Bad Hair Day inklusive. Sabrina Heilmann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sabrina Heilmann
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783748566670
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       Michi

       Paris ist eine traumhafte Stadt. Ich war letztes Jahr selbst dort und wünsche dir schöne Erlebnisse.

       Was dir passiert ist, tut mir leid, aber ich finde es bemerkenswert, dass du nicht den Mut verlierst.

      

      

      »Will ich wissen, warum du wie ein verstrahltes Häschen in den Laptop grinst?«

      Erschrocken sah Nelia auf und blickte in Renés graue Augen, die sie wieder einmal völlig aus dem Konzept brachten.

      »Ich weiß nicht, willst du?«, fragte sie mit einem kecken Lächeln und er hob die Schultern leicht nach oben. »Ich habe einen kleinen Text bei Facebook veröffentlicht und bin glücklich über die Reaktionen. Es reagieren schon jetzt mehr Leute auf die paar Zeilen als in all der Zeit auf meine Kolumne.«

      Nelia aktualisierte die Seite und wieder waren drei neue Kommentare unter ihrem Beitrag aufgetaucht.

       Angelina

       Was dir passiert ist, klingt furchtbar, aber deine Stärke ist bemerkenswert. Ich wünschte, ich wäre so mutig wie du, alles stehen und liegen zu lassen.

      

      

       Sabrina

       Ich hätte diesen Tag nicht so leicht weggesteckt wie du. Habe eine schöne Zeit in der Stadt der Liebe und lass uns wissen, was du alles erlebst.

       Jassy

       Ich bewundere dich für deinen Mut. Genieße die Zeit in Paris.

      Nelia las René die Kommentare mit einem Lächeln vor, anschließend schloss sie alle Programme und fuhr den Laptop herunter. Sie legte ihre Hände darauf und sah René an.

      »Was machst du hier?«, fragte sie und betrachtete ihn forschend.

      »Ich wollte kontrollieren, ob du deine Zeit in Paris richtig verbringst. Aber es ist, wie ich es mir schon dachte. Du sitzt hier, tippst irgendwas in den Computer und verpasst das Leben.«

      René lehnte sich mit verschränkten Armen zurück. In diesem Moment kam Florence nach draußen, um ein älteres Ehepaar abzukassieren. Als sie René bei Nelia entdeckte, begrüßte sie ihn mit Küsschen auf die Wange und blieb kurz neben ihm stehen.

      »Stalkst du meine Gäste?«, scherzte Flo und René schüttelte den Kopf.

      »Nein, ich wollte erfahren, ob Nelia sich die Stadt schon angesehen hat.«

      »Eine kleine Führung würde ihr nicht schaden.« Flo grinste.

      »Das dachte ich mir«, erwiderte René mit einem Lachen. »Dann werde ich sie jetzt entführen.«

      »Sehr gute Idee.«

      »Excusez-moi! Ich sitze neben euch, falls ihr das vergessen habt.«

      Florence und René lachten und Nelia verdrehte gespielt genervt die Augen. Irgendwann würde auch sie das Verhalten der Franzosen verstehen, dessen war sie sich sicher.

      »Vite! Trink deinen Kaffee aus, wir haben viel vor.« Ein freches Grinsen huschte über Renés Gesichtszüge und Nelia legte den Kopf leicht schief.

      »Unter Stress kann ich nicht arbeiten«, scherzte sie und leerte die Tasse, bevor sie ihre Sachen in ihre Tasche steckte und aufstand. »Danke für den Laptop, Flo.«

      »De rien! Gern geschehen.« Florence stellte Nelias leere Kaffeetasse auf das Tablett. »Passez un bon momente, le deux. Viel Spaß!«

      »Merci«, antworteten René und Nelia zur gleichen Zeit und tauschten ein Lächeln. Es sollte überspielen wie nervös sie war, den Tag mit René zu verbringen.

      Aber was sollte schon Schlimmes passieren, außer dass sie sich amüsierten?

      Pariser Leichtigkeit

      Zu Fuß liefen Nelia und René die Rue Paul Albert entlang in Richtung Place Saint-Pierre. Nelia blieb stehen und blickte auf die von der Sonne angestrahlte Sacré-Cæur. Sie war das Herzstück von Montmartre und für Nelia sogar ein bisschen beeindruckender als der Eiffelturm.

      »Lass mich raten«, flüsterte sie, »wir besichtigen nicht die Sacré-Cæur, obwohl wir sie direkt vor der Nase haben. Sondern wir fahren zum Eiffelturm?«

      »Ich dachte, wir arbeiten erst die Touristenattraktionen ab, bevor ich dir die Geheimtipps zeige.« René zwinkerte ihr zu und sie setzten ihren Weg zur Metro-Station Anvers fort.

      Nachdem sie zwei Mal umgestiegen waren, erreichten sie die Haltestelle Bir-Hakheim auf dem Boulevard de Grenelle. René führte Nelia durch die Straßen von Paris. Je näher sie dem Wahrzeichen der Stadt kamen, desto schneller schlug Nelias Herz. Erst jetzt schien ihr bewusst zu werden, dass sie wirklich in der Stadt der Liebe war und dass es sich nicht nur um einen Traum gehandelt hatte.

      Ehrfürchtig blieb Nelia auf der Avenue Gustav Eiffel stehen und sah nach oben. Mit einem Mal fühlte sie sich klein und bedeutungslos.

      »Ich habe nicht erwartet, dass er so einschüchternd ist«, flüsterte sie und richtete den Blick auf ihren Begleiter. René suchte ihre grünen Augen und stimmte ihr mit einem Nicken zu.

      »Ich war schon so oft hier, aber es ist jedes Mal wieder etwas Besonderes. Möchtest du hinauf?«

      Nelia betrachtete die Besucherschlangen, die sich bereits so früh vor den Eingängen gebildet hatten, und dachte kurz darüber nach, wieder umzudrehen und sich etwas anderes anzusehen. Ihre Höhenangst war dabei weit ausschlaggebender, als die Vorstellung mindestens zwei Stunden an einem Fleck zu stehen und zu warten. Doch sie war nicht nach Paris gekommen, um einen Rückzieher zu machen. Sie war hier, um ihr altes Leben hinter sich zu lassen und etwas Neues zu erleben.

      »Ja, das will ich«, antwortete sie schnell, bevor sie es sich anders überlegen konnte. »Aber ich warne dich vor. Ich habe Höhenangst und brülle möglicherweise alles zusammen, wenn ich erst einmal oben bin.«

      René legte einen Arm um ihre Schulter und führte sie zu einem der Eingänge. Sie stellten sich hinter den Touristen aus aller Welt an und René beugte sich leicht zu Nelia.

      »Ich werde auf dich aufpassen«, flüsterte er dicht an ihrem Ohr und eine Gänsehaut überzog ihren Körper. »Dir kann nichts passieren.«

      Nelia kniff die Lippen fest aufeinander und ließ sich nicht anmerken, wie seine Nähe sie aus dem Konzept brachte. Es war unklug, sich nach so kurzer Zeit wieder auf einen Mann einzulassen, nachdem Maximilian sie so hintergangen hatte. Außerdem kannte sie René kaum, auch wenn sie ihn in den letzten drei Tagen so oft gesehen hatte, wie Max im ganzen letzten Monat nicht.

      Während René die Stellung in der Reihe hielt, entfernte Nelia sich ein paar Meter, um ein paar Handyfotos zu schießen. Sie fotografierte nicht nur das Wahrzeichen aus verschiedenen Perspektiven, sondern setzte sich selbst ebenfalls in Szene.

      Auch wenn sie wusste, dass diese Bilder gut auf Facebook oder Instagram ankommen würde, machte sie sie nicht deswegen. Nelia wollte Erinnerungen an ihr kleines Abenteuer haben, die sie in vielen Jahren ihren Kindern und Enkelkinder zeigen konnte, mit der Botschaft: »Seht ihr, Kinder, wenn das Leben euch einen Streich spielt, gebt nicht auf. Packt eure Sachen und fahrt an den Ort, von dem ihr schon immer geträumt habt.«

      Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen ging Nelia zurück zu René,