Perikles. William Shakespeare. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Shakespeare
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754178317
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sie doch ihre Nahrung zieh'n?

      PERIKLES.

      Du weißt, ich kann des Lebens dich berauben.

      HELICANUS.

      Ich schärfte selbst das Beil, tut denn den Schlag.

      PERIKLES.

      Steh' auf, ich bitte! Sitz', du bist kein Schmeichler,

      Ich danke dir dafür. Beim Himmel, nein!

      Nie darf ein Fürst dem Tadler feindlich sein.

      Du, so geschickt zum Rat und Fürstendiener,

      Des Weisheit dir den Fürsten macht zum Diener,

      Was willst du, daß ich tu?

      HELICANUS.

      Zu tragen solchen Kummer mit Geduld,

      Den Ihr nur selbst Euch selbst habt auferlegt.

      PERIKLES.

      Du sprichst, mein Helicanus, wie ein Arzt,

      Du überreichst mir einen solchen Trank,

      Den du nur selbst mit Zittern nehmen würdest,

      So hör': ich ging nach Antiochia,

      Wo, wie du weißt, dem Tode ins Gesicht,

      Ich hohe Schönheit zu gewinnen strebte,

      Die mir ein solch' Geschlecht gebären möchte,

      Das meine Kraft, des Landes Glück vermehrte.

      Ihr Antlitz schien mir mehr als wundervoll,

      Das andre, (dir ins Ohr) blutschändrisch schwarz;

      Dies fand ich aus; der sündenvolle Vater,

      Statt schlagen, streichelte; doch, du wirst wissen,

      Zeit ist's zu fürchten, wenn Tyrannen küssen;

      So groß war diese Furcht, ich floh hierher,

      Verhüllt von einer Nacht, die für mich sorgte

      Und mir Beschützerin schien; hier bin ich nun,

      Bedenke, was geschah, was kommen mag;

      Er ist Tyrann, Tyrannen Furchtsamkeit

      Vermindert nicht, wächst schneller als die Zeit,

      Und wenn er glaubt, (wie er gewißlich glaubt)

      Daß ich der Luft, der lauschenden, entdecke,

      Wie mancher Fürsten Blut vergossen ward,

      Das Lager seiner Gräuel zu verbergen. –

      Zu töten diese Furcht, bringt er ein Heer,

      Schützt Kränkung vor, die ich ihm angetan;

      Dann büßt mein Fehlen, (wenn man es so nennt)

      Das Volk im Krieg, der keine Unschuld kennt;

      Aus Liebe aller, deren einer du,

      Der du mich deshalb tadelst. –

      HELICANUS.

      Ach! Mein König.

      PERIKLES.

      Flieht Schlaf dies Auge, Röte von den Wangen,

      Bedenk' ich stets mit tausendfält'gen Zweifeln,

      Wie ich den Sturm beschwicht'ge, eh' er kommt;

      Ich fand nicht Trost, wie ich auch suchte herzlich,

      Drum hielt ich's Fürstenmilde; klagen schmerzlich.

      HELICANUS.

      Da Ihr, mein Fürst, mir Freiheit gebt zu sprechen,

      So sprech' ich dreist. Antiochus Ihr fürchtet,

      Und nicht mit Unrecht scheut Ihr den Tyrannen,

      Der öffentlich mit Krieg, still mit Verrat

      Euch nach dem Leben trachten wird.

      Drum, eine Zeitlang reiset fort, mein Fürst,

      Bis daß sein Zorn und seine Wut vergessen,

      Oder Geschick sein Leben ihm zerschneidet.

      Gebt andern Händen Euer Reich: wenn meinen,

      Soll Licht dem Tage nimmer treuer scheinen.

      PERIKLES.

      Ich zweifle nicht an deiner Treue;

      Doch sollt' er, wenn ich fort, das Reich bedrücken –

      HELICANUS.

      Dann fließe unser Blut auf dieses Land,

      Das uns gebar, das Mutter wir genannt.

      PERIKLES.

      So wend' ich dir den Rücken, Tyrus, reise

      Nach Tharsus, wo ich von dir hören werde,

      Und mich dann ganz nach deinen Briefen fügen.

      Die Sorg' um meine guten Untertanen

      Leg' ich auf dich, des Weisheit Kraft sie trägt.

      Dein Wort ist mir genug, schwör keine Eide,

      Wer eins nicht achtet, bricht ohn Anstand beide.

      So sicher weben wir in unsern Kreisen,

      Uns beiden gibt die Zeit dies Zeugnis immer;

      Der Diener wie der Fürst strahlt' echten Schimmer.

      Sie gehn ab.

      Fünfte Szene

      Thaliard tritt auf.

      THALIARD. So, dies ist also nun Tyrus, und dies ist der Hof. Hier muß ich den Perikles umbringen, und tu' ich es nicht, so kann ich sicher sein, zu Hause gehängt zu werden; das ist ein schlimmes Ding. – Ich sehe wohl, der war ein kluger Gesell und von ziemlichem Verstande, der, als ihm der König erlaubte, sich eine Gnade auszubitten, ihn ersuchte, ihm keines seiner Geheimnisse zu sagen. Jetzt seh' ich ein, daß er Ursache dazu hatte; denn wenn der König von jemand verlangt, er soll ein Schurke sein, so ist er, kraft seines Eides gezwungen, einer zu werden. – Still, hier kommen die Herren von Tyrus.

      Helicanus, Escanes und andere Lords.

      HELICANUS.

      Nicht nötig, habt Ihr, Freund und Reichsgefährten,

      Um Eures Königs Reise mehr zu sorgen,

      Die Vollmacht, untersiegelt, mir vertraut,

      Sagt deutlich: um zu reisen ging er fort.

      THALIARD beiseit.

      Wie? Der König fort?

      HELICANUS.

      Doch wollt Ihr noch was Näheres erfahren,

      Wie, Eurer Liebe gleichsam hinterrücks,

      Er von Euch ging, geb' ich Euch Licht hierin:

      Zu Antiochia –

      THALIARD beiseit.

      Was gibt's von Antiochien?

      HELICANUS.

      Ward ihm (warum, das weiß ich nicht) erzürnt

      Antiochus; er glaubt es wenigstens,

      Und was er nun gesündigt oder irrte,

      Will er an sich mit herber Trauer strafen;

      Er unterzieht sich selbst des Seemanns Müh'n,

      Den jeder Augenblick mit Tod bedroht.

      THALIARD