KISHOU III. Michael Kornas-Danisch. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Kornas-Danisch
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754155530
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bin nicht verletzt! Ich habe lediglich einige verdammte Erfahrungen gesammelt. Mein Krypt braucht Futter!“

      „Der Tolsmoi hat recht!“, hörte man sofort eine Stimme aus der Menge. Gleich darauf wühlte sich jemand mit verbundenem Kopf und auf hölzerne Krücken gestützt daraus hervor. „Mit mir verhält es sich ebenso!“, rief er.

      „Ich auch!“, war irgendwo eine etwas krächzende, schwache Stimme vom Boden her zu hören. Gleich darauf kamen von überall her Rufe, die dasselbe für sich in Anspruch nahmen. Niemand wollte offenbar zurückgeschickt werden ...

      Bork verdrehte entnervt die Augen, und schaffte es gar, sich mit zusammengebissenen Zähnen zu erheben. „Ein Tolsmoi ist erst verletzt, wenn er im verdammten Allsein ist. So verhält es sich aber nicht bei den anderen!“, schimpfte er lautstark. „Außerdem brauchen die verdammten schwerer Verletzten die verdammten weniger schwer Verletzten, damit sich noch jemand zu ihnen angemessen Verhalten kann!“

      Da der Tolsmoi einer Oase in der Zeit seines Amtes das Sagen hatte, setzte Bork sich letztlich durch. Allerdings kamen am Schluss nur noch gerade etwa dreißig Verletzte zusammen. Die anderen schafften es wohl, sich genügend unverletzt zu benehmen, und wurden nicht mehr aufgefunden.

      Sie hatten viel Zeit verloren, bis der Treck nun endlich wieder bereit war, aufzubrechen. Die Sonne stand schon weit hinter ihnen, und die Verletzten waren endlich abgefahren, als Bork etwas mühevoll seinen Wagen bestieg. Die linke Schulter schmerzte, und der Verband schränkte seine Bewegungsfreiheit ein. Als wäre das nicht genug, stolperte er auch noch auf der Pritsche über irgendetwas und fiel der Länge nach hin – zum Glück auf die weichen Säcke mit der zerriebenen Holzkohle. Er richtete sich fluchend und mit schmerzverzerrtem Gesicht wieder auf und suchte nach dem Fallstrick.

      „Wir haben ein Bündel Pfeile der Geisterreiter gesammelt, wo wir sie finden konnten!“, rief ihm jemand von unten zu. „Wer weiß, wozu ihr besonderes Verhalten mal gut ist!“

      „Auf jeden Fall dazu, um über sie zu stolpern!“, schimpfte Bork, und tastete nach der unsichtbaren Beute. Sie waren länger und stärker als die ihren, und hatten offenbar keine richtige Pfeilspitze, sondern schienen nur an ihrem vorderen Ende gespitzt.

      Kopfschüttelnd nahm er sein Krypt zur Hand und vermerkte alles gewissenhaft – auch das er sich nun sicher war, dass sie nicht durchkommen würden …

      ~*~

      Die Taktik Rhodes

      Rhodes stand aufgerichtet auf seinem Wagen inmitten seiner Truppe, und ließ seinen Blick über die Singala streichen. Sie hatten eine Pause gemacht, um ihre staubigen Kehlen zu benetzen. Seine kräftige, aber für einen Asimielen hochgewachsene Gestalt mit kantigen Gesicht drehte sich langsam im Kreise, um in jeder Richtung das zu sehen, was es hier im Übermaß zu sehen gab: Nichts.

      Fast war er beunruhigt, dass sie noch immer auf keinerlei Hyndriden gestoßen waren – gab es die hier überhaupt? Man war sich dessen eigentlich absolut sicher – aber warum eigentlich? Wirklich gesehen hatte sie doch noch niemand von ihnen?!

      Der Gedanke an ihre Präsenz an diesem Ort war den Asimielenen seit allen Zeiten so selbstverständlich, dass niemand diese vermeintliche Tatsache jemals in Frage gestellt hatte. Ja man spekulierte zuweilen gar, dass sie von hier kamen – hier ihr eigentliches Domizil hatten. Vielleicht stellt sich ja nun aber heraus, dass ...

      „Tolsmoi! Der Tag neigt sich dem Ende zu. Sollten wir uns nicht ebenso verhalten und gleich hier den Morgen abwarten, wo wir schon rasten?“, wurde er in seinem Gedankengang von einem seiner Leute unterbrochen.

      „Nein, wir verhalten uns zur Nacht marschierend, so gut es möglich ist. Erst dann werden wir lagern!“, antwortete Rhodes mit Bestimmtheit. Er gedachte die Dunkelheit zu nutzen, um so weit wie möglich zu kommen. Hyndriden greifen niemals nachts an – zumindest war das die allgemeine Erfahrung, und noch nie ist ihnen Gegenteiliges bekannt geworden. Wenn sich mögliche Hyndriden in der Singala nun ebenso verhielten, wollte er diesen Umstand nutzen. Er durfte nur nicht vom Kurs abkommen in der Dunkelheit – aber solcherlei Kleinigkeiten gehörten zu den lösbaren Problemen ...

      ~*~

      Ein seltsamer Fund

      Die hagere Gestalt Kilaks, des Tolsmoi der Oase Goozl, saß auf einer Kiste seines Wagens und starrte missmutig auf die Furche, die der Pflug hinter seinen Wagen in den lockeren Sand grub, um sich in einer leichten Rechtsbiegung in der Ferne zu verlieren.

      Der Tag würde sich bald dem Ende zuneigen, und nichts war es bislang Wert in das Krypt aufgenommen zu werden. Wenn es so weiterginge, gäbe es wohl nichts zu berichten, wenn sie wieder zu ihrer Oase zurückgekehrt waren. Wenigstens das Bruchstück der Heiligen Tafel würde er versuchen, als Trophäe für seinen Trupp vor den anderen zu sichern.

      Ungeduldig wendete er sich kurz nach vorn, und blickte in die nichtssagende und trostlose Ferne, die noch vor ihnen lag. Er wendete sich gerade wieder ab – als er stutzte und sein Kopf zurückfuhr ... Seine scharfen Augen hatten für einen Augenblick irgend etwas Ungewöhnliches registriert. Er erhob sich und suchte angestrengt die unendlich scheinende Fläche in der Marschrichtung ab, die sich irgendwann da vorn mit dem Himmel verband ... Dann endlich bemerkte er es wieder. Unweit vor ihnen – etwas rechts vom Kurs gelegen – schien es ihm, als sähe er eine Ansammlung kleiner dunkler Punkte im immer eintönigen Sand.

      Vergessen war aller Missmut und die zehrende Langeweile. Er kletterte über Kisten und Säcke hinweg bis an den vorderen Rand seines Wagens, als meinte er, damit einen Vorteil zu gewinnen, und so den Erscheinungen näher zu sein. Es dauerte noch seine Zeit, bis die Punkte nun deutlich als etwas erkennbar waren, was auf keinen Fall hierher gehörte.

      Er blickte wieder zurück zur Furche, die ihren Kurs bestimmte. Sie würden beim Einhalten dieses Richtung an der Erscheinung vorbeiziehen ... „Nach rechts!“, brüllte er ohne langes zögern, und seine Arme wiesen in die Richtung der seltsamen Punkte. Er würde schon wieder auf den Kurs zurückfinden. Sein Trupp hätte es ihm nie verzeihen, eine Neuigkeit unbesehen vorübergehen zu lassen – und er sich selbst schon gar nicht.

      Die Meute, in ihrer seltsamen Gangart, schwenkte träge nach rechts, und immer mehr von ihnen wagten den Blick nach draußen in die eingeschlagene Richtung. Es musste schließlich einen Grund für diese harte Kurskorrektur geben.

      Nachdem es nun tatsächlich etwas gab in dieser tödlichen Einöde, das sich zu ihnen ,verhielt’, löste sich die beschwerliche Gangart mehr und mehr auf, bis man endlich gemeinsam gradlinig auf die seltsamen Erscheinungen zu marschierte.

      Nach und nach gewannen die dunklen Punkte Konturen, und zeigten sich endlich als dass, was sie waren: Etwa kopfgroße, gleichmäßig geformte, und wie poliert glänzende Kugeln. Ein ganzes Feld davon lag vor ihnen.

      Kilak ließ ein gutes Stück vor ihnen halten und sprang von seinem Gefährt. „Wartet!“, rief er, sich seinen Pfad durch die Menge bahnend. Er gedachte diese seltsamen Objekte zunächst einmal selbst zu inspizieren. Dass von den Kugeln irgendeine Gefahr ausgehen könnte, wollte er nicht annehmen – vollends ausschließen konnte er es aber auch nicht. Eine gewisse Vorsicht war immer geboten.

      Er schritt bis dicht an das Kugelfeld heran und ließ seinen Blick darüber schweifen ...

      Nichts war erkennbar, dass eine Gefahr signalisierte. Ruhig lagen die Kugeln, wie zufällig verloren, im Sand, und mit nur geringen Abständen zueinander. Alle waren von gleicher blau-violetter Farbe ... Er fragte sich, wo sie wohl herkamen, und warum sie hier waren. Aber es konnte keine Antwort darauf geben – jedenfalls jetzt noch nicht. Ihre Existenz war zu unwirklich in dieser Umgebung – und so, wie sie sich verhielten, gaben sie auf die Schnelle weder eine Auskunft über eine mögliche Ursache ihres Hierseins, noch über eine Wirkung.

      Kilak zog sein Krypt aus dem viel zu weiten mantelartigen Umhang, kritzelte hektisch einige Eindrücke und Gedanken hinein – und verstaute es wieder. Langsam beugte er sich nun endlich