4 Schnecken und eine Nudel. Benjamin Webster. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Benjamin Webster
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844287752
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freuen. Ich mag nun einmal keine faule Menschen, nicht einmal wenn es meine Schwestern sind.“ Jule: „Apropos Schwestern, wo sind die eigentlich?“ Tommi: „Wo sollen sie schon sein? Die liegen noch in der Kiste und erholen sich von ihren nächtlichen Eskapaden.“ Jule: „Das gibst doch nicht. Wenn sie schon nichts arbeiten, könnten sie wenigstens Maria ein wenig im Haushalt zur Hand gehen, dass ist doch das Mindeste. Ich verstehe nicht, wie man so faul sein kann.“ Tommi und Jule unterhielten sich noch bis 13:00 Uhr, dann holte sie Maria zum Mittagessen. Charly, Nele und Franzi kamen erst viel später und mussten sich ihr essen selbst aufwärmen, weil Tommi und Jule mit Maria zum See hinunter gingen. Jule hatte den Schlüssel für das kleine Häuschen aus Vaters Schreibtisch geholt. Als sie an der Hütte ankamen, sagte Jule zu Maria: „So Maria, den ersten Teil deiner Erbschaft überreichen wir dir hiermit. Das ist der Schlüssel für die Hütte und das Bootshaus. Ab jetzt gehört es dir.“ Maria wollte zuerst den Schlüssel nicht nehmen, aber als ihr Jule den Schlüssel einfach in die Hand drückte, nahm sie ihn an. Tommi hatte eine Flasche Sekt und drei Gläser mitgenommen, um darauf anzustoßen. Maria schloss auf und das Erste was sie sagte war: „Hier muss dringend wieder einmal aufgeräumt und saubergemacht werden. Ich gehe schnell hoch und hole einen Eimer und Putzzeug.“ Aber Tommi und Jule bestanden darauf, dass sie sich erst einmal etwas ausruhen sollte. Gemeinsam tranken sie die Flasche aus und gingen danach wieder zurück. Als sie zurückkamen, war Charly schon weg. Sie musste in den Tennisclub, weil sie an einen Turnier teilnahm. Franzi und Nele lagen derweil im Wohnzimmer und sahen sich einen Film an. Als Thomas die beiden auf dem Sofa liegen sah, musste er an den Film „La dolce Vita“ – Das süße Leben, von Federico Fellini denken. Trefflicher geht es wohl nicht. Für ihn war klar, dass sich dies bald ändern musste.

      Das Wochenende lag hinter ihm und heute wollte er in das Bergmann Werk gehen. Dr. Franz Konrad holte ihn pünktlich ab und gemeinsam fuhren sie in die Firma. Unterwegs fragte Franz: „Und, wie hast du das Wochenende im Löwenkäfig verbracht?“ Thomas: „Na, ganz so schlimm ist es auch nicht. Ich habe mich am Samstag lange mit Jule unterhalten. Sie hat mir erzählt, dass sie im Krankenhaus viele Sonderschichten arbeiten muss. Ihr Chef Prof. Dr. Kaufmann der auch ihr Tutor ist, lässt sie immer mehr arbeiten, als sie normalweise müsste. So haben sich in der Zwischenzeit über 400 Überstunden angesammelt. Sie musste deswegen schon die Abgabe ihre Doktorarbeit zweimal verschieben. Zudem hat sie noch keinen Urlaub dieses Jahr gehabt.“ Franz überlegte und meinte: „Wenn das so stimmt, muss sie ihre Überstunden so schnell wie möglich nehmen. Soll ich mich einmal fachlich mit dem Professor austauschen?“ Thomas: „Das wäre nicht schlecht, aber nicht das sie danach mit Repressalien rechnen muss, das möchte ich nicht.“ Franz: „Keine Angst, ich weise ihn nur auf Tarif- und Arbeitsrechtliche Bestimmungen hin, mehr nicht. Ist sie eigentlich noch mit diesem blonden Schönling zusammen?“ Thomas: „So wie sie erzählt hat, ist sie schon seit einem Jahr solo. Ich denke ein Freund würde ihr auch ganz gut tun. Ach ja, da fällt mir gerade ein, am Samstag haben Jule und ich, Maria symbolisch den Schlüssel für die Hütte und das Bootshaus am See überreicht. Das Erste was sie sagte war, dass hier wieder einmal aufgeräumt werden sollte. Stell dir vor, sie wollte gleich das Putzzeug aus der Villa holen.“ Franz lachte und meinte: „Das ist typisch für Maria, immer nur die Arbeit im Kopf. Sie sollte einmal Urlaub machen. Hat sie etwas über das Erbe gesagt, ich meine, hat sie alles gelesen? Was ist mit Jule, hat sie alles verstanden, weiß sie wie es mit den Finanzen geschäftlich und privat aussieht? Thomas: „ Sie hat mir ihre Unterstützung zugesagt, falls ich sie brauche. Ich habe von ihr eine unterschriebene Vereinbarung, in der sie mir ihre Stimmanteile überlässt. Ich habe somit die Stimmenmehrheit und kann alleine entscheiden, ohne die Zustimmung meiner anderen drei Schwestern.“ Franz: „Das ist sehr gut, wenigstens eine der Damen, die ihren Verstand benutzt. Hast du dir schon einmal Gedanken gemacht, ob du das Erbe antrittst? Ich meine, so ganz generell?“ Thomas: „Reizen würde es mich schon. Wozu habe ich denn meinen Master gemacht? Es gibt nur noch einige private Dinge, die ich klären muss. Aber ich habe noch einen Vertrag mit meinen jetzigen Arbeitgeber und der läuft erst im Februar nächsten Jahres aus, bzw. bis dahin läuft meine Kündigungsfrist. Ich weiß beim besten Willen nicht, wie ich da früher heraus komme.“ Franz: „Gib mir deinen Arbeitsvertrag, vielleicht kann man da etwas machen. Ich schaue ihn mir einmal an.“ Thomas: „Ich möchte aber nicht im Streit auseinandergehen, immerhin habe ich dort die Chance meines Lebens bekommen und habe sehr gut verdient.“ Konrad fuhr nun auf das Firmengelände der Bergmann Werke. Der Pförtner an der Schranke erkannte Dr. Konrad sofort und ließ ihn mit den Worten passieren: „Dicke Luft in der Belegschaft, gehen sie lieber hinten rein.“ Franz fragte nach: „Wie so dicke Luft, was ist passiert?“ Der Pförtner antwortete: „Die Gehälter sind noch nicht überwiesen. Kein Geld, keine Arbeit sagt der Betriebsrat.“ Thomas fragte nach: „Wie so kein Geld, wer hat das angeordnet?“ Der Pförtner beugte sich weiter herunter und sah erst jetzt Thomas Bergmann. Daraufhin sagte er: „Entschuldigung Herr Bergmann, aber ich habe sie erst gar nicht erkannt. Aber wenn sie Näheres wissen wollen, fragen sie Walter Asmussen.“ Franz bedankte sich und fuhr, wie es der Pförtner gesagt hatte, an den hinteren Eingang. Von dort aus konnten sie sehen, wie viele Angestellte vor der Treppe standen, die hoch in die Geschäftsleitung führte. Thomas stand ratlos da und meinte zu Franz: „Warum hat Asmussen die Gehälter nicht ausbezahlt, Geld dafür ist doch auf dem Konto? Das wirft doch die Produktion wieder um Tage zurück.“ Franz: „Fragen wir ihn, bin gespannt was er dazu sagt.“ Sie gingen über die seitliche Treppe ins erste Obergeschoss. Über einen langen Flur gelangten sie in die Führungsetage. Die Tür war offen, sodass sie ungesehen an das ehemalige Büro von Tommis Vater gelangten. Franz öffnete die Tür und sie sahen, dass Asmussen hinter dem Schreibtisch saß. Thomas war doch sehr überrascht das Asmussen sich hier breit gemacht hatte. Er fragte ihn: „Was machen sie im Büro meines Vaters?“ Walter Asmussen hatte die beiden nicht kommen hören und sah erschrocken aus. Nachdem ersten Schreck, meinte er: „Meine Arbeit, was sonst. Wie kommen sie hier herein und wen haben sie da mitgebracht, Herr Dr. Konrad?“ Franz antwortete: „Das ist ihr neuer Chef, Asmussen. Darf ich vorstellen, Thomas Bergmann, der Haupterbe der Bergmann Werke, Walter Asmussen, Prokurist der Firma.“ Asmussen stand nun auf und fragte: „Warum erfahre ich nichts davon, das sie der neue Chef sind? Man möchte ja wissen, wer zuständig ist, und für wen man arbeitet.“ Er streckte Thomas die Hand hin und sagte: „Guten Tag, Herr Bergmann. Auf eine gute Zusammenarbeit.“ Thomas gab ihm auch die Hand und fragte gleich: „Warum ist da unten ein Aufstand der Belegschaft, was ist los?“ Asmussen zuckte mit den Achseln, hob die ausgestreckten Hände hoch und meinte: „Greifen sie einem nackten Mann in die Tasche, oder anders formuliert, wir haben kein Geld mehr auf dem Konto. Unsere letzten Zahlungen sind noch nicht eingegangen und die Bank stellt sich quer, die Gehälter auszubezahlen.“ Thomas fragte weiter: „Ist unser Auftraggeber mit den Zahlungen in Verzug?“ Asmussen: „Ich habe schon angerufen, aber der sagt, er habe die Anweisung schon letzte Woche Montag herausgegeben. Aber unsere Bank sagte, sie konnten keinen Eingang verbuchen. Und da wir noch sehr hohe Verbindlichkeiten bei ihnen haben, sind ihnen die Hände gebunden.“ Franz gab Asmussen die Anweisung, alle Daten herauszusuchen. Er brauchte den Verantwortlichen des Auftraggebers und den Chef von dessen Bank, sowie den Chef der Hausbank von den Bergmann Werken. Asmussen: „Ich gehe in die Buchhaltung und besorge ihnen die Unterlagen. Sie sollten sich vielleicht an die Belegschaft wenden, damit die Stimmung nicht kippt. Auf mich hören sie ja nicht.“ Dabei schaute er Thomas an und verließ den Raum. Franz meinte: „Er hat Recht, du solltest dich der Belegschaft vorstellen, aber nur, wenn du auch wirklich der neue Chef sein möchtest. Jetzt bist du am Zug.“ Thomas begriff sofort was Konrad meinte. Er überlegte einen Augenblick und sagte zu Franz: „Muss ich nicht erst die Erbschaft annehmen?“ Franz: „Das ist eine reine Formalität. Eine Unterschrift und dir gehören die Bergmann Werke und die Villa.“ Konrad öffnete seinen Diplomatenkoffer, holte ein Formular heraus und legte es auf den Schreibtisch. Dann reichte er ihm einen Kugelschreiber und bemerkte: „Wenn ich bitten darf, Chef?“ Er lächelte dabei und Thomas unterschrieb das Formular und sagte: „Wenn ich das nicht noch bereue. Ich muss doch bescheuert sein, 3,6 Millionen in eine Insolvente Firma zu stecken.“ Franz schaute ihn fragend an und meinte: „Wie soll ich das verstehen? Du brauchst doch