Das erste Buch Opa. Bastian Litsek. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Bastian Litsek
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754174975
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Terzett-Pissung kommen (mehr als zwei hörbare Strähle mit weniger als einem Meter Abstand zwischen den Wasserlassenden). Im Notfall ist auf eine funktionstüchtige Toilette auszuweichen oder zu warten.

      4) Die Hände sind nach jeder in diesen Räumlichkeiten vollzogenen Handlung zu waschen. Mit Seife. Das Befeuchten der Hände gilt nicht als Waschen. Wer seine Hände nicht wäscht, bedroht den Fortbestand des Bieres und Fußballs und wird mit Seifenstücken in Handtüchern von Unbekannten bei Nacht und Nebel zu Tode geprügelt. Ja, wirklich.

      5) Voller Scham schreibe ich Regel Nummer fünf: Das Waschen von anderen Extremitäten wie Füßen im HANDwaschbecken ist zu unterlassen. Sie Tier.

      An dieser Stelle möchte ich zugeben, dass es eine lange von stolz erfüllte männliche Tradition ist, auf Arbeit, im Baumarkt oder sogar beim Büfett-Asiaten zu defäkieren (auch „Den Bergmann in den Stollen schicken“ oder „Eine Runde mit dem Porzellandampfer fahren“). Das Erledigen des Stuhlgangs spart im eigenen Hause nicht nur Wasser, sondern auch Arbeit bei der Reinigung. Zudem verhindert der sogenannte Außerhausschiss Zorn und Ekel der Frau und/oder Tochter in Bezug auf Begleiterscheinungen wie den Geruch, der oft nur mit aggressiven Duftsprays überdeckt werden kann. Viele Weibchen sprechen hier von „Die Situation noch verschlimmern“. Der Stuhlgang außer Haus hat unter Männern lange Tradition. Sollten Sie sich noch zieren, weg mit der Scheu. Die Vorteile überwiegen die Nachteile bei Weitem. Aber auch hier sind folgende Dinge zu beachten.

      1) Nach Möglichkeit ist die Entleerung des Darmes in einer ansonsten leeren Herrentoilette zu vollziehen. Die tatsächliche Entleerung führt zu einem Zustand der Unsicherheit. Das Männchen fühlt sich in höchstem Maße angreifbar und kann bei drohender Gefahr fluchtartig, mit hängenden Hosen das Weite suchen. Ein jämmerlicher Anblick für alle Beteiligten.

      3) Zeitweise urinierende Geschlechtsgenossen am Pissoir sind zulässig, solange man sich nur gegenseitig hört, aber nicht sieht.

      4) Haben Sie die Abschlagstelle bereits bezogen und sitzen bequem und sollten erst dann feststellen, dass in der Kabine zu Ihrer Linken oder Rechten ein Genosse bereits den Stuhlgang vollzieht (entweder wahrgenommen durch entsprechende Geräusche oder durch ein höfliches Räuspern des Herrn), haben Sie demjenigen, welcher vor Ihnen hier war, beim Eintopfen die Vorfahrt zu lassen. Unter keinen Umständen defäkieren zwei Männer gleichzeitig. Der dadurch entstehende Wettstreit, sich zu übertrumpfen und schneller fertig zu werden als der andere, kann zu einer Analfissur oder im schlimmsten Fall zu einem Treffen der beteiligten Exkrementierenden am Waschbecken führen.

      5) Jeglicher Kontakt zu gleichzeitig Defäkierenden ist zu vermeiden. Wer früher fertig ist und die Abschlussspülung vollzieht (bitte nicht mit der Zwischenspülung verwechseln), darf die Kabine zuerst verlassen. Der andere hat gefälligst zu warten.

      6) Da immer wieder arme Gestalten fragen, warum: Der Vorgang des Stuhlgangs, obwohl sehr männlich, bringt ein gewisses Maß an Scham mit sich. Es ist etwas Privates und das soll es auch bleiben. Ein unter optimalen Bedingungen vollzogener Stuhlgang findet ohne weiteren Kontakt bei nicht mehr 1000 Lumenwatt und kaum hörbaren Regenwaldgeräuschen statt. Wie damals, zu Zeiten der Dinosaurier.

      Weiter ein paar Allgemeinheiten.

      1) Small Talk ist zu unterlassen, da er Funktionsabläufe hinauszögert und dem Gespräch fremde Personen belästigt.

      2) Leeres Klopapier ist nachzufüllen. Sie sind hier nicht zu Hause, Ihre Frau räumt hier nicht hinter Ihnen her.

      3) Ja, es gibt Klobürsten. Nein, wir können Sie zu nichts zwingen. Aber denken Sie nur daran, Ihr Chef/Arbeitskollege oder Vater könnte die Toilette nach Ihnen benutzen und Sie könnten im Ansehen bei dieser Person stark abrutschen, was frühzeitig zu weniger Bier und Fußball in ihrem Leben führen könnte. Diese Regel funktioniert auch zu Hause bei der Toilette, die Sie mit Ihrer Frau und/oder Tochter nutzen. Diese zu reinigen und picobello zu hinterlassen, mit frisch gewechseltem WC-Stein, erhöht ihre Chance immens von Ihrer Frau und oder Tochter nicht mit zunehmendem Alter verachtet zu werden. Manch fauler Mann unterschätzt, wie leicht es auch heute noch ist, von der eigenen Frau vergiftet zu werden. Besondere Vorsicht ist in den Wechseljahren geboten, also Obacht die Herren. Fordern Sie keinen Kampf heraus, bei dem Sie a) sowieso nicht gewinnen können und b) bei dem es nichts zu gewinnen gibt.

      Werden diese Regeln nicht peinlichst genau eingehalten, werden Bier und Fußball aufhören zu existieren. Sollten diese Regeln eingehalten werden, müssen Sie sich über das Wie? Warum? Hä? auch keine Gedanken machen. Das ist der eine Fall, wo wir als männliche Gemeinschaft Sie als Individuum Mann und Geschlechtsgenossen bitten möchten, NICHT NACHZUDENKEN, SONDERN ZU MACHEN!

      Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und viel Vergnügen bei der Benutzung dieser Örtlichkeiten wünscht Ihnen.

      Florian Bimmel

      3. Vorsitzender des Klubs der Herren e. V.

      Abteilung HWR (Human Waste Resources)

      Ich nicke zufrieden und lasse den Schrieb aus dem Drucker.

      Ich weiß schon, wo ich die ersten Exemplare anbringen werde. An genau dem Ort, welcher mich zum Verfassen diese Reformationserklärung inspiriert hat.

      „Im örtlichen Baumarkt“, presse ich zwischen den Zähnen hervor und mache dabei eine Faust.

      Das Wunder der Haushaltsarbeit

      und deren Belohnungen

      Es ist Abend, nichts Vernünftiges flimmert im Fernsehen umeinander, wir sind satt und schwer damit beschäftigt, einen Nachbarn im anderen Haus zu beobachten. Die Wohnung gegenüber hat große Fenster. Man hält dort nichts von Vorhängen, was uns schon den ein oder anderen Einblick ermöglicht hat.

      Frank ist auch bei uns. Einer unserer Nachbarn und Pokerkumpel von Opa.

      „Was macht er jetzt?“, fragt Opa.

      Ich habe das Fernglas und beobachte unseren Nachbarn, Ulf Krucke.

      „Er hat einen Lappen in der Hand und fährt damit über die Fenster.“

      „Mit welcher Seite des Lappens fährt er über das Fensterglas?“, fragt Opa.

      „Keine Ahnung“, sage ich und starre weiter durch das Fernglas. „Beide Seiten des Lappens haben dieselbe Farbe.“

      „Wie?“, fragt Opa erstaunt.

      „Woher weiß er dann, dass er nicht die dreckige Seite anfasst?“, fragt Frank.

      „Keine Ahnung, Männer“, gebe ich zurück.

      Ich reiche Frank das Fernglas und fummle mein Smartphone aus der Hosentasche. Ich muss ein Foto machen. Nur so können wir effiziente Beweise sammeln.

      „Er legt den Lappen weg!“, ruft Frank und zeigt auf den fensterputzenden Ulf.

      „Verdammt“, nuschle ich und lege das Smartphone weg. Es geht alles viel zu schnell.

      „Gib mir auch mal“, fordert Opa das Fernglas ein. Frank will es aber nicht hergeben und zuckt zur Seite, als Opa es ihm abnehmen will.

      „Er geht zu einem langen Brett, das mit einer Art Stoff bezogen ist“, beschreibt Frank. „Er nimmt ein spitz zulaufendes Gerät mit einem Kabel und steckt es in die Steckdose.“

      „Ah, er braucht Strom“, sage ich.

      Opa nickt anerkennend. So weit, so gut.

      „Er hat das Gerät in eine Art Halterung gespannt und nimmt ein Hemd.“

      „Ein normales Hemd?“, fragt Opa.

      „Scheint mir so“, gibt Frank zurück. Er nimmt das Fernglas von den Augen und reibt in seinem rechten Augapfel, bevor er wieder hindurch schaut. „Er füllt Wasser in das Gerät.“

      „ER BÜGELT!“, schreie ich. „HA! Das hab ich schon mal im Fernsehen gesehen.“

      „Bügeln …“, wiederholt Opa