2145 - Die Verfolgten. Katherina Ushachov. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Katherina Ushachov
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742709752
Скачать книгу
nick­te. »Und das hat es get­rig­gert. So et­was pas­siert lei­der häu­fi­ger …«

      »Wie kannst du …« Er konn­te nicht wei­ter­spre­chen. Sie hat­te das so ge­sagt, als wä­re es et­was Nor­ma­les, als wä­re nichts da­bei, wenn ein Mensch ge­tö­tet wur­de. »Sie ist tot! Tot! Und ich …« Er sprang auf und starr­te sie an. »Ich will wis­sen …«

      Sie er­hob sich und drück­te ihn auf den Stuhl. »Sei doch still, ich er­klä­re dir ja al­les, so­weit ich kann.«

      Aber wie konn­te er still sein, wenn es in ihm schrie?

      21. Allegra – bei Camden – 08.07.2145

      Sie hat­te das Kaff zu Fuß ver­las­sen und da­nach zu­ge­se­hen, dass sie sich par­al­lel zu dem von ih­rem UniCom vor­ge­ge­be­nen Weg hielt, am Highway ent­lang. Zu­min­dest so lan­ge, bis der UniCom sich voll­stän­dig ent­la­den hat­te.

      Und na­tür­lich gab es weit und breit kei­ne La­de­vor­rich­tung, ge­gen die sie das Gerät hal­ten konn­te, um wie­der an Strom zu kom­men.

      Al­le­gra grins­te sar­kas­tisch. Sie hät­te ja ein paar nütz­li­che Din­ge aus ih­rem Ruck­sack neh­men kön­nen, be­vor sie ihn den An­grei­fern um die Ohren ge­pfef­fert hät­te. Jetzt hat­te sie nur noch einen UniCom oh­ne Ak­ku und ih­re ID.

      Sehr nütz­lich.

      Ir­gend­wo hat­te sie ge­le­sen, dass man Tau­trop­fen trin­ken konn­te. Und dass, wenn man lan­ge ge­nug hung­rig war, der Bauch auf­hör­te, zu schmer­zen. Aber sie hat­te kein funk­tio­nie­ren­des Gerät mehr, das sie fra­gen konn­te, wie lan­ge das dau­er­te.

      22. Hendryk Richardson – Atlanta – 08.07.2145

      Hen­dryk war mü­de und hat­te es satt, von sei­nem Vor­ge­setz­ten an­dau­ernd zur Mu­tan­ten­jagd ab­kom­man­diert zu wer­den. Wa­rum im­mer er? Er woll­te lie­ber In­nen­dienst leis­ten. Wie­so be­kam er kei­nen?

      Nie­mand hass­te die­se ewi­gen Nacht­schich­ten mehr als Hen­dryk Richard­son. Ver­mut­lich hass­te nie­mand auf der Welt die gan­ze Sa­che mit dem Mi­li­tär so sehr wie er. Un­glück­li­cher­wei­se war er al­ler­dings der Sohn ei­nes großen Ge­ne­rals – der sei­nen Spröss­ling na­tür­lich auf die Mi­li­tär­schu­le schi­cken muss­te.

      Hen­dryk wur­de nicht ge­fragt, er hat­te in die vä­ter­li­chen Fuß­stap­fen zu tre­ten. Dass er aber le­dig­lich da­zu taug­te, ab und zu ei­ne Sied­lung ab­schaum­frei zu hal­ten, ver­dross den al­ten Herrn nicht im Ge­rings­ten. Im Ge­gen­teil schmei­chel­te es ihm, sei­nen Ju­ni­or un­ter dem Kom­man­do des Prä­si­den­ten zu wis­sen.

      Wow. Das viel ge­lob­te ›Mu­tan­ten­ver­nich­tungs­korps‹. Genau da­von hat­te Hen­dryk im­mer ge­träumt. Nicht.

      Heu­te al­ler­dings schi­en sein Glücks­tag zu sein. Ei­ne auf­ge­reg­te Frau hat­te ge­mel­det, sie wä­re abends in die Kü­che ge­gan­gen, um ein Glas Was­ser zu trin­ken. Da­bei hät­te sie ne­ben dem Zi­ga­ret­ten­au­to­ma­ten ge­gen­über von ih­rem Haus einen Ju­gend­li­chen ge­se­hen, der so ähn­lich aus­sah wie der Jun­ge auf dem Fahn­dungs­fo­to. Al­so wür­de es we­nigs­tens schnell ge­hen.

      Es war ja nicht so, als wür­den sol­che Nach­rich­ten nicht min­des­tens ein­mal pro Wo­che bei ih­nen ein­ge­hen und als könn­te die An­ga­be der Frau nicht auf so ziem­lich je­den Tee­na­ger pas­sen, der die Sperr­stun­de et­was aus­reiz­te. Aber die Hoff­nung starb zu­letzt.

      Na­tür­lich muss­te er jetzt mit sei­nem Squad die­ser Ge­schich­te nach­ge­hen, so un­glaub­haft sie ihm auch er­schi­en. Das Coun­ty war groß. Wenn er der Jun­ge wä­re, wür­de er ver­su­chen, über die Gren­ze in den nächs­ten Ver­wal­tungs­be­reich ab­zu­hau­en und nicht aus­ge­rech­net nach At­lan­ta zu ge­hen. Das war zu däm­lich.

      Hen­dryk wuss­te ge­nau, dass er für einen Mi­liz­sol­da­ten zu viel dach­te, aber er konn­te nicht an­ders. Am liebs­ten wä­re er Phi­lo­soph ge­wor­den oder ir­gen­det­was in der Rich­tung. Ethi­k­leh­rer er­schi­en ihm mo­men­tan be­son­ders ver­hei­ßungs­voll. Al­les, nur kei­ne Knirp­se ja­gen, die zu­fäl­lig der falschen Ras­se an­ge­hör­ten. An­de­ren Mör­dern jag­te man schließ­lich auch nicht mit ei­ner pa­ra­mi­li­tä­ri­schen Ein­heit hin­ter­her.

      Ih­re Pa­trouil­le be­gann in der Nä­he des Zi­ga­ret­ten­au­to­ma­ten, ne­ben dem der Mu­tant an­geb­lich ge­sich­tet wor­den war. Sie schrit­ten ei­lig durch die nächt­lich lee­re Stadt und sa­hen hin und wie­der einen Mann oder ei­ne Frau im Schutz der Dun­kel­heit durch die Stra­ßen hu­schen. Hen­dryk fand es höchst an­ge­nehm, dass es heu­te nicht sei­ne Pf­licht war, ih­re Pa­pie­re zu kon­trol­lie­ren und sie zu ver­haf­ten. Sie al­le sa­hen we­sent­lich äl­ter aus als der Jun­ge, den er fin­den soll­te. Die­se Nacht wür­den an­de­re Pa­trouil­len sie kon­trol­lie­ren, nicht sei­ne.

      Den­noch war er auf der Hut. Ei­ne al­te Frau, die sich beim An­blick der Mi­liz in einen dunklen Haus­ein­gang drück­te, igno­rier­te er. Eben­so das jun­ge Mäd­chen mit neon­blau­em Bob, das so laut In­za Nit­ty hör­te, dass er Loo­pa Moo­pa Bling King hät­te mit­sin­gen kön­nen. Der Jun­ge mit der Ras­ta-Schirm­müt­ze da­ge­gen …

      »Halt! Mu­tan­ten­pa­trouil­le, Com­man­der Richard­son. ID vor­zei­gen. Sie sind we­gen des Über­tre­tens der Sperr­stun­de ver­haf­tet.«

      Mit zit­tern­den Kni­en reich­te der Jun­ge ihm ei­ne Plas­tik­kar­te, die Hen­dryk prompt in den Le­se­schlitz an sei­nem Dienst-UniCom ein­führ­te. Das Gerät pieps­te kurz, ehe es deut­lich vor­zu­le­sen be­gann: »Echt­heit der ID be­stä­tigt. An­drew Gray, ge­bo­ren am 16. Ok­to­ber 2132 in Smyr­na, Ver­wal­tungs­ein­heit Ge­or­gia, Groß­raum Nord­ame­ri­ka, gül­tig bis zum 17. Ok­to­ber 2147, wohn­haft in At­lan­ta, 1.72m groß, rot­blond, brau­ne Au­gen, Ras­se ho­mo sa­pi­ens sa­pi­ens.«

      »Er ist es nicht.«

      »Nein, nein, ich bin es nicht, ich bit­te Sie, las­sen Sie mich nach Hau­se und tun Sie mir nichts!«

      »Gray, du hast Glück. Wenn du nur ein paar Jah­re äl­ter wärst, hät­te ich dich ver­haf­tet. Ser­geant West­point, Ser­geant Tub­man …« Hen­dryk drück­te ein paar Knöp­fe. »Bringt ihn zu sei­nen El­tern, Au­burn Ave­nue Num­mer fünf. Wenn er noch mal nach Son­nen­un­ter­gang drau­ßen er­wi­scht wird, zah­len sie ei­ne fet­te Stra­fe, trich­tert ih­nen das ein.« Er nahm die ID aus dem Gerät und steck­te sie Gray zu. Der sah aus, als hät­te er eben ein Ge­s­penst ge­se­hen.

      Gil­li­an West­point pack­te den Jun­gen grob am Arm und zerr­te ihn zu­sam­men mit Amy Tub­man fort.

      Um ehr­lich zu sein war Hen­dryk mehr als froh, die zwei Mann­wei­ber nicht mehr bei sich zu ha­ben. Er fand die mus­ku­lö­sen, grim­mig drein­schau­en­den Frau­en gru­se­lig.

      Lang­sam aber si­cher wur­den sei­ne Sol­da­ten je­doch un­ru­hig – es war nie­mand mehr un­ter­wegs, der ins Ras­ter pass­te, folg­lich hat­ten sie nichts zu tun. Und so wie er sie kann­te, konn­te sie das auf dum­me Ge­dan­ken brin­gen.

      Bis­her hat­ten sie auf den Stra­ßen ge­sucht. Er muss­te … »Jungs, wir brin­gen den Wär­mes­can­ner zum Ein­satz. Der Mu­tant muss noch in At­lan­ta sein.«

      Die