Marijke - Honiglippen. Swantje van Leeuwen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Swantje van Leeuwen
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783748579526
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das Mädchen bemühte sich weiter die Hiebe ohne Klagen hinzunehmen. Sie seufzte erleichtert auf, als er endlich von der Schwarzhaarigen abließ.

      »Ich denke, das ist recht ordentlich geworden«, meinte er und ließ sie in einen der Wandspiegel sehen.

      Marijke bemerkte, wie Benthe erschrak, als sie ihren von dunkelroten Striemen übersäten Hintern sah. Deutlich war jede einzelne Spur zu sehen, die die Gerte auf der Haut hinterlassen hatte.

      »Na, wie gefällt dir das, Schlampe?«

      »Das sieht sehr schön aus«, keuchte Benthe. »Danke, Mijnheer!«

      Marijke nahm ihren Wischlappen, wandte sich ab und ging an die Bar, um zu fragen, ob wieder Getränke in eine der Suiten zu bringen waren, die in ihren Zuständigkeitsbereich fielen.

      ***

      Kapitel 3

      »Rikkert wil je meteen in zijn kantoor zien, Marijke!«, ließ Neeltje, die immer einen glänzenden roten Latex-Catsuit mit Katzenohren und aufregende Schaftstiefel mit mörderischen Absätzen trug, sie wissen. »Hij wacht daar met een belangrijke klant.[3]«

      Sie warf ihr einen verwirrten Blick zu. »Weet je zeker dat hij me nu wil zien?[4]«, fragte sie zurück – schließlich hatte sie keinen Kontakt zum Klientel des ›Birdcage‹, abgesehen vom Servieren und Abräumen der Getränke. Auch hatte sie noch nie jemand wegen eines Spieles angesprochen, und sie war froh, dass es dabei geblieben war.

      »Hij zei dat[5]«, nickte Neeltje. »Die beiden warten auf dich. Du solltest dich also beeilen ... Ich nehme dir das ab.« Sie griff nach dem Tablett mit den leeren Gläsern und nahm es Marijke aus den Händen. Sie war die Sicherheitschefin im Club und befehligte vier muskelbepackte Männer, die für Ordnung sorgten, falls tatsächlich mal ein Eingreifen erforderlich wurde. In dieser Funktion war sie viel zu beschäftigt, um als Servicekraft zu arbeiten, aber sie wusste, dass es ein Ding der Unmöglichkeit war, dass Marijke ihr Tablett jetzt einfach auf einem Tische an der Bühne abstellte und dort beließ. Insbesondere wo sich dort gerade eine an Händen und Füßen gefesselte Sklavin krümmte, deren Körper ihr Meister in transparente, reißfeste Frischhaltefolie gewickelt und zur allgemeinen Benutzung freigegeben hatte.

      In regelmäßigen Abständen betrat ein Kunde das Podium, verging sich an ihr für einige Minuten und neckte sie, bis sie sich kurz vor einem Orgasmus befand, ehe er sich wieder auf seinen Platz begab. Ihr Herr und Meister hatte alle laut wissen lassen, dass es ihr verboten war vor vier Uhr in der Früh zum Höhepunkt zu kommen. Die zwei Stunden, in denen sie sich nun inzwischen in dieser Lage auf der erhöhten Spielfläche befand, hatte sie bereits zutiefst frustriert, weshalb sie laufend stöhnte, keuchte, wimmerte und unter Tränen, nach Luft japsend darum flehte, endlich von ihrer nicht mehr auszuhaltenden Wollust erlöst zu werden.

      »Bedankt, Neeltje. Würdest du Doortje bitten, für ein paar Minuten meinen Bereich abzudecken?«

      Als Neeltje nickte und am zweiten ›Showroom‹ vorbei in die Küche ging, nahm sie sich einen Moment Zeit, um das Mädchen auf der Bühne zu beobachten. Es lag jetzt mit den Schultern unmittelbar an der Bühnenkante auf dem Rücken und sein Kopf ragte darüber hinaus. Sie verharrte dort völlig regungslos mit geöffnetem Mund, als ihr ein Mann in einem gut geschnittenen dunkelgrauen Anzug sein erigiertes Glied gegen ihre Lippen drückte und seine Eichel an ihren Zähnen rieb. Er neckte sie, weigerte sich, es ihr ganz in den Mund zu schieben, und bewegte seinen langen, dicken Schaft stattdessen nur leicht hin und her, wobei er ihre feuchten Lippen und Zunge streifte, ehe er ihre Wangen mit der Eichel streichelte. Eine Hand stützte ihren Hinterkopf, während seine andere in ihrem Schritt ruhte und ihr den Kitzler bespielte, der zu einer enormen Größe angeschwollen war – immer darauf bedacht, sie nur an die Grenze zu bringen, um ihren Lippen ein lautstarkes Aufkeuchen zu entlocken; ein beschwörendes Flehen, sie endlich über die Klippe, in die tosenden Wellen eines Höhepunktes zu schicken.

      Marijke seufzte, wissend, dass dieses Bild nun gegen ihren Willen in ihrem Kopfkino auftauchen würde, wenn sie das nächste Mal mit sich selbst spielte. Sie musste sich eingestehen, dass viele der weniger gewalttätigen Akte der letzten drei Monate ihre Fantasie angeregt hatten – was sie oft beunruhigte. Vor ihrer Arbeit im ›Birdcage‹ waren ihren Fantasien immer in völlig normalen Bahnen verlaufen – Vanille eben, wie es Rikkert ausgedrückt hatte. Immer waren es muskulöse gut aussehende Männer gewesen, die sie zärtlich nahmen und sie gekonnt bespielten. Starke Liebhaber, die es verstanden, sie virtuos zu einem Orgasmus zu bringen. Sie gestand sich ein, dass Rikkert recht hatte – in ihrem Kopf lief das ab, von dem sie immer angenommen hatte, dass es wohl den meisten Frauen gefiel – und ja, das Wort allein klang sehr viel exotischer als dieser simple Sex ohne jeden Schnickschnack war. Es war schlichter Blümchensex, wobei ›Doggystyle‹ in ihrem Kopf bereits eine der gewagteren Vorstellung war. Nie fand dabei irgendein Kontrollaustausch statt, niemals wurde sie in ihrer Fantasie erniedrigt oder sexuell bestraft. Inzwischen wusste sie, dass die Liebhaber der Spielarten, die sie hier jede Nacht zu Gesicht bekam, den Begriff abwertend meinten und sie jede Form von ›Mainstream-Sex‹ langweilte. Wer deren Ansicht nach mit seinem Partner im Bett keinerlei Experimente wagte und nicht einmal über seine sexuellen Gelüste sprach, galt für sie als prüde. Für sie trugen ›Sextoys‹, Rollenspiele und andere Dinge dazu bei, dass ihr Sex so ›versaut‹ wie gewünscht wurde.

      Meistens wiederholten sich in Marijkes Kopf bestimmte Erinnerungen aus dem Club, wenn sie masturbierte. Dann sah sie sich in ihrer Latexuniform mit einem hautengen Rock, der so knapp bemessen war, dass je nach Blickwinkel ein Hauch von ihrer blank rasierten Spalte hervorblitzte, kombiniert mit einem engen Korsett, dass ihre nackten Brüste fest umschloss und einem einfachen schwarzen Lederhalsband, das sich schmeichelnd um ihren schlanken Hals legte. In ihrer Vorstellung griffen unsichtbare Hände nach ihr, während sie durch die Räume des Clubs lief. Dabei zerrten Finger an ihrem Kostüm, drängten sie dazu auf die Knie zu gehen und die Körper der Männer, die sie festhielten, beugten sich über sie, während sie mit ihm spielten und in ihn eindrangen. Zwangsweise öffnete sie ihre Lippen und bot ihnen ihren Mund an. In ihrer Illusion widersetzte sie sich nie dem, was ihre Fänger von ihr verlangten und mit ihr anstellten. In ihrem Kopfkino lieferte sie sich voll uns ganz der Gnade der Männer aus, und nie zuvor war sie so erregt gewesen. Anfangs waren diese Fantasien nur vereinzelt aufgetreten, doch inzwischen hatten sie überhand genommen und nur vereinzelt kam es beim Onanieren noch zu ›Vanillaschüben‹, wie sie das nun lächelnd bezeichnete.

      Sie schüttelte den Kopf und versuchte, das Bild beiseite zu schieben – schließlich liebte es Rikkert nicht warten zu müssen. Zügig schob sie sich ihren Rock zurecht. Plötzlich war sie sich seiner Kürze bewusst geworden und fühlte sich unbehaglich, weil sie der Anblick des Mädchens erregt hatte und sie die Feuchte zwischen ihren Beinen spürte. Mit schnellen Schritten stieg sie auf ihren High Heels die Treppe zu Rikkerts Büro empor und klopfte an dessen Tür, ehe sie zögernd öffnete.

      »Ah, Marijke, kom binnen![6]«, forderte Rikkert sie auf. »Na, komm', beeil' dich!« Er saß hinter seinem ausladenden Mahagonischreibtisch, den er so sehr liebte, und der Raum war angefüllt vom dichten Rauch und übelriechenden Gestank seiner kubanischen Zigarren.

      Sie trat durch die Tür in das große Arbeitszimmer und erblickte sofort den Klienten, den Neeltje erwähnt hatte. Der Mann hatte sich in die hinterste Ecke des Raumes zurückgezogen, möglichst weit vom scharfen, beißenden Rauch entfernt. Sie wagte es nicht, ihren Kopf in seine Richtung zu drehen – selbst als Servicekraft, so war es ihr von Rikkert eingeschärft worden, sollte sie den Kunden gegenüber devot auftreten. Aber sie wusste, dass sie ihn noch nie zuvor im ›Birdcage‹ gesehen hatte. Alles, was sie aus ihren Augenwinkeln heraus sehen konnte, war, dass er ein junger, eher durchschnittlicher Kunde war – vielleicht Anfang der Dreißig, mit kurzen, dunklen Haaren, und dass er einen einfachen, aber offensichtlich exzellent geschnittenen dunklen dreiteiligen Anzug trug.

      Kaum, dass sie vor Rikkerts Schreibtisch