Verschenke kleine Sonnenstrahlen. Monica Maria Mieck – Herausgeber Jürgen Ruszkowski. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Monica Maria Mieck – Herausgeber Jürgen Ruszkowski
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847689225
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      Eine Pfarrfamilie

      Diese wahre Geschichte spielt Mitte der dreißiger Jahre in einer kleinen lebendigen Dorfgemeinde in der Pfalz. Es gibt weder Computer, und der junge Pfarrer besitzt auch keine eigene Schreibmaschine. Er lebt zufrieden mit seiner jungen Frau und den gemeinsamen drei Kindern seit einem Jahr in dieser waldreichen schönen Gegend. In den Schulferien findet immer ein elternloses Mädchen in dieser munteren Familie liebevolle Aufnahme. An dem großen runden Tisch in der geräumigen Küche versammeln sich alle zu den gemeinsamen Mahlzeiten. Und Cordula blüht in den Ferien zwischen den drei Pfarrerskindern auf, so wie eine duftende schöne Rose. Eine Katze mit einem glänzenden schwarzen Fell gehört ebenso zur Familie. Manchmal ist das Tier mit den funkelnden grünen Augen Spielgefährte für die Kinder. Die Mieze genießt mit Inbrunst die Streicheleinheiten der tierliebenden Großfamilie. Aber sie hat auch anstrengende Aufgaben im und um das Pfarrhaus zu erledigen. Das fast hundert Jahre alte Fachwerkhaus bietet genug Schlupflöcher und Unterkunft für zahlreiche Mäuse. Ihre spezielle Schüssel bekommt die unverzichtbare Katze zuverlässig mit Milch gefüllt. Den „Braten“ jagt das Tier sich meistens in der Nacht.

      An einem heißen sonnigen Tag in den Sommerferien spielen die vier Kinder mit ihren Bällen im schattigen Obstgarten und auf dem holprigen Hof. Zwischen zwei stämmigen hoch betagten Eichen ist hinter dem Pfarrhaus eine Schaukel angebracht. Hoch in die Lüfte sich schwingen, das bereitet allen Kindern Lust und Freude. In diesem weitläufigen schönen Paradies gedeihen die Kinder, die vielen bunten Blumen und die Obstbäume und all die wohlschmeckenden Gartenfrüchte besonders gut. Der süße Duft von blühendem gelbem Goldlack verströmt und verschenkt sich. Die Johannisbeeren leuchten verlockend rot und reif an den zahlreichen Sträuchern. Die Mutter hat ohne Murren schnell acht fleißige Hände mehr zum Pflücken. Natürlich schmecken den Kindern die saftigen süßen Früchte als Lohn zwischendurch. Und so verschwindet eine Johannisbeertraube nach der anderen in ihren „Futterluken“. Trotzdem füllen sich die Ernteeimer ziemlich schnell.

      Der Pfarrer brütet indessen wie eine Glucke über dem Nest schon seit Stunden an seiner Sonntagspredigt. Die Auslegung des schwierigen Textes will ihm heute nicht wie sonst gelingen. In seiner Amtsstube öffnet er das kleine niedrige Fenster, damit frischer Sauerstoff hineinfluten kann. „Eine Verschnaufpause wird mir sicherlich gut tun, mich vielleicht auf einen guten Gedanken bringen“, sagt der Geistliche laut und flüchtet in den sommerlichen Garten. Ein harmonisches Bild beschenkt seine Augen und Seele. Seine fleißige Frau, die sich inzwischen zu einer passionierten Gärtnerin entwickelt hat und die vier Kinder sind so emsig mit der Beerenernte beschäftigt, dass sie ihn gar nicht sehen. Seine jüngste Tochter Hiltrud bemerkt ihn zuerst und sie steckt ihrem Papa fürsorglich ein besonders großes rotes Prachtexemplar in den Mund. „Oh, wie süß und saftig die Früchte schmecken“, und „ich helfe euch gerne ein wenig beim Pflücken.“ Beladen und frohen Mutes geht der Pfarrer später mit zwei vollen Eimern frisch gepflückten Beerenobstes ins Haus zurück. Die vollen Ernteeimer stellt er in der Küche ab.

      Mit neuem Schwung öffnet der Hausherr die Tür zu seinem kleinen, aber gemütlichen Amtszimmer. Er traut seinen Augen nicht. Die fast fertige Sonntagspredigt gleicht einem See aus blauer frischer Tinte. Und auf diesem Kunstwerk sitzt als Krönung die Katze, die ihn unschuldig anschaut. Daneben steht das völlig leere Tintenfass. Da platzt dem stets tierlieben Predigtschreiber der Kragen der Geduld und Nachsicht. „Nichts ist mehr lesbar, du dumme Katze hast mir die anstrengende Arbeit von mehreren Stunden zerstört. Und der Holzfußboden ist auch noch bekleckert. Raus mit dir auf den Hof.“ Die Übeltäterin schleicht auf leisen Pfoten davon. Zum erneuten Aufschreiben der Predigt reicht die knappe Zeit nicht mehr aus. Wichtige Amtshandlungen stehen noch auf seinem Terminkalender.

      Am Sonntagmorgen betritt der Gemeindepastor sehr frühzeitig mit einem bangen Gefühl der Unsicherheit seine vertraute Kirche. Fast alle Kirchenbänke sind schon besetzt. Zu seiner großen Freude stellt er auf der Kanzel fest, dass sein einmal aufgeschriebenes Predigtkonzept in seinem Gedächtnis wunderbar abgespeichert ist. „Liebe Gemeinde, unsere Katze hat mir einen herben Streich gespielt. Sie hat auf meine fast fertig geschriebene Predigt ein volles Fass blauer Tinte ausgegossen. Bitte üben Sie Nachsicht mit mir, denn ich werde jetzt erstmalig frei zu Ihnen predigen.“ Nach dem klangvollen Schlusslied steht er im Talar an der Kirchentür und verabschiedet jeden einzelnen Gottesdienstbesucher mit einem Händedruck und einem freundlichen Wort für die Woche. „Herr Pfarrer, heute haben Sie mir ins Gesicht geschaut und so locker und inbrünstig aus Ihrem eigenen Herzen gepredigt, dass ich wunderbar zugehört habe, ich war überhaupt nicht abgelenkt. Predigen sie bitte immer so.“ Dieses Kompliment macht ihm ein älterer Herr. Aber auch andere Gemeindemitglieder zollen ihm Lob und Dank. Eine unübersehbare dankbare Freude leuchtet auf seinem entspannten Gesicht. Im Pfarrhaus feiert er mit der schwarzen Katze Versöhnung, bedankt sich bei ihr mit ausgiebigem Streicheln über ihr schönes glänzendes Fell. Und dieses Freudengeschenk strömt aus seinem Herzen, und er teilt es mit seiner verständnisvollen Frau und den vier frohen Kindern.

      Wenn du verzeihst,

      weicht der Groll aus deinem Herzen,

      und du kannst wieder lieben.

      Unter einem Dach

      Fürsorglich wie eine Glucke sitzt das spitze Satteldach auf den stabilen Steinmauern des Einfamilienhauses. Es schützt vor Regen, Sonne, Wind und Kälte.

      In dem rostroten Wohnhaus leben drei Generationen dicht beieinander. Die hoch betagte Großmutter hält sich vormittags gerne in der hellen wohnlichen Küche auf. Mit ausdauerndem Fleiß hilft sie ihrer zwanzig Jahre jüngeren Tochter bei den umfangreichen Vorbereitungen für das Mittagessen der Großfamilie. Kartoffeln schälen und Gemüse putzen sind Tätigkeiten, die die alte Dame bequem im Sitzen erledigt. So spürt sie täglich neu, dass sie noch gebraucht wird. Und während die beiden Frauen sich angeregt unterhalten, merkt die Ältere manchmal gar nicht, wie schnell sich der Kartoffeltopf füllt. „Mutter, magst du noch die Äpfel für den Blechkuchen schälen?“, fragt die tüchtige Bäckerin. „Ja, natürlich selbstverständlich, du weißt doch, wie gerne wir alle deinen saftigen Apfelkuchen essen.“ Charlotte streichelt ihrer Mutter schnell und zart zugleich mit ihrer bemehlten Hand die Wange. Diese zwischenmenschliche Wärme liebkost die Seelen der beiden Frauen.

      Mittags bringt die erwachsene blonde Enkeltochter ihre fröhliche Stimmung aus dem Kindergarten als erfrischende Vorspeise zum Mittagessen mit an den runden Familientisch. Die vitale Großmutter, die schon immer ein großes Herz für Kinder hatte, interessiert sich auch heute noch für die Arbeit der jungen Kindergärtnerin. Und Anna wird so alle Freuden und auch Nöte los, die die Kinder ihr bereiten. Der einzige Mann im Hause, der den ganzen Vormittag im Garten gearbeitet hat, setzt sich körperlich erschöpft und sehr hungrig auf seinen Platz. Still genießt der betagte Familienvater das intensive Gespräch zwischen seiner aufgeschlossenen Schwiegermutter und seiner jüngsten Tochter. Bevor sich alle von den dampfenden selbst geernteten Kartoffeln auffüllen, spricht der Hausherr dankbar ein Tischgebet.

      Dorothea fährt ihren Kleinwagen in die Garage. „Für heute mal wieder geschafft“, mit diesem Seufzer der Erleichterung auf den jungen Lippen, kuschelt sich die ältere Tochter in die behagliche Atmosphäre ihrer Großfamilie. Die engagierte Altenpflegerin lässt alles, was sie im harten Schichtdienst beschwert, von sich abfallen. Die Eltern und auch die Großmutter haben wunderbar zuhörende Ohren. Nur wenn Dorothea ausreichend abladen darf, kann sie am nächsten Tag wieder fröhlich in ihren schweren Dienst fahren. Die junge Frau wird nämlich auch immer wieder mit dem Tod alter Menschen konfrontiert, die sie oftmals über Monate oder sogar über Jahre hinweg gepflegt hat. Auch dabei hilft ihr ihre verständnisvolle Familie, die nach dem christlichen Leitsatz lebt: „Einer trage des anderen Last.“

      Obwohl die kleine zarte Großmutter zwei gemütliche