4 Schnecken und eine Nudel. Benjamin Webster. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Benjamin Webster
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844287752
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wie viel Personal ich hier auskommen muss? Unser Budget ist am Limit. Wir suchen ja händeringend nach Personal, aber für die paar Kröten arbeitet doch kein Arzt heutzutage mehr. Selbst wenn ich wollte, könnte ich es nicht, weil unsere Personaldecke zu dünn ist. Aber gut, ich will sehen was sich machen lässt. Rufen sie mich nächste Woche noch einmal an, vielleicht finde ich einen Weg, wie wir die Sache bereinigen können.“ Franz war nun richtig sauer. Der Professor dachte gar nicht daran Julia die zustehende Freizeit zu geben. Nun musste er deutlicher werden: „Herr Professor, da ich wusste, dass sie sich weigern werden Frau Bergmann ihre Überstunden in Freizeit auszugleichen, bleibt mir nichts anderes übrig, als die Gesundheitsbehörde einzuschalten. Ich werde nach unserem Gespräch zur Staatsanwaltschaft gehen und gegen sie wegen Betruges ermitteln lassen. Sie halten Frau Bergmann Leistungen zurück, die ihr gesetzlich zustehen. Sie spielen auf Zeit, damit die Ansprüche von Frau Bergmann verfallen. Und wer sich daraus einen Vorteil verschafft, mach sich des Betruges strafbar. Mindeststrafe für Betrug sind sechs Monate, zuzüglich einer Geldstrafe plus Gerichtskosten. Und was anschließend die Presse und ihr Dienstherr mit ihnen macht, ist mir ehrlich gesagt scheißegal.“ Der Professor schluckte. Er wusste nicht, ob das alles was Franz gesagt hatte richtig ist. Er wollte aber auf jeden Fall nicht an den Pranger gestellt werden. So meinte er: „Man schießt nicht mit Kanonen auf Spatzen. Machen sie einen Kompromiss, der beiden Seiten hilft.“ Franz war innerlich erleichtert und sagte: „Und wie soll der aussehen?“ Kaufmann: „Sie arbeitet drei Tage in der Woche und den Rest hat sie frei. Die Vereinbarung gilt bis Ende des Jahres.“ Franz überschlug die Zeiten im Kopf und sagte: „Zwei Tage die Woche und der Rest ist Freizeit. Außerdem bekommt sie ab dem 2.1. nächsten Jahres ihren gesamten Urlaub von diesem Jahr am Stück. Haben wir einen Deal?“ Kaufmann ließ sich darauf ein und sagte zu. Franz wollte es aber schriftlich haben. Kaufmann ging hinaus zu seiner Sekretärin und diktierte ihr die Vereinbarung. Diese schrieb sie gleich und druckte alles aus. Der Professor unterschrieb zwar widerwillig, war aber froh, dass alles gütlich geregelt wurde. Franz begab sich wieder in die Notaufnahme, wo Thomas und Jule bereits auf ihn warteten. Jule fragte: „Wo warst du so lange?“ Thomas wusste ja wo er gewesen ist, stellte sich aber dumm und spielte das Spiel mit: „Wir sitzen hier schon eine Ewigkeit, wenn es noch länger gedauert hätte, müsste Jule noch einmal den Verband wechseln.“ Franz übergab Jule den Umschlag mit der Vereinbarung. Sie zog das Schreiben aus dem Kuvert und las es laut vor. Als sie damit fertig war, sagte sie: „Das gibt es doch gar nicht. Woher kommt dieser Sinneswandel des Professors?“ Franz: „Ich hatte ein freundliches Gespräch mit ihm und am Schluss, hat er mir dieses Schreiben für dich gegeben. Mehr war da nicht.“ Sie wandte sich zu Thomas und sagte: „Dann warst du die Plaudertasche, denn Franz hat ja nichts von den Überstunden gewusst. Was ist wenn er mich jetzt hinaus wirft?“ Franz: „Ach ja, das habe ich vergessen zu erwähnen. Der Professor wird sich in seiner Freizeit, um deine Dissertation kümmern. Er möchte wöchentlich einen Rapport haben.“ Julia war sichtlich gerührt und bedankte sich bei den beiden. Sie verabschiedeten sich und Franz fuhr in die Firma. Da Thomas nicht sonderlich gut zu Fuß war, fiel heute der Betriebsrundgang aus. Er brachte es gerade noch auf die Reihe, sich den Konferenzraum anzusehen. Hausmeister Wuttke hatte saubere Arbeit abgeliefert. Alle Möbel waren aus dem Raum, die Tapeten entfernt und die Decke ausgebaut. Zum Schluss hatte er alles verspachtelt und den Steinboden auf Vordermann gebracht. Thomas war hocherfreut, dass alles so schnell fertig geworden war. Wuttke kam gleich zu ihm und fragte: „Tag Chef, wenn ich die Tapeten und die Farbe gehabt hätte, wäre alles schon tapeziert. Was machen wir mit der Decke?“ Thomas humpelte vor die Tür und sah sich die Platten der Decke an. Dann sagte er: „Die streichen wir neu. Ich bringe ihnen heute Nachmittag alles was sie noch brauchen. Wo die Farben hinkommen, schreibe ich ihnen auf die entsprechenden Farbeimer. Den großen Glastisch stellen wir auf die rechte Seite. Die neuen Büromöbel kommen heute Mittag. Herr Hansen ist schon unterwegs damit.“ Das war alles, was er mit Wuttke im Augenblick zu besprechen hatte. Dann ging er in das Büro seines Vaters. Da saß bereits Franz und sortierte die neuen Verträge für Thomas Schwestern. Sie waren nötig, um sie vor einer privaten Insolvenz zu schützen, falls die Firma tatsächlich einmal in Schieflage geraten sollte. Thomas packte auch seine Verträge, die er in Frankfurt gemacht hatte aus. Er reichte sie Franz zum durchlesen. Frau Schönfeld kam herein und brachte Thomas einen Kaffee und fragte, ob sie gleich die gewünschten Akten hereinbringen sollte. Doch Thomas lehnte ab und erklärte ihr: „Im Laufe des Mittags kommt eine Frau Katharina Haber, sie wird ab Montag bei uns anfangen. Ich habe nämlich vor einen Schreibpool zu gründen, der für alle Mitarbeiter der Führungsebene arbeitet. So haben wir kurze Wege und jeder von uns eine Sekretärin. Vorrang haben Arbeiten von Asmussen und von mir. Danach wird alles nach Eingang abgearbeitet, im Zweifel nach Dringlichkeit. Aber ich werde ihnen alles noch genau erklären. Frau Haber war meine persönliche Sekretärin in Frankfurt. Sie wird mir einen Tag in der Woche assistieren, weil ich bis zum Ende des Jahres noch einige Bankgeschäfte abwickeln muss. Ich würde auch sie herzlich gerne als meine Assistentin nehmen Frau Schönfeld, aber bis ich sie in die Gepflogenheiten der Materie eingewiesen hätte, ist der Job auch schon erledigt. Es sind ja nur sieben Tage. Sie müssen mir in diesen Tagen, den Rücken frei halten und alle Termine auf die anderen Tage verlegen. Welchen Wochentag ich für die Bank arbeite, besprechen wir nächste Woche. Ich bitte sie Frau Haber einzuarbeiten. Frau Haber habe ich als Unterstützung für sie und den Betrieb geholt. Ich denke, sie beide werden sich bestimmt vertragen. Sollte es doch zu Unstimmigkeiten kommen, dann sagen sie es mir bitte. Ich möchte dass sie zusammen ein Team bilden, die die gesamte Korrespondenz verwaltet und ausführt. Sie sind dann sozusagen die Schaltzentrale beim Schriftverkehr. Alles geht über ihren Tisch und keiner kann ihnen hineinreden. Sie sehen, ich statte sie mit mehr Verantwortung aus.“ Klara: „Was immer sie wünschen, wird getan. Und Frau Haber wird keinen Grund zur Klage haben, das verspreche ich ihnen. Brauchen sie noch etwas für ihre Bankgeschäfte?“ Thomas: „Eigentlich nicht, Frau Schönfeld.“ Klara: „Soll ich ihnen vielleicht einen kleinen Schemel bringen, damit sie ihre Füße darauf legen können?“ Thomas: „Einen Schemel nicht, aber ein hohes Kissen wäre ganz gut. Die Schnittwunden tun ganz schön schmerzen, wenn ich darauf stehe.“ Klara drehte sich um und verließ das Büro. Etwas später kam sie wieder zurück und hatte ein blaues Samtkissen unter dem Arm. Klara: „Dachten sie an so etwas?“ Thomas schaute sie an und fragte: „Wo haben sie denn das her? Das ist genau das Richtige. Danke, Frau Schönfeld.“ Klara: „Das lag im Ausstellungsraum, darauf lagen die Medaillen für den Innovationspreis von 1989. Ich dachte, wenn wir bald wieder die Nummer eins sind, kommen sowieso neue Preise hinzu.“ Thomas schaute sie an und fing an zu schmunzeln. Dann antwortete er: „Wenn es soweit ist, dürfen sie den Preis auf das Kissen legen, versprochen.“ Klara: „Das hoffe ich doch.“ Sie ging wieder an ihren Schreibtisch zurück. Franz und Thomas gingen noch einmal alle Verträge durch. Sie waren alle korrekt verfasst, sodass es keiner Änderungen mehr bedurfte. Franz fragte ihn: „Und wann willst du es deinen Schwestern sagen?“ Thomas: „Am Sonntag dachte ich, nach dem Mittagessen. Da sind sie meistens alle zu Hause.“ Franz meinte scherzhaft: „Ich würde es ihnen erst sagen, wenn du wieder richtig laufen kannst.“ Thomas: „Warum dass denn?“ Franz: „Es könnte doch sein, dass auch sie dir etwas nachwerfen und da wäre es doch von Vorteil, wenn man beschwerdefrei fliehen kann.“ Thomas schaute ihn nachdenklich an und erwiderte: „Es sei denn man hat einen Zeugen dabei, der auch noch Rechtsanwalt ist. Geteiltes Leid ist doch halbes Leid, oder nicht? Oder noch besser, du sagst es ihnen, denn schließlich kannst du es auch viel besser formulieren, weil du es auch verfasst hast.“ Franz: „Ich würde es ja gerne tun, aber am Sonntag habe ich keine Zeit, tut mir außerordentlich leid. Mach du das einmal schön selbst.“ Thomas: „Und was hast du am Sonntag so Wichtiges vor, anstelle mich zu unterstützen?“ Franz überlegte einen Moment und meinte dann: „Ich gebe meinen Regenwürmern Schwimmunterricht.“ Tommi stand auf dem Schlauch und hakte nach: „Du tust was?“ Franz: „Ich gehe Angeln.“ Thomas: „Und fängst du wenigstens etwas?“ Franz: „Meistens nicht, deshalb auch der Schwimmunterricht für Würmer.“ Thomas hielt sich die Hand vors Gesicht und sagte: „Spaß bei Seite, kannst du wirklich nicht?“ Franz: „Nein, ich komme ja und erkläre ihnen alles. Aber wehe ich werde gevierteilt, geteert und gefedert, dann war es das Letzte was