Die Schwerter waren ca. 1 Meter lang. Plötzlich stellten sie die Schwerter mit der Spitze auf den Boden und knieten sich dahinter.
„Fall tie ma reser ter to Jar.“
Ricarda verstand nicht ein Wort, aber sie verstand, dass diese Männer ihrer Tochter Ehrerbietung leisteten.
“Ter to Jar karella tie jewalla. Ehawa in Kel-Nor watella Ricarda semana solan ener Katja Valis con Jar.”
Johanna sprach diese Worte so selbstverständlich, als hätte sie nie etwas anderes gesprochen. Als wäre es ihre Muttersprache. Auf einmal drehten sich die Männer zu Ricarda, Tom und Katja um. Tom ließ sie beide los und trat zur Seite, so dass Ricarda unbeholfen mit Katja alleine dastand.
„Seid gegrüßt, Mutter der Prinzessin und Prinzessin Katja Valis con Jar.“
Die Männer knieten sich erneut hinter ihre Schwerter und verbeugten sich vor Katja und Ricarda. Sie sprachen nun Deutsch. Ricarda kam aus dem Staunen nicht heraus und blickte gebannt auf sie.
„Die Mutter der Prinzessin und die Prinzessin danken für die Begrüßung und eure Treue.“
Ricarda blickte Katja erstaunt an. Diese hatte eben diese Worte gesprochen. Sie wurde immer verwirrter. Dann wurde ihr klar, dass sie nur das wiederholte, was Tom immer im Spiel mit ihr übte, wenn sie ihn in seiner Werkstatt besuchten.
Einer der Männer wandte sich an Johanna.
„Prinzessin, seid Ihr bereit den Weg nach Jar einzuschlagen? Euer Thron ist nicht sicher und eurem Volk sinkt der Mut. Es wäre gut, wenn es wieder ein Ziel hat. Es steht schlecht auf Jar.“
Der Mann, der mit Johanna sprach, hatte eine Zeichnung auf seinem Hemd, die genauso aussah wie das Tattoo unter Johannas Brust. Dieser Mann hatte ein silbernes Bild, die anderen Männer trugen es in Rot. Johanna schaute zu Tom und dann zu Ricarda und Katja.
„Ich werde erst einmal mit meiner Mutter und meiner Schwester darüber sprechen. Dann muss ich mich noch mit Kel-Nor beraten. Ihr werdet meine Antwort bald bekommen.“
Der Mann nickte und drehte sich zu Tom um.
„Wanderer, wir mussten leider früher kommen, da Malos Truppen immer stärker werden.“
Den Rest verstand Ricarda nicht mehr, denn Johanna zog sie und Katja ins Nebenzimmer.
Dort drückte sie Ricarda und Katja sanft auf das Sofa und blieb vor den Beiden stehen. Sie schaute sie mit festem Blick an.
„Mama, ich weiß, dass es für dich schwer zu verstehen ist und auch ich verstehe noch nicht alles. Aber ich weiß, dass ich mit Kel-Nor und der Palastwache zurück nach Jar muss.
Ich möchte allerdings nicht alleine gehen. Kel-Nor ist ein Wanderer. Er ist einer der Freien. Er wird mir zwar helfen, aber ich bin nicht sicher ob er bei mir bleiben wird, doch ich weiß, dass ich ihn brauche.
Mama, ich liebe ihn! Aber noch mehr brauche ich dich und Katja. Bitte kommt mit mir. Auch, wenn ich nicht deine leibliche Tochter bin, so bist du meine Mutter und wirst es immer sein.“
Johanna schaute Ricarda jetzt beinahe flehend an.
„Wir werden zwar in einen Krieg gehen, aber du brauchst dir darum keine Gedanken machen, wir werden weit davon entfernt sein. Kel-Nor wird dafür sorgen. Jetzt weiß ich auch, warum ich ihm immer vertraut habe. Was ich jetzt noch weiß, ist dass er uns mehr mag, als er zu gibt. Er würde sein Leben für uns geben, wenn es darauf ankommen würde.“
Trotz der ganzen vertrackten Situation musste Ricarda lächeln.
„Also, auch wenn ich das alles hier nicht ganz durchschaue und es keine versteckte Kamera ist, habe ich seltsamerweise das gleiche Vertrauen in Tom, wie du. Aber, was noch wichtiger für mich ist. Meinst du etwa wirklich, ich lasse dich alleine in solch eine Sache gehen? Also, da solltest du mich besser kennen. Glaube mir, ich werde genauso wie Tom auf dich und deine Schwester aufpassen!“
Johanna fiel Ricarda um den Hals und auch Katja blieb nicht vor ihren Umarmungen verschont. In diesem Moment ging die Tür auf und Tom trat hinein. Ricarda staunte nicht schlecht. Das war nicht der Tom, den sie kennen gelernt hatte.
Dieser Tom war ganz anders. Er trug nicht wie die anderen Männer eine silberfarbene Rüstung, sondern er war ganz in dunkelbraunem Leder gekleidet. Auf seinem Rücken hing ein riesiges Schwert, wie sie bemerkte. Sie konnte nur den Griff sehen, aber sie sah das Ende der Scheide hinter seinem Rücken hervorschauen.
Sein Schwert schien nicht so filigran zu sein, wie die Schwerter der Soldaten. Im Knauf steckte ein blauer Edelstein. Er war direkt in den Griff eingearbeitet. Ansonsten sah der Knauf recht schlicht aus, aber irgendwie schien dieser Edelstein zu leuchten.
„Prinzessin, ich weiß, dass dies nicht leicht für Sie ist, aber wir müssen leider los. Also, kommt ihr drei? Ansonsten werden hier bald andere erscheinen, die nicht zum Tee eingeladen sind.“
Johanna nickte und sah Ricarda und Katja an. Sie gingen in die Küche zu den sechs Männern. Tom sagte:
„Kommt. Ihr braucht keine Angst zu haben. Was Euch erwartet, wird Euch mit Sicherheit umhauen. Jar ist wunderschön. Zwar ist es noch wie im späten Mittelalter, aber es verbirgt viele Geheimnisse und es wartet auf eine Thronfolgerin und auch auf seine Prinzessin.“
Er schaute Ricarda fest in die Augen.
„Auch erwartet Jar eine wunderschöne und starke Mutter der beiden Prinzessinnen. Kommt mit und nehmt euch am besten an die Hand. Das erste Mal durch ein Portal zu treten, ist schon sehr seltsam.“
Er streckte seine Hände zu Ricarda und Katja aus. Die Kleine sprang vom Sofa hoch und nahm, ohne zu Zögern Toms rechte Hand. Dann schaute sie auf ihre Mutter, so, als ob sie fragen wollte, warum sie noch nicht zugegriffen hatte.
Ricarda erhob sich wie bleiern vom Sofa. Sie konnte noch immer keinen klaren Gedanken fassen.
„Tom, oder Kel-Nor, wie immer du auch heißen magst, was erwartet uns?“
Tom lächelte.
„Kel-Nor. Diesen Namen habe ich schon lange nicht mehr gehört. Ich gebe zu, an Tom habe ich mich sehr gewöhnt, vor allem, weil sehr schöne Erinnerungen mit ihm verbunden sind. Na egal, welcher Name auch immer, ich bin der Mann, den du kennen gelernt hast.“
Sie folgten Johanna in die Küche.
Ricarda staunte erneut. Johanna stand in der Mitte der Küche. Tom ging zu ihr und er legte seine Hände zusammen. Als er sie wieder öffnete, trat eine leuchtende Kugel aus ihnen hervor. Sie formte sich zu dem Portal wie jenes, durch das die Männer vorhin getreten waren. Johanna lächelte Tom an. Sie wollte schon vortreten und hindurchgehen, aber die Männer stellten sich vor dem Portal auf. Ricarda erschrak.
„Prinzessin, bei allem Verständnis für Eure Sehnsucht nach Jar. Die Wachen passieren zuerst das Tor. Kommt zu uns, damit Ihr zusammen gehen könnt.“
Toms Worte klangen fest und bestimmend. Johanna zuckte zusammen und hakte sich bei ihrer Mutter unter. Tom drehte sich zu den Männern um.
„Geht und bereitet den Empfang für die königliche Familie vor. Sendet dann ein Portal, um zu zeigen, dass die Ankunft vorbereitet ist.“
Die Männer nickten stumm und stiegen, einer nach dem anderen, durch das Portal. Katja schaute fasziniert um das Portal herum. So, als ob sie erwartete, dass sie auf der anderen Seite des schimmernden Lichtes wieder hervorkommen würden. Aber, sie blieben verschwunden. Das Portal verschwand und Tom zog sie wieder zu sich in die Ecke der Küche. Auf einmal erschien