Moloch Unsterblich. Patricia Weiss. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Patricia Weiss
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783748592587
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eines kleinen Jungen, der fünf Jahre zuvor spurlos verschwunden ist, in einer verborgenen Kammer auf einem Dachboden gefunden wird, erkennt sie, dass sie es nicht nur mit einem Mörder, sondern auch mit einem jahrhundertealten System des Bösen aufgenommen hat. Doch sie stößt auf eine Mauer des Schweigens und muss lernen, dass nicht jeder das ist, was er zu sein scheint, und dass Vertrauen tödlich enden kann ...

      Die Laura-Peters-Serie

      Moloch Unsterblich ist der vierte Roman, in dem Laura Peters mit ihrem Team ermittelt. Alle Bände der Laura-Peters-Serie sind als Taschenbuch im Internet erhältlich und als E-Book in allen Online-Shops.

      Patricia Weiss freut sich auf den Austausch mit ihren Lesern auf der Facebook-Seite ‚Patricia Weiss – Autorin‘, auf Twitter ‚Tri_Weiss‘, auf Instagram ‚tri_weiss‘ und auf YouTube ‚Patricia Weiss Autorin‘.

       Moloch Unsterblich

      Der vierte Fall für Laura Peters

      Kriminalroman

      von

      Patricia Weiss

      Moloch Unsterblich ist als Taschenbuch und als E-Book erhältlich.

       Impressum Texte: © Copyright by Patricia Weiss c/o Relindis Second Hand Gotenstr. 1 53175 Bonn [email protected]

       Covergestaltung und Foto: Patricia Weiss / Model: Christian Sydow

       Lektorat: Katharina Abel

       Alle Rechte vorbehalten.

       Veröffentlichung: 2019

      Der Kuss der Muse, nur gehaucht, entfesselt den Sturm ...

      Für meine lieben Eltern.

      Und für die Beste Gruppe der Welt.

      Love life, stay weird!

       Moloch

      * Der Moloch wird in der Bibel erwähnt und ist ein Gott oder ein König, dem Kinderopfer dargebracht wurden.

      * Moloch ist ein Synonym für eine gnadenlose Macht,

       die alles verschlingt.

      Am Ende des Buches gibt es ein Personenregister.

      1 Prolog

       Die Ästhetik des Tötens gewinnt an Schönheit mit der passenden Musik.

      Der Übergang vom Leben zum Tod ist ein harter Cut. Kein sanftes Dahingleiten, kein langsames Entschweben, kein seichtes Diffundieren in eine andere, bessere Welt.

      Jedenfalls nicht für den Beobachter.

      Im einen Moment ist ein Körper noch voller Leben, im nächsten nur noch eine leere Hülle. Und dazwischen ist lediglich ein schmaler Grat.

      Ein sehr schmaler.

      Mit der Fernbedienung schaltete er den CD-Player aus und der Raum versank in tiefe Stille. Er stützte den Ellenbogen auf die massive Eichenplatte des Esstisches, legte das Kinn in die hohle Hand und studierte sein Gegenüber. Noch vor wenigen Minuten hatte das Objekt gestöhnt und geschnauft, sich zu den monumentalen Klängen von Orffs O Fortuna aufgebäumt und gewunden, gesabbert und mit fetten, kleinen Händen versucht, den Kragen zu öffnen, um das kommende Schicksal abzuwenden.

      Sein Blick wanderte über den kaum angerührten Teller mit Rotkohl, Klößen, Rinderbraten und Soße und den seelenlosen Koloss dahinter, dessen Leibesfülle ihn zwischen den Lehnen des Stuhles und der Tischplatte festklemmte und am Umfallen hinderte. Der Anblick der hervorgequollenen Augen, die zu Lebzeiten kaum über die runden, rot-glänzenden Backen hervorgesehen hatten, des rot-blau angelaufenen Gesichts, der heruntergeklappten Kinnlade, aus der die Zunge heraushing, weckte kein Gefühl in ihm. Keine Regung. Nicht einmal Ekel. Die Hände blieben auch im Tod in den weißen Hemdkragen gekrallt und zeugten von der verzweifelten Gier der letzten Atemzüge nach Sauerstoff.

      Das war gut.

      Auf den ersten Blick sah es aus wie ein Unfall durch Ersticken. Doch er wollte noch ein bisschen nachhelfen. Ohne Eile erhob er sich, näherte sich dem Teller, der vor dem Objekt stand und griff nach dem Besteck. Durch die dünne Membran der Einmalhandschuhe meinte er, einen Rest von Wärme zu spüren, die die Finger des Toten auf das verzierte Silber übertragen hatten. Eine letzte Erinnerung an das Leben, die Lebendigkeit, die noch bis vor wenigen Augenblicken den Körper des Kolosses erfüllt hatte, bevor sie als winziger Tropfen vom ewigen Ozean der kosmischen Energie absorbiert worden war. Sorgfältig schnitt er ein ordentliches Stück vom Rinderbraten ab, dann drückte er mit dem Messer die Zunge des Objektes nach unten und stopfte mit der Gabel das Fleischstück so tief in den Rachen, wie er konnte. Einen aufmerksamen Gerichtsmediziner würde er damit nicht täuschen können, aber die Behörden waren überlastet – mit etwas Glück würde dieser Körper nicht lange auf dem Seziertisch bleiben.

      Im offenen Kamin prasselte und knackste das Feuer und verbreitete eine Hitze im Zimmer, die die Kerzen auf dem Tisch zum Schmelzen brachte. Schweißtropfen liefen über sein Gesicht. Hervorgerufen durch die Wärme ... oder durch das überdimensional große Bild, das über dem Kamin hing und einen gütig dreinschauenden Pfarrer in Soutane zeigte, der von schwarzen Kindern umringt war. Es stammte aus der Zeit, als das Objekt noch nicht so fett gewesen war wie ein Walross. Die eine Hand umfasste den Stab,

      ... du warst ein böser Junge, ein elender Taugenichts ...

      die andere streckte er den Kindern entgegen, Handrücken oben, die Finger leicht nach unten gekrümmt

      ... braver Kerl, das hast du gut gemacht ...

      Er wischte sich mit dem Ärmel über die feuchte Stirn. Die Angst, in der Kindheit sein ständiger Begleiter, schien zurückzukommen. Ein Kloß im Bauch, der sich ausbreitete, ihn lähmen wollte. Doch das ließ er nicht zu. Er war kein Opfer mehr. Er wehrte sich jetzt. Schlug zurück. Vernichtend. Seine Finger krampften sich um das Messer. Am liebsten hätte er ...

      Er straffte die Schultern, streckte den Rücken, hob das Kinn, atmete bewusst dreimal tief durch. Der stinkende Giftnebel der Erinnerungen verflüchtigte sich, wich der kühlen Brise trostspendender Ratio.

      Der Plan.

      Er musste sich an den Plan halten, dann war alles gut. Sorgfältig die einzelnen Schritte abarbeiten. Einen nach dem anderen. Improvisation war etwas für Versager und führte ins Verderben. Sunzi sagte in ‚Die Kunst des Krieges‘ Handle umsichtig, rasch und unkompliziert. Das war jetzt gefordert.

      Wieder ruhiger geworden sah er sich um. Im hinteren Teil des Raumes stand ein Ohrensessel vor einem wandhohen Regal mit unzähligen gelehrten Schriften.

       Komm näher, mein Sohn ... knie dich hier neben mich ...

      Die Wucht der plötzlichen Erinnerung, seit Ewigkeiten verschüttet, ließ ihn taumeln, blendete gleißend seine Seele. Er keuchte, kämpfte den Gedanken nieder. Richtete die Aufmerksamkeit gewaltsam wieder auf die Gegenwart. Das Hier und Jetzt, wo er die Regeln machte.

      Und sie exekutierte.

      Gnadenlos, kaltblütig, präzise.

      Er ließ den Blick weiterwandern. Prunkstück des Raumes war der Esstisch, lang und massiv wie eine Rittertafel, an dessen Kopfende das Objekt soeben sein letztes Abendmahl eingenommen hatte.

      Und es hatte ihm Vergnügen bereitet, es ihm zu kredenzen.

      Die Chili-Thai-Koriander-Suppe, als Vorspeise serviert in einem Tässchen, das man auf einen Zug austrinken sollte, war die richtige Wahl gewesen. Die scharf-seifige Gewürzmischung hatte jeden irritierenden Fremdgeschmack überdeckt. Allerdings setzte die Wirkung erst nach zweiundzwanzig Minuten und siebenundreißig Sekunden ein. Er hatte die Stoppuhr gestellt, um die Information in seine Tabelle einzutragen.

      Ohne