Sky-Navy 21 - Raumpatrouille. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Sky-Navy
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753194356
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Scheinwerfer, welche die verschiedenen Schleusen des Schiffes anstrahlten. Im Fall der Conestoga-Klasse galt dies für die kleine Fracht- und Personenschleuse der Bugkugel.

      Ein Conestoga bestand aus Bug- und Heckmodul. In der Bugkugel lagen alle Steuerelemente und die Aufenthaltsbereiche der kleinen Flugmannschaft. Das kantige Heckmodul beinhaltete die Energieversorgung sowie die Triebwerke, inklusiver zweier Ausleger, in denen die starken Bremstriebwerke untergebracht waren. Zwischen diesen beiden Modulen gab es nur ein dreieckiges Gittergerüst, in dem ein luftdichter Verbindungsgang entlangführte. Die Länge des Gerüstes wurde der Menge an Fracht angepasst. Vom Verbindungsgang aus konnten die einzelnen Frachtcontainer erreicht werden. Es waren Standardcontainer, deren Anzahl bis zu fünfzehntausend betragen konnte. Ein Zugriff auf sie, auch während des Fluges, hatte sich im Einzelfall schon als rettend für ein Frachtschiff erwiesen. Gelegentlich wurde gefährliche Fracht transportiert oder es kam zu Beschädigungen durch kosmische Vagabunden, wie größere oder kleinere Meteoriten, denen das Schiff nicht rechtzeitig ausweichen konnte.

      „Entfernung zweitausend Meter und abnehmend“, war Francines Stimme zu hören. Wenig später: „Entfernung zweihundert Meter und konstant. Kurs und Geschwindigkeit synchron. Summer of 69 öffnet Schleuse.“

      „Verstanden, Eins-O. Wir beginnen mit Entervorgang.“ Sean nickte Phuong zu. „Es kann losgehen, Sarge.“

      Sie brauchte nicht viele Worte. „Corporal.“

      Man sagte dem ungewöhnlich großen und muskulösen Corporal Jeremy Walters ein intimes Verhältnis mit Phuong nach. Wenn man beide nebeneinander sah, war das anatomisch kaum vorstellbar, da Jeremy den zierlichen Sergeant um anderthalb Kopfeslängen überragte. Jetzt nickte er dem neben ihm stehenden Trooper Tobias Fellmer zu. Beide stießen sich vom Rand der Schleuse ab und schwebten gemächlich zu dem Frachter hinüber, dessen Bugmodul wie eine gewaltige Wand vor ihnen aufragte.

      Im Licht der Scheinwerfer war die weiße Hülle des Conestoga gut zu erkennen. Zahllose Schrammen von Mikrometeoriten hatten ihr zugesetzt. Zwei Rumpfplatten in relativ frischem Lack zeigten, wo unlängst eine Reparatur vorgenommen worden war. Knapp unter dem Äquator des Bugmoduls zeichnete sich in der Wölbung das gerundete Rechteck einer offenen Schleuse ab.

      Gekonnt bremsten Walters und Fellmer ihren Flug mit den Flugmodulen, die sie zusätzlich an ihren Kampfanzügen angebracht hatten.

      „Sauber“, meldete der Corporal und nur einen Augenblick später nahmen Phuong und ein weiterer Trooper Sean McIntosh zwischen sich. Die übrigen Trooper folgten in Zweiergruppen.

      In der Personenschleuse der Summer of 69 angekommen, konnte Sean durch das transparente Fenster im Innenschott die Gestalt eines Besatzungsmitgliedes des Frachters erkennen. Dann war der letzte Trooper an Bord und leitete den Schleusenvorgang ein. Das Außenschott schloss sich lautlos, Atemluft strömte ein und schon bald zeigte das Leuchtelement über dem Innenschott, dass der Druckausgleich hergestellt war.

      Während die Trooper ihre Kampfhelme geschlossen hielten, öffnete der Captain seinen Folienhelm und faltete ihn auf den Rücken zurück. Dann betätigte er den Öffner.

      Das weibliche Besatzungsmitglied trug ebenfalls den schmucklosen Einteiler von Waldron. Sie starrte mit finsterem Gesicht auf die gepanzerten Gestalten hinter McIntosh.

      Der Captain lächelte betont freundlich. „Captain Sean McIntosh von der D.S. Aberdeen der Sky-Navy. Gemäß den Direktiven des Direktorats führen wir eine routinemäßige Überprüfung durch. Wenn Sie mich freundlicherweise zu Ihrem Captain bringen würden?“

      „Nur Sie oder auch Ihre gesamte Sturmtruppe?“

      Das Lächeln von McIntosh vertiefte sich. „Trooper sind sehr ängstliche Wesen und fürchten sich unglaublich, wenn sie alleine sind.“

      Ihr Gesicht verfinsterte sich noch mehr. „Folgen Sie mir. Ich bringe Sie zu Mister Alexander.“

      „Besten Dank. Gehen Sie bitte voraus, damit wir uns nicht verlaufen.“ Sean gab Phuong einen verstohlenen Wink, worauf sie den Troopern mit einer weiteren Geste befahl, die Karabiner zu sichern und in die Halterung des Brustgurtes zu hängen.

      Die Brücke des Frachters lag im Bugbereich der Äquatorialebene. Auf dem Weg dorthin registrierte Sean McIntosh, dass man an Bord keinen sonderlichen Wert auf Behaglichkeit legte, es sei denn, dass man eine gewisse Unordnung und Schmutzbelastung als solche erachtete. Doch alle für das Schiff wichtigen Systeme und Gerätschaften wirkten gut gepflegt. Offensichtlich legte Waldron Galactic Enterprises durchaus Wert auf die Funktionalität seiner Schiffe. Die Besatzung mochten entsprechende Schecks oder die Sehnsucht nach dem Weltraum locken.

      Die Brücke war deutlich größer als die der Aberdeen, obwohl es hier nur vier Arbeitsplätze gab, den Kommandanten eingeschlossen. Ein niedriges, aber sehr breites Panoramafenster erlaubte auch hier den direkten Blick in den Weltraum. Raumfahrer waren eine besondere Spezies, die es nicht akzeptierte, wenn dieser Blick durch Kamerabilder ersetzt wurde.

      Die Plätze auf der Brücke waren zur Hälfte besetzt. Das würde sich wohl erst wieder ändern, wenn sich das Schiff zum Entladen bereit machte. Entweder würde es an einer Orbitalstation anlegen und dieser die Container übergeben oder man würde sie per Shuttle vom Boden holen.

      Mister Alexander wirkte noch immer ein wenig schmuddelig, nun jedoch bedeutend freundlicher als bei der ersten Kontaktaufnahme. Er hielt das vom I.T.S.B. vorgeschriebene schriftliche Logbuch bereit, das auch dann noch über das Schicksal eines Schiffes berichten konnte, wenn es als energieloses totes Wrack durch den Weltraum trieb. Daneben war natürlich auch die tetronische Datei verfügbar.

      „Logbuch, Schiffspapiere und die Frachtpapiere“, sagte er durchaus freundlich, während er sie an Sean übergab. „Tut mir leid, wenn ich vorhin ein wenig ruppig war, aber wir haben schon zwei anstrengende Touren hinter uns und sind froh, wenn wir nach Fairchild wieder heimwärts dampfen können.“

      „Durchaus verständlich, Captain Alexander.“ Sean setzte sich in einen freien Sitz und deutete um sich. „Etwas dagegen, wenn sich meine Jungs ein wenig umschauen? Sie wissen ja sicher, wie das geht. Ein paar Blicke auf die Sicherheitsinstallationen, Vorräte, die Bordküche, die Lebenserhaltung und in den Maschinenraum sowie ein oder zwei Stichproben der Fracht. Ganz nach Vorschriften der Raumsicherheit.“

      „Ja, ich kenne die Vorschriften des I.T.S.B.“, brummte Alexander. „Durchaus lästig, aber natürlich erkennt jeder Raumfahrer an, dass die Sicherheit in der Raumfahrt gewährleistet sein muss. Ich habe schon einige Trampdampfer gesehen, deren Verkehrstüchtigkeit durchaus fragwürdig war. Aber Sie werden sehen, McIntosh, dass auf unserem Kahn alles in Ordnung ist.“

      „Da bin ich mir sicher, Captain“, versicherte Sean lächelnd. „Ist eben reine Routine. Die übliche Stichprobe auf Raumpatrouille.“

      „Ja, klar.“ Alexander sah, wie Phuong und ihre Trooper Anstalten achten, die Brücke zu verlassen. Nur einer von ihnen, Trooper Wolkov, postierte sich neben dem Schott. Die Helmscheibe seines Helms war auf transparent geschaltet und man konnte sehen, dass der Kavallerist einen eher schläfrigen Eindruck machte.

      „Flora, sei so gut und zeige den Troopern, wo alles ist“, bestimmte Alexander der Frau, die ihm zunickte und den Soldaten rasch folgte.

      Sean musste ein Grinsen unterdrücken, als er den verächtlichen Ausdruck im Gesicht des Frachterkapitäns sah. Falls der Mann tatsächlich glaubte, Wolkov sei nicht in höchstem Maße alert, dann konnte er eine ausgesprochen böse Überraschung erleben. Die scheinbare Schläfrigkeit war Wolkovs „Dienstgesicht“ bei Enterungen, mit dem es ihm durchaus gelang, den Eindruck zu vermitteln, das gesamte Enterkommando sei schludrig und unaufmerksam. Schon manchen hatte das in falsche Sicherheit gewiegt.

      „Tragen die Burschen eigentlich immer ihre volle Montur mit geschlossenen Helmen?“, erkundigte sich Alexander. „Kaffee oder Tee oder etwas anderes?“

      „Ja und nein“, antwortete Sean, der sich auf die Eintragungen konzentrierte. Dann hob er kurz den Blick. „Die tragen sie immer. Macht der Gewohnheit. Und Danke, aber ich benötige nichts. Sehr freundlich.“