Die göttliche Komödie. Dante Alighieri. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dante Alighieri
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783748564898
Скачать книгу
etwas weiter gehn, damit dein Auge

      Das Angesicht der Dirne wohl erfasse,

      Die dort voll Schmutzes und mit kahlem Kopfe

      Sich eifrig kratzt mit ihren kotgen Nägeln,

      Und bald sich niederduckt, bald aufrecht steht.

      Das ist die Hure Thais, die dem Buhlen

      Als er sie frug: Steh ich in großer Gunst

      Bei dir? erwiderte: In wunderbarer.

      Genügen möge dieses unsren Blicken.

      Neunzehnter Gesang

      O Zaubrer Simon, o ihr schmachbeladnen

      Nachfolger, die die heil'gen Dinge, welche

      Der Tugend sich allein vermählen sollten,

      Um Gold und Silber räub'risch ihr verkuppelt!

      In die Posaune stoß' ich jetzt um euch,

      Weil euch die dritte Bolgia zugemessen.

      Erstiegen hatten wir des Felsblocks Höhe,

      Der überwölbt die nächste Gruft, und standen

      Nun senkrecht über dieses Grabens Mitte.

      Wie groß ist deine Kunst, o höchste Weisheit,

      Die Himmel, Erd und Hölle offenbaren,

      Und wie gerecht teilt deine Allmacht aus!

      Ich sah des bräunlichen Gesteines Boden

      Und beiderseit'gen Abhang voll von Löchern,

      Die sämtlich rund und gleich an Weite waren.

      Sie däuchten enger nicht mir und nicht weiter,

      Als, die in meinem schönen San Giovanni

      Zum Platz der Tausenden sind hergerichtet.

      Solch ein Behältnis brach vor wenig Jahren

      Entzwei ich, weil ein Mensch darin erstickte,

      Und dies sei Zeugnis, jeden zu enttäuschen.

      Aus jedes dieser Löcher Mündung ragten

      Die Füße eines Sünders bis zur Wade

      Hervor, doch alles andre steckte drinnen;

      In Flammen loderten die Sohlen aller,

      Weshalb die Knöchel so gewaltsam zuckten,

      Daß Strick' und Bande sie zerrissen hätten.

      Und, wie beim Brennen fettbestrichner Dinge

      Die Flammen an der Oberfläche spielen,

      So taten hier sie von den Zeh'n zum Hacken.

      Wer ist wohl jener, der durch ärgres Zucken

      Sich mehr beklagt, als die Gefährten alle

      Und dessen Sohlen rötre Flamme leckt?

      So frug ich; und der Meister: Soll ich dort

      Den mindersteilen Hang dich niedertragen,

      So wird er Schuld und Namen selbst dir künden.

      Genehm ist, sagt' ich, mir was dir beliebt,

      Du bist der Herr, von deinem Will'n entfern' ich

      Mich nimmer, auch was man nicht ausspricht weißt du.

      Also gelangten wir zum vierten Damme;

      Dort wandten wir uns links und stiegen nieder

      In die durchlöcherte und enge Tiefe.

      Von seiner Hüfte setzte mich der Meister

      Nicht ab, bis wir zur Felsenmündung kamen,

      Aus welcher jener mit den Beinen klagte.

      Der du das Obre so gekehrt nach unten

      Im Boden wie ein Pfahl steckst, traur'ge Seele,

      Wer du auch sei'st, vermagst du es, so rede.

      Ich stand gebückt, so wie der Mönch, der Beichte

      Dem Meuchler hört, wenn der, schon in der Grube,

      Den Tod noch zu verschieben, ihn zurückruft.

      Er aber schrie: So bist du schon zur Stelle,

      So bist du schon zur Stelle Bonifazio?

      Um mehr als ein Jahr log die Prophezeiung.

      Bist du so bald gesättigt von dem Gut,

      Daß dich die schöne Braut durch Lügenkünste

      Zu frei'n bewog und dann sie zu mißhandeln?

      Ich glich dem Manne, der, weil unverständlich

      Ihm ist, was ihm gesagt wird, zweifelnd dasteht,

      Verhöhnt sich glaubt und keine Antwort findet.

      Drauf sagte mir Virgil: Erwid'r ihm schnell,

      Der bin ich nicht, der nicht, den du erwartest,

      Und meine Antwort war, wie er befohlen.

      Darob verdrehte schier der Geist die Beine

      Und sagte seufzend mit bewegter Stimme:

      Bist du der nicht, was willst du denn von mir?

      Liegt dir so viel dran, wer ich sei, zu wissen,

      Daß du deshalb das Ufer niederstiegest,

      So wisse, daß ich trug den großen Mantel.

      Doch war ich ein wahrhafter Sohn der Bärin,

      Begierig, so die Bärenbrut zu fördern,

      Daß droben Geld ich, und hier mich einsackte.

      Mir unterm Haupte liegen all die andren,

      Die mir voraus im Ämterschacher gingen,

      Tief eingeklemmt in des Gesteines Spalten.

      In jene Tiefe sink' auch ich, wenn jener,

      Für den ich dich gehalten, kommen wird,

      Als ich die rasche Frag' an dich gerichtet.

      Doch längere Zeit schon brannten mir die Füße,

      Seit ich den Kopf zu unterst hier verweile,

      Als er hier sein wird mit entflammter Sohle.

      Denn nach ihm kommt von Westen her ein Hirte,

      Der ärger noch es treibt und kein Gesetz kennt,

      So daß er mich bedecken wird und jenen.

      Dem Jason wird, von dem die Makkabäer

      Berichten, gleich er sein; wie dem sein König

      Gefällig war, wird ihm es der von Frankreich.

      Ich weiß nicht, war ich hier allzu verwegen,

      Daß ich ihm Antwort gab in diesem Tone:

      So sage mir doch, was für Schätze heischte

      Vom heil'gen Petrus unser Herr, bevor

      Er die Gewalt der Schlüssel ihm vertraute?

      Nur eins verlangt er: Komm und folge mir!

      Auch Petrus und die andren heischten Silber

      Und Gold nicht von Matthias, als das Los ihm

      Den Platz gab, den verloren der Verräter.

      So schweige; denn gerecht ist deine Strafe.

      Bewahre nur das schlechterworb'ne Geld,

      Das gegen Karl dich übermütig machte.

      Und