Eine zweite Chance. Carmen Sommer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Carmen Sommer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750223066
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dass ist meine Freundin Julie, von der ich dir schon so viel erzählt habe.“

      „Dachte ich mir schon. Vicky hat dich mir genauestens beschrieben.“

      Bill nahm seine Frau in die Arme und lächelte Julie an.

      „Macht ihr hier Urlaub, bei deinen Eltern, Vicky?“

      Jetzt wollte sie endlich den Grund wissen, warum Vicky mit ihrer Familie hier war.

      „Meine Mutter ist gestorben, Julie. Deshalb sind wir hier. Wusstest du das?“

      „Nein! Das tut mir leid. Wie geht es dir? Und wie geht es deinem Vater?“

      „Das ist nicht leicht für ihn. Es hat ihn schwer mitgenommen. Ich habe Angst, dass er es nicht alleine schafft. Wir überlegen, ob wir ihn mit zu uns nehmen sollen.“

      „Und euer Haus? Was wird dann damit?“

      „Keine Ahnung. Verkaufen? Bill hat seine Firma. Die kann man nicht so einfach aufgeben“, schüttelte Vicky den Kopf.

      „Das kann ich verstehen. Vielleicht ist es auch gut für deinen Vater, wenn er was anderes sieht.“

      Julie umarmte sie.

      „Denke auch. Besser, wie wenn er zu Hause allein sitzt“, nickte Vicky.

      „Ich hab mich so gefreut, dich wiederzusehen. Es tut mir wirklich sehr leid, mit deiner Mutter und, dass wir uns durch einen so traurigen Anlass wiedersehen. Ich hoffe, dass es nicht das letzte mal sein wird. Wir sollten uns wieder regelmäßig anrufen. Es soll nicht wieder so sein, dass wir lange nichts mehr voneinander hören.“

      „Das hoffe ich sehr, Julie. Und, dass mit Rae renkt sich wieder ein. Willst du ihm nicht doch nochmal eine Chance geben?“

      „Er hatte schon eine. Wie viele soll ich ihm noch geben? Du denkst doch nicht, dass er sich ändern wird? Ich habe das Vertrauen zu ihm verloren. Das schlimme ist, er fehlt mir. Ich liebe ihn trotz allem immer noch.“

      „Was habe ich da gerade mitbekommen? Vicky hat mir soviel von dir und Rae erzählt. Wie ihr euch kennengelernt habt und wie verliebt ihr ward. Was hat er angestellt?“, schaute Bill von einem zum anderen.

      „Er hat sie betrogen. Rae hatte eine Affäre“, berichte Vicky ihrem Ehemann.

      „Er hat eine Affäre, Vicky. Soviel ich weiß, ist sie noch nicht beendet. Auch wenn er mir geschworen hat, dass er Schluss macht. Es war leider nicht seine erste“, erzählte Julie.

      „Das tut mir leid, Julie. Schade, dass ich ihn nicht kenne, ich würde ihm die Meinung sagen. Wie kann er eine so hübsche Frau betrügen. Er hat dich nicht verdient. Denkt er eigentlich dabei auch an seine süßen Kinder?“, fragte Bill und schüttelte den Kopf.

      „Rae liebt seine Kinder über alles, dass weiß ich. Aber im Moment denkt er glaube ich nur an sein Vergnügen und nicht an die Konsequenzen, die daraus entstehen.“

      „Tut mir wirklich leid, auch für die Kinder.“

      Bill meinte es ernst. Er kannte Rae nur von Erzählungen, aber er konnte ihn nicht verstehen. Julie sah bezaubernd aus und machte einen sehr sympathischen Eindruck.

      „Du Julie, ich hätte gerne noch weiter geredet mit dir, aber wir müssen zu meinem Vater. Ich möchte ihn nicht so lange allein lassen.“

      „Verstehe ich. Bitte grüß ihn von mir und ich wünsche ihm viel Kraft. Melde dich wieder bei mir. Hier ist meine Handynummer. Ich möchte bei der Beerdigung dabei sein. Schließlich kannte ich deine Mama gut. Du sagst mir Bescheid?“

      „Werde ich. Machs gut Julie. Es wird schon. Ich glaube daran.“

      Alle umarmten sich. Dann verließ Vicky mit ihrer kleinen Familie Julie. Diese schaute ihnen noch lange hinterher. Ja, so glücklich waren sie und Rae auch einmal. Alles Vergangenheit. Alles vorbei.

      Am späten Nachmittag gingen Julie und ihre Kinder wieder zurück in ihre Wohnung. Sie kam ihr so leer vor, obwohl Rae sehr oft unterwegs war, war es diesmal anders. Es fehlte etwas. Auch wenn er erst seit ein paar Stunden weg war. Julie wusste, dass es diesmal endgültig war.

      „Mama, wo ist Papas Sporttasche? Ich kann sie nicht finden. Da sind meine Tennisschläger drin. Die brauch ich unbedingt. Weißt du, wo er sie hingestellt hat?“, rief Jason.

      Das darf doch nicht wahr sein. Wieso sind die in Raes Tasche?

      „Jason, ich habe keine Ahnung.“

      „Er hat sie doch noch nie auf Geschäftsreise mitgenommen. Ich schaue mal im Kleiderschrank nach.“

      „Nein, musst du nicht“, sagte sie schnell, aber es war schon zu spät.

      „Mama? Papas Kleider sind weg. Wieso sind seine Sachen nicht im Schrank?“

      Jason kam zu seiner Mutter gestürmt und schaute sie fragend an. Also war es jetzt so weit, sie musste die Wahrheit sagen. So schnell hatte sie nicht damit gerechnet.

      „Mama? Warum schaust du so eigenartig. Du weinst ja?“

      „Was? Mama weint?“, kam auch Charlott gerannt.

      „Kommt ihr mal mit ins Wohnzimmer? Ich muss euch etwas sagen.“

      „Was ist denn, Mama“, nahm Charlott sie an der Hand.

      „Es wird euch nicht gefallen und es hat auch nichts mit euch zu tun. Rae liebt euch, über alles, aber Papa wohnt im Moment nicht mehr hier. Wir haben uns vorübergehend getrennt. Versteht ihr?“

      „Papa ist fort? Wie getrennt? Sind wir jetzt keine Familie mehr? So wie die Eltern von Jakob?“, wollte Jason wissen.

      „Hat er dich nicht mehr lieb?“, schaute Charlott ganz entgeistert.

      „Das weiß ich nicht, ob er mich noch lieb hat. Wir haben im Moment eine paar Probleme. Die konnten wir bisher nicht lösen. Tut mir sehr leid für euch. Ich weiß, dass ihr euren Vater vermisst, aber ihr könnt ihn sehen, wann immer ihr wollt. Er liebt euch. Und Jakobs Eltern sind geschieden, dass sind wir noch nicht.“

      „Mama, hast du ihn noch lieb?“

      „Ja, Jason. Ich habe ihn noch lieb. Das wird auch immer so bleiben. Doch im Moment bin ich wütend auf ihn.“

      „Warum? Was hat er denn gemacht?“, fragte Jason weiter.

      „Müssen wir auch wütend auf Papa sein?“, begann Charlott zu weinen.

      „Nein, natürlich müsst ihr das nicht. Das würde Papa sehr traurig machen. Es geht nur um ihn und mich. Er hat etwas getan, was mich traurig macht und mich verletzt hat.“

      „Verletzt? Wo bist du denn verletzt, Mami?“

      Charlott und Jason nahmen sie in den Arm.

      „In meinem Herzen. Mein Herz tut weh und es ist ganz traurig darüber.“

      „Kommt er nochmal zurück?“, weinte jetzt auch Jason.

      Julie nahm beide in die Arme.

      „Ich weiß es nicht. Wir brauchen etwas Zeit. Aber das ändert nichts daran, dass er euch liebt“, tröstete sie.

      „Aber jetzt sind wir keine Familie mehr, ohne Papa. Ich will, dass er wieder hier wohnt, Mama“, schluchzte Jason.

      „Ich auch. Ich will zu Papa“, klammerte sich Charlott an ihre Mutter.

      „Wer zeigt mir denn jetzt, wie ich den Schläger richtig halten muss? Und wer übt mit mir Klavier?“, meinte Jason.

      „Dein Papa wird für dich da sein. Er wird es dir zeigen und mit dir üben.“

      „Und wer singt mit mir jetzt dieses lustige Lied? Das kann nur Papa“, fügte Charlott noch hinzu.

      „Wir werden es schon hinbekommen. Wenn wir zusammenhalten. Er kann euch jeder Zeit besuchen, dass verspreche ich euch. Nur er wohnt halt nicht mehr hier.“

      Für