Das Geheimnis der Schatten. Viktoria Vulpini. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Viktoria Vulpini
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742791047
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war wirklich nichts Essbares im Haus.

      „Wenn du vor hattest länger hier zu bleiben, dann sollten wir noch ein paar Vorräte besorgen. Und ich muss dringend nach Hause, ein Satz neuer Klamotten wäre echt sinnvoll.”

      Er wirkte alles andere als begeistert, nickte aber. Sie fragte sich, was sie wohl vorfinden würden; am Wahrscheinlichsten schien ihr eine verwüstete, ausgeräumte Wohnung.

      „Es ist eigentlich ein ziemliches Risiko sich dort noch mal blicken zu lassen, das Haus könnte überwacht werden.” Die Worte kamen nur zögerlich aus seinem Mund, aber schienen ihm doch ernste Sorgen zu bereiten.

      „Ich fahre mit dem Bus in die Nähe, hole schnell ein paar Sachen und bin wieder weg, bevor mich jemand erwischt.” Das klang durchaus praktikabel, wenn man sie fragte. Seinem Gesicht nach zu urteilen, war der Plan trotzdem nicht besonders gut.

      „Du fährst auf keinen Fall allein.” Allein der Ton in dem er das sagte, ließ sie jeden Widerspruch sofort vergessen.

      „Du kannst mich ja gern begleiten, wenn du nichts Besseres vorhast.” Irgendwas in seinem Blick war anders, angespannter, härter, doch sie war sich nicht sicher, ob sie sich das nur einbildete oder ob da wirklich etwas war.

      Grinsend nickte er. „Ich habe nichts Besseres vor heute.”

      Ein breites Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, froh darüber das nicht allein machen zu müssen. Sie schob ihre Gedanken, die sich wieder einmal im Kreis zu drehen begangen, eilig beiseite und musterte den jungen Mann, der gerade heißes Wasser in ihre Tasse goss, diese ihr dann zuschob und sich dann auf einen der Stühle vor den Küchentisch setzte.

      Sie tat es ihm gleich und begann den Teebeutel immer wieder ins Wasser zu tunken, ihn raus zu ziehen und wieder einzutunken. Ihr Magen knurrte und erinnerte sie daran, dass sie viel zu wenig gegessen hatte gestern.

      „Wir sollten gleich mal nach einem Bäcker oder ähnlichem suchen. Sonst fürchte ich ja, dass ich verhungere.” Sie grinste breit und auch Ramon konnte nicht anders als zu grinsen.

      Sie nahm den Teebeutel heraus und begann den heißen Tee genüsslich zu trinken. Ramons Blick ruhte auf ihr, ein amüsierter Ausdruck war in seinen Augen zu sehen und wieder etwas, was sie nicht wirklich zuordnen konnte.

      „Was starrst du mich so an?”

      Er senkte den Blick auf seinen Kaffee, grinste aber weiter. „Tut mir leid, ich war gerade wohl etwas in Gedanken.”

      „Klingt gefährlich, pass´ auf, das du dir dabei nichts brichst”, konterte sie gut gelaunt.

      Er lachte. „Sehr charmant!”

      Sie nickte und lachte ebenfalls. „In Bestform!”

      „Ich merke schon! Wenn du nicht friedlich geschlafen hättest, würde ich ja fast glauben, nenn Gestaltwandler hat dich ersetzt.”

      „Ein Gestalt-Was?” Sie glaubte, sich verhört zu haben.

      Ramon lachte erneut auf. „Was hältst du davon, wenn wir uns die Gruselgeschichte für heute Abend aufheben.”

      Zwar war ihre Neugier geweckt, aber er hatte Recht, solche Geschichten konnten sie auch dann noch austauschen, wenn sie wieder da waren. Also nickte sie und warnte dann: „Glaub´ nicht, dass ich das vergesse!”

      Er lachte und schüttelte wieder einmal leicht den Kopf. Seine gute Laune wirkte ansteckend. Seine hübschen braunen Augen strahlten regelrecht vor Leben und Vanessa musste sich immer wieder von diesem Anblick losreißen.

      Als beide Tassen geleert waren, verschwand Vanessa eben ins Bad und richtete sich halbwegs passabel her. Dann machten sich dich beiden auf den Weg durch das Dorf. Sie holten beim Bäcker etwas zu essen und fanden heraus, mit welchen Bus sie in die Nähe ihres Hauses fahren konnten. Es war ganz praktisch, dass nur ein paar Meter von ihrem Grundstück entfernt eine Bushaltestelle lag. Ramon war von dem Plan immer noch nicht wirklich begeistert, verkniff sich aber jeden Kommentar in diese Richtung. So warteten sie auf den nächsten passenden Bus, genossen die Sonne und stiegen dann in den Bus ein. Ab diesem Moment wirkte Ramon wieder angespannt und konzentriert.

      Der Bus selbst war angenehm leer und sie hoffte, dass das auch so bleiben würde, sie hasste nichts mehr, als Gedränge, und es schien fast so, als hätte sie ausnahmsweise einmal Glück. An den Haltestellen, an denen sie vorbei kamen, waren kaum Menschen und jene, die dort zu stiegen, stiegen meistens schon zwei, oder drei Stellen später wieder aus. Die Busfahrt dauerte erstaunlich lange für eine gar nicht so weite Entfernung, aber so war das eben auf dem Land.

      Erst, als sie auf die Landstraße kamen an der ihr Haus lag, wurde sie zunehmend nervöser. „Es ist niemand in der Nähe. Zumindest niemand, den ich aufspüren kann.” Es war der Versuch sie etwas zu beruhigen. Sie fragte sich, wieso sie sich fühlte wie ein Verbrecher, der auf der Flucht war, dabei hatte sie doch gar nichts getan, im Gegenteil: Bei ihr war eingebrochen worden. Doch dann erinnerte sie sich an die Leiche in ihrem Keller. Es würde einen schrecklichen Berg Fragen geben, wenn irgendwer die Leiche fand.

      Ramons warme Finger schlossen sich um ihre Hand. Sie war ihm dafür dankbar, denn es erinnerte sie daran, dass sie nicht allein war. Doch irgendetwas schien hier nicht zu stimmen. Der Bus wurde langsamer und hielt schließlich an einer Stelle, die definitiv keine Haltestelle war. Neugierig reckte sie den Kopf und herauszufinden, wieso der Bus nun hielt. Durch die große Scheibe konnte sie sehen, dass vor dem Bus eine Schlange Autos standen. Als sie diesen folgte sah sie, dass die Straße offenbar gesperrt war und zwar ausgerechnet dort, wo ihr Haus stand. Dann bemerkte sie die dunklen Rauchschwaden, die von dort in den blauen Himmel stiegen. Erst ganz zum Schluss nahm sie schließlich auch die Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr wahr, die dort standen.

      Der Bus fuhr wieder an und rollte mit kleineren Unterbrechungen immer weiter darauf zu. Es gab keinen Zweifel: Die Feuerwehr und der Rauch, das war ihr Grundstück. Ramon verstärkte den Druck seiner Hand ein wenig, was ihre leicht schmerzen ließ, aber sie verstand. Sie sollte es sich nicht allzu offensichtlich anmerken lassen. Um sie herum hatten die anderen Fahrgäste zu reden begonnen, man diskutierte darüber, was dort vorne los sei. Eine rundliche Frau mit schrecklich schlecht gefärbten blonden Haaren war sogar aufgestanden und neben den Sitz der Busfahrerin getreten um besser sehen zu können. Ein anderer Gast, ein junger Mann in Jeans und khakifarbenem Hemd hatte sich ebenfalls erhoben und versuchte mit seinem Smartphone einige Bilder zu knipsen. Die Leute hier waren so beschäftigt mit dem Gaffen, dass keiner auch nur eine Spur Aufmerksamkeit auf das Innere des Busses richtete. So konnte auch keiner das Entsetzen sehen, dass auf Vanessas Gesicht geschrieben stand. Die Feuerwehr ließ keinen vorbeifahren und so drehten die meisten Autos ab und fuhren in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren. Den Grund hierfür kannte Vanessa. Es gab einen Hydranten auf der anderen Seite der Straße, so dass die Feuerwehr ihre Schläuche über die ganze Fahrbahn legen musste um ihren Löscharbeiten nachgehen zu können. Einige Fahrer, drehten nicht ab, sondern fuhren einfach rechts auf den Weg, der eigentlich nur für den landwirtschaftlichen Verkehr freigegeben war. Auch die Busfahrerin entschied sich für diesen Weg und als sie erst einmal abgebogen waren, ging es auch wieder zügiger vorwärts. Das Gebäude, hinter dem sie bei ihrer Flucht in Deckung gegangen waren, stand einsam an diesem Weg. Doch Vanessas Aufmerksamkeit galt ihrem Hof. Sie erhaschte einige Blicke und es war schon von weitem und durch die Bäume deutlich zu sehen, dass das Feuer schon enormen Schaden angerichtet hatte. Ziemlich sicher hatte es lange Zeit gehabt um sich auszubreiten, bevor es irgendwer bemerkt hatte.

      Tränen stiegen ihr in die Augen. Das war ihr zu Hause. „Ich weiß, dass ist nicht einfach, aber reiß´ dich zusammen, Vanessa. Du willst nicht anfangen müssen Fragen zu beantworten.” Ramons Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.

      Sie nickte kaum merklich und riss sich zusammen. Sie hatte einige Erfahrung darin, ihre Gefühle und Gedanken zu verstecken, immerhin das hatte sie in den letzten Jahren regelmäßig trainieren können.

      „Vielleicht wäre es taktisch nicht unklug, wenn du etwas Geld vom Konto holen würdest, bevor wir wieder zu Hause ankommen.” Seine Stimme machte klar, dass er offenbar noch mehr Probleme sah, als die Offensichtlichen. Kurz regte sich der Drang