Nach ihm betrat Eva den Raum. „Willst du mich nicht vorstellen Susanne?“, fragte diese. „Doch natürlich!“ „Eva, das ist Andreas“, stellte sie ihn vor. „Andreas das ist meine beste Freundin Eva“, erklärte sie ihm. „Freut mich Eva“, sagte Andreas und reichte ihr die Hand. „Freut mich auch Andreas, dass ich dich endlich kennenlerne. Ich hab nämlich nicht ganz, an deine Existenz geglaubt.“ „Ach nein? Warum nicht?“, wollte er wissen. „Na ja, ich dachte, Susanne wollte sich nur wieder vor meinen Kuppelversuchen drücken“, klärte sie ihn auf. „Ah Kuppelversuche“, er zog die Augenbrauen hoch und schaute grinsend in Susannes Richtung
So frühstückten sie alle gemeinsam, hatten viel Spaß und unterhielten sich. Zu Mia gewandt sagte Eva: „Mia, wir gehen heute ins Kino und morgen backen wir mit den beiden Omas Plätzchen. Hast du nicht Lust dieses Wochenende Ferien bei uns zu machen?“ Ganz zur Überraschung von Susanne. Eva schaute Susanne vielsagend an. „Au ja gerne“, antwortete Mia. „Darf ich Mama? Bitte!“ „Wenn es Eva nicht zu viel wird?“, gab ihr nun Susanne zu verstehen und blickte fragend zu Eva. „Dann hätte ich ja nicht gefragt!“ „Ja, von mir aus, kannst du mit zu Eva gehen, Mia.“ Mia sprang auf ihre Mutter zu und gab ihr einen Kuss. „Danke Mama!“
Nach dem Frühstück packten sie eine Tasche. Dann verließ Eva mit Mia und ihren drei Kindern die Wohnung. „Bis morgen Mama!“, rief Mia noch. „Bis morgen mein Mäuschen!“, sagte Susanne und gab ihrer Tochter noch einen Kuss.
Als Susanne zurück in die Küche kam, hatte Andreas diese schon aufgeräumt, was sie lächelnd zur Kenntnis nahm. „Und was willst du mit dem angefangenen Wochenende machen?“ „Ich würde gerne in die Münchner City schauen. Ich war schon so lange nicht mehr dort. Und zum Englischen Garten. Danach könnten wir ja runter in die Bar was essen?“
Sein Telefon klingelte „Falk!“ „Hallo Andreas – wo steckst du?“, fragte seine Schwester am anderen Ende. „Ich bin noch in München, warum?“ „Na ja, jetzt bist du endlich wieder in Deutschland und gleich über Nacht weg“, sagte sie nun vorwurfsvoll. „Tja ich bin erwachsen oder?“, gab er zurück. „Ist nicht meinetwegen, ich sehe dich nächste Woche noch. Und außerdem wäre ich an deiner Stelle auch noch nicht zu Hause. Aber Mutter ist total enttäuscht. Und ich glaube Vater vermisst dich auch schon“, erklärte sie ihm. „Ich verstehe! Ich werde sehen, was ich tun kann. Wenn ich komme, dann auf alle Fälle nicht alleine!“
Andreas sah Susanne an. „Planänderung. Ich sollte mich zu Hause blicken lassen - die Stimmung ist etwas angespannt weil ich so lang weg war und jetzt auch gleich wieder nicht da bin. Wäre es für dich in Ordnung, wenn wir dort das Wochenende verbringen würden?“, fragte er, „Natürlich nur, wenn du Lust hast?“ „Ja, wenn es für deine Eltern in Ordnung ist?“ „Schatz, ich liebe dich! Und du gehörst zu mir! Es ist in Ordnung!“
Daraufhin packte Susanne ein paar Sachen zusammen und dann fuhren sie los. „Nettes Auto!“, sagte sie. „Nett, hat noch keiner zu meinem Bentley gesagt!“, erwiderte er lachend. Sie fuhren über Land, Andreas meinte, er hätte das alles so sehr vermisst. Als sie ungefähr die Hälfte der Fahrtstrecke schweigend genossen hatten, fragte Susanne Andreas: „Wie lange hast du eigentlich Urlaub?“ Das böse Wort Urlaub erinnerte ihn daran, dass er wieder weg musste. „Sechs Wochen!“, antwortete er nur knapp. „Dann können wir ja Weihnachten und Silvester zusammen feiern! Und wir können auf den Weihnachtsmarkt gehen. Darauf freue ich mich!“, sagte Susanne euphorisch und er merkte deutlich dass sie Mias Mutter war. „Und hast du nicht auch im Dezember Geburtstag?“, fragte sie ihn. „Ja, woher weißt du das?“ „Na ja, ihr habt ihn mal in der Bar gefeiert!“, sagte sie und wurde rot, was Andreas ein Lächeln auf die Lippen zauberte. „Also wann hast du?“ „Am 29. Dezember.“
Eine Stunde später waren sie bei Andreas Elternhaus angekommen. So riesig hatte Susanne das alles gar nicht in Erinnerung. Bei der Hochzeit hatte alles irgendwie kleiner gewirkt. Aber stattdessen, war alleine die Fahrt vom Tor zum Haus unglaublich weitläufig.
Andreas parkte den Wagen hinter einem roten Audi. Er stieg aus und nahm ihre Tasche aus dem Kofferraum. Zusammen stiegen sie die Treppe zum Haupttor hinauf. Dann führte Andreas sie die große Freitreppe weiter nach oben in den nächsten Stock. Dort bogen sie rechts ab und kamen dann an ein weiteres Tor. Susanne vermutete, dass sie jetzt den rechten Flügel betraten? „Das ist der rechte Flügel. Ich hab ihn zur Nutzung so lange ich hier bin“, erklärte er ihr. „Hier ist mein Schlafzimmer.“
Sie betraten einen Raum ca. 22 qm groß. Gleich anschließend befand sich noch eine Tür. Sie konnte erkennen, dass sich dahinter ein Bad befand.
Bei ihrem letzten Besuch hatte Susanne das obere Stockwerk nicht betreten. Es war alles riesig hier. „Haben deine Vorfahren das Gebäude errichtet?“ „Ja mein Ur-Ur-Urgroßvater war mit dem Erzherzog von Bayern verwandt“ „Seid ihr dann Adelig?“ „Irgendwie schon, aber wir führen keinen Titel mehr im Namen.“ „So? Wie war den eurer Titel? Ich meine, kann man den denn einfach so ablegen?“ Andreas musste grinsen aufgrund ihrer vielen Fragen. „Mein Vater ist der Graf von Falkenstein und ich der Erbgraf. Zu offiziellen Anlässen dürfen wir die Titel nicht weglassen, aber im gewöhnlichen Leben schon.“ „Dann bin ich also mit einem echten Blaublüter liiert?“, stellte sie fest. Andreas grinste und nahm sie in den Arm „Wenn du das so sehen willst, ja!“, er küsste sie.
Dann gingen sie weiter „Also bist du der nächste in der Erbfolge hier?“ „Ja, sofern ich wiederkomme“, rutschte es ihm jetzt heraus. „Was soll das heißen, falls du wieder kommst?“, fragte sie ihn entsetzt. „Du weißt, was ich meine, Susanne!“ „Aber….“, begann sie. „Bitte, lass uns jetzt nicht darüber reden“, unterbrach er sie und verschloss ihren Mund mit einem Kuss.
Sie stellten ihr Gepäck ab und liefen dann wieder hinunter ins Erdgeschoss. Andreas klopfte an eine Tür, die ziemlich zentral lag. Dann öffnete er. Susanne konnte sehen, dass es sich wohl um eine Art Speisesaal oder Salon handeln musste, und dass mehrere Leute darin saßen. Andreas winkte sie zu sich. „Hallo alle zusammen! Ihr kennt ja alle Susanne bereits.“ „Hallo“, sagte Susanne ein wenig schüchtern und gab allen die Hand, während ihr Herz vor Aufregung bis zum Hals schlug. Andreas Mutter war zwischenzeitlich aufgestanden um sie zu begrüßen. „Hallo Susanne, herzlich willkommen! Setzen sie sich doch!“ Andreas und Susanne setzten sich neben Martin und Sophie.
Maria, die Hausdame schenkte, den beiden gleich Kaffee ein. Es gab Stollen und Andreas freute sich ganz besonders über die Weihnachtsplätzchen seiner Mutter. Er hatte sie als Kind schon geliebt.
Immer wieder trafen sich Andreas und Susannes Augen und er lächelte sie verschmitzt an. Martin beobachtete das wohlwollend. Die beiden hatte es richtig erwischt. So hatte selbst er seinen Freund noch nicht erlebt. Bisher hatte er nie eine ernstzunehmende Beziehung gehabt. Nie hatte er eine seiner „Freundinnen“ seinen Eltern vorgestellt. Das war heute eine Premiere.
Nach dem Kaffee zeigte Andreas Susanne den Rest des Hauses. Von der Bibliothek war sie ganz besonders angetan. Diese erschloss sich über zwei Stockwerke. So viele Bücher hatte sie noch nie auf einmal gesehen. Andreas gefiel ihre Begeisterung. Vor dem Abendessen machten die beiden dann noch einen Spaziergang. Andreas hielt Susannes Hand ohne sie auch nur einmal loszulassen. Er genoss ihre Nähe und das Zusammensein mit ihr. Er mochte ihre Gespräche und er fühlte sich in diesem Moment sehr glücklich.
Zum Abendessen versammelten sich dann alle wieder im Salon. Es wurde ein sehr gesprächiger und schöner Abend. Andreas und Martins Eltern spielten Karten. Martin, Sophie, Andreas und Susanne unterhielten sich. Sophie und Susanne mochten sich. Die beiden redeten und redeten, und zwar so, dass sie die Anwesenheit der anderen zeitweise gar nicht mehr bemerkten. Andreas grinste ab und zu erleichtert zu ihnen hinüber und war froh, dass seine kleine Schwester Susanne auch zu mögen schien. Auch er und Martin unterhielten sich, so erfuhr er die aktuellsten News aus der Uniklinik. Irgendwann klärte Martin Susanne dann über Andreas auf – so als bester Freund. Er ließ nach und nach alle ihre Erlebnisse vom Stapel. Immer wieder warf