Und dann kam das Wasser. Dagmar Isabell Schmidbauer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dagmar Isabell Schmidbauer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783745015102
Скачать книгу
immer das war, es ist sehr gut dazu geeignet, eine müde Kommissarin allen Stress vergessen zu lassen“, schnurrte sie, bevor sie ihn erneut küsste, während sie die rechte Hand an ihren Rücken führte und den Verschluss des Büstenhalters aufschnappen ließ. Der transparente Stoff glitt ihr von den Schultern. Doch bevor sie Walter richtig zum Schwitzen bringen konnte, hob er sie von seinem Schoß, zurrte das Tuch um seine Lenden fester und drückte die Kommissarin auf die Felle nieder.

      Lüstern grinsend begann Franziska, sich vor ihm auf dem Boden zu rekeln, und als er sie aufforderte, die Augen zu schließen, tat sie es nur zu gern.

      „Kommt jetzt der Teufel?“, wollte sie kichernd wissen, doch Walter wiegelte ab.

      „Noch nicht, aber bald“, versprach er großspurig.

      „Muss ich mich fürchten?“

      „Ein bisschen.“ Walter lachte. „Aber ich werde dir die Augen verbinden, damit du ihn nicht sehen musst.“

      Unter dem Sofa zog er einen schwarzen Schal hervor und verband ihr die Augen. Dann küsste er sie zärtlich auf den Mund, schob ihre Arme nach oben und band auch diese an den Handgelenken zusammen.

      „Tut mir leid, Süße, aber du bist dem König versprochen, und ich muss dich ihm jetzt ausliefern.“

      „Was?“ Franziska versuchte sich aufzurichten, aber ihre Arme waren an irgendetwas festgebunden.

      „Sch-sch! Ganz ruhig, der alte Zausel ist zwar ein Lustmolch, aber er wird dir kein Haar krümmen. Es sei denn, er findet mich nackt an deiner Seite …“

      Franziska spürte, wie ihr Walter den Slip über das Gesäß zog und dabei die Innenseiten ihrer Oberschenkel berührte. Sie fröstelte. Dann bemerkte sie, dass ein Tuch über ihr ausgebreitet wurde, und begann mit den Füßen zu zappeln. Doch es war hoffnungslos. Sie konnte sich nicht von der Stelle rühren. Zudem war es um sie herum augenblicklich totenstill geworden.

      „Walter!“

      Kein Laut, keine Antwort.

      Sie versuchte es auf die verführerische Tour. „Tristan?“

      „Sch-sch!“, machte der nur. „Sei eine brave Isolde, ich muss jetzt gehen.“

      Eine Sekunde später fiel die Wohnzimmertür zu, und Franziska lauschte verwirrt in die Stille ihrer Wohnung, die ihr auf einmal so fremd erschien. Sie war früh von zu Hause ausgezogen und hatte seither immer allein gelebt, aber das hier war etwas anderes. Sie war wehrlos, schutzlos, gefesselt. Würde Walter sie wirklich einem anderen Mann ausliefern? Oder war das nur ein Teil seines Spiels, eines Liebesspiels, das ihr ansonsten immer sehr viel Freude bereitete, weil Walter ein sehr kreativer Liebhaber war?

      Schon mehrmals hatten sie sich in der Theaterwerkstatt in Maierhof geliebt, und nie hatten sie gewusst, ob nicht jeden Moment die Tür aufgehen und einer der Schauspieler oder Sänger hereinkommen würde, weil ihm etwas für die Proben fehlte. Doch da war Walter immer bei ihr gewesen, und das allein hatte sie mutig werden und ihre Bedenken vergessen lassen.

      Aber hier, in ihrer Wohnung, war sie ja noch nicht einmal in der Lage, sich zu befreien, wenn wirklich …

      Auf einmal hörte sie Schritte.

      Dann ein Keuchen.

      „Da bist du ja, mein schönes Kind“, krächzte eine völlig fremde Stimme in unmittelbarer Entfernung.

      Franziska zuckte zusammen und spannte instinktiv den Körper an, um sich notfalls von den Fesseln loszureißen. Die Stimme über ihr war tief und … alt!

      Kommt jetzt der Teufel?, hatte sie vor wenigen Minuten noch belustigt gefragt, und sie wäre niemals auf die Idee gekommen, dass Walter sie tatsächlich einem anderen Mann überlassen könnte.

      Doch bevor sie sich fragen konnte, wer der fleischgewordene Antichrist war, zog dieser langsam das Tuch von ihrem Körper. Sie spürte seinen heißen Atem über ihre Haut wandern und hätte sich zu gern zur Wehr gesetzt. Doch statt wie vorhin wild mit den Beinen zu strampeln, blieb sie stocksteif liegen und atmete flach. Wenn sie doch wenigstens etwas sehen könnte …

      „Verschwinde!“, keuchte sie atemlos.

      „Du gehörst mir“, donnerte der Mann da in dramatischem Tonfall, und Franziska dachte: Es muss jemand vom Theater sein.

      Vielleicht Carlos? Nein, niemals würde der charmante Sänger bei so etwas mitmachen – obwohl die Kommissarin einräumen musste, dass er sie immer schon ein bisschen angebaggert hatte.

      Franziska wand sich unter den plötzlich einsetzenden Berührungen des Fremden, doch die Hände, die damit begannen, ihren Körper zu erkunden, drückten sie mit sanfter Gewalt auf die Felle zurück.

      In Franziskas Kopf begann sich alles zu drehen. Walters Zärtlichkeit und seine verrückten Geschichten hatten ihr immer gut gefallen. Der Gedanke an Verbotenes erregte sie sehr. Aber zwischen der Vorstellung, es könnte jemand reinplatzen und sie beim Sex erwischen, und der Tatsache, dass jemand Wildfremdes ihren Körper berührte und … was hatte Walter gesagt? Ein Anrecht auf sie hatte?! Nein, das war zu viel. Nicht mit ihr!

      Kraftvoll drückten die fremden Hände nun ihre Schenkel auseinander, und Franziska spürte, wie er sein Gewicht verlagerte, immer näher kam. Gleich würde er …

      O Gott! Franziska zerrte an den Handfesseln und versuchte, die Knie zusammenzudrücken. Vergeblich. Das Keuchen wurde heftiger.

      Endlich löste sich Franziska aus ihrer Schockstarre. „Runter von mir“, erklärte sie, ganz Oberkommissarin, in bestimmtem Ton, doch der Fremde legte ihr als Antwort nur eine Hand auf den Mund, sodass sie noch nicht einmal schreien konnte.

      „Spinnst du?“, wollte sie rufen, doch ihre Frage drang nicht an der Handfläche vorbei, die sie völlig aus der Fassung brachte, und als der Unbekannte im gleichen Moment in sie eindrang, nahm ihr das vollends den Atem.

      Denn nichts von dem, was er nun tat, passte zu dieser merkwürdigen Stimme und zu dem, was Franziska glauben sollte, dass es so eben mit ihr geschah. Das war Walter, der da gerade in ihr war, kein Fremder. Sie spürte es tief in ihrem Inneren, und mit jedem seiner Stöße wurde sie weicher, hingebungsvoller und entspannter, und endlich ließ sie sich in diese völlig verrückte Situation fallen. Ihre Nase begann ihn zu riechen, ihn, der versucht hatte, sich hinter einem fremden Parfüm zu verbergen. Ihre Haut fühlte seine Haut, die ihr inzwischen so vertraut war. Ein glückseliges Lächeln huschte über ihr Gesicht.

      Noch wusste sie nicht, wie er es angestellt hatte, doch das absolut glaubwürdige Keuchen eines alten Mannes war in ein ihr wohlbekanntes Stöhnen übergegangen. Aus Angst war reine Lust und völlige Hingabe geworden. Vorsichtig schob sie die Zunge zwischen den Lippen hindurch und begann, die Hand auf ihrem Mund zu lecken, bis sie weggezogen wurde.

      „Na, alter Mann? Wirst du es mir auch richtig besorgen?“, fragte sie leichthin und spornte ihn mit verführerischen Bewegungen ihres Beckens an. Da war sie wieder, die berauschende Leichtigkeit, die sie nach dem Genuss des Liebestranks gespürt hatte, und da sie ihn nicht allein getrunken hatte, wusste sie, dass ihr Geliebter ähnlich empfinden musste. Sie spürte, wie er vor Lust in ihr anschwoll, und musste unwillkürlich schmunzeln. Walter hatte sich wirklich viel Mühe mit seiner Inszenierung gegeben, aber manche Details konnte man einfach nicht verändern, und dieses wohlproportionierte Teilstück von Walter war gerade dabei, sie in den siebten Himmel zu katapultieren. Ob das nun an dem Liebestrank oder seiner ausgefeilten Technik lag, war ihr dabei völlig einerlei.

      Die Passauer Altstadt liegt auf einer Landzunge, die nach Osten ragend in die sogenannte Ortsspitze mündet. Dort treffen Donau, Inn und Ilz zusammen. Normalerweise führt ein Weg direkt um diese Ortsspitze herum und lädt Besucher und Bewohner der Stadt zu einem interessanten Spaziergang ein. Für Kinder und Junggebliebene gibt es auf dem dortigen Spielplatz reichlich Gelegenheit zum Toben. Ein herrlicher Ort also, mit einer ganz besonderen Aussicht auf das Flusstal der Donau, die Wallfahrtskirche Maria