Nach dem ersten Handel hat Rich vier Ratten und es verlangt ihn daher nicht mehr so danach. Das gleiche gilt für Helena: nachdem sie bereits eine Falle erhalten hat, wird die nächste nicht mehr so wertvoll sein. Vergleichen wir die Wertmaßstäbe unserer Händler für den Ratten- und Fallenhandel:
Wir nehmen an, dass Rich zumindest vier Ratten für die Aufgabe einer zweiten Falle haben wollen wird (für die erste Falle waren es noch drei), während Helena maximal vier Ratten (für die erste waren es noch fünf) hergeben wird. Obwohl der Wert der nächsten Einheit, die sie erwerben können, gesunken ist, gibt es trotzdem noch die Möglichkeit eines Handels, von dem beide profitieren können. Sie werden den zweiten Handel durchführen und dabei eine Falle für vier Ratten tauschen.
Die Bewertungen unserer Handelspartner werden jedoch eine dritte Transaktion nicht unterstützen. Helena ist nur zur Aufgabe von drei Ratten für eine Falle bereit, während Rich keiner Transaktion zustimmen wird, wenn sie ihm nicht mindestens fünf Ratten einbringt. In diesem Markt wird es keinen weiteren Handel geben. Er hat einen Zustand erreicht, den wir einfachen Ruhezustand nennen (wird im Detail in Kapitel 6 untersucht).
Es ist wichtig, festzuhalten, dass es nicht bedeutet, dass der Wert der gehandelten Güter für beide Teilnehmern gleich hoch war, wenn eine Transaktion stattgefunden hat. Nur die Tatsache, dass sie das fragliche Gut unterschiedlich bewertet haben, hat sie zu einer Transaktion bewogen. Helena hat die zwei Fallen höher geschätzt als acht Ratten, während Rich acht Ratten höher schätzte als zwei Fallen.
Carl Menger hat darauf hingewiesen, dass es zu absurden Schlussfolgerungen führt, wenn man davon ausgeht, dass ein Tausch an dem Punkt stattfindet, an dem die Bewertungen gleich sind. Wenn zwei Menschen dann tauschen, wenn sie den Wert dessen, was sie hergeben, gleich hoch ansehen wie den Wert dessen, was sie erhalten, dann gibt es keinen Grund, den Tausch nicht im nächsten Moment umzukehren. Wenn Sie Ihr Haus für € 200.000 verkaufen, dann haben Sie die € 200.000 höher geschätzt als Ihr Haus. Andererseits hat der Käufer Ihr Haus mehr geschätzt als die € 200.000. Ansonsten gäbe es für Sie (sieht man von den Transaktionskosten einmal ab) keinen Grund, nach Abschluss des Austausches das Haus nicht sofort wieder zurückzunehmen und die € 200.000 aufzugeben. Würde der Tausch wirklich an einem Punkt gleicher Bewertung stattfinden, gäbe es keinen Grund, das Haus nicht mehrere Male hin- und herzutauschen.
Wenn wir jedoch Austauschhandlungen aus dem Blickwinkel menschlichen Handelns betrachten, dann sehen wir, dass Menschen nicht einfach tauschen, nur um Freude daran zu haben, zu betrachten, wie Güter den Besitzer wechseln. Tauschhandlungen haben ihren Ursprung nicht in einer „Neigung zum Handeln“. Wenn ein Tausch stattfinden soll, dann müssen beide Seiten annehmen, dass sie nach dem Tausch besser dran sind. Das ist die Voraussetzung für jedes Handeln – die handelnde Person muss der Ansicht sein, dass sie einen höheren Zustand der Zufriedenheit erreicht als bei Nichthandeln. Sie versucht, von dem, was ist, zu dem zu gelangen, was sein sollte.
Diese Ausführungen werfen etwas Licht auf Redewendungen, die man gerne verwendet, wenn man einen Tausch diskutiert. Wer hat nicht schon einmal jemanden nach einem Kauf sagen gehört, der Preis sei eine „Gaunerei“ gewesen? Lassen wir einmal den Fall beiseite, dass der Käufer über die Qualität des Gutes getäuscht wurde – das ist Betrug und wirklich eine „Gaunerei“. Nehmen wir an, das betreffende Gut sei von bekannter und gleich bleibender Qualität – etwa Flaschenbier einer bekannten Marke. Am Montag in der Arbeit erzählt Ihnen Ihr Freund: „Wir waren am Wochenende bei einem Fußballspiel. Fünf Euro haben wir für das Bier bezahlt – was für eine Gaunerei!“
Was meint er damit? Solange er weder dazu gezwungen wurde, das Bier zu kaufen noch durch irgendwelche Tricks dazu gebracht wurde und es auch wirklich freiwillig gekauft hat, dann hat er das Bier höher geschätzt als die fünf Euro. Warum hätte er es sonst gekauft? Hätten ihm die fünf Euro mehr bedeutet als das Bier, hätte er sie nur zurück in die Tasche stecken und weggehen müssen. Geht man davon aus, dass Ihr Freund freiwillig etwas aufgegeben hat, das er weniger geschätzt hat als das Bier, kann der Verkäufer sich ebenso beschweren – auch er wurde über den Tisch gezogen! Was Ihr Freund wirklich meint, ist „Ich wünschte, das Bier wäre billiger gewesen.“ Wir alle wollen jedoch weniger hergeben um mehr zu erhalten. Mit anderen Worten: Wir wollen unseren Profit erhöhen. Das ist die allgemeine Grundlage menschlichen Handelns. Wenn wir versuchen, unsere Lage zu verbessern, haben wir keinen Grund, zu erwarten, dass andere – wie etwa der Händler – nicht dasselbe tun.
Fehlt hier etwas?
Bis jetzt gibt es für unsere menschlichen Hauptdarsteller keine Möglichkeit, wirtschaftliche Rechnungen anzustellen. Rich und Helena können bestimmte Mengen bestimmter Güter miteinander vergleichen und entscheiden, welches Güterbündel sie für wertvoller halten. Sie können aber nicht berechnen, wie viel sie bei einem Tausch gewonnen oder verloren haben, weder davor noch danach. Wir können sagen, dass Rich acht Ratten zwei Fallen vorgezogen hat, aber es gibt keine Möglichkeit, die Frage zu beantworten: „Wie sehr hat er sie vorgezogen?“ Die Vorliebe ist etwas, das er fühlt. Es gibt keinen Messstab, den man in seine Psyche stecken kann, um die „Größe“ dieses Gefühls zu messen. Sicher wird ihm eine Bedürfnisbefriedigung erstrebenswerter erscheinen als eine andere, aber, wie wir bereits betont haben, eine Redewendung wie „ich mag diese Falle doppelt so viel wie die andere“ ist einfach eine Metapher. Denn wenn sie jemand wörtlich nimmt, müssen wir Rothbards Frage stellen: „Doppelt so viel wovon?“
Der Versuch, mit Ratten und Fallen zu rechnen, wird auch nicht funktionieren. Ein Ausdruck wie „acht Ratten weniger zwei Fallen“ ist rechnerisch nicht sinnvoll.
Der Versuch, Arbeit als die allgemeine Werteinheit zu verwenden, wie es Marx und die britischen klassischen Ökonomen getan haben, führt zu nichts. Die Kosten von Richs Arbeit bestehen in seiner persönlichen Wertschätzung dessen, worauf er verzichten muss, um die betreffende Arbeit durchzuführen. Für Helena hingegen besteht der Wert von Richs Arbeit in ihrer persönlichen Wertschätzung der Früchte seiner Arbeit. Der Versuch, Gewinn und Verlust durch Drücken einer Stechuhr oder durch das Messen der verbrauchten Energie zu bestimmen, bedeutet, die wirtschaftliche Bedeutung des Vorganges komplett falsch zu deuten. Rich könnte genauso viel Zeit und Energie darauf verwenden, bereits existierende Fallen zu Sägemehl zu zermahlen wie auf den Bau neuer Fallen. Aber in unserem Szenario wird Helena ihn sicher nicht dafür bezahlen, Fallen zu zerkleinern! Die Tatsache jedoch, dass das Herstellen von Fallen wertvoll ist, ihre Zerstörung aber nicht, hängt vollständig von der Bewertung durch die Personen ab, die am Tausch von Fallen beteiligt sind und ist durch physikalische Messungen nicht bestimmbar.
Wir können uns freilich ganz einfach eine Situation vorstellen, in der die Wertigkeiten derselben physischen Aktivitäten vertauscht sind. Wenn unsere Gestrandeten sich in einer Situation wieder finden, in der sie die Ratten durch Überjagung ausgerottet haben, die Insel aber mit nutzlosen Fallen übersät ist, dann wäre das Bauen von Fallen wertlos, während ihre Zerstörung (um sauber zu machen) schon wertvoll wäre.
Das Fehlen von wirtschaftlicher Kalkulation beeinträchtigt unsere kleine Volkswirtschaft nicht wirklich. Alle Güter werden von zwei Personen gehandelt. Nachdem ein Händler der Schöpfer seiner eigenen Wertrangfolge ist, muss er nur ein Gefühl für die Wertmaßstäbe seines Partners bekommen, um sinnvoll handeln zu können. Aber wenn eine Volkswirtschaft größer wird, dann wird sich die Abwesenheit von Wirtschaftsrechnung zu einer großen Hürde