Ich nickte nur, dachte jedoch, ´Jeder kriegt, was er verdient, mein Lieber. Was suchst du dir auch solche Weiber aus. Die kriegen beide den Hals nicht voll. Ramona finanziell und Marina sexuell. Beidem warst und bist du nicht gewachsen. Tja, es gibt kein schlimmer Leid, als sich der Mensch selbst andeit.`
Am frühen Abend, noch vor Geschäftsbeginn, trafen wir zu Hause ein und wurden von unserm Schäferhund `Balu´ stürmisch begrüßt. Kater `Rambo´ war schon auf Nachtstreife. Rabea und ich genossen es, endlich wieder guten deutschen Kaffee trinken zu können, während Mario, nebenan in der Bar, die Vorbereitungen für den Abendbetrieb machte. Als das restliche Personal eingetroffen war, kam er zurück und ließ sich in unserem Wohnzimmer nieder.
Bei unseren Erlebnisberichten sprach Rabea auch von den ´Elefantenfliegen`, erzählte gleichzeitig sie habe einen guten Joint mitgebracht, den Mario gleich probieren wollte. Sofort packte sie die Tüte aus und wir rauchten gemeinsam. Mario war begeistert, Rabea und er alberten um die Wette und ich fühlte mich zunehmend schläfriger. Ob es am Klimawechsel, der langen Reise oder daran lag, das der Joint zu stark, für meine körperliche Verfassung, war, ich fühlte mich ziemlich wackelig.
Ausgerechnet in dem Moment bekam Rabea Besuch von zwei Freundinnen. Ich fand es sehr unangenehm, wenn die beiden Mädels mitbekämen, dass ich total zugekifft war. Deshalb ging ich in den angrenzenden Wintergarten, setzte mich an den Tisch und beschäftigte mich intensiv damit, unseren Hund zu kraulen. Mario und Rabea fanden das so lustig, dass sie sich vor Lachen krümmten. Peinliche Situation. Endlich ging Rabea mit den Mädels hinaus.
Als Mario telefonisch zur Arbeit gerufen wurde, kam Rabea zurück, wollte mich mit rüber nehmen, weil gute Gäste eingetroffen waren. Ich fühlte mich nicht in der Lage zu Tätigkeiten, gleich welcher Art, deshalb ging ich direkt schlafen.
Bei der Abrechnung der Geschäftswoche war ich unangenehm überrascht. Abzüglich der Ausgaben für Alkoholeinkauf und seines Lohnes, hatte Mario nur noch einen bescheidenen Gewinn übrig, von dem er auch noch 10 Prozent für meine Vertretung erhielt. So war Gewinn fast bei null. Na fein! Teurer Urlaub. Tief im inneren kam mir kurz der Verdacht, dass Mario seine Interessen nicht ausschließlich seiner eigentlichen Aufgabe gewidmet hatte, denn ich hatte schon lange zuvor bemerkt, dass er meine Bar, als Besprechungsort für kuriose Nebengeschäfte benutzte. Ich nahm mir vor, diesen Verdacht im Auge zu halten, ihn notfalls zu bremsen.
Auch die nächsten Tage waren so dünn, dass ich erneut laut überlegte, den konzessionierten Barbetrieb auf Privatclub umzustellen. Umgehend setzte ich mich dann mit meinem guten Bekannten, dem Abteilungsleiter des zuständigen Amtes in Verbindung, erfragte meine Möglichkeiten. Seine Auskünfte waren nicht ermutigend, denn den Alkoholausschank würde ich streichen müssen. Dies wäre für das Geschäft das Aus geworden. Mit Mario diskutierte ich das Für und Wider, wir fanden nur eine, nicht ungefährliche Lösung, heimlich Alkohol auszugeben. Glaubten und hofften, wenn wir statt Einzelpreise auf Pauschale umstellen würden, die gesetzliche Lücke gefunden zu haben, denn wie könnten es wohl andere Clubbetreiber sonst handhaben? Hinzu kam, dass ich den Ausbau der Gartenanlage in Auftrag gegeben hatte, weil ich für den bevorstehenden Sommer der starken Konkurrenz der Biergärten, entgegenwirken wollte. Die Ausdehnung der Bargenehmigung auf die Gartenanlage, wäre jedoch problematisch geworden, weil ich schon erfahren hatte, dass das Tanzen auf Tischen, öffentlich nicht genehmigt werden würde, auch dann nicht, wenn die Tänzerinnen bekleidet blieben. Aber genau das war unser Geschäftskonzept, kein ordinärer einfacher Biergarten. Für eine Geschäftserweiterung, die mich zu einem gesplitteten Konzept gezwungen hätte, auch noch die teure städtische Gebühr zu bezahlen, sah ich als unwirtschaftlich an. Ich wollte ein besseres Sommer - Geschäft, als im Jahr zuvor. Den besseren Erfolg konnte ich also nur mit der Umstellung auf Club erreichen. Ergo meldete ich kurz entschlossen die Konzession zum 30. April ab.
Im Unterbewusstsein hatte ich dabei allerdings kein gutes Gefühl. Doch dafür nahm ich mir eine Weisheit zugrunde, die mich schon als Kind fasziniert hatte, wenn ich sie gehört hatte, `wer nichts wagt, der nichts gewinnt, das weis bereits das kleinste Kind.
In dieser Zeit liefen unsere Handys heiß. Die SMS zwischen Sady und mir, sowie Rabea und Hedy, hatten Hochkonjunktur. Manchmal telefonierte die Kleine auch mit ihrem Verehrer, was ich, der sprachlichen Barriere wegen, unterließ. Zwar fragte Sady manchmal an, doch ein Versuch, mich mit ihm fernmündlich zu verständigen, endete ziemlich kläglich, Rabea musste dolmetschen. Danach verzichtete ich auf Telefonate. Beim Schreiben der SMS konnte ich entweder Rabea oder das Wörterbuch zu Hilfe nehmen. So wurde mir die englische Sprache, wenigstens von der Schrift her, ein wenig geläufiger.
Inzwischen hatte Mario ein kleines Appartement gemietet, war aus Marinas Wohnung, unter deren Protest, ausgezogen. Das hatte zur Folge, dass sie noch streitsüchtiger wurde, es war kaum auszuhalten, mit den beiden Streithähnen zusammen zu arbeiten. Mario hielt Marina an der langen Leine, war in seiner Freizeit sehr viel unterwegs, meistens mit Helge einem gemeinsamen Freund, oder er saß bei mir und beklagte den Ärger mit seiner Exfrau und Marina. In manchen Dingen gab ich ihm recht, oder Rat, aber zeitweilig fand ich es lästig, besonders weil auch beide Frauen mich mit ihrer Sicht dieser gleichen Probleme zuschütteten. Marina ließ keine Gelegenheit aus, meine Ohren voll zujammern, wenn ich keine Möglichkeit hatte ihr auszuweichen. Während Ramona sich telefonisch über Mario aufregte, mir vorwarf, ihn auch noch zu unterstützen, ging sie einmal sogar so weit, dass sie mir verbieten wollte, ihn zu beschäftigten. Natürlich verbat ich mir ihre Einmischung in meine Geschäfte und beendete das Telefonat. Letztendlich nervten mich alle drei und ich kam mir vor wie ein moralischer Mülleimer.
Deshalb war ich für kleine Abwechslungen auch mal gerne zu haben, froh nicht immer nur mit geschäftlichen Problemen und den Sorgen anderer Leute belastet zu sein. So kam es, dass ich mit Mario manchmal zocken ging. Zu diesem Vergnügen fuhren wir dann nach Düsseldorf, in eine illegale Zockhöhle. Dort konnte man noch das verbotene 24 ger Roulette spielen. Weil ich 13 Jahre beruflich mit diesem Spiel beschäftigt gewesen war, dies als die erfolgreichste und interessanteste Zeit meines Lebens betrachten konnte, blieb es mein Lieblingsspiel. Einer der Inhaber dieses Schuppens, war der Jugoslawe Murmel, mein Ex Verhältnis Nummer vier. Mit ihm hatte ich zwei amüsante Jahre verbracht, und wenn wir uns trafen, heiterte er mich mit seiner lustigen Art immer wieder auf.
An einem langweiligen arbeitsfreien Abend schlug Mario wieder mal vor, zocken zu gehen. Wir waren auf dem Weg dorthin, als eine SMS meines Lovers kam. Da Mario am Steuer saß, hatte ich Zeit, Sady von unserem Vorhaben zu berichten. Er schrieb sofort zurück, ich solle auch für ihn spielen und gewinnen. Gut gelaunt fragte ich, wie viel Geld er denn benötige. So viel wie möglich, kam die Antwort und er wünschte mir viel Glück.
Doch das Glück hatte sich für meinen Begleiter entschieden. Während Mario gewann, verlor ich ständig. Nachdem ich zweihundert Mark verspielt hatte, gönnte ich mir erst einmal eine Pause und sah nur zu. Plötzlich fiel mir auf, dass Mario verlor, weil er immer nur seine Lieblingszahl 17 spielte, die Kugel aber überwiegend in die ersten vier und die letzten drei Zahlen fiel. Sofort wurde ich aufmerksam. Was passierte hier? Warf der Kesselcroupier absichtlicht immer in den gleichen Sektor? Um Marios Zahlen auszuweichen? Oder kam er da nicht mehr raus? Fachkundig beobachtete ich die Arbeit des Croupiers. Stellte nach einigen Spielen fest, dass er sich alle Mühe gab, aber im Sektor fest hing.