Männer sind auch nur Menschen. H. G Götz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: H. G Götz
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753188522
Скачать книгу

      „Neiiiin“, erwiderte sie.

      „Ein Mann. Dani ist ein Typ!“

      Schon am Morgen wusste er, dass ein Tag der damit anfängt, dass die Kaffeemaschine seinen Geist aufgibt – noch bevor er wenigstens eine Tasse bekam, kein guter sein konnte.

      Wenn einem dann auch noch, auf wenig schonende Art und Weise mitgeteilt wurde, dass die Frau in die man sich verliebt hatte, einen Freund hatte…!

      Heute noch, Monate nach dem Geständnis war er sich nicht sicher, ob es Verwunderung, Verwirrung oder ein plötzlicher Anfall von Ganzkörpergelähmtheit war, die ihn wie angewachsen dastehen ließ. Aus welcher er sich erst zu lösen begann, als Sarah mit ihren Fingern vor seinem Gesicht herumzuschnippen begann.

      Ganz sicher wusste er nur, dass er sich an diesem Tag einen Alkoholpegel verpasst hatte, der ihn noch die darauffolgenden zwei Tage begleiten sollte.

      Als Bernd die Geschichte das erste Mal hörte, fragte er ihn: „Sie nennt ihn Dani?“

      Phil konnte das Erstaunen auf seinem Gesicht sehen und war amüsiert.

      „Ja, sie nennt ihn Dani.“

      Bernd lachte. „Was ist der Typ? Halbschwul?“

      „Warte“, sagte Phil. „Sie hat mir mal irrtümlich ein

      Foto von diesem Dani geschickt“, wobei Phil sein Smartphone aus der Tasche zog, um nach dem Foto zu suchen.

      Bernd sah sich das Foto an und sagte: „Scheiße!“

      „Wo hat sie denn den her? Hat sie sich mit einem Lolli vor die Volksschule gestellt, um ihn anzulocken?“ „Jetzt ehrlich mal.“ sagte Bernd weiter. „Der Typ sieht aus, als hätte er gerade die vierte Klasse beendet. Abgesehen davon, dass er aussieht…! Ich weiß nicht! Bist du sicher, dass das ein Typ ist“, fragte er ihn, mit zweifelndem Blick.

      „Ich meine, er, wenn es denn ein Er ist, hat doch ziemlich…, weibliche Züge.“

      Wieder dieser zweifelnde Blick, der Phil zu fragen schien, ob er sich nicht im Foto geirrt hatte.

      „Abgesehen davon. Findest du nicht, dass er, nehmen wir mal an es ein Er ist, etwas…, na ja sagen wir mal, rundlich geraten ist?“

      Bernd war in Fahrt geraten.

      Bernd, der es genoss, über die wenig vorteilhafte, wenn auch nicht gegenwärtige Erscheinung, zu lästern, bekam nicht mit, dass sich die Gesichtszüge seines Freundes, zu verdunkeln begannen. Erst, nachdem er mit seiner Läster-Tirade fertig war, sah er, die Veränderung, die sich auf dem Gesicht Phils vollzogen hatte.

      Man konnte Bernd nachsagen was man wollte, dumm war er nicht. Blitzschnell erkannte er, was in seinem Kumpel vor sich ging.

      „Jetzt komm schon Alter“, versuchte er Phil aufzuheitern.

      „Du willst mir doch nicht weismachen, dass du dir von einer Frau den letzten Nerv rauben lässt, die sowas, dir vorzieht!“

      So sehr es ihn auch schmerzte. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als genau das zuzugeben.

      Noch mehr jedoch schmerzte ihn die Tatsache die Tatsache, dass Sarah ihm Emily für ein gutes halbes Jahr vorenthalten hatte, nur weil er ihr gesagt hatte was er von ihrem Freund hielt. Sie wusste, was sie ihm damit antat. Sie wusste, dass er Emily gernhatte und sie vermissen würde.

      Ein Druckmittel, dass sie, obwohl es ihr bewusst war, dass es ihre Tochter genauso schmerzen würde, dennoch anwandte. Erst als sie ihm das Versprechen abnahm sich nicht mehr abfällig gegenüber Dani zu äußern, gestattete sie Emily wieder, ihn zu besuchen. Sie hatte ihn erpresst und er hatte sie dafür gehasst. Zumindest zeitweise.

      Als er Emily das erste Mal wiedersehen konnte, musste er sich beherrschen, um nicht vor Freude ein paar Tränen zu verlieren.

      Nun aber stand sie wieder vor ihm, hielt ihm ein Blatt Papier hin und sagte: „Da schau. Das hab ich heute bekommen!“ Er konnte sehen, dass sie ganz Stolz war. Ein breites Lächeln, dass strahlender nicht sein konnte war auf ihrem Gesicht zu sehen. Auf diesem so hübschen, liebenswürdigen Gesicht, dass er so sehr liebte. „Was hast du denn da“, fragt er sie, weil er es auf den ersten Blick nicht gleich erkannt hatte, so nah hielt sie ihm das Blatt Papier vor die Nase.

      „Na mein Halbjahreszeugnis. Siehst du doch“, gab sie protestierend von sich.

      „Du solltest wirklich nicht so eitel sein und deine Brille aufsetzen.“

      Dem Schmunzeln auf ihrem Gesicht, war er auch an diesem Tag nicht gewachsen.

      Er sah sie mit gespielt strengem Blick an, fasste sie blitzschnell mit beiden Händen um die Hüfte und hob sie hoch.

      „Du kleines freches Ding! Na warte, dir werd ich´s zeigen!“ Emily lachte laut auf und versuchte sich aus seinem Griff zu befreien.

      „Neeeein“, rief sie. „Aufhören! Du weißt das ich kitzelig bin.“

      Das Zeugnis war ihr aus der Hand zu Boden gefallen.

      Erschrocken hielt sie inne.

      „Mein Zeugnis!“ Schnell setzte er sie ab, wollte sich nach dem Zeugnis bücken. Doch da war Emily schon in die Knie gegangen, um es aufzuheben. Phil setzte sie ab, entschuldigte sich bei ihr.

      „Oh entschuldige bitte!“

      „Wehe, wenn du es schmutzig gemacht hast“, sagte sie.

      Er sah, dass sie wirklich besorgt war. Emily hielt das Zeugnis in der Hand, blies darauf, um ein paar trockene Grashalme davon zu entfernen. Besorgt sah sie auf das Blatt.

      „Entschuldige bitte“, sagte Phil noch einmal. „Darf ich es jetzt sehen?“

      Emily sah ihn an, prüfend, so als wollte sie herausfinden ob sie ihm noch trauen konnte. Nach ein paar Sekunden, in denen sie ernsthaft zu überlegen schien, ob sie es ihm geben sollte, sagte sie: „Hier, aber sei vorsichtig!“

      „Klar“, versicherte er ihr.

      Emily hielt ihm das Zeugnis hin. Kaum hatte er es in der Hand boxte sie ihn mit ihrer kleinen Faust in die Seite.

      „Aua“, sagte Phil und hielt sich die Stelle, an der sie ihn getroffen hatte.

      „Das hast du dir verdient.“ Emily sah, dass ihm der Schlag nicht wirklich weh getan hatte und zeigte ein Lächeln auf ihrem Gesicht, das für ihn so schön war, wie jedes Lächeln das er von ihr geschenkt bekam.

      „Kann ich bitte etwas zu trinken bekommen“, fragte sie ihn, wieder ganz das ihm bekannte höfliche Mädchen. „Ja klar.“ sagte er. „Im Kühlschrank, stehen ein paar Flaschen deines Lieblingssafts. Geh einfach rein und hol es dir.“

      Emily sah ihn kurz an, noch immer lächelnd.

      „Erdbeersaft“, fragte sie ihn.

      „Erdbeere, Banane, Heidelbeere. Alles was dir schmeckt.“

      „Du bist ja doch nicht so übel“, sagte sie, wobei sie an seinem Shirt griff, um ihn zu sich herunterzuziehen und ihm einen Kuss auf die Wange zu geben.

      Danach lief sie schnurstracks ins Haus.

      Mit einem Mal fühlte er wieder diese Wärme in sich. Diese Wärme, die er nur dann empfand, wenn er mit ihr zusammen sein konnte.

      „Ich bring dir deine Brille mit“, hörte er sie sagen als sie schon dabei war ins Haus zu gehen. „Sonst siehst du ja doch nichts.“

      Die Bemerkung machte ihn schmunzeln. Ein Schmunzeln, von dem er am Morgen noch nicht wusste, dass es ihm an diesem Tag vergönnt sein würde. Als Emily wieder in den Garten gekommen war, saß Phil bereits auf seiner Bank in der Laube und sah sich das Zeugnis an.

      „Na“, fragte sie ihn voller Stolz.

      „Alle Achtung“, sagte er bewundernd.

      „So ein tolles Zeugnis