4 Schnecken und eine Nudel. Benjamin Webster. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Benjamin Webster
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844287752
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Heinrich, ich habe es leid, immer nach ihrer Pfeife zu tanzen. Die Idee nach New York zu gehen, ist auch auf ihrem Mist gewachsen. Ich hatte nie vor in die Staaten zu gehen und schon gar nicht nach New York. Ich kann diese Stadt einfach nicht leiden. Und deswegen hat sie mir gestern Abend die Bude hier halb zerlegt. Meine ganzen Glaspokale, die ich gewonnen habe, sind zerstört. Heinrich, ich löse die Verlobung auf. Und noch eins möchte ich dir sagen, mische dich nie wieder in meine Angelegenheiten, weder privat noch geschäftlich. Ich möchte mit euch nichts mehr zu tun haben. Und falls Isabell weiter behauptet ich hätte ihr etwas getan, so werde ich sie anzeigen.“ Heinrich: „Nein, sie hat nicht gesagt, dass du es warst. Ich hatte dies Fälschlicherweise angenommen. Entschuldigung, das war mein Fehler. Ich werde dir deinen Verlobungsring zukommen lassen. Und die Uhr werde ich dir, wie die anderen Dinge die sie zerstört hat, auch ersetzen. Ich bin es gewohnt nirgends Schulden zu haben.“ Thomas: „Steck dir dein Geld sonst wo hin. Und nun verlasse meine Wohnung, ich erwarte noch jemanden. Abflug.“ Er humpelte zurück an die Eingangstür um sie zu öffnen, aber da stand auf einmal Karl. Der legte den Zeigefinger auf die Klingel und betätigte sie. Es sollte so aussehen, als wäre er gerade gekommen. Thomas verstand sofort was er vor hatte und sagte: „Hallo Karl, da sind sie ja endlich. Und ist alles gut gegangen? Wir war der Verkehr?“ Karl kam nun in die Wohnung und grüßte. Heinrich lief auf ihn zu und drückte ihm die zerstörte Uhr in die Hand und ging hinaus. An der Tür angekommen, meinte Thomas noch einmal: „Und merke dir, haltet euch aus meinem Leben heraus. Es ist mein Leben und das möchte ich so gestalten wie ich es für richtig halte. Das meine ich nicht nur für privaten, sondern auch für die geschäftlichen Belange. Solltet ihr meinen Rat nicht beherzigen, werde ich andere Schritte unternehmen. Lasst es lieber nicht darauf ankommen.“ Er schloss nun die Tür und humpelte wieder zurück. Karl sah das und fragte: „Soll ich dich nicht lieber zu einem Arzt bringen? Mit Verletzungen an der Sohle ist nicht zu spaßen.“ Thomas: „Nein Karl, das ist halb so schlimm. Am Montag ist alles wieder in Ordnung. Ich werde am Wochenende einfach mein Füße schonen und einige Fußbäder nehmen. Hast du alles mitgehört?“ Karl: „Zwangsläufig. Als ich kam war das Gespräch schon im Gange. Stimmt es, dass du die Verlobung gelöst hast?“ Thomas nickte und meinte: „Ja, so leid es mir tat, es ging nicht mehr so weiter.“ Danach erzählte er Karl von Isabells Plänen mit New York und wie er vor vollendete Tatsachen gestellt wurde. Karl kam aus dem staunen nicht mehr heraus. Er schüttelte nur mit dem Kopf und meinte: „Chef, mit der Frau wirst du noch viel Ärger bekommen. Diese Frau ist nicht der Typ, die man verlässt. Ich denke, die möchte Genugtuung oder Rache haben. Ich hoffe es nicht. Mir ist das in jungen Jahren auch passiert. Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn eine Frau hasst. Dann können sie zu Furien werden.“ Als es wieder klingelte, waren es die Möbelpacker. Sie nahmen zuerst die zwanzig Kartons aus der Wohnung mit, bevor sie in Thomas altem Büro die Möbel abmontierten und auf dem Kleintransporter verstauten. Der Transporter war voll beladen und zur Freude aller, passte alles hinein. Es war schon spät geworden. Karl und Thomas warteten auf Katharina, die bereits mit dem Taxi zu Thomas Wohnung unterwegs war. Gegen 19:30 Uhr kam Kathi in Tommis alter Wohnung an. Sie besprachen wie sie fahren musste und wo sie sich treffen wollten. Karl sollte alle Möbel vom Büro in eine Ecke der großen Montagehalle stellen lassen und den Rest in die Bergmann Villa bringen. Katharina sollte gleich in die Bergmann Werke fahren und dort auf Thomas warten, falls er noch nicht da sein sollte.

      Um 11:15 Uhr landete Thomas in Berlin. Am Ausgang wartete schon Franz Konrad auf ihn. Thomas hatte nur einen Aktenkoffer dabei, indem er alle wichtigen Papiere aus Frankfurt mit hatte. Franz sah ihn humpelnd aus dem Gate kommen und begrüßte ihn: „Hat dich ein Elefant getreten oder hast du Fussball gespielt?“ Thomas: „Weder noch, ich habe mir die Fußsohlen verschnitten. Ich denke, ich muss zuerst zu einem Arzt." Franz: „Dann schlage ich doch vor, wir fahren ins Krankenhaus Süd zu Jule. In der Zeit in der du versorgt wirst, spreche ich mit Jules Professor wegen ihrer Doktorarbeit.“ Thomas war damit einverstanden. Unterwegs erzählte er Franz, wie es zu der Verletzung kam. Das Krankenhaus Süd war nicht weit weg vom Flugplatz, so dass sie zwanzig Minuten später dort waren. In der Notaufnahme fragten sie nach Julia Bergmann, die fünf Minuten später kam. Als Jule Thomas sah, fragte sie gleich: „Hallo Bruderherz, schön dich zu sehen. Was ist denn mit dir passiert?“ Thomas zeigte auf seine Füße und meinte: „Grüße dich, ich habe Probleme mit den Fußsohlen. Kannst du einmal nachsehen wie schlimm das ist?“ Er zog die Schuhe aus und legte sich auf die Liege im Behandlungsraum. Julia zog ihm die Socken aus und erkannte gleich, dass es Schnitte waren. Sie fragte: „Du hast überall Schnitte, wie ist denn das passiert?“ Thomas wollte nicht ins Detail gehen und sagte er sei ausversehen beim Umzug, in eine zerbrochene Flasche getreten. Julia sah sich die Wunden näher an und entfernte mehrere kleine Splitter. Sie reinigte alles und machte ihm einen Verband. Zum Schluss gab es noch die übliche Tetanusspritze und ein paar Schmerztabletten. Er erzählte ihr während der Behandlung, dass er alles in Frankfurt geklärt hatte und sich nun voll und ganz auf die Arbeit in Potsdam konzentrieren konnte. Julia merkte gleich, dass Thomas nicht gerade der Glücklichste war. Sie fragte: „Auch das mit deiner Verlobten? Kommt sie jetzt nach Potsdam?“ Thomas: „Es gibt keine Verlobte mehr. Ich habe mich von ihr getrennt. Es ging einfach nicht mehr. Aber lass uns das zu Hause besprechen, das gehört nicht hierher. Wann kommst du wieder nach Hause?“ Julia: „Ich habe heute Frühdienst und um 15:00 Uhr Feierabend, um 16:00 Uhr kann ich da sein.“ Während sie sich unterhielten und Jule die Wunde versorgte, war Franz auf dem Weg zu Professor Walter Kaufmann. Franz hatte Glück, das der Professor gerade Zeit hatte. Er stellte sich bei seiner Sekretärin vor: „Ich bin Dr. Franz Konrad und möchte gern den Herrn Professor sprechen.“ Die Sekretärin stand auf und ging zum Professor ins Zimmer. Einen Moment später kam sie wieder und sagte: „Der Herr Professor lässt bitten.“ Franz erhob sich und lief in sein Büro. Der sagte gleich: „Nehmen sie Platz, Herr Doktor. Was ist denn ihr Spezialgebiet, Chirurgie oder sind sie Allgemeinmediziner?" Franz: „Weder noch, Herr Professor.“ Kaufmann: „Entschuldigen sie, ich dachte sie wären wegen der Stellenausschreibung hier. Aber sie sind doch Arzt?“ Franz: „Leider nein. Ich bin Jurist und mein Spezialgebiet ist das Arbeits- und Wirtschaftsrecht.“ Kaufmann: „Und was verschafft mir die Ehre?“ Franz: „Eine heikle Angelegenheit, die keinen Aufschub bedarf.“ Kaufmann: „Und was ist das für eine wichtige Angelegenheit?“ Franz: „Es betrifft eine ihrer Ärztinnen. Ich möchte noch darauf hinweisen, dass sie bitte alles vertraulich behandeln möchten.“ Kaufmann: „Selbstverständlich, wenn sie das wünschen und wenn es in meiner Macht steht. Also, ich höre?“ Franz: „Es handelt sich um Frau Julia Bergmann.“ Kaufmann: „Sie ist eine ausgezeichnete Ärztin, was ist mit ihr?“ Franz: „Ihr Bruder, Thomas Bergmann, mein Mandant, ist auf mich zugekommen und bat mich einen Missstand zu beseitigen. Ihm war zu Ohren gekommen, dass seine Schwester weit über 400 Überstunden geleistet hat und für die sie seit langem keinen Freizeitausgleich bekam. Auch würden ihr noch 30 Tage Urlaub zu stehen, ohne dass sie ihn nehmen dürfte. Des Weiteren schreibt Frau Bergmann schon seit einiger Zeit an ihrer Dissertation. Da sie aber immer viele Sonderschichten und Überstunden hat, bleibt ihr fast keine Zeit mehr sie zu beenden. Da sie ihr Tutor sind, liegt es doch auch in ihrem Interesse, das sie sobald wie möglich ihre Doktorarbeit fertig stellt. Ich möchte erst gar nicht auf die arbeits- und vertragsrechtliche Situation hinweisen. Deshalb möchte mein Mandant, alles auf eine menschliche und für beide Seiten annehmbare Weise regeln.“ Kaufmann: „Wenn Frau Bergmann sich überfordert fühlt, soll sie doch zu mir kommen. Ich sehe da keinen Handlungsbedarf, solange sie sich nicht darüber äußert.“ Franz wurde nun konkreter und vor allem etwas lauter: „Frau Bergmann hat Anspruch auf über zwei Monate Freizeitausgleich. Anschließend auf sechs Wochen Urlaub. Sie wissen ganz genau, wenn sie beides dieses Jahr nicht mehr nimmt, verfallen die Ansprüche. Deshalb wird Frau Bergmann ab morgen ihren Anspruch wahrnehmen. Und wenn sie dem nicht zustimmen, werde ich eine Klage beim Arbeitsgericht einreichen. Wie das ausgeht, wissen sie ganz genau. Eine Geldstrafe bekommen sie auf jeden Fall. Ob diese ihr Dienstherr oder sie bezahlen, ist mir völlig egal. Und wie glauben sie, wird die Presse und die Öffentlichkeit darauf reagieren, wenn die Schlagzeile „Ärztin musste bis zum Zusammenbruch arbeiten – Skrupelloser Professor nützt seine Ärzte aus“, lautet? Und falls ein Kunstfehler passiert, was ja ab und an vorkommt, werde