Stationen einer Liebe. Anna-Sophie Wagner. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Anna-Sophie Wagner
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738092882
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wieder zu Hause bist – endlich deinen Platz als Nachfolger von Papa hier einnimmst. Du bist irgendwann das Familienoberhaupt hier und musst unseren Namen würdig fortführen Brüderlein.“

      Oh ja die Linie der Falks durfte nicht aussterben - daran konnte Andreas im Augenblick keinen Gedanken verschwenden.

      „Also Tschüss meine zwei Männer – benehmt euch!“, mit diesen Worten verließ Sophie das Haus.

      „Und du Martin musst du nicht ins Krankenhaus?“, fragte Andreas. „Nein, ich hab die nächsten vier Tage frei. Meine Eltern kommen heute noch zu Besuch übers Wochenende“, erwiderte Martin. „Oh, du hörst dich aber nicht gerade motiviert und begeistert an“, brachte Andreas grinsend hervor. „Du kennst sie doch, dass wird wieder anstrengend“, entgegnete Martin. Ja, Andreas kannte Martins Eltern. Sie waren ziemlich exzentrisch und eigenwillig. Nicht einfach zu haben. Aber er, Andreas, hatte einen guten Draht zu den beiden und wusste mit ihnen umzugehen. „Sind meine Eltern da?“, fragte er nun Martin. „Dein Vater ja, aber er wird noch schlafen. Deine Mutter ist arbeiten“, sagte Martin. Andreas Mutter arbeitete bei einem großen Verlagshaus als Cheflektorin. „Muss Vater nicht arbeiten?“, fragte Andreas. „Nein ihm ging es nicht so gut seit du weg warst. Es macht ihm sehr zu schaffen. Ich habe ihn untersucht, die Adern sind wieder drauf und dran zuzugehen. Und um einen weiteren Schlaganfall zu vermeiden, habe ich die Dosis der Blutverdünner erhöht und ihm erst mal weniger Stress verordnet. Du weißt ja, wie er immer in Rage ist, wenn es um Entscheidungen des Ministeriums geht. Und gerade seit du weg bist, kann es ihm keiner mehr Recht machen. Er beschäftigt sich nun mit jedem noch so kleinen Detail“, klärte ihn Martin auf.

      Andreas kannte seinen Vater und wusste dass Martin absolut richtig gehandelt hatte. Er hätte es genauso gemacht und das sagte er Martin auch. „Wenn du nichts dagegen hast Martin, würde ich jetzt gerne duschen gehen und dann ein wenig schlafen.“ „Ja klar, schlaf dich aus. Heute Nachmittag zum Kaffee kannst du immer noch allen, Hallo sagen. Kann ich noch irgendetwas für dich tun Andreas?“ „Nein danke ich komm klar!“, antwortete dieser und stieg die Treppe hoch bevor er zum rechten Flügel des Herrenhauses abbog.

      Dort angekommen stellte er seinen Rucksack in das erste Schlafzimmer. Dorthin hatten sie auch schon seine alten Zivilklamotten gebracht. Ordentlich hingen sie an Bügeln oder lagen gebügelt im Schrank. Auch Handtücher hatten sie ihm bereitgelegt. Zusammen mit seinem Duschgel, Handtuch und einer Boxershorts spazierte er ins Bad. Endlich eine richtige Dusche, dachte er bei sich. Irgendwann würde er auch noch ein Vollbad nehmen, nahm er sich jetzt vor als er die Wanne im vorbeigehen sah. Die Jahreszeit passte perfekt. Aber für den Anfang reichte auch die Dusche und dann ab ins Bett.

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      Friedrich Falk wollte gerade in den Salon um zu Frühstücken, als er es aus dem rechten Flügel des Hauses rauschen hörte. Das war eigenartig. Dem Geräusch musste er nachgehen. Nicht dass sie einen Wasserrohrbruch oder Ähnliches hatten. Also fuhr er mit seinem Rollstuhl in Richtung des Geräuschs. Das Wasserrauschen kam aus dem Hauptbad des rechten Flügels. Er fuhr in den Vorraum des Bades und sah dort ein Handtuch und eine Boxershorts liegen.

      Nein, das konnte nicht wahr sein. Er rollte weiter Richtung Tür und öffnete sie. Da sah er jemanden unter der Dusche. Er konnte nicht genau erkennen wer es war, weil durch den Wasserdampf die Scheiben beschlagen waren. Er rollte zurück und wartete draußen auf den Eindringling. Jetzt hatte das Geräusch aufgehört. Und jemand tapste barfuß über die Fliesen. „Mist“, hörte er diesen jemand sagen. Andreas hatte dummerweise sein Handtuch nicht mit ins Bad genommen, sondern im Vorraum vergessen. So musste er jetzt nackt und pitschnass hinaus schlüpfen. Er öffnete die Tür und da - stand ein Rollstuhl. Sein Vater schaute zu ihm auf und schien genauso überrascht wie er selbst. „Andreas! Wo kommst du denn her?“, sagte sein Vater nun erschrocken. „Hallo Vater!“, Andreas beugte sich hinunter und gab ihm einen Kuss auf die linke Wange, bevor er sich nun das Handtuch griff und um die Taille wickelte. „Martin hat mich heute Morgen um halb sechs in Frankfurt abgeholt. Ich wollte euch überraschen“, erklärte Andreas nun seinem Vater. „Aber, was machst du hier?“ „Ich hab Urlaub!“ „Verstehe! Für wie lange?“ „Sechs Wochen!“, antwortete ihm sein Sohn euphorisch. „Ich freue mich sehr, dich wieder hier zu haben Junge!“ Friedrich streckte seine Arme aus und Andreas ließ sich von seinem Vater umarmen. „Was hast du jetzt vor Andreas? Frühstück?“, fragte Friedrich nun. „Nein Vater, ich hab seit gestern nicht mehr geschlafen und bin hundemüde. Eigentlich wollte ich mich erst ein wenig schlafen legen.“ „Ist gut, du hast Recht. Dann sehen wir uns heute Nachmittag?“ Andreas nickte. „Ich freue mich! Und jetzt leg dich hin!“, mit diesen Worten rollte sein Vater wieder nach draußen.

      Inzwischen war Andreas auch ohne abtrocknen trocken und konnte gleich direkt ins Bett. Er zog die Vorhänge vor und ließ sich in das frisch bezogene Doppelbett plumpsen. Das war Luxus! Es dauerte nicht lange und er war eingeschlafen. Um zwei Uhr wachte er wieder auf und fühlte sich zum ersten Mal seit einem halben Jahr wieder ausgeschlafen. Er stand auf und zog die Vorhänge zurück. Von hier aus konnte man auf den See schauen. Nichts hatte sich verändert. Er ging zum Schrank und nahm sich eine Jeans und ein schwarzes Poloshirt heraus. Dazu Turnschuhe. Wie leicht sie waren. Viel leichter als seine Stiefel, welche er die letzten sechs Monate getragen hatte. Er sah noch kurz in den Spiegel und schlug nun die Richtung zum Salon ein. Als er die Tür öffnete, saßen da schon Martin und seine Eltern, sein Vater und seine Mutter Marianne. Seine Mutter schaute überrascht zur Tür. Sie hatte niemanden erwartet. Da stand er plötzlich - ihr Andreas „Andreas! Wo kommst du denn her?“, sagte sie, schlug die Hände vor den Mund und sprang gleichzeitig auf. „Ich hab Urlaub Mutter und wollte euch überraschen!“ Mit Tränen in den Augen lief sie ihm entgegen und nahm ihn die Arme, was er erwiderte. „Oh! Ich bin so froh, dass du hier bist und dazu noch gesund! Du musst hungrig sein mein Sohn – setz dich!“, sagte sie dann zu ihm. Er begrüßte noch Martins Eltern Kerstin und Felix Dahlmeier. Dann setzte er sich. Es gab Käsekuchen, Windbeutel und Kaffee. „Iss Andreas!“, forderte seine Mutter ihn auf. „Mutter, eigentlich habe ich gar keinen Hunger“, antwortete er. Irgendwie brachte er es nur schwer fertig seinen Magen wieder auf feste Mahlzeiten umzustellen. Und er wollte schon gar nicht mit Kuchen anfangen. „Aber Kaffee nimmst du?“ „Ja Kaffee nehme ich!“

      „Wie ist es dir ergangen Andreas? Wo warst du stationiert?“, fragte nun Herr Dahlmeier. „Leider darf ich ihnen nicht sagen wo ich war. Aber wie es mir ergangen ist schon. Zum Teil. Es ist eine ganz schöne Umstellung. Allein schon das Klima ist komplett anders als hier. Es regnet nur selten und die Vegetation ist eher trocken, fast so als wäre man in der Wüste“, erzählte Andreas. „Und wie könnt ihr euch dann waschen, mit so wenig Wasser?“, fragte nun Frau Dahlmeier. „Das Basislager ist ausgerüstet mit Wassertanks. Diese werden in regelmäßigen Abständen durch Flugzeuge aufgetankt. Pro Tag können aber immer nur eine bestimmte Anzahl Männer duschen. Ansonsten wäscht man sich nur. Die hygienischen Verhältnisse kann man mit denen hier in Deutschland nicht vergleichen“, erklärte Andreas. „Und Essen, was bekommt ihr zu essen?“, fragte nun seine Mutter. „Was wir zu essen bekommen, können wir mit dem Löffel essen. Es wird mit Wasser essbar gemacht. Diese Mahlzeiten haben aber einen sehr hohen Energiegehalt und halten für längere Zeit an, so sind sie auch für mehrtägige Einsätze geeignet.“ „Und warst du auch schon draußen mit im Einsatz Junior?“, wollte sein Vater wissen. „Vater, ich darf dir das nicht erzählen“, erwiderte Andreas nur kurz. „Also ja!“, sagte sein Vater deshalb. „Und warst du dann unter Beschuss?“, bohrte sein Vater weiter. In Anbetracht der gestrigen Ereignisse, traf das Andreas wie ein Schlag und er wirkte nervös und wurde blass. „Auch das darf ich dir nicht erzählen Vater“, antwortete er mit stockender Stimme. „Wir als deine Eltern werden doch wohl wissen dürfen, wenn du dich in Gefahr begibst oder?“, regte sich seine Mutter nun auf. „Mutter, ich bin in einem Krisengebiet, was denkst du wohl?“, erklärte er nun matt. Andreas war jetzt genervt. Er wollte das alles eigentlich für die Zeit seines Urlaubs hinter sich lassen. Es würde ihn früh genug wieder einholen. „Könnten wir jetzt bitte über etwas Anderes sprechen?“, warf Martin nun ein, der seinem Freund ansah, was in ihm vorging. Andreas sah dankbar zu ihm hinüber.

      „Was