KISHOU III. Michael Kornas-Danisch. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Kornas-Danisch
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754155530
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großen Sees ...! Hier gibt's ein’n großen See?“, fiel ihr plötzlich auf.

      „Nein!“, war dessen ganze Antwort.

      „Wie ... Nein!? – Du hast doch eben gesagt, dass der eine Teil in einen großen See fiel?“

      „Nein, ich sagte, das es sich so verhielt, dass diese zweite Hälfte der Heiligen Tafel auf den Grund des großen und weiten Galasees versank – in seiner Mitten!

      „Also gibt's hier doch einen See!“

      „Nein!“

      „Ach so!“, meinte Kishou endlich zu verstehen. „Dann ist der ,Galasee’ gar kein See. Ich dachte nur ... wegen dem Namen ...”

      „Doch, doch!“, widersprach Habadam. „Der Galasee war sogar ein sehr großer See – er verhielt sich schon fast wie ein Meer. Allein das Verhalten der vielen Wellen ...”, geriet er ins Schwärmen. „Keine wiederholte sich jemals. Doch alle verhielten sich in geheimnisvoller Weise zueinander. – Niemals gab es eine, deren Verhalten nicht irgendwie geprägt war von der anderen ...”

      „Ach soooo!“, verstand Kishou nun endlich wirklich. „Es gibt ihn heute nicht mehr!“

      „Nein!“, sagte Habadam, was nun wohl endlich als Bestätigung zu verstehen war. „Er ist – wie die meisten der Wasser – im Allsein seines eigenen Grundes verschwunden, oder von den Winden davongetragen ... .und mit ihm alle seine Wellenberge und Täler!“

      Während sich Habadams Gesicht verdunkelte, erhellte sich das Kishous ... „Das bedeutet aber immerhin, sie liegt jetzt irgendwo da auf der Erde rum – wir könnten sie also finden!“

      „Diese Möglichkeit besteht durchaus!“, bekräftigte Habadam. Und seine kleinen Augen blitzten wieder auf. „Ich habe mein Volk bereits von eurem baldigen Eintreffen unterrichtet – und einige von ihnen sollten schon auf dem Weg dorthin sein, um sie zu finden!“

      „Echt?“, staunte Kishou „Und das andere Teil? – auf diesem Berg?

      „Es verhält sich hier noch etwas beschwerlicher – aber auch dort wird man suchen ... .Doch mir scheint die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass dies gelingen wird.

      „Wieso?“, erschrak Kishou.

      „Die Singala hat so ihre Tücken. ihr Verhalten ...!

      „Singala?“, unterbrach ihn Kishou.

      „Alte Worte einer sehr alten Sprache des Großen Belfellands!“, erklärte Habadam bereitwillig. „Der Wortstamm von ,Gala’ ist ,'Gal', und bedeutet soviel wie ,das Bewegte'. ,Gali' ist die ,Bewegung', und ,Gala' bedeutete soviel wie ,Acker des Lebens' - heute sagen wir ,Wasser' dazu. Sein Verhalten ist zu jeder Zeit das der Bewegung! Und ,Sin’ bedeutete soviel wie: verborgen, verloren, verstecken ... je nach dem! Es verhält sich in dem Namen nun jener Ort, den einst der große und weite Galasee beanspruchte!“

      „Verstehe!“, nickte Kishou aufmerksam.

      „Es ist kein guter Ort für den Asimielenen – Eine weite und unüberschaubare Fläche ohne jeden Reiz verhält sich dort. Nichts ist in ihr, was den Geist bewegt – doch wo keine Bewegung ist, da ist Allsein!“

      Kishou nickte nachsinnend. „Ich glaube, ich verstehe was du meinst. Als ich damals Trautel Melanchful verließ, wanderte ich lange durch die Erste Ebene des Ersten Tals des Ersten Droms – bevor ich auf die Kyiten traf. Da hat’s wohl genauso ausgesehen. ... Also einfach nichts weit und breit, und in alle Richtungen. Da hatte ich auch irgendwann so’n komisches Gefühl, als würde ich langsam irgendwie verschwinden ... oder so. Der Kopf wurde immer leerer. Wenn ich nicht noch gerade rechtzeitig ...“

      „Und in euch verhalten sich viele … und eine ,Kishou’!“, gab Habadam noch zu bedenken. „Gar mächtiger als ein Magier! Ihr könnt euch denken, wie wenig mein Volk sich diesem Feind der Leere erwehren kann, wenn ihr damit schon eure Mühe hattet!“ Nein – bis zu eurer Ankunft konnten sie es nicht wagen, in die Singala einzudringen!“

      „Und jetzt können sie’s?“, wunderte sich Kishou.

      „Die Nachricht eures baldigen Erscheinens brachte sehr viel Bewegung in ihre Geister – viele neue Gedanken – alles verhält sich nun neu zueinander in ihren Köpfen. Sie fanden Möglichkeiten des Verhaltens darin, wie sie die Singala überwinden könnten!“

      „Aber du meinst trotzdem, dass sie es nicht schaffen werden?“ Kishou ahnte eigentlich mehr, als das sie wirklich verstand.

      „Wenn es nur die Singala wäre ...?“ Seine buschigen, weißen Brauen zogen sich eng zusammen. Doch leider ist die Singala nicht wirklich verlassen von allem. Nicht auch von den Hyndriden ... zumindest spricht einiges dafür!“

      Allein schon der Klang dieses Namens ließ Kishou erschauern. „Hyndriden?“, fragte sie besorgt ...

      ~*~

      Geisterreiter

      „Hyndriden!“ Der Kaustab kippte aus dem Munde Borks, als er aufbrüllte, und verschwand irgendwo zwischen Kisten und Säcken. Er war aufgesprungen, und sein Arm streckte sich zu seiner Rechten in die weite Öde.

      Er beobachtete schon eine ganze Weile diese Staubwolke, die anfangs sehr weit und klein erschien – inzwischen aber keinen Zweifel mehr zuließ, dass sie anwuchs und direkt auf sie zukam.

      Ruckartig kam die Meute zum stehen, und alle Köpfe drehten sich in die Richtung, die Borks Arm bezeichnete.

      „Die Wagen raus!“, war seine nächste Anweisung.

      Einige sprangen sofort auf die Rücken der Fläcks, und lenkten sie mit ihren Pritschen sternförmig auseinander, bis sie einen großen Kreis bildeten. Hektisch befreiten sie die Tiere von den Deichseln und zerrten sie hinter die Karren. Schilde, Speerkatapulte und Kästen mit Drindeln wurden von den Wagen gezerrt und in Stellung gebracht. Die Bögen wurden gespannt und die großen, extra für dieses Wagnis geschaffenen, nach unten spitz zulaufenden Schilde, in den Boden gerammt. Die Wagen würden hier nur wenigen von ihnen Schutz bieten können ...

      „Tolsmoi, was verhält sich dort?“, rief eine Stimme.

      Bork stand noch immer hoch aufgerichtet auf der Pritsche, der nun ein Teil der lückenhaften Wagenburg war. Er hatte sich längst wieder einen neuen Kaustab zwischen die Zähne geschoben und blickte angestrengt auf das, was da auf sie zukam. Schon bald sollten sie in Reichweite der Pfeile sein. Aber wer? „Ich kann verdammt noch mal nichts erkennen!“, schrie er. „Ich sehe nur die Fahne von Staub – nichts, was sich zu ihr auch nur irgendwie verhält!“

      In diesem Moment stutzte er. Er meinte aufspritzenden Sand zu sehen – wie ihn die Hufen schneller Reittiere verursachen, wenn sie auf sandigen Boden aufschlagen. Langsam und ungläubig zog er seinen Kaustab aus dem Mund. Dann schlug plötzlich irgend etwas neben ihm in das Seitenholz der Pritsche ein ... Ein Pfeil würde ein solches Geräusch verursachen ... „Geisterreiter! Es sind verdammte Geisterreiter!“, brüllte er auf, während er sich mit einem jähen Satz nach hinten über die Seitenwand der Pritsche rollte – zunächst auf dem dort stehenden Fläck landete – und endlich den Boden erreichte.

      Irgend etwas prasselte nun in kurzen Abständen gegen die vorderen Wagen und die aufgepflanzten Schilde seiner Leute – und einige von ihnen gingen bereits von irgend etwas getroffen zu Boden, bevor sie sich hinter die Schilderwehr retten konnten. Keiner wusste, was ,Geisterreiter’ waren, aber jeder von ihnen hatte sofort eine Vorstellung von der Sachlage, nachdem ihr Tolsmoi einen Namen für diese Hyndriden gefunden hatte ...

      „Schießt eure verdammten Pfeile und Speere in jede Richtung, wo sich der verdammte Boden bewegt, und lasst die verdammten Drindeln Tanzen, das die Luft mit ihnen gefüllt ist!“, schrie er hinter dem Wagen kauernd, in den Schilderwald hinein.

      ,Drindeln’ waren flache, etwa zwei handtellergroße und sehr scharfkantige Metallscheiben, die mit viel Geschick und großer Wucht wie