Parzival. Wolfram Von Eschenbach. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Wolfram Von Eschenbach
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754175200
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der sein Schiff vom Riffe stößt:

      Von hinnen trägts die Welle flott.

      Meine Macht wird zu Spott;

      15Mannesstolz und hoher Sinn

      Weicht von mir und fährt dahin.

      Was hülfe dir mein Sterben?

      Ich muß Schande doch vererben

      Auf alle Nachkommen.

      20Du hast Preis und Frommen:

      Thust du mir mehr, das ist nicht Noth.

      Ich trage den lebendgen Tod,

      Da ich von ihr geschieden bin,

      Die das Herz mir und den Sinn

      25Mit Gewalt gefangen nahm,

      Ob es mir nie zu Gute kam.

      Nun muß dir sieglos meine Hand

      Sie überlaßen und ihr Land.«

      Da gedachte, dem Gott Sieg beschied,

      Wie einst Gurnemans ihm rieth,

      [214]Daß zu kühner Mannheit

      Gezieme Barmherzigkeit.

      Diesem Rathe folgt' er nach;

      Zu Klamide der Degen sprach:

      5»Dem Vater von Liaßen,

      Ich will dirs nicht erlaßen,

      Dem bringe deine Sicherheit.«

      »Nein, Herr: dem hab ich Herzeleid

      Gethan: ich schlug ihm seinen Sohn:

      10Da wägtest du mir übeln Lohn.

      Wegen Kondwiramur

      Focht mit mir Schenteflur;

      Auch wär ich todt von seiner Hand,

      Half mir nicht mein Seneschant.

      15Es hatt ihn in das Land Brobarz

      Gurnemans de Graharz

      Gesandt mit starken Heeres Kraft.

      Da thaten gute Ritterschaft

      Neunhundert Ritter, die wohl stritten

      20Und geschiente Rosse ritten:

      Fünfzehnhundert Söldner auch,

      Gewappnet all nach Kriegsgebrauch,

      Nur den Schild nehm ich aus:

      Bloß der Same kam davon nach Haus.

      25So vernichtet' ich sein Heer;

      Du nahmst mir jetzt der Helden mehr.

      Ich muß Ehr und Freud entbehren:

      Was willst du noch begehren?

      »Ich will dich sanftre Wege weisen:

      Fahre zu den Bretaneisen

      [215](Kingron ist vor dir hingeritten)

      Zu König Artus dem Britten.

      Dem sollst du Grüße von mir sagen.

      Bitt ihn, daß er mir helfe klagen

      5Eine Schande, die ich dort gewann.

      Mich lachte eine Jungfrau an:

      Daß man die deshalb zerbleute,

      Das reut mich, wie mich nichts noch reute.

      Sag ihr, es sei mir leid;

      10Bring ihr deine Sicherheit

      Und leiste willig ihr Gebot

      Oder nimm von mir den Tod.«

      »Soll dieses Urtheil gelten,

      Ich will es nicht beschelten,«68

      15Der König sprachs von Brandigan:

      »Diese Fahrt wird gethan.«

      Das gelobt' ihm, eh er schied,

      Den seine Hochfahrt verrieth.

      Parzival der Weigand

      20Sein müdes Ross wiederfand.

      Er hob den Fuß darnach nicht auf,

      Ohne Stegreif sprang er drauf,

      Daß umwirbelten mit Schall

      Des zerhaunen Schildes Scherben all.

      25Die Bürger hatten frohe Zeit,

      Die Aeußern nichts als Herzeleid

      Und in allen Gliedern Weh.

      Man brachte König Klamide

      Hin, wo seine Helfer waren.

      Die Todten ließ er aufbahren

      [216]Und bringen zu des Grabes Rast.

      Das Land räumte mancher Gast.

      Der werthe König Klamide

      Ritt gen Löver an die See.

      5Die von der Tafelrunde

      Waren zu der Stunde

      Versammelt in Dianasdron

      Mit König Artus dem Breton.

      Sag ich euch keine Lüge dran,

      10Zu Dianasdron der Plan

      Muste Zeltstangen tragen

      Mehr als im Spessart Stämme ragen.

      So zahlreich war das Hofgelag,

      Womit Artus den Pfingstentag

      15Beging und all die Frauen.

      Da waren auch zu schauen

      Paniere viel und mancher Schild,

      Jeder mit eignem Wappenbild,

      Vor manchem schön geschmückten Zelt.

      20Es nähme Wunder jetzt die Welt:

      Wer könnte all die Zeltlachen

      Solchem Heer von Frauen machen?

      Da wähnt' auch jede Frau fürwahr,

      Sie verlör den Preis der Schönheit gar,

      25Wenn sie nicht ihren Ritter hätte.

      Käm ich selbst an solche Stätte

      (Da waren so viel junge Herrn),

      So brächt ich doch mein Weib nicht gern

      In ein so groß Gemenge!

      Ich scheue Volksgedränge.

      [217]Vielleicht, daß Einer zu ihr spräche,

      Daß ihn ihre Minne stäche,

      Er könne nie gesunden:

      Wenn sie heile seine Wunden,

      5Er woll ihr dienen ewiglich.

      Mit ihr von dannen höb ich mich.

      Genug gesprochen ist von mir:

      Nun hört, wie König Artus hier

      Sein Zelt mit Schnüren hatt umzogen.

      10Davor mit Freuden ungelogen

      Aß mit ihm das Ingesind,

      Manch werther Mann zu Falschheit blind

      Und manche stolze Fürstin,

      Die nichts als Tjoste trug im Sinn.

      15Sie schoß den Freund dem Feind entgegen:

      Kam zu Schaden da der Degen,

      So zart war ihr Gemüthe,

      Daß sie's vergalt mit Güte.