Ziegel - Phantastische Kurzgeschichten. B. Hank Hoefellner. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: B. Hank Hoefellner
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754178713
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der Mitte des Bettes lag ein roter Ziegelstein.

      Mary Lou nahm den Stein und verließ das Zimmer, während Harvey die Sachen seines verschwundenen Gastes in einen Beutel packte. Er würde sie später auf Wertgegenstände durchsehen.

      Lester stand in der Tür des Cafés, als Mary Lou aus der Pension trat.

      „Und?“, rief er ihr zu.

      „Es ist alles gut.“

      Sie schwenkte dabei den Stein und ging damit zu einem der Mahnmale, die die Hauptstraße links und rechts säumten, legte den Ziegel darauf ab und ging zurück zum Café.

      Als sie eintreten wollte, ergriff einer der beiden Alten ihre Hand.

      „Es ist gut, wie es ist. Lieber er, als einer von uns.“

      Sie nickte und ging in ihren Laden. Sie dachte an die Braut, die heute ohne Ring würde heiraten müssen.

      Lester, mit einem roten Benzinkanister in der einen und einem schweren Vorschlaghammer in der anderen Hand, ging zum Wagen und fuhr ihn in die verfallene Siedlung. Dort stieg er aus, entfernte die Nummernschilder und schlug schließlich mit dem schweren Hammer auf das Fahrzeug ein. Zum Schluss übergoss er es mit dem mitgebrachten Benzin. Schließlich kramte er einen Zigarrenstummel aus seiner Brusttasche, steckte ihn in den Mund und fummelte umständlich ein Wegwerffeuerzeug aus der Hosentasche. Nach 3 Versuchen konnte er endlich seinen ersten Zug seit Stunden machen. Er inhalierte andächtig den Rauch, hielt kurz inne und atmete ihn durch die Nase in blauen Wolken aus. Nach zwei weiteren Zügen schnippte er die glühende Kippe auf das mit Benzin getränkte Fahrzeug, das augenblicklich in Flammen aufging. Er wich ein paar Schritte zurück und sah zu, während dichte schwarze Wolken aufstiegen.

      Ein paar der Stadtbewohner hatten sich am Anfang der Straße versammelt und beobachteten schweigend. Als das Feuer schließlich erloschen war, trotteten sie wortlos zu ihren Häusern und Familien zurück.

      Danach kehrte wieder Ruhe ein und die Sonne versank ziegelrot am Horizont.

      ENDE

      

      

      

      

      

      

      

      

      

      

       Der Diebstahl

      „Eugene, da ist eine für dich!“

      Police Constable Eugene Foster sah von seinem Bericht auf.

      „Noch jemand? Ich bin noch bei dem Unfallbericht von heute Morgen!“

      „Unfall mit Todesfolge, Fahrerflucht?“

      „Genau der!“

      „Na, dann ist die da draußen DIE perfekte Ablenkung. Glaub mir.“

      „Heiß?“, fragte Eugene erwartungsvoll.

      „Verrückt!“, sagte Julius und verschwand lachend aus der Tür.

      PC Foster stand auf, zupfte seine Jacke zurecht und betrat kurz darauf das Vorzimmer. Die Kollegen waren gerade mit einer Prostituierten, einem um sich schlagenden und wie verrückt schreienden, sabbernden Junkie und dem, mal wieder, streikenden Kaffeeautomaten beschäftigt. Sein Blick fiel auf die Frau, die am Tresen wartete.

      Sie sah überhaupt nicht verrückt aus! Befand PC Foster und trat näher. Aber das taten Verrückte ja nie!

      Es handelte sich um Edna Bloom, 56, wohnhaft in der Islington Road 63 b.

      So stand es zumindest in ihrem Pass, den sie ihm ungefragt in die Hand drückte.

      „Damit Sie sehen, dass ich es bin.“

      Wer sollte es auch sonst sein? Die Queen?

      „Danke!“, sagte er unverbindlich und legte ein Formular an.

      „Was kann ich für Sie tun, Mrs. Bloom?“

      „Miss Bloom!“

      „Verzeihung! Miss Bloom!“

      „Ich möchte einen Diebstahl zur Anzeige bringen.“

      „Einen Diebstahl?“

      „Ja!“

      „Wann fand das Verbrechen statt?“

      „Es muss heute Nacht gewesen sein. Denn heute Morgen, da war er plötzlich weg!“

      Wer oder was war wohl weg? Er tippte auf:

      „Was war weg, Madam?“

      „Der Stein!“

      „Bitte, Madam?“

      „Der Stein, Officer!“

      „Sie wollen sagen, dass Sie einen Stein vermissen?“

      „Ich vermisse ihn nicht. Er wurde gestohlen!“

      „Ein Stein?“

      „Genau!“

      Sollte er? Egal. Also:

      „Ein Edelstein?“

      Sie lachte.

      „Ha!“

      Offenbar nicht. Nein.

      „Ein Ziegel.“

      „Sie vermissen also einen ... Ziegelstein?“

      Jetzt war klar, was sein Kollege meinte.

      „Ich v e r m i s s e ihn nicht“, sie hatte es ihm wirklich buchstabiert, „er wurde mir gestohlen!“

      „Ihnen wurde also ein“, das musste jetzt sein, „Z I E G E L-Stein gestohlen?“

      „Genau!“

      „Heute Nacht?“

      „Genau!“

      „Und besagtes ... Objekt lag zum Tatzeitpunkt ... Wo?“

      Er glaubte nicht, dass er das wirklich fragte.

      „Er lag nirgends.“

      „Nicht?“

      „Es war vermauert.“

      „Was?“

      „Er war eingemauert. In der Gartenmauer.“

      „Ihnen wurde über Nacht ein Ziegel aus der Gartenmauer gebrochen?“

      „Nein.“

      „Nein?“

      „Nicht gebrochen, eher ... entfernt!“

      „Entfernt?“

      „Spurlos!“

      „Spurlos?“

      „Als wäre er nie dagewesen.“

      „Der Dieb oder der Ziegel?“

      „Beide, Officer. Beide!“

      „Sie erlauben, dass ich kurz zusammenfasse?“

      „Ich bitte darum!“

      „Sie zeigen das 'Entfernen' eines ...“

      „Das S P U R L O S E Entfernen!“

      „Sie zeigen also in der Tat das 'Spurlose Entfernen' eines Ziegelsteines in der vergangenen, mondlosen Nacht durch einen unbeobachteten Tatvorgang an? Ist das so in etwa richtig?“

      „Das ist genau das, was ich sage! Ich habe sogar ein Foto!“

      „Vom Stein?“

      „Vom


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