Bad Hair Day inklusive. Sabrina Heilmann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sabrina Heilmann
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783748566670
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mit bunten Cupcakes. Als sie Nelia entdeckte, kam hinter dem Tresen hervor.

      »Bonjour, du musst Nelia sein«, begrüßte sie Nelia und küsste sie auf die Wange. »Je suis Florence.«

      »Es freut mich, dich kennenzulernen«, erwiderte sie freundlich. »Dein Laden ist bezaubernd.«

      »Merci.« Florence lächelte, wurde aber sofort ernster. »René sagte mir grob, was dir passiert ist. Je suis désolée. Es tut mir leid.«

      »Vielleicht ist es ja aus einem bestimmten Grund so gekommen.«

      »Oui, du darfst auf keinen Fall aufgeben.« Florence wurde wieder fröhlich und lief hinter den Tresen, wo sie einen Schlüssel aus einer kleinen Schachtel holte. »Du möchtest dich bestimmt erst einmal frisch machen. Vielleicht ist dir die grüne Eingangstür neben dem Café aufgefallen. Dort kommst du zu den Zimmern. Dein Zimmer – Nummer 45 – liegt im vierten Stock, links den Gang runter. In der Zwischenzeit bereite ich dir ein kleines Frühstück zu, das ist inklusive. Alles Weitere klären wir später.«

      Florence reichte Nelia den Schlüssel. Diese bedankte sich und verließ das kleine Café, um ihr Zimmer zu beziehen.

      Gespannt öffnete Nelia die Tür und trat in einen modern eingerichteten Raum. Man sah der Pension an, dass sie offenbar neu war. Ein weißes Boxspringbett stand in der einen Ecke des Raumes, in der anderen Ecke gab es eine Sitzecke mit Fernseher und vor dem Fenster stand ein Schreibtisch, von dem aus man direkt auf die Stadt schauen konnte. Nelia traute ihren Augen nicht, als sie bemerkte, dass das Zimmer zudem über einen Balkon verfügte. Es war traumhaft, viel größer als erwartet und wahrscheinlich so sündhaft teuer, dass Nelia kaum eine Woche bleiben konnte.

      Plötzlich fiel ihr ein Paar Sneakers und zwei Tüten auf dem Bett auf, die mit dem Logo einer Boutique und mit dem einer Drogeriekette bedruckt waren. Irritiert nahm Nelia die größere Tüte in die Hand und packte sie aus. Zum Vorschein kam eine schlichte, weiße Bluse, eine blaue Jeans, sowie eine extravagante schwarze Lederjacke mit schwarz-weiß gestreiftem Innenleben. Sie traute ihren Augen nicht, als sie auch schlichte, schwarze Unterwäsche und einen Zettel darin fand.

       Ich hoffe, die Sachen passen dir und ich habe deine Größe richtig geschätzt. Meiner Mutter gehört die Boutique, sie hat die Sachen ausgesucht.

       Herzlich willkommen in Paris!

       - R.

      

      

      Für einen kurzen Moment machte Nelias Herz einen nervösen Sprung. René hatte ihr diese Sachen besorgt? Er hätte das nicht tun müssen und sie wusste seine fürsorgliche Geste zu schätzen. Dennoch nahm sie sich vor, später in der Boutique vorbeizuschauen, sich zu bedanken und die Sachen zu bezahlen. Auch wenn René es lieb gemeint hatte, geschenkt haben wollte sie die Kleidung und alles andere nicht.

      In der Tüte des Drogeriemarktes fand Nelia neben einer Zahnbürste, Zahnpasta, einer Haarbürste, auch noch ein Parfüm, Haarshampoo und -spülung, Duschbad, Make-up, Eyeliner, Mascara und Nagellack. Sie musste gestehen, dass René ein glückliches Händchen bei der Auswahl gehabt hatte – oder ebenfalls seine Mutter, das wusste sie nicht.

      Nachdem sie all die Sachen unter die Lupe genommen hatte, gönnte sich Nelia eine ausgiebige Dusche. Sie wusch ihre Haare, trocknete sich ab und zog sich die neuen Sachen an, die tatsächlich wie angegossen passten. Anschließend föhnte sie ihre Haare so glatt wie möglich, putzte sich die Zähne und legte etwas Make-up auf. Innerhalb einer Stunde machte sie aus sich wieder einen Menschen und ließ das Chaos des letzten Tages endgültig hinter sich.

      Nelia verließ das Badezimmer, schlüpfte in die Sneakers, die erstaunlicherweise ebenfalls passten – mittlerweile fragte sie sich, was René alles mit ihr angestellt hatte, als sie im Bus geschlafen hatte – und legte etwas Parfüm auf. Der blumig-süße Duft rief sofort ein positives Gefühl in ihrem Inneren hervor und machte Hoffnung auf einen perfekten ersten Tag in der Stadt der Liebe.

      Nelia verließ ihr Pensionszimmer und Florence wartete schon auf sie. Sofort bot sie ihr einen Platz vor dem Café an und brachte ihr gleich darauf einen Café au Lait und einen bunt gemischten Frühstücksteller. Ein Croissant, Marmelade und frische Erdbeeren sowie ein Baguettebrötchen mit Käse und etwas Salat, Gurke und Tomate. Es war fast zu gut, um wahr zu sein, und absolut kein Vergleich zu dem Burger-Menü, das sie am Vorabend gegessen hatte.

      »Merci, Florence.« Nelia lächelte glücklich und trank einen Schluck Kaffee.

      »Avec plaisir. Mit Vergnügen. Gefällt dir dein Zimmer?«

      Weil Florence keine neue Kundschaft hatte, setzte sie sich einen Moment zu Nelia.

      »Oui, es ist sehr schön. Mit einem Balkon habe ich überhaupt nicht gerechnet.«

      Nelia bestrich ihr Croissant mit etwas Marmelade und biss genüsslich hinein.

      »Mon Dieu, das ist das beste Croissant, das ich in meinem ganzen Leben gegessen habe!«

      »Das höre ich gern. Im Übrigen hat René noch etwas gut bei mir. Du kannst so lange hierbleiben, wie du möchtest.«

      Fassungslos sah Nelia in Florences blaue Augen. »Was soll das bedeuten?«

      »Ich möchte kein Geld von dir haben und das Zimmer gehört dir so lange, bis du die Nase voll von Paris hast.«

      »Nein, das kann ich auf keinen Fall annehmen.«

      »Keine Widerrede. René hat nur grob angedeutet, was passiert ist, aber ich hätte an deiner Stelle ebenfalls so gehandelt und wäre abgehauen. Natürlich helfen wir dir, wo wir können.«

      »Aber ihr kennt mich doch kaum.«

      »In Paris geben wir aufeinander acht, Nelia. Da spielt es keine Rolle, wie lange man sich kennt.«

      »Danke, das weiß ich sehr zu schätzen. Wenn du irgendwann Hilfe im Café oder mit der Pension brauchst, bitte frag mich, ja?«

      »Was hältst du davon, wenn wir heute Abend etwas trinken gehen?«

      Nelia überlegte nicht lange und stimmte zu. Sie konnte nicht glauben, wie nett hier alle zu ihr waren. So etwas passierte doch sonst nur in Filmen und nicht im wahren Leben. Glücklich aß sie ihr Frühstück auf und schwor sich, dass ab heute alles besser werden würde.

      Mütterliche Hysterie

      Gestärkt machte sich Nelia auf den Weg zur Boutique von Renés Mutter, um sich zu bedanken und das Outfit zu bezahlen. Laut dem Internet brauchte sie zu Fuß knapp zehn Minuten. Nelia prägte sich den Weg einen Moment lang ein, wusste aber, dass sie spätestens nach den ersten hundert Metern wieder auf ihr Handy sehen musste, um sich nicht zu verlaufen.

      Von der Rue Paul Albert aus lief Nelia in Richtung Süden, über den Place Saint-Pierre bis zur Rue Yvonne le Tac, in welcher die Boutique Beau moi lag.

      Einen Moment blieb sie auf der anderen Straßenseite stehen und ließ das bunte Pariser Getümmel auf sich wirken. Nelia verschränkte die Arme hinter dem Rücken, lehnte sich an die kühle Hausfassade und schloss die Augen. Sie lauschte der melodischen Sprache der vorbeigehenden Passanten. Vergessen waren die ganzen Unannehmlichkeiten des letzten Tages. Vor ihr lag ein Abenteuer und sie wollte es in vollen Zügen genießen.

      Plötzlich legte sich ein Schatten über ihr Gesicht und eine vertraute Stimme drang zu ihr durch. »Verfolgst du mich?«

      Nelia riss die Augen auf und blickte in Renés grinsendes Gesicht. Er hatte sich neben sie an die Wand gelehnt und fixierte sie mit seinen grauen Augen.

      »Nein, ich wollte zu deiner Mutter, um die Kleidung zu bezahlen. Wie viel bekommst du für die anderen Sachen?«

      »Ich will kein Geld von dir Nelia. Und maman habe ich bereits bezahlt.«

      »Das