Das Erbe der Ax´lán. Hans Nordländer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hans Nordländer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738037159
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durfte Dran nicht in diese Halle?“, wiederholte Trywfyn, obwohl er eigentlich keine Antwort erwarten konnte, weil die Stimme sie anscheinend schon beim ersten Mal nicht beantworten wollte. „Und warum hast du ihm nichts über diese Zusammenhänge gesagt?“

      Die Stimme lachte wieder.

      „Schwätzer waren er und seine Begleiter nicht, wie mir scheint.“

      „Ich verstehe nicht.“

      „In die Halle konnte er nicht, weil sie zu dieser Zeit noch nicht für Ogmari bereitet war. Aber ich berichtete ihm vieles von dem, was ich dir auch sagte.“

      „Davon weiß ich nichts.“

      „Vielleicht hätte er nicht gewusst, wie er es eurem jungen Volk mitteilen konnte. Und vielleicht hat er vieles selbst nicht verstanden, weshalb er schwieg. Es hat mir Freude gemacht, mich mit dir zu unterhalten und ich könnte dir noch vieles erzählen, aber auch ich muss arbeiten und habe jetzt keine Zeit mehr. Also lebe wohl. Gründel wird sich weiter um dich kümmern.“

      Die Stimme verhallte, aber das grüne Glimmen blieb.

      „Lebe wohl und danke“, sagte Trywfyn ein wenig ratlos. Dann wandte er sich an Gründel. „Hat die Stimme einen Namen?“

      „Die Stimme oder ihr Besitzer?“

      „Ihr Besitzer natürlich.“

      „Hier heißt er Elveran, woanders trägt er andere Namen.“

      Trywfyn nickte. Allmählich kam ihm das Ungewöhnliche und Überwältigende seiner Lage zu Bewusstsein. Wie viele vor ihm, außer Dran, mochten noch mit Elveran gesprochen haben?

      „Wenige, aber es gab sie“, antwortete Gründel auf die unausgesprochene Frage.

      „Kannst du etwa auch Gedanken lesen?“

      „Nein, aber in Gesichtern. Und diese Frage stand ganz deutlich in deinem Gesicht.“

      „Wer bist du eigentlich, außer der Erretter unvorsichtiger Wanderer? Dran hat über dich nichts berichtet.“

      Gründel neigte seinen Kopf leicht zur Seite. Es war eine Geste, deren Bedeutung für Trywfyn aber leicht zu durchschauen war, wenn sie der gleichen bei Ogmari oder Menschen entsprach.

      „Gründel, aber das weißt du doch bereits.“

      „Ja, deinen Namen kenne ich. Aber was tust du hier? Was ist deine Aufgabe?“

      „Ich bin sozusagen Elverans rechte Hand. Ich führe für ihn - nennen wir es notwendige irdische Arbeiten - aus, ohne jemals in Erscheinung zu treten. Und Dran konnte nichts über mich berichten, weil wir uns nicht begegneten.“

      „Weil er und seine Begleiter, oder genauer, das Volk der Ogmari, nicht in Gefahr waren.“

      „Oh doch, die fünf Krieger schon, aber sie befreiten sich von selbst aus ihnen. Nein, es hatte andere Gründe, und die sind jetzt nicht mehr wichtig. Aber er hat tatsächlich vieles verschwiegen, wie es aussieht.“

      „Weil Elveran es verlangte?“

      „Kaum, eher aus Verantwortung. Und auch du musst selbst entscheiden, was du weitergibst. Als Priester wirst du wissen, dass manche Dinge besser verborgen bleiben. Wie Drans ist auch deine Verantwortung groß.“

      Das wusste Trywfyn auch vorher schon, aber er verstand den Sinn der Worte Gründels nicht. Bei dem, was er über sich selbst gesagt hatte, kam Trywfyn noch nicht darauf, was es wirklich bedeutete, denn neben ihm hockte nicht nur sein Retter, sondern die Macht, die große Veränderungen auf Elveran hervorrufen konnte und es auch schon getan hatte. Gründel war nicht ganz unbeteiligt am Untergang von Ax´lûm gewesen. Aber jene Ereignisse waren Trywfyn in diesem Augenblick fern und würden es in diesem Zusammenhang auch immer bleiben.

      Dieser Ausflug ging seinem Ende entgegen. Von Elveran konnte er nicht mehr erfahren, außerdem hatte Trywfyn eingesehen, dass es wohl doch besser war, die Kristallfragmente in Elgen Damoth zu verbergen. Er glaubte jetzt fest daran, dass sie dort unten sicher gewesen wären. Aber er war auch Priester und nach diesen Offenbarungen betrachtete er Drans Hallen als zu heilig, als dass sie als Versteck für irdische Güter entweiht werden durften. Denn so wichtig und machtvoll die Fragmente eines Tages sein mochten, sie blieben irdischen Ursprungs.

      Dann lächelte er.

      „Also gut, mein Plan ist fehlgeschlagen, zumindest die zweite Hälfte. Aber ich habe Drans Hallen erreicht und das war tatsächlich die erste Hälfte des Anlasses meines Vorhabens, nämlich diesen Tunnel zu erforschen. Nun kann ich wieder nach Elgen Damoth zurückkehren.“

      „Elgen Damoth?“

      „Ja, das ist die Hauptstadt von Ogmatuum und von dort herrsche ich über das Land.“

      Plötzlich bekamen Gründels Augen einen anderen Ausdruck, wie ihn Trywfyn bei ihm noch nicht gesehen hatte und auch nicht deuten konnte.

      „Woher nimmst du die Gewissheit, dass wir dich wieder gehen lassen?“, fragte der Steinerne.

      Trywfyn begann zu lachen.

      „Warum nicht? Bisher hat mich nichts daran zweifeln lassen.“

      Als Gründel ihm jedoch keine Antwort gab und nur reglos anstarrte, erstarb Trywfyns Lachen.

      Sollte er es wirklich ernst meinen? Gründel und Elveran hatten ihm bereitwillig alle, zumindest fast alle, Fragen beantwortet und ungeahnte Einblicke gewährt. Beide hatten sie sich wohl etwas über ihn lustig gemacht, aber sich keineswegs als feindselig erwiesen. Außerdem hatte Gründel ihm das Leben gerettet. Welchen Sinn sollte das alles gehabt haben, wenn sie ihn gefangenhalten, oder seinem bisherigen Leben gar ein Ende setzen wollten? Schließlich durften Dran und seine Gefährten ebenfalls wieder davonziehen. Warum also sollte es jetzt anders sein?

      Aber vielleicht hatte er Dinge erfahren, die Dran unbekannt geblieben waren. Trotzdem, hätten sie es ihm gezeigt oder erklärt, wenn es ein Geheimnis bleiben musste, wenn sie geglaubt hätten, dass er dieses Geheimnis nicht wahren konnte? Warum also sollten sie ihn dort unten oder an einem anderen unterirdischen Ort festhalten? Andererseits waren die beiden zu rätselhaft, um ihre Ratschlüsse auch nur ahnen zu können. Falls es wirklich ihre Absicht war, ihn festzuhalten, würde er schon einen Weg zur Flucht finden, aber vermutlich war diese Androhung Gründels eher einer seiner Scherze, von denen er schon einige gemacht hatte.

      „Ich kann mir kaum vorstellen, was ihr mit mir hier anfangen wollt“, sagte Trywfyn mit fester Stimme. „Welche Gründe sollte es dafür geben, mich an der Rückkehr hindern zu wollen?“

      „Nun, vielleicht, weil du uns entdeckt hast und wir nicht wollen, dass du uns verrätst.“

      Trywfyn lachte. Also trieb Gründel doch wieder einen seiner Scherze mit ihm.

      „Warum hast du mir dann erst das Leben gerettet? Ohne deine Hilfe müsstet ihr nicht fürchten, dass andere von euch hören. Was im Übrigen bereits geschehen ist, sonst wäre ich nicht hier. Und warum hat Elveran mir dann alles so bereitwillig offenbart, wenn ihr Angst habt, andere könnten es durch mich erfahren? Vergiss nicht, ich bin Priester und nicht alles ist für die Ohren der Öffentlichkeit. Ich schätze, dieses Erlebnis gehört dazu. Einverstanden?“

      Gründel sah Trywfyn mit seinen großen, blassen Augen regungslos an, dann begann er auf seine ungewöhnliche Art zu lachen.

      „Dieses Mal bist du mir nicht auf den Leim gegangen. Du hast gelernt. Geh ruhig, keiner will dich zurückhalten. Wir wollen dich nicht einmal zu völliger Verschwiegenheit auffordern, denn wenn dir zu Ohren kommt, dass jemand diesen Gang betreten will, dann warne ihn vor den Gefahren. Das ist unser Auftrag an dich. Er ist gefährlich, wie du weißt und vielleicht sieht er das nächste Mal wieder anders aus. Es ist nicht sicher, dass ich dann hier bin. Außerdem ist genauso wenig sicher, was ihn am Ende erwartet. Manch einer wird diese Halle gar nicht erreichen, auch ohne umzukommen. Willst du zurückgehen?“

      „Nein, ich glaube nicht. Du kennst unsere Fähigkeit, uns durch das Erdreich hindurchzubewegen. Auf diese Weise