Vampire in den Highlands. Heike Möller. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Heike Möller
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738075205
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drei Kinder geboren habe.“

      Tobias sah Rowena mit großen Augen an. „Drei Kinder? Wann? Was wurde aus ihnen?“

      „Ich war 15, als mein ältester Sohn geboren wurde. Mit 18 bekam ich meine Tochter und mit 23 meinen zweiten Sohn. Die Lebenserwartungen waren damals nicht sehr hoch, das Durchschnittsalter lag bei etwa 40 Jahren. Also war es nur natürlich, dass man als Frau früh Kinder bekam.

      Als ich aus Vilgard zurückkehrte kam ein Fremder in unser Dorf. Er lebte eine Zeitlang bei uns, beschützte uns, als wir zweimal von einem benachbarten Stamm angegriffen wurden. Er war ein Vampir. Sein Name war Leander. Er wanderte schon seit einigen Jahrhunderten durch das damalige Europa, kam ursprünglich aus Griechenland.

      Wir freundeten uns an, verliebten uns. Ich hatte keine Angst vor ihm und das imponierte ihm offensichtlich. Als ich dreißig Jahre alt wurde sagte er, dass er bald weiterziehen werde. Aber er mochte mein Dorf, meinen Stamm und wollte uns nicht schutzlos zurücklassen. Ich schlug ihm vor mich zu wandeln, damit ich meinen Stamm beschützen konnte. Und er wandelte mich, nachdem wir den Segen der Ältesten eingeholt hatten. Nach der Wandlung blieb Leander noch etwa vier Monate bei uns, dann verschwand er. Ich habe ihn nie wiedergesehen.

      Von da an beschützte ich meinen Stamm, mein Dorf bei jeder sich bietenden Gelegenheit Andere Stämme fielen über uns her, Römer, Skoten, Kelten, später die Engländer Ich vertrieb sie jedes Mal über Jahrhunderte hinweg.

      Irgendwann erkannte ich aber, dass mein Stamm sich zu sehr auf mich verließ und ich begann, die Welt zu erforschen. Alle paar Jahrzehnte kehrte ich für eine Weile zurück, sah die Veränderungen, war stolz. Und das bin ich heute noch, Tobias.“

      Rowena lächelte den jungen Vampir wehmütig an. „Meine Kinder haben Kinder bekommen, die dann auch Kinder bekommen haben. Ihre Nachfahren, meine Nachfahren, leben heute noch am Loch Oich in verschiedenen Dörfern und Gemeinden. Das ist meine Familie, mein Clan!“

      Tobias keuchte etwas. „Das ist … unglaublich. Ich weiß ja durch Adolar und Jannik, dass manche Vampire ihre Nachkommen, die sie zur Zeit ihrer Sterblichkeit gezeugt haben, im Auge behalten. Aber wir reden jetzt hier über 2000 Jahre!“

      „Ich weiß.“ Rowena lächelte warm und ihre violetten Augen schimmerten hell. „Ich bin vom Glück gesegnet. Weißt du jetzt, warum ich sage, dass unser Dasein nichts mit einem wie auch immer gearteten Fluch zu tun hat?“

      Tobias nickte. „Und Tristan weiß von all dem nichts?“

      „Doch. Bis dahin weiß er Bescheid. Aber er weiß nicht, dass etwa ein Dutzend der Anwohner des Loch Oich über meine Existenz Bescheid wissen. Unsere … Existenz“

      Tobias starrte Rowena an. „Sterbliche?“

      Sie nickte. „Ja. Sterbliche. Von Generation zu Generation wird es immer etwa ein Dutzend von ihnen geben. Früher habe ich, wenn ich durch Europa reiste, meinen Leuten immer eine Nachricht zukommen lassen, wo ich mich gerade aufhielt. Heute ist es einfacher. Telefon, Mails und so weiter. Und ich kann innerhalb weniger Tage, sogar Stunden da sein, wenn sie mich brauchen.“

      Tobias schüttelte den Kopf. „Großer Schöpfer. Und es kam nie zu … Spannungen?“

      Rowena lachte leise. „Nein. Ich bin für sie … eine Heilige, wenn du so willst. Eine Ikone. Sie nennen mich immer noch `Herrin´, obwohl ich das gar nicht will.“

      Tobias stand auf und ging zu einem Regal, dass in einer Nische im Wohnzimmer stand. Dort standen einige Flaschen Whisky, Bourbon, Scotch und andere hochprozentige Alkoholika. „Willst du auch einen?“ er hielt eine Whiskyflasche hoch.

      „Single Malt?“

      „Selbstverständlich!“

      „Dann gern.“

      Nachdem Rowena ihr Glas entgegengenommen hatte und vorsichtig an dem teuren Tropfen genippt hatte, lehnte sie sich wieder entspannt zurück.

      „Gestern, nachdem Tristan weg war, bekam ich einen Anruf. Brian, einer der ältesten Vertrauten zurzeit, unterrichtete mich von einem Toten. Allem Anschein nach hat ein Vampir dort zugeschlagen. Bestialisch.“

      Tobias zog zischend die Luft zwischen den Zähnen ein. „Und du glaubst, dass das ein `Wilder´ war, wie du es nennst?“

      „Ja. Entweder ein desorientierter und frisch gewandelter unserer Art oder ein Abtrünniger“

      „Und du willst diesen Vampir suchen. Und wenn du ihn gefunden hast?“ Tobias sah ihr aufmerksam in die Augen.

      Sie lächelte verständnisvoll. „Wenn er gewaltsam gewandelt worden ist und aus einem Nichtwissen heraus getötet hat, soll er eine Chance bekommen. Niemand von uns hat das Recht, jemanden zu verurteilen, wenn man ihn nicht angehört hat.“

      Tobias nickte. „Ich hoffe, dass der Vampir nur desorientiert ist. Was tust du, wenn er mit Absicht getötet hat?“

      Rowenas violette Augen verfärbten sich schwarz. „Dann tue ich, was getan werden muss, Tobias. So wie immer.“

      Er bekam eine Gänsehaut, die sich vom Nacken über seine Wirbelsäule bis in die Kniekehlen ausbreitete. „Ich vergesse manchmal, wie mächtig du bist, Rona“, gestand er leise.

      „Glaube mir, ich wünsche mir nichts sehnlicher, als das sich dieser Zwischenfall in Wohlgefallen auflöst. Aber ich weiß nicht, wie lange ich dafür brauche. Zu Stavros´ Vernissage bin ich aber wieder hier.“

      Tobias runzelte die Stirn. „Und die Hochzeit von Jan und Helena? Du bist doch auch eingeladen!“

      Rowena verzog ihr Gesicht. „Ich habe schon abgesagt. Ich gehe nicht mehr auf Hochzeiten, schon lange nicht mehr. Aber ich wünsche den beiden von Herzen alles Gute.“

      Tobias seufzte. „Ich sehe schon. Es gibt viele Facetten deines Lebens, die kaum jemand kennt, die aber vermutlich extrem spannend sind.“

      Jetzt grinste sie ihn frech an. „Was ist mit deinen Facetten, Tobi? Wer war die junge Frau vorhin?“

      Er lief schlagartig hochrot an und geriet ins Stottern. „Das war Hanna. Ähm … Helenas Trauzeugin. Ich äh... bringe ihr das Tanzen bei. Tango. Hochzeitstanz. Du weißt schon. Tradition und so. Ich bin Janniks Trauzeuge und …“

      Rowena lachte offen und herzlich, ihre Augen leuchteten hellviolett. „Du bist ja total verliebt!“

      „Nein, bin ich nicht!“, nuschelte Tobias.

      „Du kannst mich nicht beschwindeln, Tobi!“, ermahnte sie ihn leise.

      Er sackte etwas zusammen. „Sie ist eine allein erziehende Mutter. Und Helenas beste Freundin. Ich mag sie. Punkt.“

      Rowena spürte, wie der alte Widerstreit in dem jungen Vampir wieder hochkam. Sie lächelte verständnisvoll.

      „Ich bin alles andere als ein Beziehungsexperte, Tobi. Aber ich bitte dich, eine mögliche Liebe nicht von der Hand zu weisen. Geh´ mit dem Herz ran, nicht mit dem Verstand. Auch du hast Glück mehr als verdient.“

      Er lächelte gequält. „Vielleicht treffe ich ja mal eine nette Vampirin, die es mit mir eine Weile aushält.“

      „Warum keine Sterbliche?“

      Er kniff die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf.

      „Gut. Belassen wir es dabei.“ Rowena streckte sich und stand auf. Tobias folgte ihr, brachte sie noch hinunter zur Haustür.

      „Ich hätte dich gern nach Schottland begleitet, Rona“, sagte er, als er die schwere Tür aufschloss. „Aber die ganzen Hochzeitsvorbereitungen und so …“

      „Ich weiß, Tobi. Ich wollte dich auch nicht fragen, ob du mitkommst. Ich wollte dich nur bitten, ein Auge auf Tris zu haben. Und ich wollte dich einweihen.“

      Tobias nahm Rowena in seine Arme. „Ich danke dir, dass du mir vertraust. Versprich mir, dass du mich anrufst, wenn du Hilfe brauchst.“

      Rowena stellte sich auf