Die göttliche Komödie. Dante Alighieri. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dante Alighieri
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783748564898
Скачать книгу
lehrtet nach Unsterblichkeit zu ringen.

      Wie wert ich's halte, soll, so lang' ich lebe,

      In meiner Rede noch sich offenbaren.

      Was ihr von meines Lebens Fortgang sagtet,

      Bewahr' ich, daß es mir mit andrem Texte

      Ein hohes Weib glossiert, die dessen kundig.

      Doch so viel kann ich itzt schon euch versichern,

      Daß, wenn mich mein Gewissen nur nicht schilt,

      Bereit ich bin zu gut' und bösem Glücke.

      Nicht neu ist meinem Ohr solch übles Angeld;

      Drum möge nur ihr Rad Fortuna rollen,

      Mir gilt's, als ob der Bauer seinen Karst schwingt.

      Da wendete sein Haupt zur rechten Seite

      Mein Meister, blickte nach mir hin und sprach:

      Wer sich es merkt, der ist der beste Hörer.

      Nicht hinderte das Reden unsre Schritte;

      Doch bat ich Ser Brunetto, die Gefährten,

      Die hochgestellt und namhaft, mir zu nennen.

      Von einigen zu reden, ist geziemend;

      Von andern ist es löblicher zu schweigen;

      Es reicht die Zeit nicht hin zu so viel Namen:

      Vernimm indes, daß sie teils geistlich waren

      Teils grundgelehrte Leute hohen Ruhmes,

      Von gleicher Schuld besudelt insgesamt.

      Mit jener argen Schar geht Priscian

      Und Franz, Accursens Sohn, auch konntest

      Wenn anders du nach solcher Räude Lust trägst,

      Du den erblicken, den der Knecht der Knechte

      Vom Arnostrand verpflanzt zum Bacchiglione,

      Wo er die sündentflammten Nerven ließ.

      Gern spräch' ich weiter; doch Geleit und Rede

      Muß ich beenden, weil dort aus dem Sande

      Ich vor uns neuen Rauch aufsteigen sehe.

      Fernbleiben muß ich denen, die da kommen.

      Laß den Tesoro dir empfohlen sein,

      In dem ich leben blieb, nur das begehr' ich.

      Dann wandt' er sich zurück, gleich deren einem,

      Die in Verona um den grünen Teppich

      Den Plan durchlaufen; doch nicht dem Verlierer,

      Nein, jenem glich er, der den Sieg davonträgt.

      Sechzehnter Gesang

      Schon waren wir am Ort, wo man das Tosen

      Des Wasserfalls, der in dem nächsten Kreise

      Hinabstürzt, hörte, wie Gesumm' von Bienen.

      Da trennten vollen Laufes miteinander

      Drei Schatten sich von einer größern Schar,

      Die bei des Feuerregens Qual dahinflog.

      Sie kamen auf uns zu und jeder rief:

      Halt an, der nach der Weise deiner Kleidung

      Du einer scheinst aus unsrer argen Heimat!

      Ach was für Wunden, frisch' und halbvernarbte,

      Sah eingebrannt ich allen ihren Gliedern;

      Noch schaudert mich's wenn ich nur dran gedenke.

      Aufmerksam ward durch ihren Ruf mein Meister;

      Dann wandt' er sich zu mir und sprach: Hab' Achtung;

      In Ehrfurcht ziemt sich's diesen zu begegnen.

      Und wäre nicht das Feuer, das des Ortes

      Natur herniederregnen läßt, so sagt' ich,

      Daß, mehr als ihnen, Dir die Eil geziemte.

      Kaum standen wir, so sangen sie auf's neue

      Das alte Lied, und als sie uns erreichet,

      Begannen sie selbdritt im Kreis zu laufen.

      So wie die Kämpen, die gesalbt und nackend,

      Eh' sie zum Schlagen und zum Stoßen schreiten,

      Vorteil und Angriff spähend sich erwägen,

      So wandt' im Kreislauf jeder das Gesicht

      Fortwährend nach mir hin, weshalb den Füßen

      Entgegen immer sich der Hals bewegte,

      Entwertet uns vielleicht und unsre Bitten,

      Begann der eine, dieses Ortes Elend

      Und unser Aussehn, das voll Brand und Wunden,

      So laß durch unsren Nachruhm dich bewegen

      Zu sagen wer du bist, der du so sicher

      Lebend'gen Fußes durch die Hölle schreitest.

      Der, dessen Spuren meine Schritte folgen,

      Wie nackt er und geschunden auch einhergeht,

      War höher wohl gestellt, als du vermutest.

      Gualdradens Enkel war er, jener guten:

      Sein Nam' ist Guido Guerra und im Leben

      Hat er mit Schwert und Klugheit viel geleistet.

      Der, welcher hinter mir den Sand zertritt

      Ist Tegghiai' Aldobrandi, dessen Wort

      Dort in der Welt man gern vernehmen sollte.

      Ich aber, der die gleiche Qual erdulde,

      War Jacob Rusticucci, und wahrhaftig

      Der Gattin Stolz war meines Unheils Hauptgrund.

      Wär' ich gesichert vor der Glut gewesen,

      So wär' ich unter sie hinabgeeilt,

      Und zugelassen hätt' es wohl mein Lehrer.

      Doch, weil des Feuers Glut verbrannt mich hätte,

      Bewältigte die Furcht den guten Willen,

      Der mich verlangen ließ, sie zu umarmen.

      Drauf hub ich an: Sobald mein Herr und Meister

      Mir Worte sagt', aus denen ich entnahm,

      Daß solche Schatten wie ihr seid, sich nahten,

      Erweckte nicht Mißachtung, sondern Schmerz

      Eur traurig Los mir in der tiefsten Brust,

      Und nicht sobald wird er daraus verschwinden.

      Aus eurer Heimat bin ich und von jeher

      Hab' eure Taten und gepriesne Namen

      Ich liebevoll gehört und wiederholet.

      Die Galle lassend, geh ich nach den Früchten,

      Die süß der treue Führer mir verheißet,

      Doch muß ich erst zum Zentrum niedersteigen.

      Soll deine Seel', entgegnete nun jener,

      Noch lange deines Leibes Glieder lenken

      Und soll der Ruhm dein Leben überdauern,

      So sag' ob Tapferkeit und Rittersitte

      In unsrer Stadt wie sonst noch weilen, oder

      Ob sie aus deren Mauern sind gewichen.