Kein Vergessen. Ernst Meder. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ernst Meder
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844274738
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war noch da und sie freute sich, von ihm zu hören, er erzählte ihr ausschnittweise, dass er Sehnsucht nach Europa gehabt habe, deshalb wieder hier sei. Eigentlich wollte er Josh sprechen, weil er einen Job suche, vorwiegend in Berlin.

      Das trifft sich gut meinte sie, der ist gerade in Berlin, da ist wohl ein größerer Umbruch im Gange, am besten sie sage ihm Bescheid. Seine Telefonnummer hatte sie bereits vom Display notiert, er wird sich bei Dir melden. Er bedankte sich bei ihr und versprach ihr ein opulentes Abendessen, wenn er das nächste Mal in Hamburg sein würde.

      War es sein Versprechen ein opulentes Abendessen auszugeben oder war es tatsächliches Interesse, Josh meldete sich nach knapp drei Stunden bei ihm.

      Hey, Claudia hat mir eine gute Nachricht übermittelt, Du bist in Berlin, wo bist Du.

      Ich habe vorerst ein Hotelzimmer im Abion, das trifft sich gut unterbrach Josh ihn, dann kennst Du das Lanninger unten bei Dir im Haus. Treffen wir uns um neun Uhr heute Abend, es gibt bestimmt viel zu erzählen, jetzt muss ich noch zu einer Besprechung, dann legte er auf.

      Es hatte sich nichts geändert, Josh fuhr mit Blutdruck zweihundertvierzig durch die Termine. Eigentlich hatte er schon längst mit einem Herzinfarkt oder Ähnlichem bei ihm gerechnet, aber vielleicht brauchte er genau diese Aufregungen.

      Seine üblichen Verspätungen betrug früher immer etwa eine halbe Stunde, heute unterbot er diese halbe Stunde, wenn auch nur um fünf Minuten. Sofort erkennbar an seinem dynamischen Betreten, seinem kurzen Blick, in welchem er alles Wesentliche erfasste, steuerte er kurz entschlossen auf den Tisch zu. Obwohl er versuchte jung und dynamisch zu wirken, sah man ihm die Anstrengungen des Tages an.

      Sie begrüßten sich herzlich, ihr Verhältnis war durch den Wechsel nie getrübt, auch wenn er den Weggang von Matthias bedauert hatte. Allerdings konnte er auch diesen verstehen, da er für sich etwas Neues entdecken wollte, außerdem stagnierte er in seiner Entwicklung, diese Erfahrungen in New York konnten ihm also nur guttun.

      Ich freue mich, dass Du wieder in Deutschland bist und uns nicht vergessen hast, es wäre wirklich ärgerlich gewesen, wenn Du zu einem Mitbewerber gegangen wärst. Claudia hat mir bereits gesagt, dass Du eine neue Aufgabe suchst, deshalb hat sie mich auch sofort angerufen.

      Hat sie Dir gesagt, weshalb ich hier bin, Matthias schüttelte den Kopf, während Josh aufseufzte. Hier ist in den letzten Monaten einiges schief gelaufen, außerdem habe ich von Unregelmäßigkeiten gehört. Heute habe ich dem ein Ende gesetzt und den stellvertretenden Zweigstellenleiter auf die Straße gesetzt. Den Posten habe bereits wieder besetzt, er zuckte mit den Schultern, dafür kommst Du zu spät, aber dafür ist die Leitung Marketing frei geworden.

      Hast Du Interesse, es klang alles sehr verlockend, was er durch Zufall so unvermittelt serviert bekam, es klang auch verdammt gut, wo war der Haken. Wo ist der alte Marketingleiter, fragte er, oh der ist jetzt der neue Zweigstellenleiter ergänzte Josh das vorher Ungesagte.

      Denk in Ruhe darüber nach, Du hast eine halbe Stunde Zeit, in der Zwischenzeit können wir eine Kleinigkeit essen, dabei griff er nach der Speisekarte. Es war typisch für ihn, immer zeigen, dass man selbst das Heft des Handelns in der Hand behält, dem anderen keine Zeit zum Nachdenken lassen.

      Eine halbe Stunde, eigentlich eine indiskutable Frist, hier kam ihm diese kurze Frist entgegen. Sie zeigte aber auch, dass Josh unter Druck stand, er suchte schnellstmöglich eine gute Lösung für Berlin, und glaubte, diese in ihm gefunden zu haben.

      Jetzt schien ihm aufgefallen zu sein, dass Matthias sich in einem Hotel einquartiert hatte, in dessen Umgebung er sich ebenfalls auskannte, wie er bei der Auswahl des Restaurants gezeigt hatte.

      Wieso wohnst Du hier im Hotel, fragte er direkt, es war besser, alle offenen Fragen sofort zu klären, neben dieser hatte er noch einige andere. Weshalb er zum Beispiel gerade jetzt in Deutschland aufgetaucht war, was war mit seinem Job in den USA, hatte er Probleme mit seinem ehemaligen Arbeitgeber usw., aber alles nacheinander. Er blickte ihn neugierig an.

      In dieser Gegend habe ich die ersten fünfundzwanzig Jahre meines Lebens verbracht, hier kenne ich immer noch alles wie meine Westentasche, wie es so schön heißt. Hier bin ich mit Freunden durch die Gegend gezogen, habe die Umwelt unsicher gemacht.

      Dass er hier auch seine schrecklichste Zeit hier verbracht hatte, verschwieg er, so sehr vertraute er ihm nicht. Möchtest Du wieder in diese Gegend, fragte Josh neugierig, vielleicht hatte er zusätzlich noch einen Trumpf in der Hand, den er ausspielen konnte. Matthias schaute ihn fragend, worauf wollte dieser hinaus, leichthin meinte er, vielleicht suche ich mir in der Gegend eine Wohnung.

      Josh konnte es nicht mehr zurückhalten, er erzählte, dass die Agentur in dem Neubau an der Kirchstraße, der ja hier zum Gesamtkomplex gehörte für den ehemaligen stellvertretenden Leiter eine Wohnung angemietet hatte. Da sie die Wohnung langfristig angemietet hatten, betrug die Restlaufzeit des Mietvertrages noch drei Jahre. Dieser hatte zugesichert die Wohnung innerhalb der nächsten vierzehn Tage zu räumen, wahrscheinlich sogar schneller, da er Berlin wieder verlassen wollte. Du könntest Deine Suche beenden, wenn Du dich für mein Angebot erwärmen könntest, dabei grinste er ihn an, als hätte er alle Trümpfe in seiner Hand vorgefunden.

      Sie erzielten schnell eine Einigung, in der die Wohnung Teil der Vereinbarung wurde. Er würde formal in der Berliner Hierarchie eine nachrangige Position innehaben, allerdings sollte über ihn die Kommunikation mit der Zentrale in Hamburg laufen. Eine derartige verfahrene Situation, wie er sie vorgefunden hatte, wollte er nicht wieder erleben.

      Sie sprachen über diverse Projekte der Vergangenheit sowie auch Kampagnen in den USA, der Versuch Näheres über das abrupte Ende in New York zu erfahren misslang. Es störte nicht, vorerst, zu gegebener Zeit würde er erfahren, was er wissen wollte. Es gab kein Geheimnis in der Branche, welches nicht früher oder später ans Licht der Öffentlichkeit gelangt wäre.

      Es hatte sich alles sehr viel schneller geregelt, als er erwartet hatte, bei der Verabschiedung hatte Josh ihn umarmt und in der Agentur willkommen geheißen. Wie alt mochte er sein, dreiundsechzig, vierundsechzig, er sah auf jeden Fall jünger aus, trotzdem hatte er in ihm eher den väterlichen Freund gesehen. Gerade auch im Hinblick darauf, dass er nie einen wirklichen Vater gehabt hatte, Erzeuger, ja aber auch nicht mehr. Morgen würde er mit ihm zusammen in sein neues Büro fahren, in diesem Zusammenhang sollte er gleich vorgestellt werden, sein eigentlicher Beginn war in zehn Tagen vorgesehen.

      In seinem Zimmer schaltete er seinen Computer ein, vielleicht hatte Rachel geschrieben, eigentlich wusste er nicht, was er erwartete, er hatte doch selbst für, aus seiner Sicht, geklärte Verhältnisse gesorgt. Ungeduldig trommelte er auf den Tisch, bis der Rechner endlich hochgefahren war. Schnell startete er seinen Browser und rief sofort seinen Mail-Client um den Eingang zu prüfen, nichts, keine Nachricht von Rachel. Er löschte die Spams, die trotzdem noch den Weg in seinen Account gefunden hatten, dann schloss er ihn wieder.

      Egal, eigentlich war alles gesagt, die paar persönlichen Dinge würde er sich nach und nach wieder besorgen. Als Erstes würde er morgen nach der Vorstellung eine neue Ausstattung zum Laufen besorgen. Unbewusst gab er Nike Store Berlin in dem Suchfenster ein, vielleicht gab es auch in Berlin so einen Store wie in New York, er wusste genau, was er wollte. Als sich das Fenster öffnete, sah er auf die Adresse, Tauentzienstraße Ecke Nürnberger, eigentlich kannte er die Ecke. Was war da eigentlich früher fragte er sich, die Adresse brauchte er sich nicht notieren.

      Die Vorstellung verlief angenehm, Josh stellte ihn überall vor, die meisten kannten seinen Namen, ansonsten waren es Fremde für ihn. Ein Gesicht glaubte er noch aus seiner Hamburger Zeit wiedererkannt zu haben, sonst blickte er in fremde Gesichter. Überall ein unbestimmter Gesichtsausdruck, sie wussten ihn noch nicht einzuschätzen, waren aber vorsichtig, da der große Boss ihn persönlich vorstellte.

      Im Anschluss daran verabschiedete Josh sich nach Hamburg, sie wollten zu gegebener Zeit telefonieren, er fuhr zum Tauentzienstraße. Die Überlegung sich eventuell ein Auto zu kaufen, um beweglicher zu sein, verwarf er angesichts der künftigen Wohnsituation zum Büro. Er brauchte nur zwei Stationen mit der S-Bahn zu fahren, um aus dem Zug direkt ins Büro zu fallen, welches sich in einem Neubau an der Friedrichstraße befand.

      Es