Stationen einer Liebe. Anna-Sophie Wagner. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Anna-Sophie Wagner
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738092882
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und Alexander, versuchte sie sich einzureden. Ja, Eva hatte ihren Alexander. Das hatte ihr bisher nie etwas ausgemacht. Aber heute. Ihr Empfinden hatte sich verändert. Eva wusste das bestimmt gar nicht zu schätzen, dass Alexander immer bei ihr war. Jetzt wurde sie auch noch unfair. Hör auf damit Susanne sagte sie sich.

      „Mama!“, Mia kam ganz außer Atem auf sie zu. „Hallo Maus! Mach mal langsam, du bist ja ganz außer Atem!“, bremste sie ihre Tochter. „Mama es ist heiß und ich hab jetzt keine Zeit – Kathrin, Christian und ich, wir füllen gerade den Pool nach“, sagte sie geschwind. „Habt ihr so viel Wasser rausgespritzt?“, fragte Susanne noch aber Mia war schon weg.

      Eva kam, einen Salat tragend, aus dem Haus. Zwischenzeitlich war sie schon fünf Tage über dem Geburtstermin und kugelrund. Es konnte jeden Moment losgehen. Aber sie behauptete sie merke noch gar nichts. „Kann ich dir noch Etwas helfen Eva?“ „Nein, nein, alles fertig, danke!“ Es klingelte – Stefans Arbeitskollege Jan war auch eingeladen. Typisch Eva eben – selbst in ihrem Zustand, konnte sie es nicht lassen, und versuchte schon wieder, Susanne zu verkuppeln.

      Eva hatte in der Tat Alexander gebeten, Jan auch einzuladen. Er war alleine und hatte einen Sohn, der alle zwei Wochen am Wochenende bei ihm war. Jan und seine Frau hatten sich vor zwei Jahren getrennt. Eva machte sich Sorgen um Susanne und dachte, dass sie vielleicht einfach zu einsam war und viel zu viel um die Ohren hatte. Und sie hatte keinen Partner, der sie unterstützte. Das war zuweilen bestimmt sehr anstrengend. Und jetzt da die Lernerei endlich vorüber war – hatte Susanne eigentlich wieder Zeit für eine Beziehung, dachte sie sich. Sie sah ihre beste Freundin an. Ja Susanne sah wirklich richtig blass aus seit der Prüfung.

      Weil Freitag war, konnten Susanne und Mia ein wenig länger bleiben, was vor allem die Kinder, supertoll fanden. Susanne beobachtete Eva und Alexander. Sie harmonierten so gut – es ging Alles, Hand in Hand bei den beiden. Man konnte ihre Liebe deutlich sehen. Und Alexander war sehr darauf bedacht, dass Eva in ihrem Zustand nicht zu viel machte.

      Susanne unterhielt sich mit Jan. Er war Elektroingenieur bei einer renommierten namhaften Firma in München. Sie fand ihn sympathisch und sehr nett. Man konnte sich gut mit ihm unterhalten. Wäre da nicht Andreas – wer weiß. Aber Andreas hatte den Platz in ihrem Herzen bereits vollständig in Beschlag genommen.

      Sie musste mit Eva reden, nicht dass Jan sich auch noch falsche Hoffnungen machte, oder sie ihr noch weitere Kandidaten vorsetzte.

      Alles in allem wurde es aber ein richtig schöner Abend. Um neun brachen Mia und Susanne dann nach Hause auf. „Falls heute Nacht irgendetwas ist Eva, melde dich, ich pass auf die Kinder auf, dann kann Alexander mit ins Krankenhaus, okay?“, bot sich Susanne an. „Ja ich weiß – ich melde mich, aber ich glaube nicht, dass was sein wird“, entgegnete Eva. Neugierig fragte sie Susanne: „Wie hat dir der Abend gefallen Susanne? Wie findest du Jan?“ „Eva der Abend war wunderschön und Jan ist wirklich nett. Sehr nett sogar!“, antwortete Susanne wahrheitsgemäß, was Eva ein Schmunzeln aufs Gesicht zauberte. Aber gleichzeitig erkannte sie, dass da noch etwas fehlte und sagte deshalb sofort: „Aber? Da ist doch eines oder?“ „Ja es gibt ein Aber. Es gibt da jemand anderen“, gab Susanne zu. „Es gibt jemanden ANDEREN? Warum weiß ich nichts davon? Wo steckt er die ganze Zeit? Du veräppelst mich doch, willst nur nicht verkuppelt werden!“, bohrte Eva. „Nein, es gibt ihn wirklich. Er heißt Andreas“, bekräftigte Susanne ihre Aussage.

      Eva überlegte, Andreas? – Andreas, den Namen hatte sie schon einmal gehört. „Ist das der aus der Tram?“, vermutete sie nun. „Ja der aus der Tram!“, stimmte ihr, Susanne zu. „Und, bist du glücklich mit ihm?“, wollte Eva nun wissen. Und da waren sie wieder, die Tränen, die Susanne dauernd versuchte zurückzuhalten. Eigentlich dürfte sie schon gar keine mehr haben, soviel wie sie die letzte Zeit geweint hatte. Eva sah sie an. „Mäuschen! Oh, Mäuschen – hat er dir wehgetan? Wenn das so ist, dann sag mir wo ich ihn finde – den knüpfe ich mir vor!“ „Nein, nein er hat mir nicht weh getan, im Gegenteil!“, beeilte sich Susanne zu sagen. „Mama, ich warte!“, maulte nun Mia. „Wir reden ein anderes Mal!“, sagte Susanne schnell und lief zu Mia. „Ruf bitte an, wenn ihr gut zu Hause angekommen seid“, bat Eva.

      Daheim angelangt steckte Susanne Mia erst noch in die Dusche, bevor sie sie ins Bett brachte. Mia schlief sofort ein.

      Susanne ging ins Wohnzimmer und legte sich aufs Sofa. An den Abenden, wenn Mia im Bett war und alles still, vermisste sie Andreas am meisten. Gerade dann musste sie immer an ihn denken. Es war jetzt Zeit für ihren ersten Brief an ihn.

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       Lieber Andreas,

       ich hoffe Du bist gut und sicher angekommen an Deinem Zielort. Ich wüsste so gerne, wie es Dir geht in diesem fremden Land. Hast Du viel Arbeit? Wenn ja, wäre das ja gut, oder? – dann vergeht die Zeit schneller.

       Übrigens, Du kannst mich beglückwünschen! Ich bin jetzt Anwältin! Vor der zweiten mündlichen Prüfung hatte ich richtig Respekt. Zumal ich total durch den Wind, und aus den Dir bekannten Gründen, ziemlich übernächtigt war ;-). Heute habe ich schon meine erste Arbeitswoche als Anwältin hinter mir. Ich muss sagen, ich mag diese Arbeit. Die Kollegen sind alle sehr hilfsbereit und auch meine beiden Chefs sind ganz in Ordnung. Bis jetzt.

       Am Abend nach der Prüfung, hatten Mia und mein Bruder Stefan, eine Überraschungsparty für mich organisiert. Ich hab mich wirklich gefreut. Sie hatten jede Menge Freunde, Familie und Bekannte eingeladen. Mein Vater Willi hat höchstpersönlich die Bowle angesetzt. Und meine Mutter Trude hat mir meinen Lieblingskuchen gebacken. Sogar Bernd kam rauf und hat mich gedrückt. Markus, Thomas und Martin waren auch da. Als ich Martins Miene gesehen habe, musste ich mich echt zusammenreißen, um nicht vor meinen Gästen in Tränen auszubrechen. Also bin ich auf die Dachterrasse gegangen und hab doch tatsächlich eine geraucht! Eigentlich tue ich das gar nicht. Martin ist mir gefolgt. Wir haben dann gemeinsam an Dich gedacht und er hat versucht mich zu trösten. Es tat gut, dass jemand bei mir war, der Bescheid wusste und dem es ähnlich ging wie mir.

      ….Jetzt fühle ich mich schlecht. Ich habe hier jemanden zum Ausheulen und Du bist dort ganz allein. Entschuldige bitte! Aber sei gewiss – in Gedanken bin ich jede Minute bei Dir!

       Ich stell mir Dich gerade vor mit Deinen braun-grünen Augen, die ganz dunkel schimmern in Deiner wahrscheinlich olivgrün fleckgetarnten Uniform? Ich hätte Dich aber lieber in zivil hier bei mir! Wirklich, ich würde Dich so gerne in meiner Nähe haben, Dich im Arm halten, Dich spüren. Du fehlst mir! Unsere Nacht war so wunderschön und ich muss immer wieder daran denken! Diese Gedanken sind wie ein Kelch, aus dem man nicht aufhören möchte zu trinken.

       Genug der Sentimentalitäten !

       Heute war es so heiß, dass Mia hitzefrei hatte. Gott sei Dank ist meine beste Freundin Eva gerade in Mutterschutz und konnte Mia von der Schule mit zu sich nehmen, weil ich ja arbeiten musste. Sie hat uns dann gleich noch für Abends zum Grillen eingeladen. Mia hatte mit Evas Kindern Kathrin und Christian genug Beschäftigung, so dass es ihr nicht langweilig wurde. Weil es so warm war, konnten wir richtig lange draußen sitzen. Um neun sind wir dann nach Hause und Mia war so erledigt, dass sie gleich eingeschlafen ist. Und jetzt, jetzt sitze ich hier allein auf meinem Sofa und denke an Dich!

       Bitte Andreas, pass auf Dich auf! Ich hab nur den einen Wunsch, Dich gesund und wohlbehalten wiederzusehen!

       Ich liebe Dich!

       Susanne

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      Andreas kam um ca. neun Uhr in das Schlafzelt. Seine Kameraden hatten es sich schon bequem gemacht. Er selbst hatte weder gegessen, noch sich eine kleine Pause gegönnt. Seinem Team hatte er schon vor zwei Stunden Feierabend verordnet und selbst die letzten drei Patienten übernommen. Alle Zivilisten. Jetzt war er hundemüde. Vielleicht würde er heute Nacht schlafen können.

      „Hey