schmeckte nach Rauch. Dann erschien unter ihm ein lang gestreckter See. Verzweifelt drückte er seine Messerschmitt nach unten. Er wusste, ihm blieben nur noch wenige Minuten bis ihm die giftigen Gase besinnungslos machen würden. Nach Sauerstoff ringend sprengte Erich Graf das Kabinendach ab. Sofort riss ihm der Wind die Atemmaske vom Kopf. Instinktiv drückte er den Knopf vom Schleudersitz und zog gleichzeitig die Reißleine seines Fallschirms. Ein heftiger Ruck presste ihm die letzte Luft aus den Rippen. Der Schirm ging sofort auf, verfing sich aber im Leitwerk der Messerschmitt und zog ihn gnadenlos mit. Das Flugzeug hüpfte wie ein Gummiball dreimal über die glatte Wasseroberfläche, verlor dabei an Geschwindigkeit und blieb hundert Meter vor dem Ufer ganz ruhig im Wasser liegen. Major Erich Graf zappelte im Leitwerk wie ein Fisch im Netz. Er merkte, wie die Messerschmitt anfing zu sinken. Er roch überall Benzin. Die Treibstofftanks waren durch die Notwasserung aufgerissen. Verzweifelt versuchte sich Major Graf zu befreien. Die Messerschmitt zog ihn unbarmherzig mit in die Tiefe des Ammersees. Kurz darauf endzündete sich der Treibstoff. Niemand hörte den dumpfen Knall, gefolgt von einer kleinen Stichflamme. Die Explosion zerriss die Maschine in viele kleine Teile. Es war der 404. Feindflug von dem der tapfere Flieger Major Erich Graf nicht zurückkehrte.
Prolog
Ein schöner Sommertag neigte sich dem Ende und im Westen des Ammersee ging die Sonne unter. Am Horizont verglühte ein riesiger Sonnenball im milchigen Dunst des Abendrots und tauchte die Kieselsteine am Strand in funkelnde Rubine. Keine Wolke störte den aufgehenden Mond. Der Ammersee lag still und friedlich da und zeigte sich von seiner sanften Seite. Wie aus dem Nichts tauchte ein menschlicher Körper an der Wasseroberfläche auf, trieb langsam auf den Strand zu und blieb in der flachen Dünung bewegungslos liegen. Langsam streckte sich der Arm des Gestrandeten senkrecht in den Abendhimmel. Die dürre, abgemagerte Hand griff scheinbar nach der untergehenden Sonne.