Pferdesoldaten 1 - Vorposten am Rio Grande. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Pferdesoldaten
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738080483
Скачать книгу
in der Gegend herum.“

      „Er würde gerne die Schädel der Weißen einschlagen, aber auch er fürchtet ihre Gewehre. Sie haben schreckliche Gewehre, die über zweihundert oder sogar dreihundert Meter treffen können. Gute Gewehre mit gezogenen Läufen, mein Freund. Wir haben nur zwei oder drei solcher Waffen, die meisten taugen für kaum mehr als hundert Meter. Rechne dir aus, wie da unsere Chancen wären. Nein, die Jäger überwältigen wir nur aus dem Hinterhalt und wenn wir blitzschnell zuschlagen.“

      „Verdammt.“ Juan nahm ein paar Schlucke aus seiner Feldflasche. „Und wohin reiten wir dann?“

      „Falls unser indianischer Freund nichts Lohnendes weiß, dann reiten wir nach Südosten. Inzwischen trauen sich die ersten Siedler der Tejanos bis in die Sierra Madre hinein. Wir werden schon etwas finden.“

      Der Fluss lag jetzt hinter ihnen. Sie bewegten sich auf einer hügeligen Ebene, rechts und links die aufragenden Berge neben sich. Einer der Flankenreiter schwenkte seinen Sombrero auf eine ganz bestimmte Weise und stieß dazu einen gellenden Pfiff aus.

      „Endlich“, knurrte El Perdido. „Ich dachte schon, dieser verfluchte Apache taucht überhaupt nicht mehr auf.“

      Die beiden Männer ritten zu dem Hügel, auf dem der Flankenreiter wartete, gefolgt von einer Schar Männer, die ihre Waffen bereithielten.

      Ein Stück unterhalb des Hügels stand ein einzelner Apache. Bis auf seinen Lendenschurz und die typischen Apachen-Mokassins mit den nach oben gebogenen Spitzen, war er nackt. In einer seiner Hände hielt er einen beeindruckenden Schädelbrecher. Ein langer hölzerner Schaft, an dem ein schwerer Stein befestigt war. Schwer genug, um sogar den massiven Brustpanzer eines spanischen Conquistadore zu zertrümmern. Er trug ein schmuckloses Stirnband. Um den Hals hing ein Lederriemen mit einem kleinen Beutel und einer spanischen Dublone. Vorne im Gurt des Lendenschurzes steckten ein Messer und eine Steinschloßpistole. Die Haut besaß einen dunklen kupferbraunen Teint. Das Alter des Mannes war schwer einzuschätzen.

      „Er ist alleine“, meldete der Flankenreiter.

      „Idiot“, knurrte Juan. „Die anderen siehst du nur nicht.“

      El Perdido und sein Stellvertreter wussten, dass sich mindestens ein Dutzend Apachen vor ihren Blicken verbarg. Wahrscheinlich in unmittelbarer Nähe, dennoch war nichts von ihnen zu entdecken, so aufmerksam sich die Mexikaner auch umsahen. Sie mussten neidlos anerkennen, wie perfekt sich die Indianer ihrer Umgebung anpassten.

      „Hallo, Schädelschläger, mein Freund, mein Bruder.“ El Perdido breitete theatralisch die Arme aus und lächelte breit. „Es tut gut, dich zu sehen.“ Er senkte die Stimme. „Unser Freund sieht recht übellaunig aus.“

      „Unser Freund sieht immer übellaunig aus“, raunte Juan ebenso leise. „Soll ich die Geschenke holen?“

      „Ja, wenn der Bastard sieht, was wir für ihn haben, wird er sicher zugänglicher.“ Erneut hob El Perdido seine Stimme. „Ich habe Geschenke für meinen guten Freund Schädelschläger mitgebracht. Sie werden dein Herz erfreuen. Vorwärts, Juan, lass unserem Freund die Geschenke bringen.“

      Juan machte ein paar Gesten in Richtung der Haupttruppe und zwei Männer trieben zwei Packtiere heran.

      „Was für Geschenke?“ Die Stimme des Apachen klang abweisend, aber El Perdido war klar, dass dies zur Verhandlungstaktik des Unterhäuptlings gehörte. Dieser würde so tun, als seien die Waren nichts wert, um so noch mehr herauszuschlagen. El Perdido wusste, wie er seinen Verhandlungspartner anpacken musste.

      „Geschenke, die eines großen Kriegers würdig sind“, versicherte der Banditen-Führer.

      Die Packtiere waren heran und El Perdido gab einem der Männer einen herrischen Wink, der daraufhin hastig eine der Lasten öffnete und ein Gewehr herausnahm. Es war ein ausgezeichnetes Kentucky-Gewehr und der Mexikaner hätte es selber gerne behalten, doch die Informationen des Apachen waren noch weit wertvoller.

      Schädelschläger trat näher und obwohl er sich um ein ausdrucksloses Gesicht bemühte, war die Gier in seinen Augen nicht zu übersehen. Er nahm die Waffe entgegen und untersuchte sie sorgfältig. Dann hob er sie mit einer Hand über den Kopf und stieß einen halblauten Schrei aus.

      El Perdido und seine Begleiter zuckten zusammen, als unmittelbar vor ihnen drei Dutzend Krieger aus dem Boden zu wachsen schienen. Hände griffen erschrocken zu den Waffen, Pferde scheuten und der Colonello machte hastig beschwichtigende Zeichen zu seinen Männern.

      „Nur ein Gewehr für viele Worte?“, fragte Schädelschläger.

      El Perdido grinste erfreut. Viele Worte bedeuteten, dass der Apache viel zu erzählen hatte. Da ein Krieger wie Schädelschläger nicht viele Worte verschwendete, durfte der „Colonello“ davon ausgehen, dass sein Gesprächspartner ein paar wichtige Beobachtungen gemacht hatte. „Ich habe noch zwei andere Gewehre für meinen Freund. Nicht so gut, wie dieses hier, aber du weißt selbst, wie schwer es ist, eine so gute Waffe zu bekommen. Aber ich habe noch Stangenblei, Gussformen für das Kugelgießen und Pulver dabei. Auch ein paar schöne Wolldecken für eure Weiber und andere feine Sachen. Du wirst zufrieden sein, mein Freund, sehr zufrieden.“

      El Perdido wusste, mit was man Apachenherzen erfreuen konnte und die Geschenke waren eine gute Investition. Es gab keine besseren Kundschafter, als die Apachen. Von den Comanchen vielleicht abgesehen, doch El Perdido war klug genug, es mit diesen gar nicht erst zu versuchen. Er war zudem klug genug, keinen Schnaps mitzuführen. Zum Einen duldete er es nicht, wenn sich seine eigenen Männer während eines Beutezuges betranken, und zum Anderen hatte er schon erlebt, wie unberechenbar betrunkene Indianer wurden.

      Gegen Ende der Gespräche deutete El Perdido mit einer ausholenden Geste über die Gruppe der Apachen. „Der Ruhm von Schädelschläger mehrt sich, wie ich sehe. Meinem roten Freund schließen sich immer mehr Krieger an.“

      Der Apache nickte. „Schädelschläger ist schlau. Vor ein paar Tagen haben wir eine Gruppe der Comanchen besiegt.“

      „Eine Tat, die dir weiteren Ruhm bringen wird“, lobte der Mexikaner. Innerlich fluchte er jedoch. Wenn die Apachen ein paar ihrer Gegner getötet hatten, dann würden diese nun wie die Hornissen ausschwärmen, um Rache zu üben. Es konnte durchaus sein, dass El Perdidos Gruppe dabei zwischen die Fronten geriet. Waren die Comanchen auf Blut aus, interessierte es sie nur wenig, von wem es stammte.

      „Ich habe ebenfalls ein Geschenk“, eröffnete Schädelschläger zum Abschied. Er gab einem seiner Krieger einen Wink, der ein Deckenbündel vor El Perdido legte.

      Dieser schlug es auf und blinzelte überrascht. Dann verzog sich sein Gesicht zu einem breiten Lächeln. „Mein roter Freund und Bruder ist in der Tat sehr schlau.“

      Der Mexikaner schloss das Bündel rasch wieder, bevor einer seiner Männer einen Blick auf den Inhalt werfen konnte. Lediglich Juan erkannte, was die Decke verbarg und sah seinen Anführer fragend an, ohne jedoch ernstlich eine Antwort zu erwarten. Er ahnte jedoch, welches Kapital El Perdido daraus schlagen konnte.

      Nach einer knappen Stunde trennten sich beide Gruppen und El Perdido war höchst zufrieden über das, was er in Erfahrung gebracht hatte.

      „Schön es wird diesmal wieder nichts mit dem Handelsposten“, stellte er fest und grinste breit. „Aber ich denke, die Beute, die uns nun winkt, ist noch bedeutend größer.“

      „Wenn das stimmt, was Schädelschläger behauptet“, schränkte Juan ein.

      Die Banditentruppe lagerte während der größten Mittagshitze. Die meisten Männer dösten und warteten gespannt auf die Befehle des Anführers. Rund zwei dutzend Reiter hielten Wache. El Perdido und Juan hockten an einem kleinen Feuer, auf dem Kaffee kochte. Der Anführer hatte eine Stelle am Boden glattgestrichen und zog mit einem kleinen Stock Markierungen ins Erdreich.

      „Die Loon-Quelle liegt ungefähr hier. Das sind rund hundertzwanzig Meilen in nordöstlicher Richtung.“

      Juan wiegte den Kopf. „Da müssen wir ziemlich tief nach Texas hinein. Das könnte gefährlich werden. Die Quelle liegt