Spring!. Karina Förster. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Karina Förster
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783745097528
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Iss du inzwischen! Bin gleich wieder da«, sagt er und läuft vor die Tür. In der nächsten Stunde ist er damit beschäftigt alles zu arrangieren.

      Das Werben war nicht das Problem. War es nie. Selbst türkische Pizza wird mit ihm zu einer unvergesslichen Erinnerung.

      Am letzten Abend finde ich eine große, flache Schachtel auf dem Bett, als ich aus der Dusche komme. Ein kleiner Zettel liegt darauf.

       Bin bei Frau Holm. Um 18:30 Uhr kommt unser Taxi. Melde mich wieder. Y.

      Ich sehe auf die beige Schachtel und mein Herz schlägt heftig in meinen Brustkorb. Die Aufschrift Bella Boutique lässt mich ahnen, was in diesem Karton liegt. Behutsam hebe ich den Deckel hoch und schiebe das Seidenpapier beiseite.

      Das Kleid, das ich im Schaufenster gesehen habe. Mein Herz bleibt stehen, als ich es aus dem Karton ziehe und in die Höhe halte. Zwischen den Fingern fühle ich ehrfürchtig den Stoff, der edel und teuer ist.

      Es ist überwältigend, aber mich reut das Geld, das er dafür ausgab. Ich hadere, ob ich es anziehe. Ich sah im Schaufenster kein Preisschild, aber welch ein Kleid ist in einer Boutique erschwinglich. Mein Hirn rechnet in Monatsgehalt um.

      Schließlich gehe ich ins Bad und probiere es an. Meine Augen füllen sich mit Tränen, als ich mich im Spiegel betrachte. Der Schnitt bringt meine Figur zur Geltung. Es lässt, mich schön und fraulich wirken, was durch den Schlitz am Rundhals noch zusätzlich betont wird. Es … ich bin wunderschön.

      Also gut. Dann mache ich ihm die Freude und behalte es an. Ganz sicher will er nobel ausgehen und da sind meine Schlabbersachen wenig geeignet für.

      Ich flechte meine Haare aufwendig und stecke sie als Knoten in den Nacken. Haarnadeln fixieren das Kunstwerk. Dann schlüpfe ich in Pumps, nehme meine Jacke und steige die Stufen zum Eingang der Pension herab.

      Mit dem Rücken zu mir stehend, unterhält sich Yanick mit Frau Holm. Sie hebt ihre Augenbrauen, als sie mich entdeckt. In meine Richtung nickend entfernt sie sich freundlich lächelnd. Yanick bemerkt ihren Blick und dreht sich zu mir um.

      Damit er mich betrachten kann, schreite ich langsam auf ihn zu. Er hat seine Augen aufgerissen und ich sehe ihn sprachlos. Ein seltener Anblick bei ihm. Es amüsiert mich.

      Ich reiche dem Verblüfften einen kleinen Zettel, den ich bereits im Zimmer geschrieben habe.

       Besser als der Bikini?

      Yanick bricht in Gelächter aus und legt seinen Kopf in den Nacken. Seine Kehle reizt mich und ich kann meinem Drang nicht widerstehen ihn mit meinen Lippen zu berühren. Er senkt seinen Kopf.

      »Gehen wir wieder hoch?«, höre leise am Ohr. Ich kichere.

      Zum Schreiben senke ich den Kopf und er nutzt diesen Augenblick, um meinem Hals zu liebkosen.

      »Du riechst nach einer Süßspeise. Ich erinnere mich nicht mehr an den Namen.« Er knabbert mein Ohrläppchen. In Wellen breitet sich Gänsehaut auf meiner Haut aus.

      Hast du denn meinen Bikini mit?, steht auf meinem Block geschrieben, den ich ihm hinhalte. Er verneint lachend. Gut gelaunt führt er mich zum Taxi, das gerade auf der Einfahrt einbiegt.

      Galant öffnet er mir die Tür und geht um das Taxi herum, um selbst einzusteigen. Dem Fahrer nennt er die Adresse, vor der wir wenig später halten. Yanick steigt aus, um mir die Tür zu öffnen. Behilflich reicht er mir seine Hand.

      Wir haben vor einer ungemein noblen Adresse gehalten. Unbehagen steigt in mir auf. Seit wir hier sind, bekomme ich jede Woche frische Tulpen. Jedoch nicht etwa nur einen Strauß. Nein, das ganze Zimmer ist voll davon. Sie stehen im ganzen Zimmer verteilt und sind so zahlreich, dass mir ganz schwindelig wird, wenn ich versuche sie zu zählen.

      Mir wurde klar, dass er mich nicht in einen Döner-Laden einladen wollte, nachdem ich den Karton auf dem Bett entdeckt habe. Hier Essen kostet ein Vermögen. Von dem Kleid ganz zu schweigen.

      Wieder wird mir seine Welt bewusst und ich werde traurig. Hilflos sehe ich ihn an. Für ihn scheint es ja normal zu sein, in so einem edlen Restaurant zu essen. Für mich nicht.

      Das hier sieht so besonders aus, dass ich Angst bekomme vor dem Besonderen, welches er sich dabei gedacht hat. Ich versuche, mich zu beruhigen, denn mir wird schon niemand den Kopf abbeißen. Er will den letzten Abend sicher nur schön gestalten.

      Ich spüre seine Finger an meiner Wirbelsäule. Gleich darauf erscheint er neben mir. Er mustert mich und versucht mich aufzumuntern.

      Gemeinsam steuern wir die Eingangstür an und als ich eintrete, weil er mir öffnet, schlägt mir wohlig warme Luft entgegen. Dezente Musik und leises Gemurmel der Gäste dringen an mein Ohr. Vanilleduft. Ich höre Besteck, das sich auf den Tellern bewegt wird und jemand lacht unterdrückt auf.

      Ein Angestellter kommt mit ernster Miene auf uns zu.

      »Hatten Sie reserviert?«, fragt er höflich und mustert uns hochnäsig. Ganz klar einer der Gründe, mich mulmig zu fühlen. Mich in diesem Milieu unwohl zu fühlen. Es ist so verdammt flüchtig.

      »Ja«, antwortet Yanick gelassen.

      Mit einer erhobenen Augenbraue holt er ein Buch hervor und schlägt die Seite mit der aktuellen Woche auf. Sicher nimmt er seinen Job sehr ernst und macht schon mal klar, dass keiner ohne Reservierung an ihm vorbeikommt. Na das wollen wir mal schnell prüfen , denkt er jetzt gewiss.

      »Arschloch«, raunt Yanick ihm leise zu und ich erstarre innerlich. Er kann ihn doch nicht Arschloch nennen! Ich erwäge, ob es möglich ist, im Erdboden zu versinken.

      Der Chef de Rang hebt seinen Kopf und sieht Yanick entgeistert an. Ich ebenso.

      »Sie haben korrekt gehört. Mein Name ist Arschloch. Von und zu Arschloch. Ich weiß es klingt absurd. Ich musste der Dame am Telefon schon stundenlang versichern, dass ich ernsthaft so heiße. Das passiert leider oft. Sie verstehen sicher, dass ich jetzt auch keine Lust verspüre mit Ihnen eine weitere halbe Stunde über meinen Namen zu streiten.« Genervt sieht Yanick ihn an.

      Ich muss mir ein Lachen verkneifen, denn diesen Titel habe ich ihm verliehen.

      Wie durch den Wind sieht der Oberkellner in sein Reservierungsbuch. Sicher rattert es in seinem Kopf, wie er Yanick rausschmeißen kann. Alle Arroganz ist aus dem Gesicht gewichen. Jetzt ist er nur noch ein Mensch. Wie alle anderen. Jetzt ist er sympathisch.

      »Ah, ja.« Der Kellner sieht wieder auf und lächelt sein schönstes Zahnpasta-Lächeln. »Da steht es. Ein Tisch für zwei. Das Menü wurde bereits von Ihnen telefonisch gewählt.«

      Er schlägt das Buch zu. Er hat sich entschlossen, den zahlenden Gast mit dem merkwürdigen Pseudonym zu bewirten.

      Yanick nickt zufrieden zu mir und der Schalk sitzt ihm im Nacken. Mit breitem Mund lächele ich ihn an. Sofort ist mir nicht mehr unbehaglich hier. Wie könnte es das mit ihm zusammen sein?

      »Würden Sie mir bitte folgen.« Wir werden zur Garderobe geleitet, die nur wenige Schritte entfernt ist. Danach werden wir an unseren Tisch geführt. Dort angekommen, schiebt er für mich einen der Stühle ab. Er sieht an mir hinab und wäre Yanick nicht bei mir, würde der Blick Unbehagen in mir auslösen.

      »Danke, ich übernehme das«, sagt Yanick freundlich und drängelt ihn hinter dem Stuhl weg. Der Oberkellner lächelt, aber es wirkt frostig. Schnell eilt er davon.

      Als Yanick den Stuhl für mich zurechtrückt, wisperte er leise hinter mir: »Der ist jetzt tödlich beleidigt.«

      Er hat es also auch bemerkt? Ich muss schmunzeln und sehe ihm zu, wie er sich mir gegenüber hinsetzt.

      Der Oberkellner eilt zum Kellner und tauscht sich diskret mit ihm aus.

      Sobald Yanick sitzt, sucht er meine Hand. Er sieht sie an und fährt an ihr hoch. All das passiert so sinnlich, dass ich wünschte, wir wären allein. Sie wird von seiner warmen Hand umschlungen. Er betrachtet meine