Das Geheimnis der Schatten. Viktoria Vulpini. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Viktoria Vulpini
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742791047
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würde, würde sie erst ausprobieren können, wenn es das nächste Mal geschah.

      Nach einer Weile öffnete sie die Augen und bemerkte, dass Ramon sie beobachtete. „Ich glaube ich habe es verstanden”, stellte sie fest, um überhaupt etwas zu sagen. Deutlich nahm sie seinen frischen Geruch wahr, der sie an irgendwas erinnerte, aber sie konnte es einfach nicht in Worte fassen.

      Es vergingen noch einige lange Minuten, bis Ramon leicht den Kopf schüttelte und sich erhob. Zu gern hätte sie gewusst über was er nachgedacht hatte. Dann streckte er sich vorsichtig und blickte aus einem der Fenster hinaus in die einsetzende Dämmerung.

      „Wir sollten langsam aufbrechen.”

      „Sicher, dass wir nicht tagsüber gehen wollen?”

      „Hast du mal versucht tagsüber, wenn die Leute alle wach sind, in ein Haus einzubrechen?”

      „Nein, bisher sahen meine Freizeitaktivitäten etwas anders aus.” Sie trat neben ihn und warf einen Blick auf den Himmel. Wenn Sie Glück hatten, würde es eine trockene Nacht werden. Aber auf der anderen Seite: Wann hatte sie jemals wirklich Glück gehabt?

      Eine Stunde später wanderten sie wieder über Feldwege und an Landstraßen entlang. Ramon war schweigsam und wirkte konzentriert. Vanessa wusste zwar nicht, auf was er genau achtete, aber sie wollte auch nicht stören und ging einfach neben ihm her.

      Es war angenehm ruhig, die Sterne blitzen am Himmel und immer wieder lugte der Mond hinter einigen Wolken hindurch. Die Luft war kühl und klar und nur ein sanfter Wind wehte ihnen entgegen.

      Wären die Umstände andere gewesen, hätte sie es richtig genossen. Sie mochte nächtliche Spaziergänge und die Begleitung gefiel ihr ebenfalls. Ihre Gedanken kreisten um alle möglichen Probleme. Vor allem aber über den geplanten Einbruch. Sie hatte Angst davor, dass etwas schiefgehen könnte. Sie sah sich schon in einer Zelle, wo sie den Beamten dann unsinniges Zeug erzählte. Von dem goldenen Ding im Rucksack wollte sie erst gar nicht anfangen. Allein der Gedanke wie sie versuchte, irgendeine halbwegs plausible Geschichte zusammenzukriegen, machte ihr Bauchschmerzen. Sie würde sich in Widersprüche verstricken bis sie eingerollt war wie die Beute einer Spinne.

      „Du machst ein Gesicht als würdest du eine Zitrone essen.” Ramon klang amüsiert und sah auch so aus.

      „Ich habe gerade sehr viele, sehr unangenehme Ideen, was alles schief gehen kann und keine davon ist irgendwie witzig.”

      „Mach dir keinen Kopf, das ist nicht mein erstes Mal. Es wird schon nichts schief gehen und dir passiert auch nichts, versprochen!” Der Ausdruck in seinem Gesicht war so entschlossen und überzeugt davon, dass sie sich ein kurzes Lächeln nicht verkneifen konnte.

      „Ich mach mir auch keine wirklich ernsten Sorgen.” Sie zuckte die Schultern und er schien zu verstehen, was sie meinte.

      Still gingen sie nebeneinander her, bis sie kurz vor Mitternacht die Ferienhäuser erreichten. Der Ort zog sich hier etwas zurück und umschloss eine kleine Waldzunge. Irgend jemand hatte clever das Potential dieses Umstandes entdeckt, und eine Straße quer über die Waldzunge gebaut. Die kleine Reihe Ferienhäuser, die auf der ortsabgewandten Seite stand, wirkte auf Vanessa verlassen, doch was wusste sie schon davon?

      Ramon und Vanessa bogen auf einen kleinen Fußpfad ab, der hinter den Grundstücken entlang lief und sie von einem kleinen, sicherlich künstlich angelegten See trennte, auf dem ein moosiges Entenhaus stand.

      Ramon wirkte sehr konzentriert und lies seinen Blick immer wieder über die Gebäude und Grundstücke schweifen, bis sie am anderen Ende eine Parkbank erreichten. Ramon bat sie zu warten und ging selbst wieder zurück. Ihr war das nur Recht, sie hatte keine Lust einem eventuell vorhandenen Wachhund zu begegnen, oder sonst in irgendein Problem zu stolpern. Der Einbruch war immer noch nicht die Lösung, die sie bevorzugt hätte und derzeit kam ihr die Idee noch waghalsiger und verrückter vor.

      Es war eine ruhige und schöne Gegend. Am anderen Ufer des Sees konnte sie einen Weg erkennen der im Wald verschwand. Hier von der Bank aus führte ein kleiner Trampelpfad in diese Richtung. Sie konnte sich gut vorstellen, dass wenn man hier Ferien machte, man den Eindruck hatte, wirklich mitten in der Natur zu sein. Trotzdem würden sie aufpassen müssen, wenn einer der Anwohner hier die Besitzer informierte, waren sie geliefert.

      Ein Hotel wäre definitiv doch die bessere Wahl gewesen, aber er hatte natürlich nicht so ganz Unrecht. Dort waren sie einfach aufzuspüren, zumindest, wenn sie sich mit ihrem richtigen Namen irgendwo einbuchten. Kopfschüttelnd starrte sie auf den See, diese ganze Denkerei brachte sie nicht weiter, nun waren sie schon hier und sie bezweifelte stark, dass sich Ramon von seinem Plan jetzt noch abbringen lassen würde. Sie betrachtete den im Wasser spiegelnden Mond, doch die dunklen, schwere Wolken schoben sich immer wieder vor ihn.

      Sie erwischte sich, wie sie sich zu den Häusern umdrehte und nach einer Spur von ihrem Begleiter suchte, doch vergeblich. Sie konnte nicht mal einen Schatten von ihm erhaschen und fragte sich, welches der Häuser er wohl nehmen würde und ob es ihm wirklich gelang, hinein zu kommen. Es war schwierig nicht unentwegt auf die Häuser zu starren. So beobachtete sie wie der Himmel immer weiter zuzog, der Wind immer weiter auffrischte und die gigantischen, schwarzen Wolken sich immer öfter vor den Mond schoben. Obwohl es noch trocken war, meinte sie den Regen in der Luft schon zu riechen. Wenn er sich nicht ein wenig beeilte, würde sie mit ihrer Ahnung Recht behalten und sie würden einen nassen Hintern bekommen. Unruhig rutschte sie hin und her. Sie verbot sich selbst noch einen Blick nach hinten zu den Häusern zu werfen. Angespannt lauschte sie. Der Wind ließ die Bäume knarren, doch mehr war nicht zu vernehmen.

      Wie lange konnte es denn dauern, in so ein verdammtes Haus rein zu kommen? Ob vielleicht etwas schief gegangen war? Mit jeder Minute, die verstrich, wurde sie unruhiger. Sie machte sich selbst verrückt. Weitere Minuten verstrichen, ohne dass etwas geschah. Ein dicker, eiskalter Tropfen traf sie und sie konnte hören, dass weitere um sie herum zu Boden fielen. Die gerade noch ruhige Wasseroberfläche war nun durchbrochen und in ein heilloses Chaos gestürzt. Dort wo die einzelnen Tropfen aufschlugen, breiteten sich Ringe aus, die immer weiter und größer wurden und irgendwann von den anderen Ringen geschnitten und unterbrochen wurden. Erst waren es nur wenige, doch sie konnte sehen, wie es immer mehr und mehr wurden. Konnte es denn wahr sein? Hätte der Regen nicht noch eine halbe Stunde auf sich warten lassen können? Was fragte sie überhaupt, die Antwort war doch sonnenklar: Nein, hatte er nicht. Eigentlich war es ein Wunder, dass sie nicht schon total durchnässt hier saß. Sie ärgerte sich über das Wetter, während weitere dicke Tropfen auf sie niedergingen und ihr die Kälte in die Glieder zu kriechen begann.

      Als Ramon schließlich neben ihr auftauchte und sie anwies ihm zu folgen, war sie darüber ziemlich froh. Doch diese Erleichterung verschwand relativ schnell von selbst wieder, als sie eines der Grundstücke betraten. Plötzlich hatte es Vanessa gar nicht mehr so eilig aus dem Regen herauszukommen, auch die Kälte war vergessen. Sie war dabei in ein Haus einzubrechen. Ein dicker Kloß saß in ihrem Hals. Vielleicht konnte sie das goldene Teil einfach hier im Teich versenken und gut wäre es, ging es ihr durch den Kopf. Ihre Schritte hatten sich unwillkürlich verlangsamt bei dem Gedanken. Doch in diesem Moment ergriff Ramon ihre Hand und zog sie mit sich. Es ging durch die offene Vordertür in das mittlere der fünf Häuser.

      Unwillig betrat sie so eine Küche. Hinter ihr wurde die Tür geschlossen. Unwohl sah sie sich um. Es stand nichts herum, alles schien säuberlich weggeräumt zu sein, es gab keine Blumen, keine Dinge die einfach so herumstanden und die Arbeitsflächen waren etwas staubig, offenbar war hier schon länger keiner mehr zum Putzen gewesen.

      „Entspann dich, Vanessa. Das Haus ist leer, es war schon länger keiner mehr hier und die Ferienzeit ist noch ein wenig hin.” Er war an sie heran getreten und nahm ihr den Rucksack ab. Dann packte er sie einfach am Arm und zog sie mit sich durch das dunkle Wohnzimmer, das einen Kamin, eine imposante Couch, aber keinen Fernseher enthielt. Weiter ging es durch eine Tür hinter der sich ein Schlafzimmer verbarg. Dort stellte er den Rucksack ab und zog auch seine Jacke und Schuhe aus. Etwas steif, immer noch wenig begeistert und unwillig, folge Vanessa seinem Beispiel.

      Das Schlafzimmer war nicht sonderlich groß und wurde von einem