Pferdesoldaten 1 - Vorposten am Rio Grande. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Pferdesoldaten
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738080483
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Dank auch, Sir.“

      Mason lachte. „Keine Sorge, Matt, Sie werden nicht auf sich alleine gestellt sein. Offiziell werden Sie von einer Kompanie der Texas Rangers begleitet werden.“ Er sah den Zweifel im Gesicht der anderen. „Ich weiß, im Allgemeinen taugen die Kerle nicht viel, aber es gibt auch gute Leute unter ihnen. Denken Sie daran, dass unser Regimentskommandeur, Colonel Dodge, ursprünglich auch bei den Rangern war.“

      „Jetzt bin ich erst so richtig gespannt, um was es überhaupt geht.“ Dunhill lächelte halbherzig. „Wenn wir derartige Unterstützung bekommen, muss es ja wirklich wichtig sein.“

      „Das ist es in der Tat, Matt. Das Gebiet entlang des Rio Grande ist der unruhigste Teil von ganz Texas. Die gesamte westliche Grenze verläuft ja entlang dieses Flusses. Mexikanische Banden kommen immer wieder über den Rio Grande. Sie überfallen Siedlungen, Ranches, Farmen und die Forts der Handelsgesellschaften. Immer wieder kommt es zu Scharmützeln mit den Rangern. Nun spekulieren die Politiker in Houston und Washington darauf, dass die Präsenz einer regulären amerikanischen Truppe die Mexikaner abschreckt.“

      Die Begeisterung von Dunhill und Walters hielt sich in überschaubaren Grenzen. „Selbst mit der Verstärkung durch eine Hundertschaft der Ranger kann eine einzelne Kompanie keine Grenze sichern, die hunderte von Meilen lang ist“, stellte Dunhill fest. „Ich denke eher, dass Washington uns den Wölfen zum Fraß vorwerfen will und auf einen Vorwand wartet, gegen Mexiko vorzugehen.“

      Masons Gesichtsaudruck wurde undurchdringlich. „Was auch immer dahinter stecken mag, Matt… Wir sind Soldaten und keine Politiker. Wir haben unsere Befehle und die werden wir auch ausführen.“

      „Und wo genau, Sir?“

      Vor dem Zelt war ein Hüsteln zu vernehmen. Mason blickte auf. „Ah, genau im rechten Augenblick. Kommen Sie herein, Gentlemen.“

      Dunhill kannte die beiden Eintretenden, doch Walters war ihnen noch nicht begegnet. Mason übernahm die Vorstellung. „Dies sind Mister Rivers und Senor Santiago, Captain. Die beiden besten Scouts, die man sich nur wünschen kann. Mister Rivers war viele Jahre Pelztierjäger, bevor er sich uns anschloss und Senor Santiago kämpfte mit General Houston bei San Jacinto gegen Santa Annas Truppen. Ich brauche sicher nicht zu betonen, dass beide Männer in höchstem Maße vertrauenswürdig und zuverlässig sind.“

      Rivers war ein hochgewachsener Texaner mit dichtem Bartwuchs. Er trug Lederkleidung, Mokassins und eine Pelzkappe, die er nun höflich abnahm. Der grauhaarige Santiago war hingegen ein eher kleiner Mexikaner, der einen typischen spanischen Anzug mit kurzer Jacke, eine braune Schärpe um die Hüften und einen breitkrempigen Sombrero aus bestem Wollstoff trug. Der Scout verzichtete allerdings auf jenen blinkenden Zierrat, der bei seinem Volk ansonsten so beliebt war. Auch er nahm die Kopfbedeckung ab, hielt sie in beiden Händen und deutete eine Verbeugung an. „Senores.“

      „Nehmen Sie Platz, Gentlemen.“ Major Mason ließ sich von der Ordonanz eine zusammengerollte Karte reichen und breitete sie auf dem Tisch aus. Sie war aus altem Pergament und die Männer mussten ihre Kanten beschweren, damit sie sich nicht wieder aufrollte.

      Dunhill und Walters betrachteten die Karte mit besonderem Interesse, da sie ihnen neu war. Sie war sorgfältig gezeichnet und mit Farben versehen worden. Alte, ausgeblichene Markierungen und neue bewiesen, dass die Karte schon mehrfach ergänzt und verbessert worden war. Sie zeigten die Republik Texas, doch Dunhill fiel sofort auf, dass die Proportionen nicht sehr genau waren. „Spanische Karte?“

      „In der Tat, Matt. Das Allerbeste, was spanische Phantasie aufbieten kann.“ Mason lachte und schlug spielerisch auf das Pergament. „Unglücklicherweise ist Texas noch immer nicht sorgfältig kartiert worden und wir müssen mit dem Vorlieb nehmen, was uns verfügbar ist. Nun, Ihre Expedition soll das ja endlich ändern. Wenigstens konnten wir diese Karte nach den Informationen von Mister Rivers und Senor Santiago deutlich verbessern.“

      Die beiden Scouts nickten unisono und lächelten. Jeder Offizier und jeder Scout war angehalten, dass Gebiet, welches er bestreifte, nach besten Möglichkeiten zu vermessen und zu kartieren. Dies trug entscheidend dazu bei, die weißen Flecken auf der nordamerikanischen Karte allmählich verschwinden zu lassen und die bislang eher phantasievollen Gestaltungen durch realistische Angaben zu ersetzen.

      „Der Major hatte schon so eine Ahnung, dass man uns früher oder später nach Texas schicken würde“, erklärte Rivers in seinem breiten texanischen Slang. „In den letzten Monaten waren Juan und ich öfters in der Gegend am Rio Grande, um uns dort umzusehen. War gelegentlich recht haarig, Gentlemen. Aber wir konnten eine Menge Informationen zusammentragen. Auch durch Händler und Jäger, denen wir begegnet sind. Wir haben eine Stelle gefunden, die wir Ihnen empfehlen würden, Major. Genau hier, am Zufluss des Rio Conchos in den Rio Grande.“

      Die Offiziere beugten sich vor. „Da mündet noch ein anderer Fluss in den Grande.“

      „Der Rio Pecos“, erklärte Santiago lächelnd. „Ein Stück unterhalb der Einmündung des Rio Conchos macht der Rio Grande eine Biegung und etliche Meilen weiter mündet dann der Rio Pecos in ihn. Der Pecos fließt fast parallel zum Grande.“ Der Scout zählte sich zu den Texanern und nicht zu den Mexikanern. Viele seiner Landsleute hatten für die Republik gekämpft.

      „Eine günstige Stelle“, fand Dunhill. „Allerdings im Gebiet der Lipan-Apachen und dicht dabei sind die Mescaleros.“

      Rivers grinste. „Die werden ihnen kaum Probleme machen. Derzeit sind die Comanchen in dem Gebiet aktiv und die Apachen fürchten die Comanchen, wie der Teufel das Weihwasser.“

      „Nun, wir werden sehen“, meinte Mason. „Dunhill, Sie sollten auf jeden Fall ein paar Tauschwaren mitführen, um die Comanchen zu besänftigen, denen Sie begegnen. Vielleicht können Sie sogar ein paar Comanchen-Späher anwerben.“

      Rivers stieß ein zweifelndes Grunzen aus. „Die Launen von Indianern sind schwer einzuschätzen, Sir. Ich würde davon abraten. Verhandeln und Frieden halten, ja, aber die Burschen sollten uns nicht zu tief in die Karten schauen.“

      „Wir werden sehen“, wiederholte Dunhill, der sich alle Optionen offen halten wollte.

      „Jedenfalls sollten wir Auseinandersetzungen mit den Comanchen meiden“, setzte Rivers nach. „Die Apachen kämpfen zu Fuß, aber die Comanchen sind ein Reitervolk und sie sind verdammt gut. Wesentlich besser als Ihre Dragoner, Major, nichts für ungut. Ihre Leute haben drei Schüsse, ein Comanche seine Lanze und dreißig bis vierzig Pfeile im Köcher. Was meinen Sie, warum die texanischen Ranger so gerne Reißaus nehmen, wenn sie einer Horde Comanchen begegnen?“

      „Ich werde das bedenken, Sam“, versicherte Dunhill. „Zudem bin ich nicht so borniert, Ihren Rat zu ignorieren.“ Er sah Mason wieder an. „Was werden meine genauen Befehle sein?“

      „Das dortige Gebiet bestreifen und möglichst genau kartieren. Sie wissen, wie wichtig exaktes Kartenmaterial ist, Matt.“

      Jeder Offizier wusste, wie wichtig Karten für militärische Operationen waren. Captain Dunhill hatte eine unheilvolle Ahnung bei der Vorstellung, warum die Staatenunion plötzlich Wert auf exakte Karten des Grenzgebietes legte.

      Major Masons Finger glitten über die Karte. „Sie werden sich mit der Kompanie der Texas Rangers treffen. Wahrscheinlich hier, im Gebiet der Sierras. „Sie werden mit dem Captain der Ranger kooperieren, Matt. Sie haben keine Befugnisse gegenüber den Rangern. Offiziell ist es eine Forschungsexpedition und Sie und Ihre Männer sind, äh, durchreisende Gäste. Inoffiziell werden Sie die Ranger nach Kräften unterstützen. Was bedeutet, Sie werden, während Sie die erforderlichen Karten erstellen, Durchreisende schützen und solche, die siedeln wollen, daran hindern. Das ist übrigens der ausdrückliche Wunsch der texanischen Regierung. Da man einen erneuten Konflikt mit Mexiko befürchtet, will man nicht auch noch gleichzeitig gegen die Indianer kämpfen müssen. Sie werden im Bereich der Einmündung des Rio Conchos ein Lager errichten. Eine gute Basis, um den Rio Grande in beide Richtungen zu erkunden und festzustellen, wo sich die einzelnen Furten befinden. Mister Rivers sagt, dass Sie sich dabei hauptsächlich im Gebiet der Comanchen befinden werden. Wenn ich richtig informiert bin, haben die Comanchen