Parzival. Wolfram Von Eschenbach. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Wolfram Von Eschenbach
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754175200
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      15Da erhob sich auch der junge Mann.

      Der Königstochter Kappelan

      Sang Gott und seiner Frauen.

      Da durft ihr Gast sie schauen,

      Bis gegeben ward der Segen.

      20Nach seiner Rüstung frug der Degen:

      Darin er bald gewappnet stund.

      Wohl that er Ritterstärke kund

      Mit rechter mannlicher Wehr.

      Da kam Klamides Heer

      25Mit manchem Banner gezogen.

      Kingron war voran geflogen

      All dem übrigen Heer

      Auf einem Ross von Iserterre;

      So hab ich vernommen.

      Vors Thor war auch gekommen

      [197]Fils dü Roi Gachmuret;

      Mit ihm der Bürger Gebet.

      Dieß war sein erster Ritterstreit.

      Er nahm den Anlauf wohl so weit,

      5Daß von seiner Tjoste Stoß

      Beide Rosse wurden gürtellos.

      Die Riemen brachen, nicht die Flechsen;

      Die Rosse saßen auf den Hächsen.

      Da durften, die darauf geseßen,

      10Ihrer Schwerter nicht vergeßen;

      In den Scheiden wurden die gefunden.

      Kingron trug schon Wunden

      Durch den Arm und in der Brust.

      Gelehrt hatt ihn die Tjost Verlust

      15Alles Preises, des er durfte pflegen,

      Bis seine Hoffahrt schwand vor diesem Degen.

      Hoch pries man seine Streitergaben:

      Sechs sollt er abgeworfen haben,

      Die zu ihm ritten auf ein Feld;

      20Doch so bezahlt' ihn unser Held

      Mit seiner kraftreichen Hand,

      Daß Kingron dem Seneschant

      Zu Muthe ward in seinem Sinn,

      Als ob ein Schleuderwerkzeug ihn

      25Mit schweren Würfen erreichte.

      Ein andrer Streit wars, der ihn neigte:

      Ein Schwert ihm durch den Helm erklang.

      Parzival ihn niederzwang;

      Er setzt' ihm auf die Brust ein Knie:

      Da bot er ihm, was er noch nie

      [198]Einem Mann geboten, Sicherheit.

      Die wollte nicht sein Herr im Streit:

      Er gebot, daß er Fianze

      Brächte Gurnemanze.

      5»Nein, Herr, gieb lieber mir zum Lohn

      Den Tod. Ich schlug ihm seinen Sohn,

      Schenteflurn nahm ich das Leben.

      Viele Ehre hat dir Gott gegeben,

      Wenn man künftig sagt von dir,

      10Wie du Kraft erwiesen hast an mir.

      Da du mich hast bezwungen,

      So ist dir wohl gelungen.«

      Da sprach der junge Parzival:

      »Ich will dir laßen andre Wahl:

      15Bring der Köngin Sicherheit,

      Der dein Herr so großes Leid

      Hat gethan in seinem Zorn.«

      »So wär ich sicherlich verlorn:

      Mit Schwertern schnitten sie mich klein

      20Den Stäubchen gleich im Sonnenschein:

      Solch Herzeleid hab ich gethan

      Da drinnen manchem kühnen Mann.«

      »So bringe denn von diesem Plan

      Mit dir in das Land Bretan

      25Deine ritterliche Sicherheit

      Einer Magd, die meinethalben Leid

      Erlitt, das sie nicht hätt erlitten,

      Wenn Kei bescheiden war von Sitten.

      Sag ihr, was mir geschehe,

      Daß sie mich nicht fröhlich sehe,

      [199]Bis ich ihm den Schild durchsteche

      Und ihre Unbill räche.

      Artus und seinem Ehgemahl

      Melde meinen Dienst zumal

      5Und der ganzen Tafelrunde:

      Nicht käm ich vor der Stunde,

      Da ich der Schmach mich entschlage,

      Die ich gesellig trage

      Mit Jener, die mir Lachen bot;

      10Sie kam dadurch in große Noth.

      Sag ihr, ich sei ihr Dienstmann,

      Mit Dienst ihr dienstlich unterthan.«

      Der Andre sprach zu Allem ja;

      Die Helden man sich scheiden sah.

      15Zu Fuß kam heimgegangen,

      Da sein Ross war gefangen,

      Der Bürger Trost im Streite,

      Die er bald ganz befreite.

      Muthlos war das äußre Heer,

      20Weil Kingron trotz seiner Wehr

      So gekommen war zu Fall.

      Die Innern führten Parzival

      Zu ihrer jungen Königin.

      Die empfing umarmend ihn:

      25Sie drückt ihn fest sich an den Leib

      Und sprach: »Ich werde nimmer Weib

      Eines Mannes auf der Welt,

      Als den mein Arm umfangen hält.«

      Sie half, daß er entwappnet ward:

      Ihr Dienst blieb nicht dabei gespart.

      [200]Nach seiner großen Arbeit

      War wenig Labung bereit.

      Ihm war so hold die Bürgerschaft,

      Sie schwor ihm Treu aus Herzenskraft,

      5Er müß ihr Herr und König sein.

      Die Köngin willigte darein

      Ihn zum Amis zu haben,

      Da er so hohe Gaben

      An Kingron bewiesen.

      10Zwei braune Segel fließen

      Sah man von der Mauer Thurm.

      Die verschlug in ihren Hafen Sturm.

      Um der Kiele Ladung stand es so,

      Daß all die Bürger wurden froh:

      15Sie führten nichts als Speise;

      So fügt' es Gott der weise.

      Sie stoben von den Zinnen

      Die Beute zu gewinnen

      Den Kielen zu, ein hungrig Heer.

      20Am Fleische trugen sie nicht schwer:

      Wie