Unbewältigte Vergangenheit. Henry Kahesch. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Henry Kahesch
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738007732
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genommen. Da hat die Forensik auch was zu tun! Und wie läuft es bei ihnen in Ralswiek?“, lenkte er geschickt über.

      „Wir sind dabei den Herrmann und den Gustavson Fallen zu stellen. Ob es funktioniert bleibt offen. Aber das wollen wir heute noch erledigen. Also Heller, grüßen sie die Kollegen und fahren sie nach Bergen zurück. Wir sehen uns morgen gegen neun Uhr im Büro. Dann erörtern wir weiter und legen

      den Ermittlungsplan für den Tag fest. Machen sie sich bitte Gedanken. Schadet nichts, wenn mehrere Vorschläge diskutiert werden können.“ Gab sich der KOR generös. Was sonst eher nicht sein Fall war. Er sah es gerne, wenn die Kollegen, Mitarbeiter, auf seine Gedanken einstiegen. Was war heute bloß in ihn gefahren, sinnierte Heller.

      „Danke Chef und bis morgen“, wollte er gerade das Telefonat beenden, als ihm einfiel, was Scholtysek zuvor in einem Nebensatz erwähnte. „Aber halt. Verdammt! Was sagten sie: Der Gustavson ist in Ralswiek?“

      „Ja, sie haben richtig verstanden! Warum plötzlich so unruhig Heller? Ist was?“,erstaunte er sich. „Ganz einfach. Der Kerl war doch noch vor etwa zwei Stunden am Holzhaus. Einen Korb mit Lebensmittel hatte er in der Hand. Zunächst fummelte er an dem Schloss herum. Dann haben wir ihn gestellt. Nachweisen konnten wir ihm allerdings nichts. Wir waren kurz im Haus, haben uns einen Eindruck verschafft, dass war es.“

      „Und, war er....“, griff der KOR ein.

      Heller schien seine Frage zu ahnen und unterbrach ihn. „Ja, er war alleine, richtig. Als wir uns näher umsahen, unseren Ermittlungen folgten, war er plötzlich weg. So ein Mist! Wir waren zu oberflächlich.“

      „Das können sie laut sagen. Warum haben sie mich nicht sofort angerufen? Oder wenigstens Christmann?“, gab sich Scholtysek nun erbost. „Tja, eben alles verpennt! Oh, Entschuldigung, ich meine fehl eingeschätzt!“, räusperte sich Heller verlegen.

      „Nun, es ist wie es ist. Ab jetzt dürfen solche Dinge aber nicht mehr durchgehen, klar?“

      Scholtysek fasste nun mit Degoth den Plan, jeden der Kerle anzurufen. Die Telefonnummer des Restaurants ließen sie sich von einem Kellner unter einem Vorwand besorgen. Sie verabredeten, dass Degoth den Gustavson und Scholtysek den Herrmann beschatten sollte. Dafür riefen sie nacheinander, in Abständen von fünf Minuten, auf der Telefonnummer des Restaurants an. Der Chefermittler tat es für Degoth und dieser für ihn. Zu diesem Anlass suchte sich Degoth auf Anraten des Kriminaloberrats einen Decknamen.

      „Guten Tag, mein Name ist Graffion. Bin ich richtig verbunden? Ich meine mit dem Restaurant

      Schloss Ralswiek?“

      „Ja Herr...., wie war ihr Name bitte?“

      „Graffion!“

      „Nun Herr Graffion, was kann ich für sie tun?“

      „Ich würde gerne mit einem Herrn Gustavson sprechen. Wie ich von einem seiner Kollegen hörte sei er derzeit hier anzutreffen.“

      „Keine Ahnung, aber einen Moment bitte, ich höre selbstverständlich gerne nach.“

      Der Kellner schaute am Tresen entlang und fragte nach dem besagten Gustavson. Der meldete sich und kam, wenn auch ziemlich irritiert, ans Telefon.

      „Gustavson hier. Wer spricht?“

      „Hallo Herr Gustavson, das ist ja nett, dass ich sie erreiche. Einer ihrer Freunde verwies mich am Vormittag an sie.“

      „Wie, was , … wer war das?“ Tat er irgendwie aufgeregt.

      „Ein gewisser Noll.“

      „Ach der Noll? Kennen sie sich?“

      „Ja, wir haben uns gerade dieser Tage wieder gesehen. Haben sie mal eine viertel Stunde für mich? Bin gerade in der Nähe hier in Ralswiek und würde gerne vertraulich mit ihnen sprechen. Laut Noll seien sie der Spezialist für geheime Aktionen!“

      „Nun, da Noll sie an mich verwies, OK. Denn normalerweise reden ich mit unbekannten Leuten nicht über meine Arbeiten. Schon gar nicht am Telefon.“, setzte er dann nach.

      „Das ist freundlich, also sagen wir in einer halben Stunde? Meinen sie das geht?“

      „Ja in Ordnung. Wo wollen wir uns treffen?“

      „Ich schlage den Platz an der Schwedenkirche vor. Da ist es ruhiger und wir sind nicht mitten im Trubel. Einverstanden?“

      Er stimmte zu. Scholtysek hatte ihm alles übermittelt und Degoth, mit dem Decknamen Graffion, bereitete sich vor. Jetzt rief dieser, sich als Scholtysek ausgebend, im Restaurant an. Auch der Herrmann konnte schließlich überzeugt werden, war zu einem Treffen bereit. Dieses Gespräch sollte dann am Waldesrand, oberhalb des Schlosses, stattfinden. Ihm wurde nun die Geschichte aufgetischt, dass der Friedrichs, er sei ja ein Bekannter von ihm, Scholtysek an ihn direkt verwiesen hätte. Verdacht schienen sie beide nicht geschöpft zu haben! Während Degoth mit dem Wagen zur Schwedenkirche fuhr, machte sich der Chefermittler auf, hoch an den Waldesrand. Inzwischen war es fünfzehn Uhr und die Sonne stand in voller Pracht am Sommer - Himmel. Es war warm, aber Gott sei Dank, nicht heiß! Von weitem sah Degoth, alias Graffion, dass der Gustavson bereits an der Schwedenkirche wartete. Es war ihm also doch wichtig. Dachte er. Da er mit einem neutralen Wagen anfuhr, war ein Rückschluss auf einen Polizeieinsatz nicht möglich. Er stieg aus und ging freundlich auf ihn zu. Auf Begleitschutz hatte er verzichtet. Obwohl er nicht einschätzen konnte, wie der Kerl reagieren würde.

      „Guten Tag“, sagte er. Sie sind also Herr Gustavson?“

      „Ja, das ist mein Name.“

      „Dann habe ich also zuvor mit ihnen telefoniert.“

      „Genau. Was haben sie auf dem Herzen und wie ist nochmals ihr Name?“

      Er hatte also nur halbherzig hingehört, seinen Namen vergessen, ging Degoth, alias Graffion, durch

      den Sinn.

      „Ich bin der Graffion.“

      „Gut, gut. Wo brennt's?“, machte er nun in Eile.

      Degoth, alias Graffion, blieb ruhig. Er berichtete ihm ausführlich, als wäre ausreichend Zeit verfügbar, das, was er sich umfangreich zurecht legte. Das er eine große Aktion plane. Er dafür einige furchtlose Männer benötige. Die sollten aber auch umsichtig und verschwiegen sein. „Am liebsten wäre mir ein Mann, der sich mit der Hehlerei professionell auskennt“, machte er ihm deutlich. „Einer, der nicht lange fragt warum was läuft! Der letztendlich Erfahrung auf dem Gebiet mitbringt.“

      Er erwähnte nochmals, dass Noll ihn als Referenz nannte. Dann ergänzte er, beobachtete dabei allerdings akribisch seine Mimik:

      „Um es vornweg zu sagen, auch Mord ist nicht ausgeschlossen. Was halten sie davon?“

      „Also Mord, das lehne ich kategorisch ab. Über alles andere lässt sich reden!“

      „Warum lehnen sie so eisern ab?“

      „Morde überlasse ich anderen Kollegen. Das war und ist so. Stets. Klipp und klar sage ich es von vorne rein.“

      Degoth merkte, dass es ihm damit ernst war. Er bohrte jedoch weiter. Wollte herausfinden, ob er bei Transporten von Leichen, die verbuddelt werden sollten, helfen würde.

      „Gut. Darüber könnten wir reden. Kommt auf die Bezahlung an!“

      „Also verstehe ich, sie würden!“

      „Ja, im Prinzip noch drin!“

      „Verbleiben wir so, ich rufe sie morgen, spätestens übermorgen erneut an. Wie erreiche ich sie?“

      „Hier gebe ich ihnen meine geheime Handynummer, bitte notieren sie!“

      Degoth notierte und war ziemlich verwundert, dass er diese ohne Umschweife erhielt. „Ein heller Köpf“, sagte er sich, „kann es wirklich nicht sein.“

      Scholtysek hatte da schon einen härteren Brocken zu spalten! Der Herrmann war