Parzival. Wolfram Von Eschenbach. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Wolfram Von Eschenbach
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754175200
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magern, und sich biegen,

      Nicht bauchsatt strotzend bis zum Kinn.

      Der Marschall der Königin

      25Ließ den Schiffen Frieden geben:

      Er gebot bei Leib und Leben,

      Niemand solle sie berühren.

      Die Verkäufer hieß er führen

      In die Stadt vor seinen Herrn.

      Der bezahlte doppelt gern

      [201]Den Werth all ihrer Habe:

      Ihnen schien das große Gabe.

      Sie ließen ihre Waare theuer:

      Den Bürgern troff es nun ins Feuer.

      5Jetzt wär ich gerne Söldner hier;

      Denn da trinkt nun Niemand Bier,

      Sie haben Wein und Speise viel.

      Da that, wie ich euch sagen will,

      Der edle Ritter Parzival.

      10Zuerst in Bißen klein und schmal

      Theilt' er die Kost mit eigner Hand,

      Zumal den Besten all im Land:

      Er wollte speisentwöhnte Magen

      Nicht Ueberfülle laßen tragen.

      15Sein Maß erhielt ein Jeder so;

      Sie wurden seines Rathes froh.

      Zu Nacht beschied er ihnen mehr,

      Der nicht zu lose war noch hehr.

      Ums Beilager frug man da:

      20Er und die Köngin sprachen Ja.

      So mäßig hielt er sich die Nacht,

      Es würd ihm sicherlich verdacht

      Bei mancher Frau in unsrer Zeit.

      Daß sie so an Lüsternheit

      25Sitt und Zucht verlieren

      Und doch sich gerne zieren!

      Sie zeigen Gästen keusche Sitte;

      Doch wohnt in ihres Herzens Mitte

      Das Widerspiel der Geberde.

      Dem Freunde heimliche Beschwerde

      [202]Schafft ihre Zärtlichkeit.

      Sich selbst bezwingt zu jeder Zeit

      Ein getreuer stäter Mann,

      Der auch der Frauen schonen kann.

      5Er denkt wohl, und es ist auch wahr:

      »Um Minne sah mich manches Jahr

      Diesem holden Weibe dienen;

      Nun ist der Tag erschienen,

      Da sie mir lohnt: nun lieg ich hier.

      10Genügt auf ewig hätt es mir,

      Wenn ich mit meiner bloßen Hand

      Rühren durft an ihr Gewand.

      Ließ' ich nun von edler Scheu,

      So schien ich selbst mir ungetreu.

      15Soll ich im Schlaf sie stören

      Und uns beide so entehren?

      Holde Kunde vor dem Schlaf

      Vernimmt, wer Frauenkeusche traf.«

      So lag auch der Waleise,

      20Der sich fürchtet keiner Weise.

      Den man den rothen Ritter hieß

      Der Königin ihr Magdtum ließ;

      Sie wähnte doch, sein Weib zu sein:

      Ihr Haupt trug bei des Morgens Schein

      25Seiner Minne halb ein Band.

      Da gab ihm Burgen und Land

      Die Frau mit magdlichem Sinn;

      Längst war ihr Herz schon sein Gewinn.

      Sie waren bei einander so

      In unschuldger Liebe froh

      [203]Zwei Tage bis zur dritten Nacht.

      Ans Umfangen hat er oft gedacht,

      Zumal es seine Mutter rieth;

      Gurnemans ihn auch beschied,

      5Daß Mann und Frau untrennbar sein:

      Sie verflochten Arm und Bein.

      Wenn ich euch berichten soll,

      Ihm gefiel die Nähe wohl:

      Den alten immer neuen Brauch

      10Uebten da die beiden auch.

      Wohl war ihnen, war nicht weh.

      Nun höret auch, wie Klamide,

      Da er die Heerfahrt begann,

      Unfrohe Botschaft gewann.

      15Einen Knappen hört' er sagen,

      Des Rösslein Sporen wund geschlagen,

      Daß auf dem Plan vor Pelrapär

      Ritterschaft geschehen wär,

      Scharf genug, von Heldenhand:

      20»Bezwungen ist der Seneschant;

      Des Heeres Führer Kingron

      Fährt zu Artus dem Breton.

      Das Kriegsheer liegt noch vor der Stadt,

      Wie scheidend er befohlen hat.

      25Euch und euerm Doppelheer

      Steht noch Pelrapär zur Wehr.

      Die Stadt verficht ein Ritter werth,

      Der anders nichts als Streit begehrt.

      Von euern Söldnern hört ich Kunde.

      Zu Hülfe von der Tafelrunde

      [204]Sei der Königin gesandt

      Ither von Kukumerland.

      Des Wappen zog für sie zu Feld,

      Und ohne Tadel trugs der Held.«

      5Der König warf dem Knappen ein:

      »Kondwiramur begehrt ja mein,

      Und ich will sie und auch ihr Land.

      Kingron mein Seneschant

      Mir mit Wahrheit entbot,

      10Die Stadt bezwinge Hungersnoth;

      Mir aber werde zum Gewinn

      Die Huld der werthen Königin.«

      Der Knapp erwarb da nichts als Haß;

      Mit dem Heer der König zog fürbaß.

      15Ein Ritter ihm entgegen ritt,

      Der auch sein Ross mit Sporen schnitt.

      Der sagt' ihm gleiche Kunde.

      Klamide gewann zur Stunde

      Einen unmuthschweren Sinn:

      20Es daucht ihn großer Ungewinn.

      Ein Fürst sprach in des Königs Bann:

      Was Kingron auch hat gethan,

      Uns vertrat er nicht im Streit,

      Nur seine eigne Mannheit.

      25Sollen, wär er erschlagen,

      Zwei Heere drum verzagen,

      Dieß und jenes vor der Stadt?

      Den