Verschenke kleine Sonnenstrahlen. Monica Maria Mieck – Herausgeber Jürgen Ruszkowski. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Monica Maria Mieck – Herausgeber Jürgen Ruszkowski
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847689225
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aller Familienmitglieder ist. „Großmutter, kann ich mit deiner Hilfe rechnen, wenn ich für unser Fest im Kindergarten so viel Tischschmuck zu basteln habe?“ Diese gezielte Frage kommt von der jüngsten Enkeltochter ganz spontan. Bevor die emsige Strickerin antworten kann, präsentiert Mutter Charlotte einen Vorschlag. Wir können doch alle zusammen einen Abend mit Anna basteln?“ Sogar Vater Christof stimmt dafür. Eine Woche später schneiden zehn fleißige Hände buntes Tonpapier, kleben Blumen und Schmetterlinge auf Tischkarten, und Anna erzählt kleine frohe Geschichten aus ihrem Arbeitsalltag im Kindergarten. Unter der schönen alten Tischlampe wird an diesem Abend besonders viel gelacht. Vier Frauenstimmen werden von einer kräftigen Männerstimme beim Abendliedersingen unterstützt. So lassen sie den Tag gemeinsam harmonisch ausklingen.

      Vater Christoph wird von einer Bekannten nach dem Geheimnis seiner heilen Familie gefragt. „Christoph, wie kommt es, dass ihr so friedlich miteinander unter einem Dach lebt? Ihr seid doch immerhin fünf erwachsene Menschen aus drei verschiedenen Generationen.“ Der lebenserfahrene Mann mit den gütigen Augen, denkt ein wenig nach und antwortet dann ruhig und offen. „Doch es gibt auch bei uns immer wieder mal Meinungsverschiedenheiten, es fällt auch mal ein hartes Wort, es kommt auch vor, dass eine Tür heftig zugeschlagen wird, und die Töchter lassen manchmal der Großmutter gegenüber Aggressionen ab. Aber wir vertragen uns schnell wieder, wir entschuldigen uns auch, wenn wir merken, dass wir dem anderen wehgetan haben. Wir nehmen meistens auch aufeinander Rücksicht. Trotzdem werden auch wir aneinander schuldig. Doch ich glaube, dass wir drei Älteren jeden neuen Tag mit der Tageslosung beginnen, das wirkt sich segensreich für uns alle aus. Wir sitzen gemeinsam im Haus unseres Glaubens, das uns schützt wie ein gutes Dach, welches uns trägt auf einem starken verlässlichen Fundament.“

      Die Kette mit dem Pinguin

      Die achtjährige Kathrin war mit ihren Eltern für vier Wochen in einem südlichen sonnigen Ausland. Das intensive fröhliche Miteinander mit Vater und Mutter hat die bewegungsfreudige Tochter auf den Wanderungen besonders genossen. So viel Zeit haben ihre Eltern sonst nicht für ihr selbständiges Mädchen. Nach den großen Sommerferien läuft die jetzt Drittklässlerin wieder wissbegierig zur Schule. Aber in der ersten Schulwoche fehlt Kathrin der Kontakt zu einem besonders lieben Mitschüler. Durch die Klassenlehrerin erfährt das enttäuschte Mädchen, dass Paul krank ist und seine Mutter ihn entschuldigt hat. Nach ein paar Tagen des Abwartens greift die Sehnsüchtige eines Nachmittags selber mutig zum Telefon. Und sie hat Glück. Paul meldet sich am Apparat. „Wie geht es dir, Paul, und wann kommst du wieder zur Schule? Ohne dich ist es ziemlich langweilig für mich, besonders in den Pausen“, sagt die kleine Freundin mit fester Stimme. Der Junge spürt, wie die Freude über diesen lieben Anruf in sein Herz hüpft. „Kathrin, vielleicht dauert es leider doch noch etwas, bis ich wieder gesund bin.“ – „Ich wünsch' dir gute Besserung, und komm bald wieder“, sagt die Enttäuschte und legt den Hörer wieder auf.

      Pauls Mutter ist total überrascht, als sie ihren bis vorhin noch kranken Jungen, jetzt schon völlig angezogen bei ihrer Heimkehr vom Einkauf in seinem Zimmer vorfindet. „Mutti, ich hab doch kein Fieber mehr, kann ich nicht morgen wieder zur Schule gehen?“ Mit diesen Worten begrüßt der noch leicht Hustende seine erstaunte Mutter. „Paul, wir wollen aber erst heute gegen Abend noch mal zur Sicherheit bei dir die Temperatur messen.“ – „Mutti, Kathrin hat mich angerufen und ihr ist es ohne mich so langweilig in den Pausen.“ Voller Verständnis streichelt die Mutter dem plötzlich Gesunden über seinen blonden dichten Haarschopf. „Mein großer Junge, dann kannst du wahrscheinlich auch schon morgen Kathrin wieder begrüßen.“

      Abends in der Badewanne sagt das Mädchen spontan zu seiner Mutter: „Vielleicht kommt Paul erst in ein paar Tagen wieder zur Schule, er ist noch krank.“ Die einfühlsame Mutter sieht und spürt die Traurigkeit, die ihre Tochter ausstrahlt. Abends kommt dann noch die frohe telefonische Mitteilung von Paul, dass er am nächsten Morgen schon eine halbe Stunde vor Unterrichtsbeginn auf dem Schulhof sein wird. Beide Kinder schlafen mit dieser Aussicht auf den kommenden Tag glücklich ein. Auch Kathrin steht zu diesem ersehnten Wiedersehen nach fast sieben Wochen der Trennung gerne früher auf. So haben die längst miteinander vertrauten Klassenkameraden noch Zeit, sich ihre Erlebnisse aus den Ferien zu erzählen. Und sie schütten sich ihr Herz aus. Sie haben leider keine Geschwister und sie brauchen diese schöne Kameradschaft umso mehr.

      Nach dem heutigen Unterricht warten sie beide darauf, dass ihre Mitschüler den Schulhof verlassen. Dann sind sie endlich ohne Zuschauer. Der sensible Paul hält in seinen Händen ein hübsch verpacktes Etwas. Ganz zart sagt er zu seiner Freundin: „Kathrin, dies habe ich für dich aus dem Urlaub mitgebracht.“ Gespannt reißt das Mädchen das Papier auf. Und siehe da, eine kleine Halskette mit einem Pinguin-Anhänger lässt das Herz des Mädchens schneller schlagen. Die Freude gebiert die erste Umarmung. „Danke Paul, so lieb hast du an mich gedacht. Und der Pinguin ist wunderschön. Du hast nicht vergessen, dass ich dieses Tier besonders leiden mag.“

      Nicht für das Fundbüro geeignet

      In einer Zweimillionenstadt werden tagtäglich unzählige Menschen in den Bahnwaggons des Verkehrsverbundes von einem Stadtteil in den anderen befördert.

      Grußlos betreten überwiegend einzelne Personen den Wagen und lassen sich auf einem freien Sitzplatz nieder. Man sitzt oft eng auf Tuchfühlung nebeneinander und bleibt doch anonym. Viele der Fahrgäste verschanzen sich hinter ihrer Zeitungslektüre und nehmen so den Nächsten überhaupt nicht wahr. Vor ein paar Tagen aber war ein blumiger Anlass für eine Frau ein Grund zu einem Gespräch. Und das gestaltete sich so:

      In einem U-Bahnwagen saßen ein Mann und zwei Frauen. Als der Mann aussteigen wollte, lag auf der Bank neben seinem Sitzplatz unverkennbar ein eingepackter Blumenstrauß. Die eine der beiden Frauen war sehr aufmerksam, und sie rief noch hinter dem Aussteigenden her: „Sie haben ihre Blumen liegengelassen!“ Und sie bekam zur Antwort: „Nein, das sind nicht meine Blumen, die lagen da schon auf der Bank, als ich eingestiegen bin.“ Der Zug setzte pünktlich seine Fahrt fort. Jetzt saßen nur noch die beiden Frauen im Wagen. In Gedanken versunken, so schien es jedenfalls, schaute die junge Blondine mit auffallend langen Haaren während der Fahrt aus dem Fenster. Schräg gegenüber saß die Frau im besten Mittelalter mit fast schwarzen kurzen Locken und einem freundlichen Gesicht. Unvermittelt schauten sie sich dann aber spontan an. „Also, wenn der schöne Blumenstrauß von jemandem vergessen wurde und nun in den nächsten Stunden ohne Wasser gewiss bald vertrocknet sein wird, schlage ich doch vor, dass Sie den Strauß in Ihre Obhut nehmen, denn ich bin noch länger unterwegs und für das Fundbüro sind die schönen Blumen nicht geeignet“, sagte die wachsame Frau im mittleren Alter zu ihrem Gegenüber. Doch im Gesicht der Angesprochenen spiegelten sich ein Verlegensein und eine spürbare Unentschlossenheit. „Einen Blumenstrauß, den ich nicht käuflich erworben oder geschenkt bekommen habe, möchte ich nicht an mich nehmen“, sagte die junge Frau dann ganz offen und ehrlich. Doch spontan hatte die Frau mit den wachen Sinnen der Mitfahrenden einen gut überlegten Vorschlag zu machen. „Wie wäre es, wenn sie den Blumenstrauß jemandem schenken würden, vielleicht Ihrer Mutter?“ Mit einem Leuchten in ihrem Gesicht antwortete darauf die junge Frau: „Ja, das ist eine prima Idee, denn ich habe meine Mutter schon so lange nicht mehr besucht.“ Und bei der nächsten Bahnstation steigt eine erwachsene Tochter aus und winkt der Weiterfahrenden fröhlich mit dem verpackten Blumenstrauß zu, als wär’s ein Dank an sie.

      Eine Rose verschenkt, zwei Umarmungen bekommen. Wenig gegeben, reichlich genommen.

      Sein neues Amt

      Langsam steigt er von seinem Fahrrad und lüftet die grüne Schirmmütze,