Geheimnis Schiva 2. A. Kaiden. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: A. Kaiden
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783748577348
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      Geheimnis Schiva 2

      Von A. Kaiden

      1. Auflage: August 2019

      Copyright by A. Kaiden, Alexandra Kraus

      Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung durch Rundfunk, Internet und Fernsehen, auch einzelner Teile Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Autorin A. Kaiden

      Cover-/Umschlaggestaltung: Buchgewand | www.buch-gewand.de

      Verwendete Grafiken/Fotos:

      Peer Marlow – shutterstock.com

      Nina Buday – shutterstock.com

      ararat.art – shutterstock.com

      AntonMatyukha – depositphotos.com

      Die Handlung und die handelnden Personen dieser Geschichte sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit toten oder lebenden Personen oder Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens ist nicht beabsichtigt und wäre rein zufällig.

      Widmung

      Für meine treuen Leser,

      ohne euch gäbe es die Fortsetzung nicht. Ich danke euch, für eure Geduld, Unterstützung, für euer Drängen und Beharren auf den zweiten Teil. Ihr seid großartig.

      Kapitel 1: Donnerstag, 20:04 Uhr

      Ring Ring Ring

      Lara zuckte erschrocken zusammen. Wie paralysiert stand sie auf und starrte auf das Telefon. Sie betete darum, dass es aufhören würde zu klingeln – doch das tat es nicht. Hilfesuchend schaute sie sich um, allerdings waren ihre Eltern ausgegangen und ihr Bruder würde garantiert nicht an den Apparat gehen. Da konnte sie lange darauf warten. Vorsichtig trat sie näher und holte noch einmal tief Luft. Dann nahm sie ab und hob mit zitternden Fingern den Hörer an ihr Ohr.

      „Hallo?“

      Sie schluckte, als wie befürchtet keine Stimme erklang, sondern ein anzügliches Stöhnen. Tränen schossen ihr in die Augen und verzweifelt schrie sie in den Hörer:

      „Lass mich endlich in Ruhe! Du hattest deinen Spaß. Das ist nicht witzig!“

      Schnell knallte sie den Hörer auf das Telefon und hob ihre Hand auf den Mund, um ein Schluchzen zu unterdrücken. Sie schloss die Augen und lehnte sich gegen die Wand, während ihr Puls unaufhörlich raste. Seit über einem Monat dauerte der Telefonterror bereits an und so langsam hatte sie das Gefühl, den Verstand zu verlieren. Lara wusste nur zu gut, wer der Anrufer war. Dazu brauchte er nicht seinen Namen zu nennen. Nur eine Person kam infrage: Thomas, ihr Exfreund. Das war seine Art der Rache dafür, dass sie mit ihm Schluss gemacht hatte. Hätte sie damals gewusst, was sie erwartete, sie hätte sich nicht auf ihn eingelassen. Es war ein einziger großer Fehler gewesen. Die ganze Beziehung … er.

      Lara wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und fuhr sich mit den Händen durch ihr langes Haar. Hätte sie nur auf ihr Bauchgefühl gehört – ihre innere Stimme, die ihr gesagt hatte, dass etwas nicht stimmte – etwas fehlte. Das es falsch war. Doch sie war einsam gewesen und ziellos. Abermals atmete sie tief durch. Es war mittlerweile vier ganze Jahre her, dass Schiva versiegelt worden war und sie nicht mehr dorthin zurückkehren konnte. Natürlich hatte sie es damals mehr als nur einmal versucht und war kläglich gescheitert. So oft sie es auch probiert hatte – es war ihr einfach nicht gelungen. Danach war ihr tristes Leben noch ätzender als zuvor gewesen. Der Verlust und Entzug von Schiva hatten ihr jeglichen Antrieb genommen. Ihre Eltern hatten die glorreiche Idee gehabt, sie in einen Tanzkurs zu schicken, und nur einen Monat später war sie in Landau angemeldet gewesen. Zugegebenermaßen hatte sie tatsächlich etwas Spaß daran gefunden und dann … tja, dann hatte sie dort Thomas kennengelernt. Er war ein guter Tänzer und sie hatte gern mit ihm getanzt. Zwar gefielen ihr normalerweise keine blonden Haare, aber seine braunen Augen hatten sie damals in den Bann gezogen. Und als er sie am Ende des Walzers geküsst hatte, fühlte es sich irgendwie seltsam an. Die besagten Schmetterlinge waren ausgeblieben und seine Zunge hatte sich nur glitschig und fehl am Platz angefühlt. Sie war sich unschlüssig gewesen. Wo war das Kribbeln, wo die Glücksgefühle? Ihr Unterbewusstsein hatte sie gewarnt, doch sie hatte die Schuld bei sich gesucht. Sie glaubte, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Dass sie nicht fähig war, sich komplett fallen zu lassen, und sie hatte gedacht, dass die Zeit die tiefen und ersehnten Gefühle bei ihr hervorlocken würde. Allerdings war das nicht passiert. Wahrscheinlich wusste etwas in ihr, dass es nicht funktionieren konnte …

      Lara seufzte. Sie hatte ihm so eine kindische Racheaktion nicht zugetraut. Es war ihr schwergefallen, mit ihm Schluss zu machen. Trotzdem hatte sie es durchgezogen, nachdem sie eingesehen hatte, dass ihre Gefühle für ihn nicht reichten und er sich ihr nicht öffnen würde, egal wie lange sie warten würde. Abgesehen davon hatte sie erfahren, dass er den Tanzkurs schon zum fünften Mal absolviert hatte, weil er dort – wie er vor seinen Kumpeln laut einer Klassenkameradin von ihr – geprahlt hatte, immer leicht Frauen kennenlernte und klarmachte. Sein gesamter Freundeskreis bestand hauptsächlich aus seinen Ex-Freundinnen und sie hatte nie jemanden von ihm kennengelernt. Weder Familie, noch Freunde.

      Trotzig stieß Lara gegen das Tischbein und fuhr zusammen, als das Telefon schon wieder zu klingeln begann. Eilig zog sie das Kabel und Stille legte sich im Raum nieder. Lara lauschte in das Zimmer hinein. Viel besser. Ihr Bruder Stan schien nichts mitbekommen zu haben. Als sie die Treppen zu ihrem Zimmer hochging, wurde ihr auch klar, warum. Er hatte die Musik mal wieder ohrenbetäubend laut aufgedreht. Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr: Viertel nach acht. Genervt verdrehte sie die Augen, trat vor seine Tür und hämmerte dagegen. Es dauerte nicht lange und Stan schaltete die Musik aus.

      „Was ist?“

      „Wir haben nach acht Uhr.“

      „Na und?“

      „Mach die Musik leiser, so wie es abgemacht war!“

      „Du kannst mich mal!“, schrie ihr Stan entgegen und drehte sogleich die Lautstärke wieder voll auf. Lara knallten die deutschsprachigen Strophen mit harten Beschimpfungen und erniedrigenden Reimen über Frauen entgegen. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und versuchte, seine Tür zu öffnen, doch vergebens. Natürlich hatte ihr Bruder abgeschlossen. Wütend rüttelte sie an der Klinke und schlug gegen das Holz, mit dem Resultat, dass Stan den Lärm noch verstärkte.

      „Verdammt!“, schrie Lara und stapfte in ihr Zimmer, das genau neben seinem lag. Die Texte des frauenverachtenden Hip Hops knallten ihr durch die Wände hart entgegen. Entmutigt ließ sie sich aufs Bett fallen und starrte mit tränenverhangenen Augen an die Decke. Stan würde die Musik erst leise machen, wenn ihre Eltern zurück wären. Da war sie sich sicher. Es hatte sich in den letzten zwei Jahren absolut nichts geändert. Im Gegenteil: Es war noch schlimmer geworden. Sie stritt sich nur noch mit ihrem Bruder und mit ihrer Mutter. Lara wischte sich mit den Händen die Tränen aus dem Gesicht. Früher hätte sie sich nach Schiva geflüchtet, doch das war ihr nicht mehr möglich. Sie war gefangen in einer Welt, die sie nicht wollte und es schien kein Entkommen und kein Happy End für sie zu geben.

      Kapitel 2: Freitag, 10:43 Uhr

      Lara holte tief Luft. Nur noch siebenundsiebzig Minuten, dann würde ihre Mittagspause beginnen und sie hätte die Hälfte des Tages hinter sich gebracht. Als sie die Toilette verließ, rannte sie fast in Frau Fünder, die mit einer flinken Handbewegung ihre drahtige Brille nach oben schob und ihr einen ermahnenden Blick zuwarf. Laras Magen krampfte sich auf die Größe einer runzligen Rosine zusammen. So erging es ihr immer, wenn sie auf ihre Kollegin traf und das nicht nur, weil Frau Fünder eine nörgelnde Besserwisserin war, sondern auch der offizielle Wachhund der Firma. Nichts entging ihren Ohren oder Augen und alles landete brühwarm auf dem Tisch des Geschäftsführers.

      „Tut mir leid“, nuschelte Lara und senkte schnell den Kopf.

      Frau Fünder schnaufte hörbar auf.

      „Für gewöhnlich prescht man nicht einfach in den Flur.“

      „Ja, Sie haben recht. Es kommt nicht mehr vor.“

      Eilig