Der Frauenmann. Louis Flathmann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Louis Flathmann
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752942804
Скачать книгу
Bestimmt hast du irgendeine kranke Sekte, für die du das tust. Danach werde ICH DICH umbringen!“, antwortete er im Kopf. Dass alles viel schlimmer war, als er dachte, wusste er noch nicht. Er hätte es niemals erahnen können.

      „Sie werden von mir einen anderen Körper bekommen. Ich werde Sie zur Frau machen. Es wird eine lange und sehr schwierige Operation. Sie bekommen genügend Schmerzmittel. Ich bin ja kein Unmensch!“, erzählte der fremde Mann mit einem Lächeln in den Mundwinkeln. „Ich werde jetzt auch loslegen, schließlich wollen wir ja bis morgen früh fertig sein, nicht?“ Erneut verfiel er in sein schauriges Gelächter.

      Felix fühlte sich so, als hätte man ihm soeben den Boden unter den Füßen weggerissen. Er hätte mit allem gerechnet und sich schon das schlimmste ausgemalt.

      Die Brustwarzen abgeschnitten bekommen, brutal beschnitten werden, oder einfach nur sinnlos gefoltert werden, aber NIEMALS damit! Warum wollte der Psycho aus ihm eine FRAU machen? Er konnte diesen verrückten Plan doch nicht wirklich in die Tat umsetzen?Heftig wurde Felix aus seinen Gedanken gerissen, als ihm die Augen wortwörtlich aufgerissen wurden. Ein tosender Schmerz durchfuhr nun nicht nur seinen Kopf, sondern auch seine Augen. Dann folgten zwei heftige Stiche in seinen Lidern. Seine Augen begannen wie wild zu tränen und sein Sichtfeld verwandelte sich schlagartig in eine schwammige Umgebung. Für die Angst war kein Platz mehr, denn der Schmerz vertrieb jegliche Gefühle und bohrte sich mit einer enormen Kraft bis in sein Unterbewusstsein.

      „Ich möchte zu hundert Prozent sicher sein, dass Sie alles mit ansehen können. Ich halte Ihnen mit Klammern die Augen auf, falls Sie sich wundern, woher der Druck in den Augenlidern auf einmal herkommt. Die Augenklammern werden nach dem Eingriff entfernt. Das kann unschöne Narben geben, ist aber nicht weiter tragisch.“

      Felix spürte, wie die Tränen auf seine Brust tropften. Sie wollten einfach nicht aufhören zu fließen.

      „Ich weiß, ich weiß“, bahnte die verrückte Stimme sich erneut in Felix’ Ohren. „Alles Neue ist erst mal seltsam, aber irgendwann gewöhnt man sich dran. Man findet sich mit der Situation ab.“

      Felix erschrak, als er bemerkte, dass der Unbekannte ihm auf die Schulter klopfte. Er war nicht mehr wütend. Er hatte Angst. Todesangst.Wenn dieser Mistkerl ihm schon mit Klammern gewaltsam die Augen öffnete, würde er ihm auch mehr antun. Doch würde er ihn wirklich zu einer Frau verstümmeln?Das waren seine letzten Gedanken, denn plötzlich überfiel ihn ein großes Druckgefühl im gesamten Körper, das genauso schnell wieder verschwand, wie es gekommen war. Es fühlte sich an, als würde er schweben, fast schon fliegen.Es war ein tolles Gefühl.

      Sein Patient schien ihm wegzutreten.

      Er war auf die Situation vorbereitet, dass er bewusstlos werden könnte. Er hatte vorgesorgt. Zugegeben, er war ein wenig enttäuscht. Enttäuscht, dass sein Patient bereits bewusstlos wurde, bevor die OP richtig losging.

      Den Ärger ließ er ihn mit dem Defibrillator spüren. Eine teure Anschaffung. Aber sie war notwendig, wie er feststellen musste.

      Das Geräusch des Gerätes und das anschließende Aufzucken seines Opfers ließen ihn erneut loslachen. „Konzentration!“, ermahnte er sich innerlich.

      Sein Patient kam allmählich wieder zu Bewusstsein. Er war bereit, den Defibrillator bei jedem Bewusstseinsverlust einzusetzen. Dafür hatte er ihn ja schließlich gekauft. Und er würde ihn noch oft einsetzen.

      Sein Opfer war nicht mehr in der Lage, zu sprechen. Die Mischung aus Muskelrelaxans, Schmerzmitteln und Östrogenen hatte bereits volle Leistung getan! Ihm war bewusst, dass das Östrogen in so einer kurzen Zeit nicht viel reißen würde. Dazu müsste er sein Opfer schon über Monate gefangen halten, aber er wollte diesen Bastard so schnell wie möglich wieder loswerden. Sicher war aber, dass die weiblichen Hormone seinen Testosteronspiegel ziemlich durcheinanderbringen würden.

      Jetzt war es so weit. Gleich würde er loslegen. Und niemand konnte ihn aufhalten, geschweige denn davon abbringen.

      Er schaltete das Radio ein und drehte es laut auf. Er liebte den Sender, der den ganzen Tag über Oldies spielte. Da konnte seine Arbeit ja nur perfekt werden! Er griff zum Skalpell und schnitt in das Fleisch, das er um diese perfekte Brust markiert hatte. Er würde mit dem Brustaufbau beginnen. Dann würden die Orchiektomie und die Meatus urethrae folgen. Zuletzt würde er die Labienplastik durchführen und schließlich die Neovagina und die Neoklitoris aufbauen. Kurz gesagt, er würde ihm Brüste machen und eine funktionstüchtige Vagina, mit der er außerdem problemlos urinieren kann. Er stellte fest, dass es keinen Sinn machte, seinem Patienten in diesem Zustand jeden Schritt zu erklären. Er war nicht mehr richtig aufnahmefähig. Er entschied sich dafür, die OP im Stillen durchzuführen. Und nur die Musik „sprechen“ zu lassen. Er griff zu den Silikonplatten und sah, wie der junge Mann mit Entsetzen alles mit verfolgte. Die Geräte verrieten ihm, dass sein Puls immer schneller wurde.

      Die schrecklich alte Musik war lange verstummt.

      Felix fühlte sich wie unter Drogen. Er wusste nicht, wie lange er jetzt schon alleine in diesem dunklen Verlies lag. In der HÖLLE.Der Fremde hatte sich ewig an ihm vergangen.

      Er hatte wehrlos mit ansehen müssen, wie er Blut verlor. Viel Blut. Aber er lebte noch. Er war zu keinem klaren Gedanken fähig. Es schien, als hätte der Verrückte ihm die Klammern, die mit einer unglaublichen Spannung in seinen Lidern steckten, entfernt, da er die Augen endlich wieder schließen konnte. Felix stand unter Schock. Immer wieder sah er sein Blut, wie es aus den frischen Wunden lief, vor Augen und die ganzen messerscharfen Skalpelle, die dafür verantwortlich waren. Still musste er alles mit ansehen, was… Schritte versetzten ihn erneut in Angst und er stockte den Atem.

      „Na, wie geht’s der jungen Dame?“

      Noch nie hatte Felix so einen großen Wunsch… Den Wunsch zu sterben.Zitternd schloss er die Augen. Er wollte dieses Monster nicht mehr sehen; nicht mehr hören, jedoch war er noch nicht in der Lage, sich die Ohren zu zuhalten.

      „Ich muss sagen, die OP lief sehr, sehr gut und zu meiner vollsten Zufriedenheit!“

      Ein Klatschen.„Die Verbände muss ich Ihnen jetzt entfernen.“ Felix merkte ein ganz leichtes, taubes Gefühl in seiner Brust. Für einen kurzen Moment öffnete er die Augen. Das Gefühl der Erschütterung traf ihn mit voller Wucht. Er hatte „Brüste“! Sehr hässliche „Brüste“! Von seiner perfekt durchtrainierten Brust war nichts mehr übrig. Er sah, wie der Fremde diese „Brüste“ knetete.

      Ein Ekel, wie er ihn zuvor noch nie erlebt hatte, fuhr Felix bis ins Knochenmark.

      Das war krank. Absolut KRANK!„Ich bring dich um!“, flüsterte er mit einer unglaublichen Angestrengtheit.

      Das Monster hielt inne und kicherte. „Wenn ich mit Ihnen fertig bin, können Sie es gerne versuchen.“ Die nächsten Minuten und Stunden liefen an Felix vorbei, wie ein Horrorfilm. Mit dem Unterschied, dass er mittendrin war. Sie flogen an ihm vorbei, wie ein Vogelschwarm.

      Damit er nichts mehr sagen konnte, bekam er etwas tief in den Mund gesteckt. Es waren seine Genitalien. Die Schmerzen, die er hatte, und die Tränen, die er vergoss, würde er nie vergessen. Niemals.Der Psychopath hatte mit ihm über mehrere Stunden Geschlechtsverkehr. Diese Stunden kamen ihm vor wie Jahre und waren ein ewiger Wechsel zwischen Wachzustand und Bewusstlosigkeit.

      Die hässliche Maske des Täters brannte sich in seine Seele. Bei der Vergewaltigung sah er sie das erste Mal.

      Die nächste Erinnerung war, dass er irgendwo am Waldesrand aufwachte. Wie er dort hingekommen war, wusste er nicht.

      Kapitel 1

      Zwei Monate später

      Die Sonne strahlte ins Krankenzimmer von Felix Baumer. Für April war es ein sehr warmer Tag. Die Vögel zwitscherten draußen fröhlich vor sich hin und schienen die wärmenden Sonnenstrahlen zu genießen.

      Heute war der Tag seiner Entlassung. Er hatte eine regelrechte Phobie gegen Krankenhäuser entwickelt