`Netter Abschied` dachte ich ein wenig frustriert, `aber Job ist Job und der geht ja vor.
Rabea überfiel mich gleich: „Na, alles wieder klar? Sieht man dir an. Du strahlst. Nur ich hab mal wieder Pech. Ich hab Hedy noch nicht gesehen, hab schon an der Rezeption nach ihm gefragt, aber die wissen nicht wo er ist. Vielleicht wohnt der gar nicht hier im Hotel. Ich hoffe nur, ich seh ihn heute noch.“
Diesmal versuchte ich, sie zu beruhigen: „Bleib locker, Maus. Spätestens heute Abend, siehst du ihn bestimmt. Er muss ja arbeiten. Ich möchte jetzt erst mal ein bisschen ruhen, war total geil, die Massage. Aber anstrengend.“
Sie kicherte: „Bei dieser Art von Massage und der Dauer, kein Wunder. Bin ja kein Spanner, aber da möchte ich doch mal Mäuschen spielen. Wenn ich dich danach so betrachte, denk ich, dass die Nummern Hammerhart sein müssen. So fertig, wie du immer aussiehst.“
“Nee, lass mal, dann könnt ich nicht. Ne dritte Person im Raum, ist eine zu viel. In diesen Dingen bin ich ziemlich altmodisch.“ Lachte ich.
“Tja,“ überlegte sie, „du hast sowieso recht gegensätzliche Ansichten. Aber, so wie du bist, bist du schon ganz ok.“
“Danke, nettes Kompliment.“ Fand ich.
Zum Mittag einigten wir uns auf das Strandrestaurant. Rabea hatte Appetit auf was gegrilltes. Danach wollte ich noch ein letztes Mal auf den Boot Steg hinaus spazieren, doch sie hatte keine Lust. Der Grund war der schwarze Surflehrer. Er hatte Rabea zu gewinkt, worauf sie direkt in seine Richtung ging. Also machte ich mich allein auf den Weg. Von weitem sah ich sie mit dem Schwarzen schäkern. `Kleines Luder` dachte ich, du hältst dir auch alle Türen offen. Aber eigentlich richtig so.`
Als ich den Rückweg zum Strand antrat, verabschiedete sich auch die Kleine von ihrem Flirt. Ich wollte wieder zum Pool, dazu hatte sie aber keine Lust mehr. Der aufgekommene Wind sei ihr zu kalt und sie wolle noch mal in die City. Gut gelaunt gab ich mal wieder nach. Wir rafften unsere Badesachen zusammen und gingen zum umziehen.
Kurz vor 15 Uhr fuhren wir Richtung Innenstadt. Vor Mamas Bar stiegen wir aus, einer der Kellner winkte uns zu, als wären wir alte Bekannte. Wir gingen vorbei, wollten zu Marios Bekannten. Auch Edit und Nabir zeigten sich sehr erfreut und gaben uns das Gefühl, als würden wir uns schon ewig kennen. Sofort boten sie uns Platz und was zu trinken an, wir sprachen über Marios Eltern, die wohl inzwischen wieder abgereist waren. Währenddessen schaute Rabea sich die Auslagen der Schmuck Vitrinen an. Sie wollte ein Goldkettchen fürs Fußgelenk kaufen. Neugierig ging ich zu ihr, fand aber die Preise zu hoch. Rabea sucht sich eine Kette aus, als ich ihr abraten wollte, meinte sie, sie würde das allein entscheiden. Schließlich bezahle sie das von ihrem Taschengeld, und sie habe ja noch nicht viel ausgegeben. `Klar, weil ich fast alles bezahlt habe. Deshalb kannst du jetzt deine Kohle für Kinkerlitzchen ausgeben.` Also schwieg ich leicht verärgert.. Dann fragte sie noch, wo sie hier Schwarzkümmelöl bekäme. Sofort meinte Edit, dies sei sehr teuer, aber Nabir werde es für Rabea besorgen können. Als ich den Preis hörte, war ich erstaunt, das Rabea bereit war 100 DM für das Öl auszugeben. So rannte Nabir los, die Kette kürzen zu lassen und besagtes Öl einzukaufen. Als er nach 15 Minuten zurück kam, brachte er ein winziges Fläschchen und zwei kleine Kettchen, jeweils eines für Fuß – und Handgelenk. Zusammen musste sie 300 DM bezahlen. Das Problem war, das Rabea ihr Geld im Hotel hatte, mich wollte sie wohl nicht fragen und ich dachte auch nicht daran, ihr anzubieten, in Vorlage zu gehen.
Edit fand sofort eine Lösung, sie würden schnell mit in unser Hotel fahren, denn ein kleiner Ausflug, wäre mal eine willkommene Abwechslung. Außerdem kannten sie dieses Hotel noch nicht und ihr kleiner Sohn fahre so gerne mit Autos. Leider hätten sie selber keins. Flugs organisierte Nabir einen Kleinbus. Unterwegs lud ich die Familie, auf ein Getränk an der Poolbar ein. Dies erwies sich erst einmal als kleines Problem. Denn Nabir meinte, es sei nicht sicher, das er mitgehen könne, denn in den meisten Hotels wurden Ägypter nicht eingelassen. Das sei nicht erlaubt.
“Bitte? Das kann wohl nicht wahr sein?“ fragte ich empört, „wieso das denn? Welch ein Blödsinn.“ Ihr geht jetzt einfach mit, und wenn jemand damit ein Problem hat, werde ich das schon klären.“ Versicherte ich zuversichtlich. Die Busfahrt zahlte ich, mal wieder.
Also steuerte ich gleich auf die Rezeption zu und sagte bestimmt: „Das sind Freunde von mir, die ich zu einem Kaffe eingeladen habe. Sie haben doch nichts dagegen?“ sah die Bediensteten herausfordernd an, um mich dann gleich umzudrehen und Richtung Poolanlage zu marschieren. „Kommt, alles klar;“ rief ich ihnen zu und dabei gab ich das Handzeichen mitzugehen. Niemand erhob Einwand.
Unsere neugewonnenen Freunde fanden die Anlage sehr schön, bestellten Kaffee, Pommes für den Kleinen, Eis und kalte Getränke, und ich wunderte mich, was sie alles nacheinander verzehren konnten. Dann sah ich Sady und Walit auf uns zugeschlendert kommen, wollte meinen Lover voller Stolz vorstellen, doch sein ernstes Gesicht und sein warnender Blick hinderten mich daran. Sie blieben zwar kurz bei uns stehen, hielten Smal Talk auf Arabisch, doch für mich hatte mein Liebhaber nur ein kurzes: “How are you today?“ Wie immer ging er als erster. Walit schwatzte noch ein wenig, bis er Sady folgte.
“Nette Jungs, besonders der Kleinere.“ Meinte Edit.
“Ja, deshalb bin ich zum zweiten Mal hier. Wegen dem Kleineren,“ konnte ich mir nicht verkneifen und grinste. Nabir sah mich eigenartig an, Edit lachte nur: „Du hast keinen schlechten Geschmack. Das muss man dir lassen.“
Als sie sich verabschiedeten, staunte ich, das Rabea sie in die Hotelhalle begleitete. Seit wann war meine Kleine denn so zuvorkommend? Sonst war sie für solche Höflichkeiten immer viel zu bequem. Zu Hause würde sie sagen, die brauchen doch keinen Blindenhund, den Ausgang finden die auch alleine. `Oh Gott, bin ich manchmal blöd. Klar, sie ist auf Suche nach dem Lulatsch.`
“Na, hast Du ihn gefunden?“ fragte ich amüsiert, als sie strahlend wieder vor mir stand.
“Woher weißt du? „ lachte sie.
„Na du bist gut. Ich kenne dich als ob ich dich geboren hätte. Meinst du, nur du siehst mir meine Stimmungen an? Maus, du strahlst mit deinen Goldkettchen um die Wette.“ Flachste ich.
“Mama, du müsstest mich doch am besten verstehen. Oder nicht? Jetzt hab ich ihn endlich gesehen und wir haben uns für heute Abend verabredet. Ich bin wie du, jetzt geht’s mir wieder besser. Wie sagst du immer? Der Apfel fällt nicht weit...“
“... vom Pflaumenbaum. Ja ja. Ich versteh dich doch, Maus.“ Vollendete ich meinen Spruch.
Mein Lover schickte mir eine Nachricht, - can you com now, plees? –
“Was, schon wieder?“ staunte Rabea, als sie die Nachricht las.
Ich schüttelte den Kopf, wunderte mich ebenfalls, „kann ich mir schlecht denken. Er hat mir heute morgen gesagt, dass er heute sehr viele Termine hat. Ich geh mal kurz gucken. Bin gleich zurück.“
Sady stand in der Tür, sagte: „Im really buisy, want only ask, you like go with me to dinner, tonight? To eat fish?” Als ich freudig nickte, wies er mich an, um 21.30 Uhr das Taxi zu nehmen, er werde dann zusteigen. Auch darauf blieb mir nur die kurze Bestätigung, denn in diesem Augenblick, kam seine Massage – Kundin. Es war die Blondine mit der er sich, letztens am Beckenrand, so angeregt unterhalten hatte.
In einem Anflug von leichter Eifersucht dachte ich, ´ Auch das noch. Ausgerechnet die! Warum angele ich mir auch nen Masseur, der jeden Tag nackte Weiber begrabscht. Zum Teufel mit diesem Scheiß – Job.`
Ich schob den Gedanken beiseite, denn schließlich hatte er mich zum Essen eingeladen, nicht die Blonde oder irgendeine Andere. Dann konnte ich endlich mal mit ihm, außerhalb des Massageraumes, alleine sein. Mal richtig nett zusammen sitzen und unterhalten. Aber das würde sicher lustig werden, er sprach nicht meine Sprache, ich nicht die Seine und mit meinem Englisch war es auch recht dünn. Egal, Hauptsache mal in einer anderen, neutralen Umgebung, zu zweit allein sein.
Auch Rabea fand es zwar schön, dass ich mal alleine mit ihm ausging, machte sich jedoch die gleichen lustigen Vorstellungen, über unsere Konversation. Trotzdem ging ich mit