Die Herren von Telkor - Die Trollhöhle. Daniel Sigmanek. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Daniel Sigmanek
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844267891
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Frage lächeln. „Natürlich. Es ist eigentlich auch mehr ein Ausläufer der umliegenden Berge, aber da es trotzdem eine beachtliche Höhe aufweist, nannten wir es eben Gebirge.“

      Etos machte eine kurze Pause. Nachdem weder Tado noch die anderen eine weitere Frage hatten, räusperte er sich und fuhr fort: „Nun, da es schon spät ist, solltet ihr euch einen freien Lagerplatz zum Schlafen suchen, da drüben zum Beispiel“, er deutete mit einer Geste auf einen leeren Platz an der Wand. „Selbstverständlich werde ich nach Freiwilligen meines Volkes fragen, vielleicht findet sich ja noch der eine oder andere, um uns zu begleiten.“

      Mit diesen Worten trennten sich ihre Wege. Tado, Spiffi und Regan breiteten ihre Decken auf dem ihnen zugewiesenen Platz aus, während ihr Gastgeber zwischen den Männern umhereilte.

      Schließlich brach die Nacht herein...

      Er stand auf einer Art Felsplateau und sah zum Mond. Doch sein Blick suchte nicht den Gesteinsball. Er war auf etwas am Rand des Plateaus gerichtet. Eine Gestalt, in einen schwarzen Kapuzenumhang gehüllt.

      Er spürte ihren Blick, das mordlustige Flackern in den rot glühenden Augen, die ihn unentwegt anstarrten. Wenn er jemals Angst gehabt hatte, dann jetzt. Dieses Ding, das einfach nur dastand, den übergroßen, leuchtenden Vollmond im Rücken, wie eine Art Portal, ein Portal in eine andere Welt, eine Welt der Angst und der Qual, löste in ihm eine nie zuvor auch nur ansatzweise gedachte, geschweige denn gespürte Panik aus. Er wollte sich umdrehen, wegrennen, dieses Bild aus seinen Erinnerungen verbannen, aber dieser Anblick, der eine solche Furcht in ihm auslöste, war auf eine nicht zu beschreibende Art und Weise faszinierend, sodass er sich eigentlich gar nicht abwenden wollte.

      In dem Moment, in dem er diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, spürte er einen unbeschreiblich heftigen Stoß in den Rücken, der sich anfühlte, als würden all seine Innereien in einer riesigen Weinpresse gleichzeitig zerdrückt, und noch ehe er überhaupt wusste, wie ihm geschah, da...

      ...erwachte er. Es passierte so plötzlich, dass er im ersten Moment nicht einmal wusste, ob er nicht immer noch träumte.

      Vorsichtig tastete er, soweit es ihm möglich war, seinen Rücken ab. Nichts, keine Schmerzen, und er fühlte sich unversehrt wie immer an. Trotzdem beruhigte ihn das nur teilweise. Bisher hatten seine Träume allesamt damit aufgehört, dass er erwachte, kurz bevor etwas geschah. Diesmal allerdings war etwas geschehen.

      Hoffentlich, dachte Tado, würden seine Träume von nun an nicht noch länger werden, sodass er womöglich eines Tages noch mitten im Schlaf starb... Dieser Gedanke hatte irgendwie etwas Beunruhigendes.

      Er setzte sich auf. Es schien noch immer finstere Nacht zu sein. Sehen konnte Tado natürlich nichts, da sie sich ja in einer Höhle befanden, und die Aonarier alle Feuer gelöscht hatten. So beschloss er, wider seiner inneren Stimme, die vehement dagegen anschrie, sich noch einmal hinzulegen.

      Hexate

      Tatsächlich überstand Tado die Nacht ohne weitere Alpträume.

      Recht unsanft wurde er am nächsten Morgen zusammen mit seinen zwei Begleitern von Etos geweckt, der bereits fertig zum Aufbruch schien. Er trug wie schon am Vortag seinen Fellmantel, schleppte jetzt aber auch einen Rucksack und hatte sich einen Gürtel, an dem ein langes Schwert befestigt war, umgeschnallt.

      Etos gab den Dreien jeweils einen ebensolchen Umhang aus Wolfspelz, den sie dankend annahmen. Schließlich herrschte draußen eine ungeheure Kälte, und mehrere Stunden oder gar Tage konnten schon zu einer Lebensgefahr werden.

      Der König führte die Drei in die Höhle, in die sie am Vortag hineingestolpert waren. Von seinem gesamten Volk hatten sich genau drei Freiwillige gemeldet. Dies bestätigte Tado wieder einmal, wie aussichtslos ihr Unterfangen für die Aonarier schien. Etos stellte sie vor. Grook, Baako und Tengal hießen sie, angeblich die besten seiner Männer. Auch sie waren gekleidet und bewaffnet wie ihr König.

      „Woher habt ihr die Rucksäcke?“, fragte Tado, der schon wieder eine ganz bestimmte Person dahinter vermutete. „Oh, lasst mich raten“, fügte er schnell hinzu. „Ein reisender Händler?“

      Etos sah ihn verdutzt an. „Ja, aber wieso...?“

      „Lasst uns lieber aufbrechen, bevor die Sonne erneut untergeht“, wurde er von Spiffi unterbrochen, der sich in aller Eile etwas von dem Wolfsfleisch hatte einpacken lassen.

      „Du hast recht, wir sollten unser Vorhaben nicht noch länger aufschieben“, stimmte ihm der König zu.

      Die kleine Gruppe verließ ihr Versteck und schlug den Weg nach Westen ein, zum Sonnengebirge. Sie hinterließen eine sehr tiefe und gut sichtbare Spur im unberührten Weiß, dies schien Etos jedoch egal zu sein. Offenbar schneite es hier häufig und ziemlich heftig, sodass ihre Schritte bald wieder von einer glatten Schicht überdeckt sein würden. Bald darauf kamen sie an dem Spinnenkadaver vom Vortag vorbei. Er war kaum noch zu sehen und auch die Kampfspuren mussten vom gestrigen Sturm weitgehend überdeckt worden sein. Etos warf der toten Spinne zuerst einen misstrauischen, nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass sie wirklich nicht mehr unter den Lebenden weilte, einen erleichterten und Regan, Spiffi und Tado einen anerkennenden Blick zu. Letzterer sah sich fortwährend nach gewissen Plateaus mit einer Gestalt in schwarzem Umhang und rot glühenden Augen um, konnte aber nichts Verdächtiges ausmachen.

      Die Luft war frisch und klar und weitaus besser als die miefige Atmosphäre in der Höhle. Vom strahlend blauen Himmel fielen ein paar Schneeflocken. Alles wirkte so friedlich.

      Allerdings nur so lange, bis Tado am Horizont die Umrisse einiger ihm wohlbekannter Gestalten erblickte, die vermutlich schon sehnsüchtig auf seine Ankunft warteten.

      Doch zunächst machte er die anderen auf das halbe Dutzend Schatteneiswölfe aufmerksam. Die vier Aonarier zogen ihre Schwerter. Tado erschrak innerlich. Sie würden doch nicht ernsthaft mit diesen Bestien kämpfen müssen.

      Sie alle hatten in ihrem Schritt inne gehalten, doch die Wölfe kamen nun ihrerseits auf sie zu. Er konnte sehen, dass es nicht nur sechs, sondern acht waren. Spiffi legte einen Pfeil auf die Sehne und ließ ihn fliegen. Das Geschoss traf eine der Bestien - überraschend genau - zwischen die Augen. Doch er kam nicht dazu, diesen Vorgang zu wiederholen. Die übrigen sieben Ungeheuer stürzten sich auf die Gefährten. Auch auf Tado hatte es einer der Wölfe abgesehen. Das Tier sprang ihn mit einer solchen Wucht an, dass der Angegriffene zu Boden stürzte. Er versetzte seinem Gegner einen Tritt in den Unterleib, was dieser nicht zu spüren schien, denn er öffnete sein Maul, um Tado regelrecht den Kopf abzubeißen, was er sicher auch geschafft hätte. Doch der Angegriffene umklammerte beide oberen Fangzähne und drückte sie mit aller ihm zu Verfügung stehender Macht (was nicht besonders viel war, denn der Wolf stand mit einem Fuß auf seiner Lunge, sodass er kaum noch Luft bekam) zurück. Trotzdem nährte sich das Gebiss des Ungetüms unerbittlich seinem Kopf. Schließlich versetzte Tado ihm einen weiteren Tritt, diesmal gegen das Hinterbein. Der Wolf heulte auf und verringerte für einen Moment die Anstrengungen, seine Zähne in Tados Hals zu graben. Dieser nutzte die Gelegenheit und ließ mit der rechten Hand den Hauer los, um umständlich einen seiner Steine, die er vor dem Betreten des Tals aufgesammelt hatte, hervorzuholen. Es war ein besonders scharfkantiger, den Tado mit immenser Wucht drei, vier Mal gegen den rechten Reißzahn des Ungeheuers, den er mit der linken Hand umklammert hielt, schlug, bis dieser schließlich abbrach. Der Wolf schien so überrascht zu sein, dass er nun sogar aufhörte, mit seinem gesamten Körpergewicht zu versuchen, sein Gebiss in Tados Halsfleisch zu bohren, und ihn nur wütend ansah. In dem Moment, in dem er seinen tödlichen Versuchen wieder nachgehen wollte, rammte ihm Tado die neu gewonnene Waffe tief in die Kehle. Das Ungeheuer heulte noch einmal auf kippte dann zur Seite, wobei sich sein unversehrter Reißzahn bis zur Wurzel in das Handgelenk seines Gegners bohrte und dabei die Pulsader durchtrennte.

      Tado schrie auf vor Schmerz. Er umklammerte seinen Unterarm und blickte fassungslos auf die Wunde. Er würde sterben, da es hier vermutlich keinen Arzt gab. Dabei war das so... ungerecht. Er hatte gegen Trolle gekämpft und sogar dieses Monstrum hier getötet, nur um schließlich von einem Zahn eines toten Tieres umgebracht zu werden. Nein, so konnte es nicht enden. So durfte es einfach nicht enden. Tado